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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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<strong>de</strong>s ‚sexual liberation movement’ übernommen zu haben, wonach alles, was sich gut anfühlt,<br />

auch gut ist (vgl. Leidholdt 1982/83). Gleichsam als Antwort auf die Gründung <strong>von</strong> Samois<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>r Veröffentlichung <strong>von</strong> Sapphistrie erschien 1982 ‚Against Sadomasochism’ (vgl. Lin-<br />

<strong>de</strong>n u.a. 1982). Hier setzen sich unterschiedliche Autorinnen mit <strong>de</strong>r Frage <strong>de</strong>r Vereinbarkeit<br />

emanzipatorischer Ziele mit sadomasochistischen Sexualphantasien resp. -praktiken ausein-<br />

an<strong>de</strong>r <strong>und</strong> stellen die Freiwilligkeit <strong>de</strong>s Verhaltens infrage. Auch an<strong>de</strong>re Frauen üben <strong>im</strong>mer<br />

wie<strong>de</strong>r harte Kritik an <strong>de</strong>r Befürwortung <strong>de</strong>s Sadomasochismus, <strong>de</strong>n sie als Derivat chauvini-<br />

stisch-pornographischer Inszenierungen <strong>de</strong>r Sexualität begreifen <strong>und</strong> wen<strong>de</strong>n sich gegen das<br />

„avantgardistische Kokettieren links-alternativer Libertins mit sexistischen Botschaften <strong>de</strong>r<br />

kommerziellen Pornoindustrie“ (Hei<strong>de</strong>r 1987, S. 42). Wenn Hei<strong>de</strong>r auch nicht dafür plädiert,<br />

<strong>de</strong>n Sadomasochisten ‚das Handwerk zu legen’, so kritisiert sie die Verherrlichung <strong>von</strong><br />

Macht, Gewalt <strong>und</strong> Unterwerfung in <strong>de</strong>r Sexualität, beispielsweise <strong>de</strong>n Fall, dass die Verlege-<br />

rin <strong>de</strong>s Konkursbuch-Verlages „das Photo eines nackt gefesselten Kin<strong>de</strong>s <strong>im</strong> Dienst an <strong>de</strong>r<br />

‚spielerischen Freiheit <strong>de</strong>r Lust’“ (ebd.) veröffentlicht. Sie wen<strong>de</strong>t sich damit gegen eine<br />

„Verbrämung sadomasochistisch strukturierter Verhältnisse“ (Hei<strong>de</strong>r 1986, S. 36) <strong>und</strong> gegen<br />

die Behauptung, Sexualität o<strong>de</strong>r Liebe seien gr<strong>und</strong>sätzlich gewalttätig <strong>und</strong> leidvoll. Hinzu<br />

kommt als wesentlicher Kritikpunkt, dass die Aufmachung <strong>de</strong>s SM-Rituals <strong>und</strong> <strong>de</strong>r -Akteure<br />

oftmals an faschistische Folterszenarien erinnere <strong>und</strong> nicht selten Ausdruck einer ebensolchen<br />

Gesinnung sei. Gera<strong>de</strong> die ‚militant’ gestylten Le<strong>de</strong>rmänner <strong>und</strong> Stiefellesben sind hier ange-<br />

sprochen.<br />

Die Auseinan<strong>de</strong>rsetzung zwischen diesen bei<strong>de</strong>n Positionen wird mit <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nsten<br />

Mitteln geführt. Zur Propagierung ihrer Art <strong>von</strong> Sexualität veranstalten beispielsweise SM-<br />

Lesben in <strong>de</strong>n USA Demonstrationen <strong>und</strong> sonstige Veranstaltungen (vgl. Wetzstein u.a.<br />

1993). Feministinnen verteilen Flugblätter, in <strong>de</strong>nen sie <strong>de</strong>n Sadomasochistinnen die Glorifi-<br />

zierung <strong>von</strong> Herrschaft <strong>und</strong> Unterwerfung vorwerfen. In <strong>de</strong>n amerikanischen Buchlä<strong>de</strong>n fin-<br />

<strong>de</strong>n Diskussionen statt, ob man die Bücher boykottieren soll, in <strong>de</strong>n Frauenzentren Diskussio-<br />

nen, ob die SM-Gruppe sich dort treffen darf (vgl. Plogstedt 1987). In <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik<br />

fin<strong>de</strong>n trotz heftiger Proteste <strong>im</strong>mer mehr Frauen- o<strong>de</strong>r Lesbenveranstaltungen statt, auf <strong>de</strong>-<br />

nen SM-Filme gezeigt wer<strong>de</strong>n (vgl. Klausmann 1987). Es gibt spezielle Internetforen <strong>und</strong><br />

Gesprächskreise für SM-Lesben. Die Fronten haben sich <strong>de</strong>nnoch so weit verhärtet, dass eine<br />

Diskussion innerhalb <strong>de</strong>r Frauenbewegung um das Für <strong>und</strong> Wi<strong>de</strong>r sadomasochistischer Sexu-<br />

alpraktiken kaum mehr möglich zu sein scheint, 110 was sich auch in <strong>de</strong>n gelegentlichen Schlä-<br />

110 "Für viele Frauen ist schon die Kombination <strong>von</strong> Feminismus <strong>und</strong> Sadomasochismus (S/M) eine ungeheure<br />

Provokation (...) <strong>und</strong> ruft wüten<strong>de</strong> Empörung hervor" (Emma 4/82, S. 50). Diese Erfahrung konnten wir <strong>im</strong><br />

Rahmen unserer Datenerhebung machen, als uns <strong>von</strong> einer Frauen- <strong>und</strong> Lesbengruppe die Unterstützung mit<br />

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