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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Bankangestellten Antoinette Gilles (gegr. 1927) oder des Frauenweltkomitees gegen Krieg und<br />

Faschismus hingewiesen. 75<br />

III. DIE "DRITTE PERIODE":<br />

SOZIALFASCHISMUS, STALINISMUS UND RADIKALISIERUNG DER FRAUENPOLITIK.<br />

Daß die Frauenpolitik mit dem VI. Weltkongreß im Jahre 1928 und den vorhergehenden<br />

Programmberatungen der Komintern nicht völlig aus den <strong>of</strong>fiziellen beschlußfassenden<br />

Organen und dem Programm der Komintern verschwand, ist dem Engagement Clara Zetkins zu<br />

verdanken. Die kranke alte Dame des deutschen Sozialismus kritisierte scharf die<br />

Nichterwähnung der Frauen im Programmentwurf, sie bombardierte förmlich die<br />

Programmkommission mit Änderungsvorschlägen und hielt noch einmal fest, daß die<br />

Beteiligung der "Frauenmassen" nicht nur als quantitativer Zustrom für die Revolution,<br />

sondern auch als entscheidender qualitativer Faktor zu bewerten sei. 76 Doch, wie es der<br />

italienische Historiker Ernesto Ragionieri formulierte, stellte Zetkins Beitrag eine der letzten<br />

Bekräftigungen der angesichts der bürokratischen stalinistischen Welle zunehmend<br />

entwerteten moralischen, juristischen Grundsätze dar, aus denen die Ideale der<br />

Frauenemanzipation gespeist wurden. 77 Das Programm selbst kodifizierte noch einmal die<br />

Ziele der Frauenemanzipation und der Gleichheit zwischen den Geschlechtern, wies jedoch<br />

darauf hin, daß ihre Erfüllung – wohl wissend um die Explosivität des Engagements der Frauen<br />

– nur nach dem Sieg der Revolution und des Aufbaus des Sozialismus möglich sei. Die<br />

Komintern übernahm die sowjetische Politik, deren Bestreben es war, die politische und<br />

gesellschaftliche Rolle der Frau zwar zu kodifizieren, jedoch weder theoretisch noch praktisch<br />

das Aufbrechen des Verhältnisses von Mann und Frau als Katalysator des sozialen und<br />

politischen Fortschritts zu beschleunigen. 78<br />

Zugleich wuchs der Einfluß der bei den ZK's der kommunistischen Parteien eingerichteten<br />

Frauenabteilungen weiter, was durch Einzelstudien zu belegen wäre. Daß 1929 aufgrund<br />

innerparteilicher Kämpfe die Frauenabteilung des ZK der VKP (b) aufgelöst wurde - Kaganovic<br />

fiel die Aufgabe zu, die Auflösungsmaßnahme zu begründen - ist ein weiterer Hinweis. 79<br />

Tatsächlich kann der Beschluß des ZK vom 5.1.1930 über die Liquidierung aller Zenotdel als<br />

Reaktion auf das Phänomen der Frauenresistenz erklärt werden – auch innerhalb der<br />

kommunistischen Parteiapparate selbst. In Ermangelung anderer Organe waren die von ganz<br />

oben bis in die kleinsten regionalen Verästelungen der Sowjetunion eingerichteten<br />

Frauenabteilungen bei den Parteileitungen waren zu einer wichtigen Artikulationsmöglichkeit<br />

der Frauen und zur Opposition gegen das administrative Kommandosystem geworden.<br />

Offensichtlich haben selbst die Frauen-Delegiertenversammlungen eine eigene Dynamik<br />

entfaltet und man Angst vor der Initiative der Frauen. Statt der "nicht mehr zeitgemäßen"<br />

Frauenabteilungen wurden zunächst spezielle Frauensektionen in den Agitations- und<br />

Propagandaabteilungen geschaffen. Eine Aufwertung der Frauenpresse wurde vorgeschlagen,<br />

75 Bard/Robert: <strong>The</strong> French <strong>Communist</strong> Party, S. 328.<br />

76 Camparini: Questione femminile, S. 111.<br />

77 Ernesto Ragionieri: Il programma dell'Internazionale comunista, Studi storici XIII (1972), 4, S. 708f.<br />

78 Vgl. hierzu: Camparini: Questione femminile, S. 123.<br />

79<br />

Adibekov/Šachnazarova/Širinja: Organizacionnaja struktura, S. 164.

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