Download - Freistaat Thüringen
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Mittlere C-Flüsse auf der Ebene forstlicher Teilflächen 41<br />
(1) Der erste verfügbare und vollständige Inventurdatensatz von 1993 basiert auf einer<br />
Datenfortschreibung von Inventurergebnissen, die Anfang bis Ende der 1980-iger Jahre<br />
erhoben wurden. Mit der Fortschreibung der Inventurergebnisse war die Anwendung von<br />
Ertragstafelmodellen verbunden, die sehr wahrscheinlich das jährliche Stammwachstum<br />
systematisch unterschätzten. So zeigen zahlreiche Untersuchungen in Mitteleuropa, dass das<br />
Wachstum von Waldbeständen seit etwa 50-60 Jahren im Vergleich zu den<br />
ertragstafelbasierten Vorhersagen zugenommen hat (Franz et al. 1993, Pretzsch 1999,<br />
Spiecker et al. 1996, Dittmar et al. 2003, Mund et al. 2002). Zudem wurde zumindest bei der<br />
Baumart Fichte im Fortschreibungsmodell der ostdeutschen Länder eine Zuwachsdepression<br />
infolge "neuartiger Waldschäden" in der Größenordnung von rund 20 % unterstellt. Eine<br />
derart starke Zuwachsdepression ist wahrscheinlich nicht über längere Zeit auf allen<br />
Standorten eingetreten.<br />
(2) Die Forsteinrichtung in den 1980-iger Jahren berücksichtigte nur den Hauptbestand.<br />
Holzvorräte im Zwischen- und Unterstand wurden nicht taxiert, da mehrschichtige Bestände<br />
nicht angestrebt wurden und damit auch kaum vorhanden waren. Die aktuelle<br />
Forsteinrichtung hingegen beinhaltet alle Baumschichten mit einem BHD > 7 cm, so dass<br />
beispielsweise auch Holzvorräte des Buchenvoranbaus in einem Kiefernaltbestand taxiert<br />
werden. Diese Unterschiede in der Methodik können eine „plötzliche“ Zunahme von<br />
Jungbeständen zwischen 1993 und 1999 erklären, nicht jedoch eine „plötzliche“ Zunahme<br />
vorratsreicher, älterer Bestände, wie in Abbildung 1.13 dargestellt.<br />
Die Delta-Methode quantifiziert auf Teilflächenebene nach unserem aktuellen Wissen eher<br />
die Inkonsistenzen zwischen den Inventuren als eine tatsächliche Vorratsänderung und<br />
würde auf einer zu kleinen Datenbasis identischer Teilflächen zum Zustand 1993 und 1999<br />
beruhen. Für eine teilflächengenaue Abschätzung von C-Vorratsänderungen mittels der<br />
Delta-Methode muss die zweite Forsteinrichtung in Thüringen (2005-2015) abgewartet<br />
werden.<br />
Eine Abschätzung der mittleren C-Vorratsänderung auf Forstamtsebene ist von den<br />
genannten Inkonsistenzen und den Änderungen der Forstbetriebseinteilung weitaus weniger<br />
betroffen als eine teilflächengenaue Abschätzung. Daher kann man davon ausgehen, dass die<br />
Ergebnisse der 1. Projektphase zur C-Bilanz der sieben Forstämter durch die Erkenntnisse<br />
des vorliegenden Teilprojektes nicht in Frage gestellt werden. Es muss aber festgehalten<br />
werden, dass mit den bislang zur Verfügung stehenden Datensätzen keine Aussage zur C-<br />
Vorratsänderung auf einer räumlichen Skala von Teilflächen und Beständen getroffen werden<br />
kann.<br />
Das vorliegende Teilprojekt setzte unerwartete Schranken für die Nutzung vorhandener,<br />
administrativer Datenbanken für die C-Bilanz von Wäldern. Es ist aber auch ein Beispiel<br />
dafür, wie das vom BMBF geförderte Projekt zur C-Bilanz Thüringer Wälder wesentlich dazu<br />
beigetragen hat, vorhandene Daten wissenschaftlich aufzuarbeiten.