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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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weit in <strong>de</strong>n Alltag <strong>de</strong>nkbar. Ansatzweise geschieht das schon jetzt für gewisse<br />

Haus- <strong>und</strong> Gartenarbeiten <strong>de</strong>s Sklaven. Ansonsten sind meine SM-Rolle <strong>und</strong> meine<br />

Alltagsrolle nicht i<strong>de</strong>ntisch. Meine Alltagsrolle ist eher partnerschaftlich, aber<br />

innerhalb <strong>de</strong>s traditionellen Ehemusters, da ich Hausfrau bin. Ich möchte meinen<br />

Mann aber auch nicht ganz als Sklaven haben (51 Jahre, S, heterosexuell).<br />

Marion: Ich habe da für mich einen Kunstgriff. Mein normaler Name ist [Name]<br />

<strong>und</strong> ich habe mir einen zweiten Namen gegeben <strong>und</strong> dieser Name heißt Liesel <strong>und</strong><br />

das ist sozusagen mein Theatername <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Gebrauch <strong>von</strong> <strong>de</strong>m einen <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>de</strong>m an<strong>de</strong>ren Namen kann gleichzeitig die Zäsur be<strong>de</strong>uten. Also ich nehme jetzt<br />

mal als Beispiel die Geschichte, die ich dir erzählt habe, mit <strong>de</strong>m Mann, mit <strong>de</strong>m<br />

ich be<strong>im</strong> Essen war <strong>und</strong> so weiter. Da hätte es nach <strong>de</strong>m Essen z.B. passieren<br />

können, dass wir noch re<strong>de</strong>n <strong>und</strong> er hat vorher gesagt ‚Marion, willst Du noch einen<br />

Wein?’ <strong>und</strong> dann aber ‚Liesel, ich <strong>de</strong>nke, es ist Zeit, dass Du Dich umziehen<br />

gehst!’. Und in <strong>de</strong>m Moment wäre die an<strong>de</strong>re Welt da (36 Jahre, M, heterosexuell).<br />

Jürgen: Manchmal <strong>de</strong>nke ich, wenn du mit an<strong>de</strong>ren herrschend umgehen kannst,<br />

dann kannst du es <strong>im</strong> Büro auch mal tun. Einen herrschen<strong>de</strong>n Ton vielleicht, aber<br />

in Handlungen nicht. (...) Mein Fre<strong>und</strong> <strong>und</strong> ich, wir haben <strong>im</strong> Allgemeinen nicht<br />

so ein Verhältnis. Wir haben kein Master-Sklave-Verhältnis. (...) Unser SM-<br />

Verhältnis beschränkt sich auf sexuelle Taten. Das geht nicht in <strong>de</strong>n Alltag rein<br />

(35 Jahre, S, schwul).<br />

Brigitte: SM ist reiner Showeffekt <strong>und</strong> In-Szene-setzen <strong>von</strong> irgendwelchen Dingen,<br />

ein gegenseitiges Verhan<strong>de</strong>ln über die Dinge <strong>und</strong> sich klar sein, was da nun<br />

abläuft. Das hat jetzt nichts mit irgendwelchen Torturen o<strong>de</strong>r Rollenverhalten ansonsten<br />

<strong>im</strong> Alltag zu tun (27 Jahre, SM, lesbisch).<br />

Auf die geschil<strong>de</strong>rten Trennregeln kann <strong>de</strong>r Begriff <strong>de</strong>r ‚Modulation’ (vgl. Goffman 1980)<br />

angewen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n ich schon für die Beschreibung <strong>de</strong>s SM-Rahmens gebraucht habe.<br />

Die Modulationen erlauben nicht nur spezifische Transformationen <strong>von</strong> Sinn, son<strong>de</strong>rn trennen<br />

auch durch spezifische Regeln verschie<strong>de</strong>ne Rahmen. So wissen z.B. die Beteiligten, „daß<br />

eine systematische Umwandlung erfolgt, die das, was in ihren Augen vor sich geht, gr<strong>und</strong>le-<br />

gend neubest<strong>im</strong>mt“ (ebd., S. 57). Gleichzeitig sind bei diesen Transformationen Hinweise<br />

gegeben, wann sie beginnen <strong>und</strong> wann sie en<strong>de</strong>n, „nämlich zeitliche ‚Klammern’, auf <strong>de</strong>ren<br />

Wirkungsbereich die Transformation beschränkt sein soll“ (ebd.). Diese spezifischen Klam-<br />

mern sind für <strong>de</strong>n SM-Rahmen typisch.<br />

Aber nicht <strong>im</strong>mer gelingt <strong>de</strong>r Ausstieg aus <strong>de</strong>r Son<strong>de</strong>rsituation. Die Verhaltensmuster verlän-<br />

gern sich unbewusst in <strong>de</strong>n Alltag, wie etwa in <strong>de</strong>m folgen<strong>de</strong>n Fall eines homosexuellen Ma-<br />

sochisten:<br />

Ich hatte z.B. eine Autopanne <strong>und</strong> habe <strong>de</strong>n ADAC rufen müssen, auf <strong>de</strong>r Autobahn.<br />

Dann kam dieser ADAC-Mann. Das war ein unglaublich viriler Mensch,<br />

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