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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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variabel <strong>und</strong> richten sich nach <strong>de</strong>n jeweils individuellen Grenzen. Während die passive Person<br />

sich in <strong>de</strong>r Regel nur auf ‚einfache’ Variationen einlässt, fügt sich <strong>de</strong>r ‚absolut hörige Sklave’<br />

beinahe ohne Einschränkungen in sein submissives Los. Weil die passive Person aber fast<br />

<strong>im</strong>mer best<strong>im</strong>mte Grenzen vorgibt, sind manche Sadomasochisten <strong>de</strong>r Meinung, dass die<br />

Handlung eigentlich durch die untergeordnete Person best<strong>im</strong>mt wird. Dies trifft sicherlich <strong>im</strong><br />

Hinblick auf die Aushandlung <strong>de</strong>r Rahmenbedingungen zu (Wer als Passiver z.B. Handlun-<br />

gen mit Fäkalien ablehnt, kann dies auch in <strong>de</strong>r Regel durchsetzen). Innerhalb dieser <strong>de</strong>finier-<br />

ten Grenzen best<strong>im</strong>mt <strong>und</strong> agiert aber <strong>de</strong>r Sadist, <strong>und</strong> <strong>de</strong>r ‚Masochist’ liefert sich - allerdings<br />

<strong>von</strong> ihm selbst initiiert - seinen Handlungen aus.<br />

Dabei wer<strong>de</strong>n nicht nur physiologische, son<strong>de</strong>rn auch psychologische (Unterdrückungs-) Me-<br />

chanismen aktiviert, wobei zwei gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong> Aspekte herauszustellen sind. Erstens ist hier<br />

die Verletzung <strong>de</strong>r Schamgefühle <strong>de</strong>s ‚Opfers’ zu nennen. Um dies zu erreichen, ist die öf-<br />

fentliche Vorführung ein beliebtes Mittel, etwa <strong>de</strong>n nackten Sklaven einfach nur unter beklei-<br />

<strong>de</strong>ten Menschen vorzuführen, seine körperlichen Makel o<strong>de</strong>r best<strong>im</strong>mte Verrichtungen einge-<br />

hend zu präsentieren:<br />

Werner: Sehr unangenehm ist es für mich, wenn mich meine Herrin dann in <strong>de</strong>n<br />

Raum hinausführt <strong>und</strong> ich bin vollkommen nackt, während alle an<strong>de</strong>ren beklei<strong>de</strong>t<br />

sind. Da sind dann auch frem<strong>de</strong> Leute, <strong>und</strong> das ist schon sehr unangenehm.<br />

Schl<strong>im</strong>m ist es auch, wenn ich mich falsch benommen habe, <strong>und</strong> sie mich richtig<br />

zurechtweisen muss. Dann wer<strong>de</strong> ich <strong>de</strong>n Leuten vorgeführt, <strong>und</strong> ich muss auf <strong>de</strong>n<br />

Tisch. Sie beschreibt <strong>und</strong> präsentiert <strong>de</strong>n Gästen dann meinen Körper. Nach <strong>de</strong>m<br />

Motto ‚Hat er nicht eine beson<strong>de</strong>rs muskulöse Brust?’ o<strong>de</strong>r ‚Ist das nicht ein richtiger<br />

Hengst?’. Dazu muss ich sagen, dass ich eine sehr schmächtige Figur habe<br />

<strong>und</strong> nur 1,60 m groß bin. Das Allerschl<strong>im</strong>mste war allerdings, als mich die Herrin<br />

einmal wegen einer an<strong>de</strong>ren Frau bestrafte. Vor etwa zwanzig Leuten habe ich ein<br />

grauenhaftes Klistier bekommen <strong>und</strong> sie hat mich mit einem Tampon verschlossen.<br />

Unter <strong>de</strong>r Androhung noch ein zweites Klistier zu bekommen, musste ich<br />

mich absolut zusammenreißen. Die Schmerzen <strong>und</strong> das Unbehagen waren schon<br />

nach wenigen Minuten beinahe unerträglich <strong>und</strong> alle haben mich beobachtet.<br />

Dann hat meine Herrin einen E<strong>im</strong>er gebracht <strong>und</strong> ich durfte mich vor <strong>de</strong>n ganzen<br />

Anwesen<strong>de</strong>n entleeren. Das ist klar, dass das dann sehr laut <strong>und</strong> unangenehm ist.<br />

Noch nie habe ich mich mehr ge<strong>de</strong>mütigt gefühlt. An<strong>de</strong>rerseits war ich glücklich,<br />

dass ich auch diese Prüfung bestan<strong>de</strong>n habe (43 Jahre, M., heterosexuell).<br />

Die Verletzung <strong>de</strong>r Schamgefühle kann - das macht dieses Beispiel <strong>de</strong>utlich - zu einem sehr<br />

subtilen Entwürdigungsmechanismus ausgebaut wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>r Terminologie <strong>von</strong> Goffman<br />

(1986) könnte man auch <strong>von</strong> rituellen Entweihungen sprechen.<br />

Der zweite Mechanismus zielt auf die Entpersonalisierung <strong>de</strong>r passiven Person. Sie wird -<br />

eingebettet in entsprechen<strong>de</strong> Handlungszusammenhänge - als Gegenstand behan<strong>de</strong>lt:<br />

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