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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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1.9.2 Die SM-Debatte in <strong>de</strong>r Frauenbewegung<br />

1.9.2.1 Frauen <strong>und</strong> SM - Ein Boom-Thema zu Beginn <strong>de</strong>r 90er Jahre<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r achtziger, Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre wird <strong>de</strong>r Sadomasochismus <strong>von</strong> Frauen über<br />

Publikumszeitschriften wie z.B. ‚Der Spiegel’ o<strong>de</strong>r ‚Stern’ <strong>und</strong> Frauenmagazine wie ‚Petra’,<br />

‚Cosmopolitan’, ‚Elle’, ‚Viva’, o<strong>de</strong>r ‚Marie Claire’ verstärkt in die Öffentlichkeit getragen.<br />

Häufig han<strong>de</strong>lt es sich um Reportagen über professionelle Dominas, die ihr Gewerbe vorstel-<br />

len. 101 Neben Berichten über <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s käuflichen Sadomasochismus erscheinen auch<br />

zahlreiche Selbstbekenntnisse über die private Passion. Frauen berichten, wie sie Lust durch<br />

sadomasochistische Sexualpraktiken erfahren <strong>und</strong> „mit <strong>de</strong>r Lust am Lei<strong>de</strong>n leben wollen“<br />

(Posche 1990, S. 69). Die Flut <strong>von</strong> Zeitschriftenartikeln zu diesem Thema wird durch eine<br />

Reihe <strong>von</strong> Buchpublikationen vergrößert. Zu<strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Frauen auf <strong>de</strong>m SM-Markt zu einer<br />

<strong>im</strong>mer wichtigeren Konsumentengruppe. Ehrenreich u.a. (1988, S. 113) beschreiben dies am<br />

Beispiel <strong>de</strong>r USA: „He<strong>im</strong>partys, wie sie in diesem kleinen Industriegewerbe harmlos genannt<br />

wer<strong>de</strong>n, sind eine beliebte Metho<strong>de</strong> bei Frauen, erotische Ausrüstungsgegenstän<strong>de</strong> zu erwer-<br />

ben <strong>und</strong> zugleich eine Sexexpertin ins Wohnz<strong>im</strong>mer zu la<strong>de</strong>n. ‚Tupperware’-Partys, bei <strong>de</strong>nen<br />

Sexhilfen statt Plastikbehälter verkauft wer<strong>de</strong>n, sind heute keine Seltenheit mehr.“ Dass auf<br />

solchen Veranstaltungen für Frauen nicht nur etablierte Erotikartikel (wie z.B. <strong>de</strong>r Vibrator),<br />

son<strong>de</strong>rn auch SM-Accessoires angeboten <strong>und</strong> verkauft wer<strong>de</strong>n, ist mittlerweile schon beinahe<br />

selbstverständlich: „So waren es auch die entsprechen<strong>de</strong>n Gegenstän<strong>de</strong>, die S/M für die bei<br />

Jane Cooper versammelten Frauen in <strong>de</strong>n Bereich <strong>de</strong>s Möglichen treten ließen. Eingeführt in<br />

Form <strong>von</strong> Waren, mit Preis <strong>und</strong> sogar in verschie<strong>de</strong>nen Größen, war S/M nicht mehr bizarr<br />

o<strong>de</strong>r abstoßend, son<strong>de</strong>rn einfach etwas, das die neugierige K<strong>und</strong>in ausprobieren konnte“ (ebd.<br />

S. 132f). Sadomasochistische Frauen sind also - dass lässt sich an dieser Stelle zusammenfas-<br />

send feststellen - zumin<strong>de</strong>st hinsichtlich <strong>de</strong>r Aufmerksamkeit, die ihnen in Öffentlichkeit <strong>und</strong><br />

Medien geschenkt wird - kein Randphänomen.<br />

Auch wenn Feministinnen die Verbindung Weiblichkeit-Passivität-Masochismus beinahe<br />

einhellig ablehnen, wird Sadomasochismus aber keineswegs einheitlich diskutiert. So wird<br />

<strong>und</strong> wur<strong>de</strong> die Verbindung <strong>von</strong> Sexualität <strong>und</strong> Gewalt als Quelle sexueller Lust in großen<br />

Teilen <strong>de</strong>r Frauenbewegung gera<strong>de</strong>zu als Erbsün<strong>de</strong> verteufelt. ‚Schmetterlingszarte Berüh-<br />

rungen’ (vgl. Hei<strong>de</strong>r 1986) gehörten zum Weiblichkeitsi<strong>de</strong>al <strong>de</strong>r siebziger Jahre. Zu Beginn<br />

<strong>de</strong>r achtziger Jahre ent<strong>de</strong>ckte man auch innerhalb <strong>de</strong>r Frauenbewegung eine neue Sinnlich-<br />

101 Vgl. Pott (1991); Der Spiegel (1/86a); Thönnissen (1988)<br />

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