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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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mit Gewalt in <strong>de</strong>n Käfig zu sperren, ihr Befehl genügt, <strong>und</strong> ich krieche in <strong>de</strong>n<br />

engsten Käfig (64 Jahre, M, heterosexuell).<br />

Natalie: Ich sehe SM als Spiel <strong>und</strong> nicht als so ernst, wie das manche vermuten.<br />

Also ich sehe das auch nicht als Ausdruck <strong>von</strong> Gewalt an <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Person, wie<br />

das z.B. häufig <strong>von</strong> Leuten so beurteilt wird <strong>und</strong> wo gleich gesagt wird: ‚Ich will<br />

ja keinem an<strong>de</strong>ren weh tun.’ Wenn Schmerz mit Lust verb<strong>und</strong>en ist, dann ist das<br />

ein Spiel <strong>und</strong> nicht Gewalt. Gewalt wäre für mich, jeman<strong>de</strong>m etwas anzutun, was<br />

er nicht will (34 Jahre, S, lesbisch).<br />

Wenngleich sadomasochistische Praktiken vor<strong>de</strong>rgründig das Zufügen resp. Erlei<strong>de</strong>n <strong>von</strong><br />

Gewalt be<strong>de</strong>uten, so bleiben sie letztlich doch Elemente eines fiktionales Spiels. In ihm ist <strong>de</strong>r<br />

Einzelne Extremreizen ausgesetzt, die er freiwillig erleben will <strong>und</strong> <strong>von</strong> <strong>de</strong>nen er weiß, dass<br />

er sie je<strong>de</strong>rzeit been<strong>de</strong>n kann. So ähnlich wie mo<strong>de</strong>rne elektronische Medien <strong>im</strong> Cyberspace<br />

unmittelbare <strong>und</strong> ‚echte’ Erlebnisse bieten können, ist auch <strong>de</strong>r SM-Rahmen eine S<strong>im</strong>ulation,<br />

in <strong>de</strong>r - verb<strong>und</strong>en mit gewissen Risiken - außeralltägliche Erlebnisse <strong>und</strong> <strong>Grenzerfahrung</strong>en<br />

möglich sind. Durch ein umfassen<strong>de</strong>s Regelsystem <strong>und</strong> <strong>de</strong>m letztendlichen Bewusstsein <strong>de</strong>s<br />

‚So-tun-als-ob’ bietet das SM-Arrangement virtuelle Erlebnisse. Erst wenn Grenzen verletzt<br />

<strong>und</strong> Gebote missachtet wer<strong>de</strong>n, wird aus <strong>de</strong>m Spiel eine gefährliche <strong>und</strong> dann auch bedrohli-<br />

che Wirklichkeit.<br />

Die Überschreitung <strong>de</strong>r Grenzen<br />

Im I<strong>de</strong>alfall einer SM-Beziehung kommt es nicht zu negativen Erlebnissen. Durch best<strong>im</strong>mte<br />

Reglementierungen <strong>und</strong> die Antizipation einer funktionieren<strong>de</strong>n Affektkontrolle versucht je-<br />

<strong>de</strong>r für sich, Kontrollverluste, die zu psychischen o<strong>de</strong>r körperlichen Schä<strong>de</strong>n führen können,<br />

auszuschließen. Der Alltag <strong>de</strong>s Sadomasochismus weicht aber gelegentlich <strong>von</strong> diesem I<strong>de</strong>al<br />

ab. Durch enthemmtes Verhalten, auf <strong>de</strong>r passiven wie auf <strong>de</strong>r aktiven Seite, kann das Gefühl<br />

für die Grenzen verloren gehen. Geht eine solche Übertretung gut aus, können die beteiligten<br />

Personen eine neue positive <strong>Grenzerfahrung</strong> für sich verbuchen. Ist <strong>de</strong>r Einzelne aber durch<br />

das Arrangement überfor<strong>de</strong>rt, kann er Scha<strong>de</strong>n da<strong>von</strong> tragen.<br />

Neben körperlichen sind auch psychische Schädigungen festzustellen. Sie äußern sich z.B. in<br />

Angstgefühlen o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m Verlust <strong>de</strong>s Vertrauens gegenüber an<strong>de</strong>ren Personen. Während Sa-<br />

domasochismus <strong>von</strong> vielen Personen ohne Probleme in die Sexualität integriert ist <strong>und</strong> damit<br />

auch ein Stück Normalität darstellt, sind solche negativen Einbrüche häufig die Ursache für<br />

Probleme. So kommen manche <strong>de</strong>r Betroffenen nach einem solchen Ereignis nicht mehr mit<br />

ihrer sadomasochistischen Orientierung zurecht. Misstrauen <strong>und</strong> Angst bei <strong>de</strong>n masochisti-<br />

schen Personen, <strong>und</strong> die Furcht bei <strong>de</strong>r aktiven Person vor einem erneuten Kontrollverlust<br />

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