Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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Gefühlen geistiger <strong>und</strong> körperlicher Art, was meine Person betrifft, ist meinem Partner <strong>und</strong><br />
mir vorbehalten. Geschlechtsverkehr mache ich nur mit meinem Partner, das hat in diesen<br />
Räumen nichts zu suchen.<br />
Trotz ihrer dominanten Neigungen <strong>im</strong> Allgemeinen sowie <strong>im</strong> SM-Bereich versteht Carmen<br />
sich nicht als durch <strong>und</strong> durch dominante Persönlichkeit. Sie beschreibt auch eine sehr sensib-<br />
le <strong>und</strong> feinfühlige Seite ihres Wesens, die sie lediglich nach außen hin nicht so gerne zeigen<br />
möchte: Ich bin keine Frau, die ausschließlich dominant ist. Das möchte ich an dieser Stelle<br />
nicht unerwähnt lassen. Ich bin auch <strong>de</strong>r Überzeugung, dass es keine Frau gibt, die wirklich<br />
nur dominant ist. Dominante Frauen haben nur <strong>de</strong>n Mut, eine weitere Seite <strong>von</strong> sich auszule-<br />
ben <strong>und</strong> sich voll damit zu i<strong>de</strong>ntifizieren. Ich bin viel zu sehr Frau, um nicht die an<strong>de</strong>re, sehr<br />
weiche, weibliche Seite ausleben zu wollen. Sadomasochismus gehört ebenso zu ihrem Leben<br />
wie normale Sexualität. Auch ist es für Carmen nur selbstverständlich, die sadomasochisti-<br />
schen Spiele <strong>von</strong> ihrem Alltag zu trennen. Eine ständige Dominanz wäre ihr zu anstrengend:<br />
Ich habe auch einen ganz normalen Liebesalltag. Der ist zwar sehr intensiv <strong>und</strong> sehr farben-<br />
reich, weil mein Partner <strong>und</strong> ich sehr offen sind für alles. Es ist also nicht so, dass ich meinen<br />
Partner ständig dominiere, ganz <strong>im</strong> Gegenteil. Unsere Beziehung basiert auf einer vollkom-<br />
menen Rücksichtnahme, sowohl <strong>von</strong> ihm als auch <strong>von</strong> mir. Da wür<strong>de</strong> ich also nie wagen, über<br />
best<strong>im</strong>mte Dinge hinauszugehen.<br />
Carmen beschreibt sich als überaus selbstbewusste Frau, die um ihre Qualitäten weiß. Diesen<br />
Eindruck bekam ich auch <strong>im</strong> Interview mit ihr. Aus ihrer dominanten Neigung macht sie kei-<br />
nen Hehl, auch wenn Geschäftspartner <strong>und</strong> Klienten beispielsweise nichts da<strong>von</strong> wissen:<br />
Trotz meiner beruflichen Stellung <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Intoleranz <strong>de</strong>r Gesellschaft wage ich es, in extra-<br />
vagentem Outfit auf die Straße zu gehen, sei es zum Einkaufen, sei es zu Festivitäten, sei es zu<br />
privaten Treffen. Mit <strong>de</strong>m Ausleben ihrer sadomasochistischen Neigungen, ihrer dominanten<br />
A<strong>de</strong>r, hat Carmen keine Schwierigkeiten. Ihr Selbstbild gerät hierdurch keineswegs ins Wan-<br />
ken, <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>n unterschiedlichsten Gelegenheiten vertritt sie ihre Meinung: Ich vertrete<br />
meine Position lei<strong>de</strong>nschaftlich. Im Rahmen <strong>von</strong> Mo<strong>de</strong>nschauen o<strong>de</strong>r in Geschäften mache<br />
ich Frauen Mut, eine vielleicht <strong>im</strong> verborgenen liegen<strong>de</strong> Lei<strong>de</strong>nschaft ausfindig zu machen<br />
<strong>und</strong> bei einer etwaigen Existenz zu för<strong>de</strong>rn. Es liegt mir auch viel daran, <strong>de</strong>n Leuten, die mit<br />
dieser Seite <strong>de</strong>r Erotik oft Abartigkeit in einem Atemzug nennen, klarzumachen, dass es etwas<br />
Normales, etwas Legales ist. Es kommt <strong>im</strong>mer darauf an, wer etwas in welcher Weise prakti-<br />
ziert. Dann ist es nämlich eine ganz niveauvolle Art <strong>de</strong>r Erotik, eine bizarre Erotik auf höchs-<br />
tem Niveau. (...)<br />
Begriffe wie ‚Gewalt’ <strong>und</strong> ‚Feminismus’ spielen für Carmen <strong>im</strong> Zusammenhang mit Sadoma-<br />
sochismus keine Rolle, da es sich ihrer Meinung nach hier um völlig unterschiedliche Phäno-<br />
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