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Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

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urgs Leben wird zu einer Mission, die sie<br />

beginnt, als alles, was für sie persönlich einmal<br />

von Bedeutung war, bereits verloren ist,<br />

und die sie immer weiter treibt. Homburgs<br />

Rettung wird Prinzip, koste es was es wolle.<br />

Natalie geht weit für dieses Ziel, selbst<br />

Rebellion scheint möglich – bis schließlich<br />

klar wird, dass die Rettung des Prinzen<br />

zu keiner Zeit in ihrer Hand lag. Am Ende<br />

darf Homburg leben, weil er alle individuellen<br />

Ansprüche einer überpersönlichen<br />

Idee geopfert hat. In der Konsequenz der<br />

Inszenierung kann Natalie diesen Schritt<br />

nicht unbeschadet überstehen. Sie ist der<br />

Preis, den er kostet, verkörpert sie doch<br />

genau das, was bei der „freien Entscheidung“<br />

des Prinzen auf der Strecke bleiben<br />

muss: die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten<br />

Leben, individuellen Mut,<br />

den Anspruch auf Liebe und persönliches<br />

Glück, den Traum, Gesetz und Gefühl in<br />

Einklang zu bringen. Im Moment größter<br />

Enttäuschung hat Natalie alle Energien gebündelt<br />

und in den Kampf um ein anderes,<br />

einzelnes Leben investiert – erst jetzt, als<br />

es kein Ziel mehr gibt, wird die Dimension<br />

des Verlustes deutlich. Natalie ist am Ende<br />

ihrer Kraft angelangt.<br />

„Ist es ein Traum“ – „Ein Traum, was<br />

sonst“ – In der Inszenierung von Martin<br />

Nimz hört Natalie die zu geflügelten Worten<br />

gewordenen letzten Sätze des Stücks<br />

nicht mehr. Sie wird dem Prinzen nicht<br />

den Lorbeer aufsetzen, der ihn zum Sieger<br />

kränzt. Sie wird auch nicht seine Hand an<br />

ihr Herz legen. Es geht ein Riss durch das<br />

Bild des neuen Helden. Ohne sich noch<br />

einmal umzudrehen, zieht Prinz Friedrich<br />

von Homburg in die Schlacht. „In Staub mit<br />

allen Feinden Brandenburgs!“<br />

du könntest an verderbens<br />

abgrund stehn, dass er, um<br />

dir zu helfen, dich zu retten,<br />

auch nicht das schwert<br />

mehr zUckte, ungerufen!<br />

20 André Wagner, Timo Tank, Frank Wiegard

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