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Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de

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Bei <strong>de</strong>r empirischen Annäherung an alle drei Bereiche habe ich mich am qualitativ-<br />

interpretativen Paradigma orientiert. Neben Szenen-Ethnographien war es das Ziel dieser<br />

Vorgehensweise, die typischen Sinnmuster <strong>de</strong>r weitgehend unerforschten ‘Kulturen’ zu re-<br />

konstruieren; letztlich das sichtbar zu machen, was für <strong>de</strong>n ‘Frem<strong>de</strong>n’ unsichtbar ist. Bei <strong>de</strong>n<br />

‘Real-Life-Explorationen’ ging es um <strong>de</strong>n subjektiv gemeinten Sinn <strong>de</strong>r Akteure, um ihre<br />

Perspektive bezüglich Aggression, Gewalt <strong>und</strong> Sexualität.<br />

Die Proban<strong>de</strong>n wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Schneeballverfahren rekrutiert. Dieses Auswahlprinzip er-<br />

laubt keine Aussagen über die quantitative Verteilung <strong>von</strong> best<strong>im</strong>mten Merkmalen. Auch<br />

wenn Hypothesen formuliert wer<strong>de</strong>n können, bleibt die statistische Verteilung <strong>de</strong>r Geschlech-<br />

ter o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Alters <strong>im</strong> Dunkeln. Dies war aber auch nicht Zielsetzung <strong>de</strong>r Arbeit. Vielmehr ist<br />

sie <strong>im</strong> Sinne qualitativer Forschungsstrategien als exploratives Vorhaben konzipiert. Die ge-<br />

wählte Untersuchungsmetho<strong>de</strong> hat es schließlich auch nicht ermöglicht, Abweichler <strong>im</strong> Sinne<br />

<strong>von</strong> Straftätern, die sich <strong>de</strong>r Körperverletzung o<strong>de</strong>r gar einer Tötung schuldig gemacht haben,<br />

zu befragen, weil diese in <strong>de</strong>n Szenen selbst ausgeschlossen wer<strong>de</strong>n. Eine Ausnahme sind<br />

einzelne Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Hooligan-Szene.<br />

1) Sadomasochismus<br />

Erschien Sadomasochismus noch Mitte <strong>de</strong>r siebziger Jahre als periodisch auftauchen<strong>de</strong>s, aber<br />

verstecktes Thema in Werbung <strong>und</strong> Presse, wur<strong>de</strong> dieses Phänomen insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n acht-<br />

ziger Jahren <strong>und</strong> Anfang <strong>de</strong>r neunziger Jahre in <strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland (<strong>und</strong> vor<br />

allem in <strong>de</strong>n USA) popularisiert. Die sadomasochistische Ikonographik drang verstärkt in die<br />

verschie<strong>de</strong>nsten Bereiche <strong>de</strong>r populären Kultur <strong>und</strong> rangierte in <strong>de</strong>n ‚Media Agendas’ ganz<br />

oben. Man begegnet ihr heute <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r in Pop-Vi<strong>de</strong>os, <strong>de</strong>r Belletristik, <strong>de</strong>r Mo<strong>de</strong>welt<br />

o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r (Zigaretten)Werbung. Auch in <strong>de</strong>n zahlreichen Life-Style-Zeitschriften wur<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />

wird <strong>de</strong>r Sadomasochismus thematisiert. Gera<strong>de</strong> in letzteren fin<strong>de</strong>t die ‚schwarze Lei<strong>de</strong>n-<br />

schaft’ <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>re Beachtung. Dazu bemerkt Schorsch (1980b, S. 113) treffend:<br />

„Belletristik <strong>und</strong> Unterhaltungsindustrie lieben die Le<strong>de</strong>rkleidung, es rasseln die Ketten, das<br />

modische Spiel mit <strong>de</strong>m Extravaganten scheut auch vor einem schwül erotisierten, sadomaso-<br />

chistisch getünchten Faschismus nicht zurück.“ Und <strong>de</strong>nnoch: Das in <strong>de</strong>r Öffentlichkeit herr-<br />

schen<strong>de</strong> Bild vom Sadomasochismus ist <strong>von</strong> vielfältigen Vorurteilen <strong>und</strong> negativen Stereoty-<br />

pen wie ‚krankhaft gestörtes Sexualverhalten’ o<strong>de</strong>r gar ‚Sexualverbrechen’ geprägt. Ja selbst<br />

die wissenschaftlich-soziologische Beschäftigung mit diesem Thema sollte sich als etwas<br />

‘Anrüchiges’ erweisen. Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen rümpften die Nase ob <strong>de</strong>r Beschäftigung<br />

mit diesem Forschungsgegenstand (<strong>im</strong>mer noch muss ich darüber schmunzeln, dass dieselben<br />

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