Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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f<strong>und</strong>en hat, <strong>de</strong>n sie nicht mit einer an<strong>de</strong>ren Frau teilen muss: Ich strebe zwar etwas Festes an,<br />
aber <strong>im</strong> En<strong>de</strong>ffekt hilft mir das jetzt, über meine Phantasien hinwegzukommen <strong>und</strong> nicht un-<br />
bedingt je<strong>de</strong>n verbissen anzuspringen, wo es geht. Also ich strebe schon eine dauerhafte Be-<br />
ziehung an. Das Verhältnis <strong>von</strong> Dominanz <strong>und</strong> Unterwerfung haben Maria <strong>und</strong> ihr Herr über<br />
einen Vertrag geregelt, in <strong>de</strong>m sie ihm die Verfügungsgewalt über ihren Körper übertragen<br />
hat: Wir haben einen richtigen schriftlichen Vertrag, mit Blut unterzeichnet, <strong>de</strong>r besagt, dass<br />
er volle Verfügungsgewalt über meinen Körper hat.(...) Wir haben diesen Vertrag jetzt<br />
erstmal vorläufig für ein halbes Jahr, aber eben verlängerungsfähig gemacht.<br />
SM-I<strong>de</strong>ntität <strong>und</strong> Alltagsrolle<br />
Maria hat keine Probleme mit sich <strong>und</strong> ihrem sozialen Umfeld ob dieser Sklavinnenrolle. Ab-<br />
gesehen <strong>von</strong> ihrem Beruf, wo sie ihre Neigung verbergen muss, wissen Verwandte <strong>und</strong><br />
Fre<strong>und</strong>e <strong>von</strong> ihrer Lei<strong>de</strong>nschaft, sich einem Mann zu unterwerfen: Ich lebe zum Beispiel mit<br />
einer Fre<strong>und</strong>in zusammen, die normal ist. Sie weiß es. Meine an<strong>de</strong>re Fre<strong>und</strong>in, die ist auch<br />
normal <strong>und</strong> die weiß das auch. Meine Mutter weiß es. Es ist also so, dass die Leute, die mir<br />
wichtig sind, es wissen. Und die Leute, die mir nichts be<strong>de</strong>uten o<strong>de</strong>r Arbeitskollegen, warum<br />
soll ich <strong>de</strong>nen das erzählen? Wenn die mich so sehen wür<strong>de</strong>n, wie jetzt <strong>und</strong> ich wür<strong>de</strong> auch<br />
noch sagen ‚Ja, ich bin Masochistin’, die wür<strong>de</strong>n doch meinen, sie könnten mich dann je<strong>de</strong><br />
Pause flachlegen. Um Gottes willen. (...). Nicht nur an Gruppenaben<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auch sonst<br />
weist ihr alltägliches Outfit auf ihre Neigungen <strong>und</strong> die Zugehörigkeit zur SM-Szene hin; Ma-<br />
ria ist in <strong>de</strong>r Regel ganz schwarz <strong>und</strong> sehr feminin geklei<strong>de</strong>t. Als wir sie kennenlernten, trug<br />
sie ein Kleid mit sehr vielen Schlitzen, ein H<strong>und</strong>ehalsband aus schwarzem Le<strong>de</strong>r mit Nieten<br />
beschlagen <strong>und</strong> hohe Schuhe. Wenn ihr Herr es verlangt, ist sie auch bereit, sich an <strong>de</strong>r Leine<br />
mit ihm in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit zu zeigen. Dies zeigte sich auch nach unserem Interview, als er<br />
sie abholte <strong>und</strong> an <strong>de</strong>r Leine aus <strong>de</strong>r Wohnung auf die Straße führte. Da<strong>von</strong> ausgenommen<br />
sind jedoch berufsbezogene Situationen. Wir trafen Maria zu einem späteren Zeitpunkt zufäl-<br />
lig an ihrem Arbeitsplatz, wo sie sich <strong>de</strong>rart bie<strong>de</strong>r <strong>und</strong> brav präsentierte, dass sie fast nicht<br />
wie<strong>de</strong>rzuerkennen war.<br />
Sklavin zu sein ist für Maria nicht gleichbe<strong>de</strong>utend mit <strong>de</strong>m Abtreten ihrer Rechte auf Selbst-<br />
verwirklichung <strong>und</strong> Entfaltung <strong>de</strong>r persönlichen Freiheit. Dies wird zum einen aus ihrem<br />
Verhalten in an<strong>de</strong>ren sozialen Lebenszusammenhängen <strong>de</strong>utlich: Natürlich kann ich als Skla-<br />
vin trotz<strong>de</strong>m eigene Bereiche haben, eigene Interessen. Ich kann meine Arbeit haben <strong>und</strong> man<br />
hat auch best<strong>im</strong>mt seine Fre<strong>und</strong>e. Das alles be<strong>de</strong>utet nicht, meinen Willen zu brechen, aber<br />
ihn zu biegen. In <strong>de</strong>r Beziehung, die ich jetzt habe, habe ich durchaus mein eigenes Leben.<br />
(...) Man ist trotz<strong>de</strong>m selbständig, man arbeitet, man tut <strong>und</strong> macht, <strong>und</strong> ich trage zum Bei-<br />
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