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Programmheft - Badisches Staatstheater - Karlsruhe

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des Lebens<br />

müde<br />

ZUM AUTOR<br />

„Komm, lass uns etwas Gutes tun, und dabei<br />

sterben!“, schreibt Heinrich von Kleist<br />

1806 an seinen Freund Otto August Rühle<br />

von Lilienstern. Er ist 29 Jahre alt. Fünf<br />

Jahre später wird er Henriette Vogel und<br />

sich selbst am Kleinen Wannsee erschießen.<br />

„Die Wahrheit ist, dass mir auf Erden<br />

nicht zu helfen war“, erklärt er seiner<br />

Schwester Ulrike in einem Abschiedsbrief.<br />

„Es ist ein bekannter Gemeinplatz, dass<br />

das Leben ein schweres Spiel sei“, hatte<br />

er ihr zehn Jahre zuvor geschrieben. „Und<br />

warum ist es so schwer Weil man beständig<br />

und immer von neuem eine Karte ziehen<br />

soll und doch nicht weiß, was Trumph<br />

ist; ich meine darum, weil man beständig<br />

und immer von neuem handeln soll und<br />

doch nicht weiß, was recht ist.“<br />

Kleists Leben verläuft zu keiner Zeit auf<br />

einem geraden Weg, ist von gesellschaftlichen<br />

und politischen Umbrüchen geprägt,<br />

von einer ständigen, inneren Unruhe, die<br />

ihn rastlos durch die Welt jagt – ein Leben,<br />

dem „Wahnsinn der Freiheit, des Umsturzes<br />

aller gewissen, festen Verhältnisse<br />

verschrieben, gewidmet und ausgeliefert<br />

zugleich“, schreibt Bisky. „Sein Verhalten<br />

ähnelte dem eines Hasardeurs, der alles<br />

auf eine Karte setzt, oder dem eines Haudegens<br />

am Vorabend der Entscheidungsschlacht.<br />

Er wünschte sich ein Haus und<br />

Ruhe und durcheilte von Ehrgeiz getrieben<br />

die Länder; er verachtete und bekämpfte<br />

Bonaparte und versuchte zweimal in<br />

dessen Landungstruppen gegen England<br />

aufgenommen zu werden; er verwarf früh<br />

die standesgemäße Laufbahn eines preußischen<br />

Junkers und kam doch zeitlebens<br />

von der Familie und Preußen nicht los.“<br />

1777 in Frankfurt an der Oder in eine<br />

preußische Offiziersfamilie hineingeboren,<br />

erlebt Heinrich von Kleist seine ersten<br />

militärischen Einsätze bereits im Alter von<br />

fünfzehn Jahren. Wenige Jahre später bittet<br />

er um seine Entlassung aus dem Militär.<br />

Er schreibt sich an der Universität ein,<br />

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