Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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Diana: Wenn ich nicht das Gefühl habe, mit ihm machen zu können, was ich will<br />
<strong>und</strong> er das mir überlässt, ist das für mich keine akzeptable SM-Beziehung. Wenn<br />
mir gegenüber aber jemand zum Ausdruck bringt, dass er es nicht mehr akzeptiert,<br />
kann ich <strong>de</strong>swegen aber nicht ausrasten, son<strong>de</strong>rn muss aufhören. Die Regeln best<strong>im</strong>mt<br />
halt <strong>de</strong>r passive Part <strong>und</strong> sie sind verbindlich. Als aktiver Part habe ich dafür<br />
die Entscheidung, ob ich mit <strong>de</strong>m Typ überhaupt was anfangen will, wenn er<br />
mir zu viele Regeln auftischt (24 Jahre, S, heterosexuell).<br />
Dietmar: Ich kenne das nur so, dass man vorher ein Co<strong>de</strong>wort vereinbart, damit<br />
man als Aktiver weiß, wann Schluss ist. Also wenn <strong>de</strong>r Sadist weitergehen wür<strong>de</strong>,<br />
als <strong>de</strong>r Masochist will, <strong>im</strong> tiefsten Seelengr<strong>und</strong>e wäre die SM-Nummer zu En<strong>de</strong>.<br />
In <strong>de</strong>m Moment, wo du weiter gehen wür<strong>de</strong>st, wür<strong>de</strong> die Geilheit aufhören. Dann<br />
wür<strong>de</strong> die Lust zu Schmerz (37 Jahre, S, schwul).<br />
Lina: Ich verabre<strong>de</strong> mit meinen Fre<strong>und</strong>innen <strong>im</strong>mer vorher, wann Schluss ist. Das<br />
ist ganz wichtig. Und das Stopwort musst du kennen <strong>und</strong> sofort drauf reagieren.<br />
O<strong>de</strong>r du kennst dich so gut <strong>und</strong> weißt: ‚Aha, wenn sie jetzt das Stopwort sagt,<br />
dann möchte sie gern noch eine Sek<strong>und</strong>e mehr’, aber dann musst du dich<br />
wahnsinnig gut kennen (33 Jahre, S/M, lesbisch).<br />
Wer solche Regeln nicht befolgt <strong>und</strong> das Stopzeichen o<strong>de</strong>r gar das Freiwilligkeitsgebot ver-<br />
letzt, kann - sofern es bekannt wird - in <strong>de</strong>r Szene geächtet wer<strong>de</strong>n: Wer einmal die Kontrolle<br />
verloren hat, <strong>de</strong>m wird es vielleicht nachgesehen, wer <strong>im</strong>mer die Kontrolle verliert, wird aus<br />
Treffen, Partys <strong>und</strong> an<strong>de</strong>ren Veranstaltungen ausgeschlossen. Deshalb ist eine <strong>de</strong>r wichtigsten<br />
Regeln für die aktive Person, dass sie <strong>im</strong>mer ein recht hohes Selbstkontrollniveau haben muss<br />
<strong>und</strong> sich auch in ekstatischen Zustän<strong>de</strong>n nie völlig gehen lassen kann (vgl. Kap. III.1.6.1). Die<br />
Einhaltung dieser Regeln kann aber nur ansatzweise kontrolliert wer<strong>de</strong>n: So gibt es auf <strong>de</strong>n<br />
zahlreichen Partys fast <strong>im</strong>mer eine Person, ‘die die Augen aufhält, sich ein bisschen umschaut<br />
<strong>und</strong> darauf achtet, dass nichts Ernstes passiert’. Wird eine Aktion zu drastisch, so schreiten<br />
die an<strong>de</strong>ren ein. Im Bereich <strong>de</strong>r Zweierbeziehungen bestehen diese Kontrollmöglichkeiten<br />
nicht. Hier muss das Vertrauen darüber entschei<strong>de</strong>n, wie weit sich <strong>de</strong>r einzelne auf die SM-<br />
Aktion einlässt. Fin<strong>de</strong>t die Begegnung mit einer frem<strong>de</strong>n Person statt, wer<strong>de</strong>n häufig bei<br />
Fre<strong>und</strong>en Adressen <strong>und</strong> Telefonnummer hinterlegt. Ist nach einem best<strong>im</strong>mten Zeitraum kei-<br />
ne Rückmeldung erfolgt, wird Alarm geschlagen: Die Bekannten rufen unter <strong>de</strong>r entsprechen-<br />
<strong>de</strong>n Nummer an o<strong>de</strong>r fahren auch zu <strong>de</strong>r Adresse hin, um zu kontrollieren, ob alles in Ord-<br />
nung ist. Wird die Situation als gefährlich eingeschätzt, alarmiert man die Polizei.<br />
Dieses Regel- <strong>und</strong> Kontrollsystem ist in SM-Gruppen unerlässlich. Eine völlig anomische<br />
Situation wäre gefährlich, weil nicht selten körperliche <strong>und</strong> psychische Grenzen berührt wer-<br />
<strong>de</strong>n. Deshalb beziehen sich viele Regeln <strong>im</strong> weitesten Sinne auf die Unversehrtheit <strong>de</strong>s Maso-<br />
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