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The International Newsletter of Communist Studies Online

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XII (2006), no 19 31<br />

und Kindererziehung, Kinderkrippen, die Einführung von Waschsalons und öffentlichen<br />

Speisehäusern, die Legalisierung des Schwangerschaftsabbruchs, die Einführung der Zivilehe<br />

und der Zivilscheidung. 21 Daß aufgrund der Armut und der Folgen des Kriegskommunismus<br />

zahlreiche dieser Maßnahmen nur auf dem Papier standen und in ganzen Regionen der<br />

Sowjetunion, wie im Kaukasus und den islamischen Gebieten, nicht umgesetzt wurden, wurde<br />

zunächst nicht als zentraler Widerspruch empfunden. Gerade die von der Komintern von<br />

Beginn an unterstützte internationale Kampagne für die Freigabe des<br />

Schwangerschaftsabbruchs gehört wohl zu den größten Erfolgen der Frauenpolitik der<br />

Komintern. Zentrale Argumentation war dabei, daß eine Gesellschaft, die den Frauen keine<br />

auskömmlichen familiären und Erziehungsbedingungen für die Kinder ermögliche, auch von<br />

den Frauen die aus der Mutterschaft resultierenden Pflichten nicht abverlangen dürfe.<br />

Das erste <strong>International</strong>e Frauensekretariat der Komintern.<br />

Nach einer Diskussion der Konferenz im EKKI wurde am 8. November 1920 das erste<br />

Sekretariat des IFS gewählt. Seine Mitglieder wurden die russische Feministin und spätere<br />

Diplomatin Alexandra Kollontaj, die bereits 64 jährige linke Frauenrechtlerin der<br />

internationalen Sozialdemokratie und spätere Kommunistin Clara Zetkin, die bereits in der<br />

englischen Suffragettenbewegung engagierte Frauenrechtlerin und australische Kommunistin<br />

Dora Montefiore, die mit 70 Jahren in die Parteiführung der KP Großbritanniens gewählt<br />

wurde, und die Grande Dame des niederländischen Sozialismus und Gründerin des<br />

Revolutionair-Socialistische Vrouwenbond (RSVB), Henriette Roland-Holst, neben Heleen<br />

Ankersmit herausragende Figur der sozialistischen Frauenbewegung. Montefiore (1851-1933)<br />

war Veteranin der angelsächsischen Frauenbewegung, sie war leitend in der<br />

Suffragettenbewegung tätig, bevor sie in der sozialdemokratischen und dann in der<br />

kommunistischen <strong>International</strong>e wirkte. Nach anderen Quellen bestand das Sekretariat aus 8<br />

Mitgliedern, darunter mit Krupskaja, Kollontaj, Lilina, Samoilova, Stal und Similova 6<br />

Russinnen, und darüber hinaus Roland-Holst und der Schweizerin Rosa Bloch, sowie Clara<br />

Zetkin als Generalsekretärin. 22 Die viel jüngere Rose Smith wurde später die<br />

"Frauenorganisatorin" der KP Großbritanniens. 23<br />

Zu den Aufgaben des IFS gehörten unmittelbar nach seiner Gründung 1920 die Unterstützung<br />

der kommunistischen Parteien bei der Einbeziehung der Frauen in den proletarischen<br />

Klassenkampf, die Ausarbeitung von Fragen der kommunistischen Frauenbewegung und die<br />

Berücksichtigung der Frauen in den Entscheidungen des EKKI oder der Kominternkongresse. 24<br />

Beschlüsse des IFS mußten entsprechend einer vereinbarten Prozedur vom EKKI bestätigt<br />

werden. Als eine der ersten Parteien bildete die KPD entsprechende Strukturen aus und<br />

veröffentlichte hierzu innovative Presseorgane ("Die Sozialistin", "Die Kommunistin"). Zu den<br />

ersten für die Frauenpolitik der KPD zuständigen Frauen gehörten die ehemalige SPD-Linke<br />

und Schwester von Julius Braunthal, Bertha Braunthal, Ketty Guttmann, die von Clara Zetkin<br />

21 Frauenbefreiung und Kommunistische <strong>International</strong>e. Materialien und Dokumente 1919/1928, Wien,<br />

2005, S. 2f. (AGM Arbeitsgruppe Marxismus: Schulungstexte und Materialien. 6).<br />

22 Camparini: Questione femminile, S. 41 (ohne Angabe von Quellen).<br />

23 McIlroy, John; Morgan, Kevin; Campbell, Alan (eds.): Party People. <strong>Communist</strong> Lives. Explorations in<br />

Biography, London, Lawrence and Wishart, 2001.<br />

24<br />

Adibekov/šachnazarova/širinja: Organizacionnaja struktura, S. 53.

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