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XII (2006), no 19 43<br />

die 1930 geschätzte 2 Millionen Leserpublikum hatten. De facto wurde auch hier<br />

"vereinheitlicht", Einschränkungen ergaben sich durch die Einstellung von<br />

Spartenzeitschriften, bspw. für Mode. 80<br />

Krise, Radikalisierung und Frauen-Delegiertenversammlungen.<br />

Die Folgen der Weltwirtschaftskrise, die Suche nach Auswegen aus der Verarmung großer<br />

Bevölkerungsteile, die die Frauen besonders hart traf, führte – wie es gerade das Beispiel der<br />

KPD aufzeigt, zu einer Art Reflexhandlung breiter Schichten der Mitglieder. Bei bereits<br />

erfolgter Stalinisierung auf Parteiebene ergab sich sowohl "von oben" (Fall Neumann), als auch<br />

"von unten" sich eine neue Suche nach Auswegen, teilweise sogar eine neue theoretischen<br />

Hinterfragung, die mit praktischen Umsetzungsversuche frauenspezifischer Maßnahmen<br />

verbunden war. Das Engagement der Frauen im Ruhreisenstreik 1929 ist hierfür ein wichtiger<br />

Beleg.<br />

Diese teilweise unscharfen Phänomene kontrastierten bereits mit den aus Moskau über die<br />

Kominternführung ausgesandten Signalen, die einen Kurs der nationalistischen Anpassung an<br />

die Nationalsozialisten und exemplarischer Aktionen vorzogen. Auf der Parteiebene drückte<br />

sich dies in einer zugleich endogenen (als künstliche "Revolutionsspielerei") und exogenen<br />

("allgemeine Verschärfung, Straßenkämpfe, etc.) Radikalisierung aus. Die KPD, die in Sachen<br />

Frauen-Delegiertenversammlungen führend war, organisierte vom 19. -20.10.1929 den Ersten<br />

Reichskongreß werktätiger Frauen in Berlin. 81 Der Auftritt Thälmanns zeigte den Grad der<br />

Verengung der Frauenpolitik an, die de facto zum Anhängsel der revolutionären Fantasien der<br />

KPD-Führung geworden war. Als Hauptaufgabe wies man den Frauen zu (seit 1927 war Helene<br />

Overlach Leiterin der Frauenabteilung des ZK der KPD), jede Möglichkeit nutzen, um die<br />

Unzufriedenheit in den Betrieben zu schüren. Das sowjetische Frauenbild wurde nun verstärkt<br />

importiert, doch hinter dem Stoßbrigadinnen- und Athletinnen-Mythos tendierte die<br />

Leitvorstellung im Unterschied zur frühen Sowjetunion zur traditionelle Frauenrolle als Mutter<br />

und Hausfrau, der allerdings mit Hilfe der neuen technologischen Errungenschaften das Leben<br />

vereinfacht werden sollte. Von einer Überwindung des traditionellen Mann-Frau-Verhältnisses<br />

war nicht mehr die Rede, was bereits in dieser Übergangsphase auf die Umkehrung der<br />

Familienpolitik in der Sowjetunion Mitte der dreißiger Jahre hinwies. Auf diesem Hintergrund<br />

wirkten fortschrittliche Organisationen Nischen fernab von der Parteikontrolle aus, die bspw.<br />

unter juristischer und psychologischer Betreuung die sexuellen Probleme der Jugendlichen<br />

berieten. Gerade zu Beginn der dreißiger Jahre war "Komintern-Berlin" (Schlögel) ein eigener<br />

80 Daškova, Tat`jana: "'Rabotnicu – v massy'. Politika social'nogo modelirovanija v sovetskich ženskich<br />

žurnalach 1930-ch godov", Novoe Literaturnoe Obozrenie (2001), Nr. 50, S. 184-192<br />

(http://www.nlo.magazine.ru/reporter/31.html).<br />

80 Karsten Müller: Zu den frauenpolitischen Aktivitäten der Kommunistischen <strong>International</strong>e unter den<br />

neuen Kampfbedingungen während der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er/Anfang der 30er Jahre,<br />

Mitteilungsblatt der Forschungsgemeinschaft "Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse um die<br />

Befreiung der Frau" (1984), Heft 1, S. 21-48., S. 31.

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