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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Broués beinhaltete ebenfalls die Übersetzung, Annotierung und Veröffentlichung der Werke<br />

Trotzkis – gerade die späten Schriften sind trotz wichtiger, neuer Akzente – bisher<br />

international kaum rezipiert worden – die Herausgabe von 80 Ausgaben der Zeitschrift Cahiers<br />

Léon Trotsky, die Veröffentlichung einer Biographie von Trotzkis Sohn Lev Sedov und einer<br />

Reihe von Quellen- und Briefeditionen zur Geschichte der Komintern. Er zählte die von ihm<br />

verfaßten und herausgegebenen Bücher nicht mehr.<br />

In den letzten Lebensjahren hat Broué eine umfassende Geschichte der Komintern vorgelegt<br />

(normalerweise für sich selbst betrachtet bereits ein Lebenswerk), die unter Berücksichtigung<br />

Asiens, Afrikas, Lateinamerikas und der europäischen Peripherien nicht zuletzt die<br />

Akteursebene rekonstruiert. Nur am Rande sei gesagt, daß hierzu die Entschlüsselung von<br />

über 20000 Pseudonymen erforderlich war. Broué arbeitete empirisch die Gründe für das<br />

Scheitern heraus: Trotz ihrer Stärke und ihres Charismas versagte die Komintern aufgrund der<br />

Unkenntnis und des Unverständnisses der sozialen Mechanismen der politischen Krisen in<br />

Europa, der unangemessenen Taktik, des Versagens gegenüber dem Faschismus und<br />

schließlich – zugespitzt - aufgrund der verächtlichen Geringschätzung, die ihr Stalin<br />

entgegenbrachte. Ich schließe mich dem Appell der Freunde Pierre Broués an, Wege zu<br />

finden, um das Werk in englischer und deutscher Sprache herauszubringen.<br />

Broués Botschaft im Sinne eines bleibenden Legats kann darin gesehen werden, die<br />

Kontinuität eines alternativen oppositionellen, antiautokratischen linken Denkens und<br />

Handelns besonders auch in der Sowjetunion und dem von ihr beherrschten Imperium<br />

aufgezeigt und die Umrisse einer in der Tradition des <strong>International</strong>ismus vor dem Ersten<br />

Weltkrieg und dem frühen Bolschewismus verwurzelten alternativen Kultur rekonstruiert zu<br />

haben. Zugleich hat er damit einen methodischen Ausweg aus dem scheinbar übermächtigen<br />

Totalitarismusparadigma aufgezeigt, das zum Analyselabyrinth geworden ist, in das sich nicht<br />

zuletzt große Teile der Geschichtswissenschaft verfangen haben.<br />

Für all das - und noch mehr, Danke.<br />

Bernhard H. Bayerlein<br />

Stipendien des Deutschen Historischen Instituts, Moskau.<br />

• Das DHI vergibt ein- bis sechsmonatige Stipendien für deutsche und russische Doktoranden<br />

und Habilitanden, die sich mit der Geschichte des jeweils anderen Landes oder den<br />

beiderseitigen Beziehungen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert befassen. Speziell für russische<br />

Dozenten der deutschen Geschichte sind Kurzstipendien zur Weiterbildung am Institut<br />

vorgesehen. Die ersten Stipendiaten haben ihre Studien am 1. September 2005 begonnen.<br />

Weitere Informationen unter: www.dhi-moskau.de

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