Außeralltäglichkeit und Grenzerfahrung im Kontext von ... - PBportal.de
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in <strong>de</strong>r Arktis, Elefantenwaschen in Indien, (...) bei Kopfjägern <strong>und</strong> Kannibalen, (...) per Hub-<br />
schrauber zum ‘Survival training’ in die menschenleere kanadische Wildnis“ 6 o<strong>de</strong>r zum ‘Go-<br />
rillatrekking’ nach Afrika. 7 Auch die riskanten Reisen <strong>de</strong>r Kriegsberichterstatter <strong>und</strong> nicht<br />
zuletzt die wissenschaftliche Beschäftigung mit diesen <strong>und</strong> ähnlichen Themen lassen sich <strong>de</strong>m<br />
Phänomen <strong>de</strong>r ‘Thrilling Fields’ (Hartmann 1996) zuordnen . 8<br />
Diese Verhaltensweisen bzw. ihre Folgen sind in verschie<strong>de</strong>ne Richtungen an ein komplexes<br />
Netzwerk institutioneller Verän<strong>de</strong>rungen geknüpft. So haben sich z.B. die alpinen Rettungs-<br />
wachten wie selbstverständlich auf die gefährlichen Touren <strong>de</strong>r Ski- <strong>und</strong> Snowboardfahrer<br />
eingestellt, die fernab <strong>de</strong>r gesicherten Pisten nicht selten todbringen<strong>de</strong> Lawinen auslösen.<br />
Traurige Beispiele sind die Unglücke Anfang 2000 in Österreich <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Schweiz. Und schon<br />
längst wur<strong>de</strong> die Branche <strong>de</strong>r Versicherer auf <strong>de</strong>n Plan gerufen <strong>und</strong> hat reagiert. Die Frage<br />
nach riskanten Hobbys <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten gehört mittlerweile zum Repertoire <strong>de</strong>r Stan-<br />
dardfragen <strong>de</strong>r Anträge für Unfall- <strong>und</strong> Lebensversicherungen. Je nach <strong>de</strong>m wer<strong>de</strong>n Preisauf-<br />
schläge verlangt, da sich das Risiko <strong>und</strong> damit die Zahlungswahrscheinlichkeit für die Versi-<br />
cherer bei frühzeitigem Tod erhöht.<br />
Bioenergetik, Meditation, Spiritualität, (Designer-)Drogen (Techno, Ecstasy), Sekten, Okkul-<br />
tismus (Grufty-Szene) <strong>und</strong> die Vielfalt medialer Inszenierungen <strong>von</strong> Schrecken <strong>und</strong> Gefahr<br />
sind weitere Beispiele für die ‘Ausbruchsversuche’ (Cohen/Taylor 1977) <strong>de</strong>r zivilisationsmü-<br />
<strong>de</strong>n Individuen unserer Gesellschaft. Außeralltäglichkeit, Nervenkitzel <strong>und</strong> Thrill sind aller-<br />
dings nicht <strong>im</strong>mer in eine organisierte bzw. institutionalisierte, kommerzielle Eventkultur<br />
eingeb<strong>und</strong>en, son<strong>de</strong>rn haben oftmals subkulturellen Charakter. Beispiele hierfür sind Verhal-<br />
tensmuster <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Großstädten <strong>von</strong> Langeweile geplagten Jugendlichen, wie es Le Breton<br />
(1995, S. 84) beschreibt:<br />
„Surfistas, Jugendliche zwischen fünfzehn <strong>und</strong> zwanzig Jahren in <strong>de</strong>n Vororten<br />
Rio <strong>de</strong> Janeiros, benutzen regelmäßig die Dächer <strong>de</strong>r übervollen Züge, die zwischen<br />
ihren Wohnorten in <strong>de</strong>n Vorstädten <strong>und</strong> <strong>de</strong>r Innenstadt verkehren, um ihre<br />
Surfwettbewerbe auszutragen. Sie versuchen bei Geschwindigkeiten <strong>von</strong> bis zu 70<br />
6 Krippendorf (1984, S. 87)<br />
7 Vgl. Kohnen/Braun (1989)<br />
8 An dieser Stelle muss explizit auf <strong>de</strong>n Sammelband ‘Freizeit in <strong>de</strong>r Erlebnisgesellschaft’ (Hartmann/Haubl<br />
1996) verwiesen wer<strong>de</strong>n. In Anlehnung an das Schulzesche Konzept <strong>de</strong>r Erlebnisgesellschaft (1993) wer<strong>de</strong>n<br />
in acht unterschiedlichen Beiträgen aus Psychologie <strong>und</strong> Soziologie erlebnisorientierte Freizeitbereiche skizziert.<br />
Themen sind (Massen)Tourismus, Fun- <strong>und</strong> Extremsportarten, Fußball, Popmusik, ’süchtiges’ Einkaufen<br />
als Zeitvertreib, Körperkult, Konflikts<strong>im</strong>ulationsspiele <strong>und</strong> virtuelle Vergnügungen <strong>im</strong> Cyberspace. Nicht<br />
unerwähnt bleiben soll auch die bemerkenswerte Arbeit <strong>von</strong> Ke<strong>im</strong> (1999), eine ethnographische Analyse<br />
zeitgenössischer Konsumkultur am Beispiel <strong>de</strong>s Kaufhauses ‘Breuninger’ in Stuttgart.<br />
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