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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Zusammenfassung <strong>und</strong> Thesen<br />

In <strong>de</strong>r feministischen Debatte über <strong>de</strong>n Sadomasochismus - das hat die synoptische Durch-<br />

sicht <strong>und</strong> Analyse <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Literatur <strong>de</strong>utlich gemacht - wer<strong>de</strong>n sehr unterschiedli-<br />

che <strong>und</strong> z.T. gegensätzliche Standpunkte vertreten. Diese Auffassungen möchte ich zu zwei<br />

Thesen verdichten:<br />

These 1: Weiblicher Masochismus ist <strong>de</strong>r Ausdruck geschlechtsspezifischer Soziali-<br />

sationsverläufe <strong>und</strong> patriarchaler Machtfigurationen<br />

Masochistische Verhaltensweisen sind <strong>de</strong>r Versuch, die Erfahrung <strong>von</strong> Hilflosigkeit, Ohn-<br />

macht <strong>und</strong> Unterordnung durch entsprechen<strong>de</strong> Transformationsleistungen in Lusterlebnisse<br />

umzufunktionieren <strong>und</strong> aus diesen Gefühlen Befriedigung zu gewinnen. Die Prädisposition<br />

für diese Verhaltensform ist die Folge spezifischer Sozialisationsbedingungen <strong>von</strong> Frauen <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r damit einhergehen<strong>de</strong>n gesellschaftlichen Machtlosigkeit. Dementsprechend gewinnen<br />

Frauen aus ihrer ‚Lust am Leid’ keine sexuelle Erfüllung o<strong>de</strong>r Befriedigung. Ihr Masochismus<br />

ist vielmehr eine Art opiatisches Surrogat, das die Last <strong>de</strong>s Frauseins unter <strong>de</strong>n Bedingungen<br />

patriarchaler Machtfigurationen erträglicher machen soll. Wenn über <strong>de</strong>n Masochismus <strong>de</strong>r<br />

Frau gesprochen wird, ist also ein sozialer Masochismus gemeint, <strong>de</strong>r sich allerdings auch <strong>im</strong><br />

sexuellen Verhalten manifestieren kann.<br />

These 2: Der Sadomasochismus <strong>von</strong> Frauen ist eine freiwillige sexuelle Erfahrung<br />

Auch wenn <strong>de</strong>r Sadomasochismus bei (Männern <strong>und</strong>) Frauen gelegentlich einen zwanghaften<br />

Charakter annehmen kann, ist die Umsetzung in ein entsprechen<strong>de</strong>s Verhalten zumeist ein<br />

willentlicher Wahlakt. Das tatsächliche Verhalten wird in verschie<strong>de</strong>nen Soziotopen kultiviert<br />

<strong>und</strong> ausgelebt. Frauen leben dabei keineswegs nur passive Sehnsüchte in Folge best<strong>im</strong>mter<br />

Kompensationszwänge aus, son<strong>de</strong>rn haben - genau wie Männer auch - Lust an <strong>de</strong>r Dominanz<br />

<strong>und</strong> am Herrschen. Die ‚grausame Frau’ ist <strong>de</strong>mnach nicht nur eine literarische Fiktion, son-<br />

<strong>de</strong>rn sie personalisiert sich auch in <strong>de</strong>r sozialen Wirklichkeit. Die Erfahrungen, die durch<br />

submissive <strong>und</strong> dominante Verhaltensformen gemacht wer<strong>de</strong>n, äußern sich als sexuelle Lust<br />

<strong>und</strong>/o<strong>de</strong>r psychische <strong>und</strong> physische Außeralltäglichkeits- <strong>und</strong> Ekstaseerfahrung.<br />

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