11.01.2015 Aufrufe

The International Newsletter of Communist Studies Online

The International Newsletter of Communist Studies Online

The International Newsletter of Communist Studies Online

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

XII (2006), no 19 39<br />

das Frauenwahlrecht in die Nähe der bürgerlichen Frauenorganisationen, die auf Dauer nur<br />

das bürgerliche Regime stabilisieren könnten. 60<br />

Ein Zusatzantrag von Hertha Sturm zur Resolution der sogenannten Massen-Kommission des<br />

EKKI wurde nach einer persönlichen Erklärung abgelehnt, 61 so daß in der Resolution nur das<br />

Prinzip der Delegiertenversammlungen festgehalten wurde. 62 Die hierzu ausgearbeiteten<br />

ausführlichen <strong>The</strong>sen wurden vermutlich dem Orgbüro vorgelegt, allerdings erst nach der IV.<br />

<strong>International</strong>en Frauenkonferenz Ende Mai - Anfang Juni 1926, auf der die gegensätzlichen<br />

Standpunkte in etwas modifizierter Form erneut aufeinandertrafen.<br />

Die Konferenz unterzog die Arbeit des IFS im Rahmen der im EKKI gewährten<br />

Handlungsmöglichkeiten einer deutlichen Kritik. Festgestellt wurde das Fehlen eines<br />

elementaren Instruktionsapparates sowie eines regelmäßigen Bulletins, der Mangel an<br />

systematischen und intensiven Beziehungen sowohl zu den Sektionen als auch dem übrigen<br />

Apparat des EKKI. Das IFS schien zu dieser Zeit als einzige Verbindung zu den Parteien über<br />

die Möglichkeit (unregelmäßig erscheinender) sogenannter Rundschreiben verfügt zu haben.<br />

Ein solches mit der Nr. 22 bezeichnetes Rundschreiben vom 8. Mai 1926, das neben der<br />

Leiterin der Frauenabteilung H. Sturm vom zuständigen Sekretär des EKKI, Togliatti,<br />

unterzeichnet ist, diente beispielsweise zur Verstärkung der Aktivitäten unter den Frauen der<br />

Solidaritätsaktionen für den Generalstreik in England. 63<br />

Die Frauenkonferenz kann - auf diesen Punkt deuten die verstärkte Anwesenheit von<br />

Mitgliedern des ZK-Frauenapparates der russischen Partei einerseits und der<br />

Organisationsabteilung des EKKI andererseits hin - als Beginn der Übernahme der<br />

Frauenpolitik russischen Typs gelten. Neben der Einführung des Prinzips der Frauen-<br />

Delegiertenversammlungen betraf dies Maßnahmen zur "Bolschewisierung" der Frauenpolitik<br />

wie den Aufbau eines Parteiapparates für die Frauenpolitik in den verschiedenen Parteien, die<br />

Umstellung auf Betriebszellen, die Konzentrierung auf die Frauen in den Betrieben usw. In der<br />

Frage der sogenannten außerparteilichen Massenorganisationen wurde ins<strong>of</strong>ern ein<br />

Kompromiß erzielt, als in der diesbezüglichen Resolution zwar die - in allen Bereichen der<br />

Tätigkeit der Komintern geltende - Fraktionsarbeit auch für diese Organisationen<br />

(Hausfrauen, Mädchenvereine, Arbeiterfrauenligen in den angelsächsischen Ländern) Geltung<br />

finden sollte. Doch der bürokratisch-zentralistische Disziplinierung der kommunistischen<br />

Frauenarbeit äußerte sich neben der Auflösung des IFS auch darin, die Schaffung neuer<br />

Frauenorganisationen durch die Kommunisten, entgegen den ursprünglichen Richtlinien der<br />

Frauenabteilung, zu untersagen - mit Ausnahme der Kolonialländer und der Länder des<br />

Ostens. Solches wurde in recht scharfen Tönen begründet: "In den Ländern Westeuropas und<br />

Amerikas ist die Schaffung neuer allgemeiner Frauenorganisationen auf Initiative der<br />

kommunistischen Partei nicht zu empfehlen. Dagegen ist es durchaus zulässig, in Anknüpfung<br />

an die jeweiligen aktuellen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse, proletarische<br />

Frauenorganisationen für bestimmte Aktionszwecke zu schaffen. Der Aufbau und die<br />

Tätigkeit dieser Organisationen sind so zu gestalten, dass sie als Hilfsmittel zur Stärkung der<br />

allgemeinen Klassenorganisationen des Proletariats wirken. Die Entscheidung über die<br />

Schaffung solcher Organisationen obliegt dem Z.K. der Partei. Dieses ist verpflichtet, die<br />

Frauenabteilung des EKKI darüber ausführlich zu unterrichten." 64<br />

60 Bard/Robert: French <strong>Communist</strong> Party, 338.<br />

61<br />

Inprekorr (1926), Nr. 52, S. 735.<br />

62<br />

Inprekorr (1926), Nr. 68, S. 1065.<br />

63<br />

EKKI-Frauenabteilung, 8.5.1926.<br />

64<br />

Inprekorr (1926), Nr. 115, S. 1963, Hervorhebung im Original.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!