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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

I. DAS INTERNATIONALE FRAUENSEKRETARIAT – FAST EINE KOMMUNISTISCHE<br />

FRAUENINTERNATIONALE.<br />

Nachdem der Gründungskongreß der Komintern 1919 einen gesonderten Beschluß über die<br />

Notwendigkeit der Heranziehung von Arbeiterinnen zum Kampf für den Sozialismus<br />

angenommen hatte, den Aleksandra Kollontaj auf Initiative von Nadjezda Krupskaja<br />

vorstellte, wurde ein Jahr später, zur Zeit des II. Weltkongresses der Komintern auf einer<br />

ersten improvisierten Konferenz das <strong>International</strong>e Frauensekretariat der Komintern<br />

gegründet (30.7. - 2.8.1920). 17<br />

Zu dieser Zeit war es Konsens in der linken Frauenbewegung,<br />

daß in der kapitalistischen Welt die Gleichheit unter den Geschlechtern nicht verwirklicht<br />

werden konnte. Bereits in der sozialdemokratischen II. <strong>International</strong>e hatte die Linke das<br />

Recht auf Abtreibung und Verhütung als demokratisches Grundrecht verteidigt. Nach der<br />

Oktoberrevolution erschien den Bolschewiki die Einbeziehung der Frauen in die<br />

kommunistische Partei, wie es Lenin im Gespräch mit Clara Zetkin sagte, bereits aus Gründen<br />

"revolutionärer Zweckmäßigkeit" dringend notwendig. 18 Bei den männlichen Parteimitgliedern<br />

verlangte er die Abschüttelung der "alten Besitzermentalität" und drängte auf die Herstellung<br />

gesellschaftlicher Bedingungen, die es der Frau erlaubten, aus der "immer gleichen<br />

massakrierenden Anstrengungen des Hauses" und der Unterordnung unter den Mann<br />

herauszukommen. 19 Wie bekannt, sperrte sich Lenin gegen weitergehende Vorstellungen einer<br />

größeren sexuellen Freizügkeit für die Frauen, die Inessa Armand ("Bonina") und Alexandra<br />

Kollontaj an ihn herantrugen.<br />

Erst seit Herbst 1920 konnte mit den maßgeblich von Clara Zetkin erarbeiteten "Richtlinien für<br />

die kommunistische Frauenbewegung" organisatorisch und politisch auf eine systematische<br />

Fundierung der kommunistischen Frauenarbeit zurückgegriffen werden. Von Beginn an war<br />

das <strong>International</strong>e Frauensekretariat nicht als eine Abteilung des Apparats der Exekutive der<br />

Komintern (EKKI), sondern als eigene "Zentralleitung" mit eigenem Apparat und<br />

entsprechenden, auch öffentlich wirkenden Gremien konzipiert. 20<br />

Das IFS sollte die<br />

Integration und Mitarbeit der Frauen in der Weltpartei der Revolution als gleichberechtigte<br />

Partner ermöglichen.<br />

Die vorbildhaften Frauen- und Familiengesetzgebung der frühen Sowjetunion galt dabei als<br />

Vorbild einer neuen frauenfreundlichen Gesellschaft, durch eine eigenständige Frauenpolitik<br />

mit entsprechenden internationalen Strukturen soll der revolutionäre Kampf zur Erreichung<br />

dieser Gesellschaft verstärkt werden. Von Beginn an ergab sich eine Symbiose der linken<br />

Frauenpolitik der Zweiten <strong>International</strong>e ("Zimmerwalder Frauen") und der russischen<br />

Bolschewiki, die seit der Oktoberrevolution wichtige Umwälzungen in besonders die Frauen<br />

betreffenden Lebensbereichen gesetzlich verankert hatten. Sie betrafen u.a. die Hausarbeit<br />

17<br />

Nach dem II. Weltkongreß, am 8. August 1920, so bei: Adibekov, Grant M.; šachnazarova, Eleonora N.;<br />

Sirinja, Kirill K.: Organizacionnaja Struktura Kominterna, 1919-1943, Moskva, Rosspen, 1997, S. 53.<br />

18 Arendt, Hans-Jürgen: "Das Reichsfrauensekretariat bei der Zentrale der KPD 1919-1923",<br />

Mitteilungsblatt der Forschungsgemeinschaft "Geschichte des Kampfes der Arbeiterklasse um die<br />

Befreiung der Frau", 1 (1986), S. 5-21, hier S. 14.<br />

19 Zit. in: Camparini: Questione femminile, S. 18.<br />

20<br />

Zum Gründungsdatum vgl.: Svátek, Frantisék: "Gli Organi dirigenti dell'Internazionale Comunista. Loro<br />

sviluppo e composizione (1919-1943)", Movimento Operaio e Socialista XXIII (1977), 2-3, S. 304; Kahán,<br />

Vilém: Biographische Notizen, unveröffentl. Manuskript, IISG Amsterdam.

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