Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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mittelte Kommunikation, son<strong>de</strong>rn auch - wie gezeigt - für die sprachlichen Co<strong>de</strong>s in <strong>de</strong>n Kon-<br />
taktanzeigen <strong>von</strong> Sadomasochisten. In Bezug auf die Kleidung spielen neben <strong>de</strong>r Mitteilungs-<br />
funktion auch fetischistische Be<strong>de</strong>utungen eine Rolle. Fetische sind mitunter ein wichtiger<br />
Teil <strong>von</strong> SM-Inszenierungen.<br />
1.4.3 Fetischismus <strong>und</strong> Sadomasochismus<br />
Der Begriff <strong>de</strong>s Fetischismus wur<strong>de</strong> 1887 <strong>von</strong> Binet eingeführt <strong>und</strong> be<strong>de</strong>utet <strong>im</strong> weitesten<br />
Sinne die Fixierung sexueller Interessen auf best<strong>im</strong>mte Gegenstän<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r Körperteile. Dabei<br />
gibt es kaum etwas, was nicht schon einmal irgendwo zum Fetisch gemacht wur<strong>de</strong>. Auch <strong>im</strong><br />
SM-Bereich spielen Fetische eine wichtige Rolle. So hat schon Spengler (1979, S. 98f) in<br />
seiner Studie festgestellt: „Fetischismus <strong>und</strong> Sadomasochismus sind in dieser Gruppe un-<br />
trennbar miteinan<strong>de</strong>r verb<strong>und</strong>en. Ausgesprochene Fetischisten, bei <strong>de</strong>nen sadomasochistische<br />
Elemente stark in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong> getreten sind, wer<strong>de</strong>n offenbar in die Subkultur integriert.“<br />
Insgesamt ist die SM-Szene zugleich auch Auffangbecken für die fetischistisch orientierten<br />
Personen.<br />
Der wichtigste Fetisch <strong>im</strong> SM-Bereich ist das schwarze Le<strong>de</strong>r. Es spielt bei hetero- <strong>und</strong> ho-<br />
mosexuellen Personen eine zentrale Rolle. Insbeson<strong>de</strong>re bei <strong>de</strong>n Schwulen ist das Le<strong>de</strong>r ein<br />
Kultobjekt wie kaum ein an<strong>de</strong>res (vgl. Wetzstein u.a. 1993). Schon <strong>de</strong>r spezifische Geruch ist<br />
ein Gr<strong>und</strong> für die Anziehungskraft dieses Materials. Be<strong>im</strong> enganliegen<strong>de</strong>n Le<strong>de</strong>r kommt eine<br />
weitere Funktion hinzu, es „ist eine blanke, spiegeln<strong>de</strong> Oberfläche mit einer Neigung dazu,<br />
die natürlichen Körperformen zu betonen. Es verstärkt die Wirkung je<strong>de</strong>r einzelnen Bewe-<br />
gung <strong>und</strong> daher auch die Ausstrahlung all <strong>de</strong>ssen, was schon <strong>von</strong> Natur aus für <strong>de</strong>n Träger<br />
spricht. Es arbeitet das Offensichtliche klarer heraus <strong>und</strong> gibt ihm eine zusätzliche D<strong>im</strong>ensi-<br />
on“ (Farren 1987, S. 110). Entschei<strong>de</strong>nd für die Verwendung <strong>von</strong> schwarzem Le<strong>de</strong>r ist aber<br />
seine Machtsymbolik. Wie Uniformen steht es für eine polarisierte Machtstruktur, in welcher<br />
<strong>de</strong>r Träger die dominante Rolle ausübt.<br />
Gummi <strong>und</strong> Latex sind weitere Materialien, die in <strong>de</strong>r SM-Szene eine wichtige Rolle spielen.<br />
Sie sind <strong>im</strong> Vergleich zum Le<strong>de</strong>r noch körperbetonter (<strong>de</strong>r Szenebegriff ‘skin two’ bringt dies<br />
zum Ausdruck). Bei bei<strong>de</strong>n kommt hinzu, dass sie die Transpiration verstärken. Das Schwit-<br />
zen in diesen Materialien wird als beson<strong>de</strong>rs angenehm empf<strong>und</strong>en. Auch <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
mit best<strong>im</strong>mten Fäkalpraktiken spielen diese Materialien eine Rolle: Zum einen, weil sich die<br />
Träger bei <strong>de</strong>r symbolischen Erniedrigung durch Exkremente nicht tatsächlich verunreinigen,<br />
zum an<strong>de</strong>ren sind sie abwaschbar, was ein wichtiger Hygiene-Aspekt ist. Neben diesen For-<br />
men <strong>de</strong>s ‚Materialfetischismus’ sind auch Uniformen <strong>und</strong> Arbeitskleidungen, bei Schwulen<br />
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