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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

der Sowjetunion. Auch weiterhin blieb sie in der trotzkistischen Bewegung. Die ebenfalls der<br />

sozialistischen französischen Lehrerschaft entstammende Lucie Colliard, die die<br />

Frauenpropaganda in der KP Frankreichs erst verwurzelt hatte, ging ebenfalls zur linken<br />

kommunistischen Opposition. U.a. arbeitete sie später mit André Breton in der Zeitschrift "La<br />

Révolution prolétarienne" zusammen. Weiterhin erwähnenswert ist, daß eine der wenigen<br />

weiblichen ZK-Mitglieder der KP Frankreichs, Marguerite Faussecave, die 1926 "La femme dans<br />

la sociéte capitaliste" publizierte, 1928 ausgeschlossen wurde und sich daraufhin ebenfalls der<br />

Linken Opposition (Trotzkisten) anschloß.<br />

Klavdija Kirsanova wurde nach ihrer Mitarbeit im Frauensekretariat als Leiterin der<br />

<strong>International</strong>en Leninschule verhaftet, auch C. G. L. (Gertrud) Alexander, unter Franz<br />

Mehring Vorkriegsredakteurin des theoretischen Organs der Sozialdemokratie Die neue Zeit<br />

und einflußreiche Kunstsachverständige der KPD, arbeitete später in der Sowjetunion u. a. als<br />

Bevollmächtigte für die Hauptverwaltung für Literatur. Auch sie soll während der<br />

Säuberungen verhaftet worden sein, die sie jedoch überlebte. Sie starb 1967 in der DDR.<br />

Zinaida Lilina, die zweite Frau Zinov'evs, starb bereits im Jahre 1929. Die Dimitrov-<br />

Tagebücher haben aufgedeckt, daß auch die "Genossin Absolut" des ZK-Apparats, Elena D.<br />

Stasova, selbst als linientreue Stalin-Anhängerin, die in Deutschland maßgeblich am Sturz<br />

Ruth Fischers als Parteivorsitzende der KPD beteiligt war, nur knapp an einer Verhaftung<br />

vorbeischlitterte. 88 Kirsanova und Stasova wurden 1937 gleichzeitig ihrer Funktionen<br />

enthoben. Gegen Clara Zetkin, die <strong>of</strong>fen auf Seiten der "Rechtsopposition" und Bucharins<br />

stand, ging man vermutlich wegen Ihres Ansehens und ihres hohen Alters nicht mit<br />

bürokratisch-administrativen Mitteln vor. Noch am 28. September 1928 wurde sie vom<br />

Politsekretariat des EKKI nach der Umwandlung zur Leiterin der Frauenabteilung ernannt.<br />

Ihre Stellvertreterin und de facto Leiterin des Frauensekretariats wurde Varvara Mojrova, die<br />

auch Mitglied des EKKI-Präsidiums war, später auch Präsidentin des russischen Roten Kreuzes<br />

und des Roten Halbmonds. Zeitzeugenberichten zufolge soll auch sie verhaftet worden sein.<br />

Die 1872 geborene Smidovic, wie Nikolaeva Leiterin der Frauenabteilung des ZK der VKP (b),<br />

starb bereits im Jahre 1934. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang , daß auch Helene<br />

Overlach, die Stalin und der Sowjetunion treue Leiterin der Frauenabteilung beim ZK der KPD<br />

im Herbst 1931, noch während sie die größte Massenkampagne für die Abschaffung des § 218<br />

der Weimarer Republik leitete, in die Sowjetunion abkommandiert wurde. Eine<br />

Heilbehandlung diente <strong>of</strong>fensichtlich als Vorwand.<br />

Die meisten der von Herkunft und Vorstellungshorizont äußerst heterogene und zumeist<br />

bereits in der internationalen sozialistischen Bewegung oder der nationalen<br />

Frauenbewegungen verankerten Frauen der ersten Frauengeneration der Komintern, die das<br />

Rückrad und das Renommee des <strong>International</strong>en Frauensekretariats bildeten, überlebten wie<br />

das IFS selbst die "Bolschewisierung" nicht. Als ob es eines historischen Belegs für ihr mutiges<br />

Engagement und ihrer internationalistischen Überzeugung bedürfe, ging eine Mehrheit von<br />

ihnen in den Widerstand gegen den <strong>of</strong>fiziellen Kurs der Sowjetunion und die neue<br />

"bolschewisierte" Frauenpolitik unter Zinov'ev, Bucharin und Stalin. Zusammen mit der<br />

internationalistischen Frauenavantgarde wurden nicht nur der Feminismus über Bord<br />

geworfen, sondern auch die vielfältigen Traditionslinien, die sie mit der Avantgarde der<br />

88 Georgi Dimitr<strong>of</strong>f. Tagebücher 1933-1943. Hrsg. von Bernhard H. Bayerlein. Aus dem Russischen und<br />

Bulgarischen von Wladislaw Hedeler und Birgit Schliewenz, vol. I, Berlin, Aufbau, 2000, S. 165, 167.

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