Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ere Jahre <strong>von</strong> sadomasochistischen Sexualpraktiken distanzierte, <strong>de</strong>r Wunsch nach Unterwer-<br />
fung aber weiterhin ihre Phantasien <strong>und</strong> Vorstellungen <strong>von</strong> Sexualität dominierte. In dieser<br />
Zeit litt sie unter ständigem Druck, an<strong>de</strong>rs zu sein, als die an<strong>de</strong>ren, was schließlich zu <strong>de</strong>m<br />
Versuch führte, diese ‚Krankheit’ zu therapieren: Also wenn man das so ent<strong>de</strong>ckt, vor allem<br />
am Anfang, dann weiß man schon, dass man nicht normal ist. Wenn man das erstemal direkt<br />
sagt, ‚Ich bin Masochist’, dann wür<strong>de</strong> man es schon am liebsten je<strong>de</strong>m erzählen, rausschrei-<br />
en, <strong>und</strong> möchte auch so akzeptiert wer<strong>de</strong>n. Aber die Angst ist zu groß, weil man sich fragt,<br />
‚Was halten die Leute <strong>von</strong> einem?’, <strong>und</strong> man hat Angst, dass auf einem rumgetrampelt wird.<br />
(...) Ich hatte Probleme damit, <strong>de</strong>shalb bin ich zum Psychiater gegangen. Ich habe gesagt,<br />
‚Ich bin ja nicht normal <strong>und</strong> habe versucht, das zu verdrängen. (...) Aber <strong>im</strong> En<strong>de</strong>ffekt habe<br />
ich die Phantasie eben doch <strong>im</strong>mer noch gehabt. Deshalb lebte sie ihre Bedürfnisse über Por-<br />
nohefte <strong>und</strong> -filme <strong>und</strong> über Zeitungsberichte <strong>von</strong> Vergewaltigungen aus. Irgendwann war <strong>de</strong>r<br />
Punkt erreicht, dass ihr die mediale Befriedigung nicht mehr genügte: Und da habe ich ir-<br />
gendwann gesagt, ‚Es muss wie<strong>de</strong>r sein’. Nach fünf Jahren Pause bin ich wie<strong>de</strong>r eingestie-<br />
gen. Da war es mit <strong>de</strong>n Dingern vorbei. Seit ich das wie<strong>de</strong>r auslebe, liegen die Heftchen rum.<br />
Ihr Negativerlebnis hat sie mittlerweile verarbeitet. Sie interpretiert es dahingehend, dass sie<br />
damals einfach an <strong>de</strong>n Falschen geraten ist. Im zweiten Anlauf hat sie es geschafft, sich in<br />
einer bestehen<strong>de</strong>n SM-Szene zu etablieren, wo sie auch regelmäßig an Veranstaltungen (wie<br />
z.B. Gruppentreffen <strong>und</strong> Feten) teiln<strong>im</strong>mt. Hier kann sie ihre Neigungen entsprechend ihren<br />
Vorstellungen realisieren.<br />
Differenziert man Sadomasochismus nach unterschiedlichen Gra<strong>de</strong>n <strong>von</strong> Dominanz <strong>und</strong><br />
Submission, dann versteht Maria ihre passive Rolle ein<strong>de</strong>utig als die einer Sklavin. Sie ver-<br />
wen<strong>de</strong>t diesen Begriff um zu unterstreichen, dass sie ihren Wunsch nach Unterwerfung nicht<br />
nur zeitlich begrenzt, innerhalb eines best<strong>im</strong>mten Rahmens realisieren möchte: Für mich ist<br />
es ernst. (...) Früher war es so, dass ich dachte, das ist so eine Art Spiel. Man geht ins Schlaf-<br />
z<strong>im</strong>mer, macht die Tür zu <strong>und</strong> dann ist man die Sklavin. Aber ich habe inzwischen soviel er-<br />
lebt, dass ich merke, dass ich nur <strong>im</strong> Ganzen Sklavin sein kann. Dass ich eben nicht einfach<br />
die Tür zumachen will, um dann eine Sklavin zu sein, wie<strong>de</strong>r rauszugehen, um eine Frau zu<br />
sein. Das bringt mir nicht viel. (...) Ich meine, ein Schwuler ist auch nicht auf einmal hetero,<br />
wenn er über die Straße geht. Er ist schwul. Ich möchte mir eben ständig bewusst sein, dass<br />
ich eine Sklavin bin. Ich brauche eine feste Führung. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> gestaltet sich<br />
die Beziehung zu einem Partner, <strong>de</strong>m sie sich unterwirft, was beispielsweise be<strong>de</strong>utet, dass sie<br />
auch in seiner Abwesenheit seinen Befehlen Folge leistet.<br />
Zum Zeitpunkt <strong>de</strong>s Interviews hat Maria einen Herrn, <strong>de</strong>r sie dominiert. Da dieser wie<strong>de</strong>rum<br />
eine feste Fre<strong>und</strong>in hat, kann Maria nur seine Zweitsklavin sein. Dieser Zustand ist für sie<br />
zwar nicht sehr befriedigend, aber eine ausreichen<strong>de</strong> Zwischenlösung, bis sie jeman<strong>de</strong>n ge-<br />
191