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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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können z.B. die Beziehungsaufnahme zu an<strong>de</strong>ren Personen erheblich erschweren resp. un-<br />

möglich machen:<br />

Brigitte: Ich habe <strong>im</strong>mer gesagt, dass mir so eine totale Versklavung nicht passieren<br />

wür<strong>de</strong>, <strong>und</strong> gera<strong>de</strong> mir ist es doch passiert. Das war eine ganz subtile Angelegenheit,<br />

wie versucht wur<strong>de</strong>, meine Psyche zu brechen, zu zerstören, <strong>und</strong> zu <strong>de</strong>m<br />

Zeitpunkt, als es passierte, hätte ich mich mit Hän<strong>de</strong>n <strong>und</strong> Füßen dagegen gewehrt,<br />

wenn einer gesagt hätte, dass ich mich selbst aufgebe. Es war absolut totaler<br />

Psychoterror <strong>und</strong> doch freiwillig <strong>und</strong> mit meinem vollkommenen persönlichen<br />

Einverständnis, weil es geschickt eingefä<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong> - eigentlich die reinste Gehirnwäsche.<br />

Das hat mit Lust nichts mehr zu tun. Aber zum damaligen Zeitpunkt<br />

hat man es geschafft mir einzure<strong>de</strong>n, dass es für mich das Beste <strong>und</strong> die vollkommene<br />

Selbstverwirklichung ist, <strong>und</strong> ich habe diese Argumentation bis in die<br />

letzte Faser meiner Person aufgenommen <strong>und</strong> selbst daran geglaubt. Das hat <strong>de</strong>struktive<br />

Formen angenommen (38 Jahre M, heterosexuell).<br />

Sven: Mein Fre<strong>und</strong> hat mal eine sehr negative Erfahrung gemacht <strong>und</strong> zwar bei<br />

Leuten, mit <strong>de</strong>nen er schon sehr lange in Kontakt gestan<strong>de</strong>n hat, also wo er ganz<br />

regelmäßig hingegangen ist. Also <strong>im</strong>mer wenn die angerufen haben, hatte er da<br />

anzutanzen <strong>und</strong> da nahmen die ihn dazwischen <strong>und</strong> be<strong>im</strong> letzten Mal, wo er dagewesen<br />

ist, hatten die etwas zu viel getrunken <strong>und</strong> haben die Grenzen nicht mehr<br />

gekannt <strong>und</strong> da ist er, so wie er war, geflohen - mitten in <strong>de</strong>r Nacht. Und seit<strong>de</strong>m<br />

hat er unwahrscheinliche Angst (50 Jahre, M, heterosexuell).<br />

Nicht selten ist für die ‘Opfer’ therapeutische Hilfe notwendig, um <strong>de</strong>rartige negative Erfah-<br />

rungen zu verarbeiten. Gera<strong>de</strong> weil Vertrauen für sadomasochistische Inszenierungen uner-<br />

lässlich ist, müssen manche <strong>de</strong>r Betroffenen nach solchen Erlebnissen das Gr<strong>und</strong>vertrauen <strong>im</strong><br />

Umgang mit an<strong>de</strong>ren Sadomasochisten wie<strong>de</strong>r lernen. Um die Verarbeitung dieser Vorfälle zu<br />

erleichtern, haben sich mittlerweile Selbsthilfegruppen gebil<strong>de</strong>t, in <strong>de</strong>nen Sadomasochisten<br />

ihre Erfahrungen austauschen <strong>und</strong> ihre Erlebnisse zu bewältigen versuchen.<br />

Therapiebedürftig ist aber unter Umstän<strong>de</strong>n nicht nur das Opfer, son<strong>de</strong>rn vor allem <strong>de</strong>r ‘Tä-<br />

ter’, wie das folgen<strong>de</strong> Beispiel einer Misshandlung zeigt: 97<br />

Bianca: Da wür<strong>de</strong> ich keine Hand für ins Feuer legen, dass dann nichts Schl<strong>im</strong>mes<br />

passiert. Ich weiß es <strong>von</strong> einem Fre<strong>und</strong>. Dessen Frau, die hat ihn <strong>im</strong>mer wohin geschickt,<br />

meistens zu Paaren. Irgendwann ist er nach Hause gekommen, da hat er<br />

97 Straffällig gewor<strong>de</strong>ne Sadisten bedürfen zumeist therapeutischer Hilfe <strong>und</strong> Schorsch (1987b, S. 131) zufolge<br />

sind Erfolgschancen einer Behandlung recht hoch: "Zusammenfassend lassen unsere Ergebnisse die Schlußfolgerung<br />

zu, daß es, auch wenn man die Therapieerfolge kritisch bewertet, möglich ist, bei über <strong>de</strong>r Hälfte<br />

<strong>de</strong>r Sexualstraftäter eine erfolgreiche ambulante Psychotherapie durchzuführen. Dieses Ergebnis ist ermutigend,<br />

be<strong>de</strong>nkt man die große Skepsis, die nicht nur seitens <strong>de</strong>r Justiz gegenüber Psychotherapie überhaupt,<br />

son<strong>de</strong>rn auch <strong>und</strong> vor allem seitens <strong>de</strong>r Psychotherapeuten hinsichtlich <strong>de</strong>r Therapierbarkeit <strong>von</strong> Straftätern,<br />

speziell wenn sie eine Perversionssymptomatik haben, geäußert wird."<br />

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