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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Kosmos, der nicht nur Partei-, Kaderorganisationen, sondern eine Vielzahl intermediärer<br />

Organisationen einschloß, darunter auch Sportverbände, Abendschulen (MASCH), und<br />

experimentelle Bildungsstätten, Reformgymnasien (Karl-Marx-Schule in Neukölln) oder die<br />

vom "Sex-Doktor" Max Hodann geleitete Eugenische Abteilung für Mutter und Kind und die<br />

Sexualberatungsstelle Hodanns im von Pr<strong>of</strong>. Magnus Hirschfeld geleiteten Berliner Institut für<br />

Sexualwissenschaft schloß.<br />

Zugleich war die Frauenpolitik der Komintern zu einer internen Angelegenheit der<br />

weitgefächerten internationalen Bürokratie geworden. Vom 12.-16.8.1930 fand eine<br />

<strong>International</strong>e Konferenz der Leiterinnen der Frauenabteilungen der Zentralkomitees der<br />

kommunistischen Parteien ("Frauenleiterinnenkonferenz") in Moskau (üb.) statt. Neu war hier<br />

die Betonung auf der Arbeit unter den Frauen auf dem Lande. 82 Die frauenpolitischen<br />

Aktivitäten wurden auch organisatorisch auf die Betriebs- und Gewerkschaftsebene verlagert,<br />

während in der stalinistischen Sowjetunion die Integration der Frauen in die Arbeitswelt<br />

forciert und das Regime, im Unterschied zur postrevolutionären Periode, ein besonderes<br />

Augenmerk auf die Rolle der Frau in der Familie legte, die staatliche Kontrolle über die<br />

ehelichen Beziehungen verstärkte und gleichzeitig die Ausübung der Frauenrechte<br />

(Abtreibung, Scheidung u.a.m.) zurückgeschraubt wurden. Die Europäische Kommunistische<br />

Frauenberatung, die in Moskau im August 1930 83 stattfand, wurde vom <strong>International</strong>en<br />

Frauenkomitee der Roten Gewerkschafts-<strong>International</strong>e einberufen.<br />

Die Tagesordnungspunkte vermitteln ein anschauliches Bild über die neuen Prioritäten. Die<br />

Verlagerung auf die Betriebe wurde dabei ohne Scheu positiv als Möglichkeit gesehen, die<br />

Spontaneität der Frauenbewegung einzuschränken, wie es u.a. Vasil'ev in seinem Referat<br />

betonte."<br />

• Die Arbeiterin in der Produktion und im Klassenkampf (1).<br />

• Die organisierten Formen und Methoden der Arbeit unter den Arbeiterinnen (2).<br />

• Die Frauenarbeit und der Aufbau der Lebensweise in der Sowjetunion (3).<br />

• Die Frauen- und Kinderarbeit in den kolonialen und halbkolonialen Ländern (4).<br />

• Die Verbindungen zwischen den Frauen der kapitalistischen Ländern und Sowjetfrauen (4).<br />

Um die Frauenarbeit unter kommunistische Führung zu stellen und ihren häufig spontanen<br />

Charakter abzubauen, sollte die bereits erfolgte Wendung zu den Betrieben durch einen<br />

weiteren Ausbau der kommunistisch organisierten Delegiertinnenversammlungen verstärkt<br />

fortgesetzt werden. In welchem Ausmaß die Frauen instrumentalisiert werden sollten, zeigt<br />

die Bemerkung, daß zur Erreichung dieses Ziels und der Arbeit in den Betriebszellen der<br />

Terror kein Hindernis sein dürfe. 84 Die Frauenpolitik wurde im Rahmen des<br />

Mehrfrontenkampfes gegen links und rechts, gegen sozialdemokratische und bürgerliche<br />

Frauenorganisationen, gegen trotzkistische und anarchistische Ansätze instrumentalisiert. Es<br />

erstaunt nicht, daß unter den zumeist künstlich aufgeheizten Handlungsbedingungen die<br />

Anbindung der Frauenzeitschriften der einzelnen Parteien sowie "Vernachlässigungen" der<br />

Arbeit zugunsten der Delegiertenversammlungen der anderen Schichten arbeitender Frauen,<br />

wie der Landarbeiterinnen, Bäuerinnen, Heimarbeiterinnen, weiblichen Angestellten,<br />

82 Karsten Müller: Zu den frauenpolitischen Aktivitäten der Kommunistischen <strong>International</strong>e, S. 24.<br />

83 Ibid., S. 29f.<br />

84 Ibid., S. 30.

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