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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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ist die Umgebungs- <strong>und</strong> Schmerzwahrnehmung reduziert bzw. ausgeschaltet. S<strong>im</strong>ultane EEG-<br />

Bef<strong>und</strong>e zu diesem Zeitpunkt zeigen erhöhte Thetaaktivität (4Hz) über <strong>de</strong>r rechten Hemisphä-<br />

re“ (ebd. S. 109). Best<strong>im</strong>mte chemische <strong>und</strong> elektrophysiologische Prozesse können - wenn-<br />

gleich hier noch weitere Forschungsergebnisse abzuwarten sind - also in einen Zusammen-<br />

hang mit <strong>de</strong>m Schmerzempfin<strong>de</strong>n gebracht wer<strong>de</strong>n. Auch bei Sadomasochisten spielen mög-<br />

licherweise - so die Konsequenz aus diesen Hypothesen - solche Potentiale bei <strong>de</strong>r Reduktion<br />

<strong>de</strong>s Schmerzempfin<strong>de</strong>ns eine Rolle. 89 Aber auch situationale Variablen könnten eine Rolle<br />

spielen. Wenn viele <strong>de</strong>r Befragten berichten, dass <strong>de</strong>r Schmerz in an<strong>de</strong>ren Situationen nach<br />

wie vor als unangenehm erlebt wird, <strong>und</strong> dass sie dort auf Schmerz mit Angst reagieren,<br />

könnte dies ein Hinweis hierfür sein:<br />

Lisa: Also wenn ich mir <strong>de</strong>n Fuß breche, dann ist das etwas an<strong>de</strong>res, o<strong>de</strong>r wenn<br />

<strong>de</strong>r Zahnarzt mit <strong>de</strong>r Spritze kommt. Ich war vor kurzem noch da, da kriege ich<br />

Angst, da kriege ich feuchte Hän<strong>de</strong>. O<strong>de</strong>r ich habe mir jetzt eine Rippe angeknackst,<br />

ich war drei Tage kein Mensch mehr, weil ich Schmerzen hatte. Ich hatte<br />

aber keine sexuelle Lust gehabt, das sind körperliche Schmerzen, die mir weh tun.<br />

Die Schmerzen, die ich lustvoll empfin<strong>de</strong>, gehen nur in Verbindung mit <strong>de</strong>m Sexuellen.<br />

Also normale Schmerzen empfin<strong>de</strong> ich genauso als Schmerz wie an<strong>de</strong>re<br />

(38 Jahre, M, heterosexuell).<br />

Konrad: Der Schmerz, <strong>de</strong>n man empfin<strong>de</strong>t, bereitet gleichzeitig Lust, aber nur<br />

weil diese Situation so ist. Ich kann mir vorstellen, wenn ich genau die gleiche<br />

Handlung ohne eine Erektion zu haben an mir vollziehe, dann empfin<strong>de</strong> ich nur<br />

<strong>de</strong>n Schmerz, dann habe ich eigentlich gar nicht <strong>de</strong>n Gedanken dabei, dass mir<br />

genau dieses gut tut (38 Jahre, S, heterosexuell).<br />

Der Zusammenhang <strong>von</strong> Situationsbedingungen <strong>und</strong> <strong>de</strong>n komplexen neurophysiologischen<br />

Vorgängen wird <strong>von</strong> Birbaumer/Schmidt (1990, S. 352) herausgestellt: „Außer<strong>de</strong>m ist für<br />

eine Schmerzbewertung oft entschei<strong>de</strong>nd, unter welchen Umstän<strong>de</strong>n ein Schmerzereignis<br />

auftritt. So ist gut bekannt, dass bei Kriegsverw<strong>und</strong>ungen <strong>de</strong>r Bedarf an schmerzstillen<strong>de</strong>n<br />

Mitteln weitaus geringer ist, als bei vergleichbaren Verletzungen <strong>im</strong> Zivilleben. Anscheinend<br />

vermin<strong>de</strong>rt die Aussicht auf die baldige He<strong>im</strong>reise <strong>und</strong> das Glücksgefühl, die Schlacht über-<br />

lebt zu haben, Schmerzwahrnehmung <strong>und</strong> -bewertung in einem erheblichen Ausmaß.“ In die-<br />

sem Zusammenhang weist Bullinger (1990, S. 277) darauf hin, dass best<strong>im</strong>mte <strong>im</strong>aginative<br />

Techniken die Schmerzhaftigkeit <strong>von</strong> noxischen Reizen reduzieren können: Neben Tagträu-<br />

men <strong>und</strong> Phantasien erweisen sich auch „die Um<strong>de</strong>finition <strong>de</strong>s Schmerzreizes als willkomme-<br />

89 Auf die Be<strong>de</strong>utung dieser Schmerzkontrollsysteme <strong>im</strong> Zusammenhang mit <strong>de</strong>m Phänomen <strong>de</strong>s Sadomasochismus<br />

hat z.B. Mass (1983, S. 53) hingewiesen: "Like heroin and morphin, the endorphins have recently<br />

been discovered to be addictive. Perhaps the incorporation of pain into sexual activity ist actually a mechanism<br />

for releasing or augmenting the release of this substances in the brain."<br />

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