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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

von Sturm, Kasparova sowie der bekannten Kunstkritikerin und KPD-Funktionärin Gertrud (C.<br />

G. L.) Alexander repräsentiert wurde, war das Sekretariat des EKKI durch den zeitweise der<br />

Leningrader Opposition angehörenden Agitprop-Funktionär Isak Kornblum, und die<br />

Organisationsabteilung durch Eugen Fried vertreten, der später zur grauen Eminenz der KP<br />

Frankreichs und Leiters des Kominternapparats in Westeuropa bei Ausbruch des Zweiten<br />

Weltkriegs werden sollte . Die Beratung legte auf Grund eines vorliegenden schriftlichen<br />

Entwurfs die Tagesordnung für die IV. <strong>International</strong>e Frauenkonferenz in Mai/Juni fest und<br />

diskutierte sogenannte Leitsätze über Formen und Methoden der Arbeit unter den<br />

Frauenmassen. 57<br />

Bolschewisierung der Frauenpolitik.<br />

Im Rahmen der Diskussionen auf der Beratung kam es - wie auf dem Plenum - in der<br />

Frauenfrage zu einer scharfen Diskussion über die Rolle der Frauen-<br />

Delegiertenversammlungen einerseits, und die Rolle der außerparteilichen<br />

Frauenorganisationen andererseits. Soweit bisher zu rekonstruieren, waren sich die Frauen<br />

einig in der Forderung nach einer raschen Einführung der Frauen-Delegiertenversammlungen.<br />

Eine "linke" Opposition, die durch Kasparova und die finnische Delegierte Hanna Malm<br />

vertreten war, verlangte gerade in diesem Punkt einen weitaus <strong>of</strong>fensiveren Kurs und warf<br />

sowohl Aino Kuusinen als auch Hertha Sturm als Berichterstatterin der Frauenabteilung vor,<br />

lediglich einen formalen Kompromiß in dieser Frage anzustreben. In der zweiten Frage<br />

wiederum forderte Sturm gegen Kuusinen die Möglichkeit des Aufbaus von<br />

Frauenorganisationen bzw. die der Intervention der Kommunisten im Rahmen der<br />

außerparteilichen Massenorganisationen der Frauen. 58 Ein Kompromiß in dieser Frage wurde<br />

weder auf dem Plenum, noch während der Frauenberatung erreicht, zumal sich Kasparova<br />

gegen eine Verallgemeinerung des Prinzips der Frauenorganisationen ausgesprochen hatte.<br />

Der eigentliche Hintergrund der Auseinandersetzungen – die in dieser oder ähnlicher Form<br />

auch noch in den dreißiger Jahren andauerten – bestand wohl darin, daß die sowjetische<br />

Führung, vermittelt über die Komintern auch die Frauen-Delegiertenversammlungen als<br />

potentiell unkontrollierbar fürchteten, sobald sie aus dem System des "demokratische<br />

Zentralismus" herausfielen und statt dessen bspw. bei Hausfrauen Erfolg hatten und das<br />

Gemeinschaftsgefühl der Frauen stärkten. 59 Die Parteiführungen warnten vor einem Scheitern<br />

der Bolschewisierung und dem Abdriften in den bürgerlichen Feminismus, für die Revolution,<br />

die sie selbst nicht mehr intendierten, seien in Partei oder Gewerkschaft organisierte<br />

Fabrikarbeiterinnen notwendig, nicht jedoch Hausfrauen oder Angestellte. Typisch für die<br />

Bolschewisierungsphase war die Kritik der Wahlrechtsbewegung in der KP Frankreichs, die sich<br />

vor allem an Marthe Bigot festmachte. Die 1878 geborene Lehrerin, die nach dem Ersten<br />

Weltkrieg maßgeblich die Frauenkomitees für einen dauerhaften Frieden ("Comité des<br />

femmes pour la paix permanente"), und den Aufbau einer Vereinigung universitärer Frauen<br />

("Fédération Féministe Universitaire") bestimmte und 1919 Verfasserin des Manifestes für das<br />

Frauenwahlrecht war, wurde von Rosa Michel, der Geliebten Walter Ulbrichts, scharf<br />

kritisiert. In einer zu "98 - 99%" aus Männern bestehenden Partei rückte sie ihr Engagement für<br />

57<br />

Ibid.<br />

58<br />

Siehe u. a. Inprekorr (1926), Nr. 52, S. 759 ff.<br />

59 Grossmann: German Communism, 153.

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