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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Dmitrij J. Moiseenko, Gleb Albert, Bernhard H. Bayerlein:<br />

Jimmy – Jacob oder Dimitrij Identitäten eines "Kominternwaisen".<br />

Das folgende biographische Portrait fußt auf einem 27-seitigen Manuskript "O moich<br />

rodteljach" von Dmitrij J. Moiseenko.<br />

Die Biographie Dmitrij Moiseenkos, eines ehemaligen Mitarbeiters der internationalen<br />

Abteilung des ZK der KPdSU, der in Moskau im Ruhestand lebt, ist wie kaum eine andere von<br />

der Komintern geprägt. Man könnte ihn einen "Komintern-Waisen" nennen, denn beide<br />

Elternteile waren auch nach seiner Geburt weiterhin im illegalen Apparat der Komintern<br />

weltweit tätig. Geboren 1928 in Rom als Kind zweier Mitarbeiter des hochgeheimen<br />

Komintern-Verbindungsdienstes OMS (Otdel meždunarodoj svjazi), wuchs er in verschiedenen<br />

Ländern mit verschiedenen Identitäten auf und war sich lange Zeit weder seiner Herkunft<br />

noch der Tätigkeit seiner Eltern bewußt. Moiseenko erinnert sich: "Im Alter zwischen drei und<br />

17 habe ich getrennt von meinen Eltern gelebt, und alles in allem lebten wir an die 15 Jahre<br />

zusammen. In dieser Periode (1945-1959) war es weniger üblich, die Eltern über ihre Arbeit<br />

auszufragen, vor allem wenn sie von sich aus nichts erzählten. Dabei hätten sie viel zu<br />

erzählen gehabt..." Erst nach der Öffnung der Komintern-Archive hat Dmitrij Moiseenko ein<br />

vollständiges Bild seines familiären Hintergrunds erfahren können - eine Familiengeschichte,<br />

die fest verwoben ist mit den clandestinen Strukturen des internationalen Kommunismus<br />

zwischen Europa, Rußland und Fernost.<br />

Der Vater Moiseenkos, Jakov Matveevič Rudnik, wurde 1894 als Sohn eines einfachen Arbeiters<br />

in Kiew geboren. Trotz der schweren materiellen Lage der Familie schaffte er es, sich<br />

autodidaktisch zu bilden, wobei sein Interesse der Soziologie und Politökonomie galt. Nach<br />

einem Elektrotechnik-Studium am Petrograder Politechnikum (welches 1916 durch die<br />

Mobilisierung vorzeitig ein Ende fand) nahm er 1917 aktiv an der Februarrevolution teil und<br />

schloß sich einen Monat später den Bolschewiki an, um sich im November innerhalb der<br />

revolutionären bewaffneten Formationen am Sturm des Winterpalais zu beteiligen. Er<br />

arbeitete in den Militärorganen der neuen Machthaber und wurde 1919 als geheimer<br />

Mitarbeiter der KP der Ukraine zu Verfügung gestellt, in deren Auftrag er mit falschen<br />

Papieren nach Sevastopol' ging. Bei einem Auftrag in Odessa wurde Rudnik, der nun als Jakov<br />

Ustymčuk unterwegs war, von den Weißgardisten Denikins festgenommen, konnte sich aber<br />

auf ein Schiff retten, das französische Truppen nach <strong>The</strong>ssaloniki brachte. Von dort aus<br />

konnte er sich mit Hilfe ehemaliger russischer Soldaten nach Frankreich absetzen, wo er aktiv<br />

in der kommunistischen Bewegung mitwirkte, was 1922 zu seiner Verhaftung führte. Er wurde<br />

zu zwei Jahren verurteilt und nach Ablauf der Frist in die Sowjetunion abgeschoben. Dort<br />

arbeitete er ab 1925 für das EKKI in der Abteilung für <strong>International</strong>e Verbindungen (OMS),<br />

dem hochgeheimen Verbindungs- und Nachrichtendienst der Komintern.<br />

Im Auftrag des OMS ging Rudnik nach Österreich, wo er, formell als Mitarbeiter des<br />

Außenministeriums unter dem Namen Marin, für den OMS-Verbindungspunkt Wien tätig war.

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