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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Typisch für das sadomasochistische Arrangement ist die bereits erwähnte Polarisierung <strong>de</strong>r<br />

Akteure in zwei entgegengesetzte Rollenmuster: „Sadomasochism, then, is an activity in<br />

which participants place themselves in dominant or submissive roles. To some <strong>de</strong>gree, the<br />

participants we observe were acting out sexual fantasies, which left room for a great <strong>de</strong>al of<br />

elaboration in these basic roles” (Weinberg u.a. 1984, S. 383). Ergänzend ist mit Schorsch<br />

(1980b, S. 128) zu bemerken: „Sadomasochistische Wünsche können sich nur in aktiver o<strong>de</strong>r<br />

nur in passiver Form äußern o<strong>de</strong>r alternierend aktiv <strong>und</strong> passiv.“ Aus <strong>de</strong>r Differenz <strong>von</strong> Sub-<br />

mission <strong>und</strong> Dominanz resultieren unterschiedliche Erfahrungen <strong>und</strong> Gefühle, die <strong>im</strong> Folgen-<br />

<strong>de</strong>n dargestellt sind.<br />

Dominanz<br />

Die Trennung <strong>von</strong> Macht <strong>und</strong> Sexualität ist als kulturelle Norm etabliert. Macht darf ihr zu-<br />

folge nicht dazu verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, sexuelle Handlungen zu verlangen o<strong>de</strong>r zu erzwingen.<br />

Demgegenüber erscheint das SM-Ritual normwidrig. Die Basis dieser Rituale ist aber die<br />

Freiwilligkeit. Das SM-Arrangements ist eine „private little Comedia <strong>de</strong>ll’Arte“ (Gree-<br />

ne/Greene 1974, S. 177), die auf gegenseitigem Einverständnis beruht <strong>und</strong> bei <strong>de</strong>r „Macht (...)<br />

<strong>de</strong>r Machtlosigkeit gleich (ist)“ (Ehrenreich u.a. 1988, S. 35). Dennoch fin<strong>de</strong>n sich hier die<br />

Rollenmuster <strong>de</strong>s ‘Herrn’ o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r ‘Meisterin’, mithin <strong>de</strong>utliche Verweise auf explizite<br />

Machtansprüche. Im SM-Rahmen wer<strong>de</strong>n also in einem freiwilligen Arrangement intensive<br />

Machtzeremonielle inszeniert. Ihre Be<strong>de</strong>utung <strong>und</strong> die Erfahrungen, die in diesem beson<strong>de</strong>ren<br />

Raum möglich sind, erklären die Befragten folgen<strong>de</strong>rmaßen:<br />

Ferdinand: Meine Dominanz übe ich aus, um meinen Partner sich hilflos win<strong>de</strong>n<br />

zu sehen, seine Unsicherheit zu riechen <strong>und</strong> seine Angst zu fühlen. Ich genieße es,<br />

wenn seine Scham ihn überwältigt, <strong>und</strong> wenn die Geilheit trotz aller Wi<strong>de</strong>rstän<strong>de</strong><br />

Besitz <strong>von</strong> ihm ergreift. Sicher auch, weil ich mich mit meinem Opfer i<strong>de</strong>ntifiziere<br />

(43 Jahre, S/M, bisexuell).<br />

Carola: Also die Befriedigung einfach <strong>im</strong> Sinne <strong>de</strong>ssen, dass ich die Macht habe,<br />

mit <strong>de</strong>m Mann o<strong>de</strong>r auch mit <strong>de</strong>r Frau machen zu können, was ich will. Und Befriedigung<br />

- das kann ich nicht erklären. Das ist ein Ding, was ich nicht erklären<br />

kann. Das ist jetzt nicht so dieser Orgasmus, <strong>de</strong>n man wie be<strong>im</strong> Sex kriegt, son<strong>de</strong>rn<br />

es hat mit Kopf <strong>und</strong> Seele zu tun. Die befreien sich dann einfach, <strong>und</strong> zwar<br />

auch wenn man das in <strong>de</strong>m Moment nicht auslebt (26 Jahre, S, heterosexuell).<br />

Bianca: Faszinierend an unseren Erziehungsst<strong>und</strong>en ist, dass mein Mann für mich<br />

was macht <strong>und</strong> zwar freiwillig, das ist wichtig. Ich bin<strong>de</strong> ihn auch nie fest. Das<br />

können sehr viele Schläge sein, sehr hart. Und er sieht auch danach nicht <strong>im</strong>mer<br />

sehr schön aus. Mir bringt es einfach Spaß <strong>und</strong> eine Befriedigung. (...) Mir macht<br />

es einfach Spaß, dass er was für mich tut (40 Jahre, S, heterosexuell).<br />

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