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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Deutschland noch den größten Teil der arbeitenden Frauen ausmachten) nicht auf das<br />

sektiererische Modell der Frauen-Delegiertenversammlungen stützen konnte, was<br />

organisatorisch zur Zersplitterung und der Autonomisierung der Delegiertenbewegung zur<br />

Folge hätte.<br />

In einem gewissen Widerspruch zu den Zentralisierungsbestrebungen innerhalb der Komintern<br />

standen die in etwa gleichzeitig unternommenen und zum Teil erfolgreichen Versuche, unter<br />

der Obhut der kommunistischen Parteien in anderen Ländern besondere Frauenorganisationen<br />

und – im Rahmen der <strong>International</strong>en Arbeiterhilfe bspw. – besondere Frauenorganisationen<br />

für spezielle Zwecke zu schaffen. Entsprechende Bestrebungen sind ein deutlicher Hinweis auf<br />

die Attraktivität und Mobilisierungschancen der Frauenorgane, die von Frauenaktivitäten in<br />

zahlreichen Ländern getragen wurden, darunter der denkwürdige und erfolgreiche Streik der<br />

Sardinenarbeiterinnen im bretonischen Hafen Douarnenez im Jahre 1925, in dem nicht zuletzt<br />

Lucie Colliard maßgeblich intervenierte. In Deutschland wurde Ende 1925 der Rote Frauenund<br />

Mädchenbund gegründet, vermutlich gerade noch rechtzeitig, bevor allgemeine nationale<br />

Frauenorganisationen in den einzelnen Ländern von der Komintern nicht mehr "genehmigt"<br />

wurden. Die KPD war allgemein das große Vorbild. Im Jahre 1928 waren 17 % der 130 000 KPD-<br />

Mitglieder Frauen, 46 der Prozentsatz war damit höher als in der KP der Sowjetunion (!).<br />

Allerdings ging seit 1923 zugleich der Anteil der Frauenstimmen bei den Wahlen für die KPD,<br />

der 1924 noch bei beträchtlichen 11,2 5 gelegen hatte (17,1 % männliche Stimmen) erheblich<br />

zurück. 47 Die relativ höchste Anzahl von weiblichen Parteimitgliedern wurde mit 20 % von der<br />

KP der Tschechoslowakei erreicht, dicht gefolgt von der der KP Norwegens (19,7%). Es folgten<br />

die KP der Schweiz (13%) und die KP Englands (14,2 %). 48<br />

In der KP Frankreichs betrug der<br />

Prozentsatz 1924 nur 3-4 %, er fiel 1926 auf 1,7 % und 1929 sogar auf 0,6 %. Ähnliche Werte –<br />

auf einer noch viel schmaleren Mitgliederbasis und einer geographisch einseitigen<br />

Konzentration auf den Norden - galten für die KP Italiens. 49 In den 30er Jahren gab es in der<br />

KPI kein weibliches ZK-Mitglied mehr. Über die Frauen als Akteure sagen diese Zahlen<br />

natürlich nur wenig aus. Insgesamt gelang aufgrund des Charismas und der<br />

Füherinnenpersönlichkeiten, der Radikalisierung und Revolutionserwartungen von unten in der<br />

Nachkriegskrise sowie dem Institution Building der Komintern trotz der genannten Schwächen<br />

der Aufbau einer handlungswirksamen internationalen kommunistischen Frauenbewegung.<br />

1926 – Der definitive Umschwung in der internationalen Frauenpolitik.<br />

Der eigentliche Umschwung erfolgte erst Anfang 1926 im Rahmen des VI. Plenums des EKKI<br />

und der im Mai/Juni folgenden internationalen Frauenkonferenz. Der beschleunigte<br />

Reorganisationsprozeß endete mit der Auflösung des IFS als eigenständiger "Zentralleitung".<br />

Ihre Umbenennung in Frauenabteilung signalisierte die Herabstufung ihres Status, sie war<br />

fortan eine der zahlreichen Abteilungen des Kominternapparats. Eine Reihe von Spuren<br />

verweisen darauf, daß dieser Prozeß nicht ohne Widerstand seitens der engagierten<br />

Vertreterinnen des Frauensekretariats erfolgte, ja daß sich die Frauenpolitik der Komintern<br />

46 Die in den Berichten der Komintern gemachten Angaben schwanken zwischen 14 und 17%.<br />

47 Grossmann: German Communism, S. 139.<br />

48 Camparini: Questione femminile, S. 109f.<br />

49 Bard/Robert: <strong>The</strong> French <strong>Communist</strong> Party and Women 1920-1939, S. 323f.

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