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The International Newsletter of Communist Studies Online

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<strong>The</strong> <strong>International</strong> <strong>Newsletter</strong> <strong>of</strong> <strong>Communist</strong> <strong>Studies</strong> <strong>Online</strong><br />

Ansätzen die Perspektive einer neuen kommunistischen Fraueninternationale aufgegeben, die<br />

Strukturen der internationalen kommunistischen Frauenbewegung wurden entscheidend<br />

verändert. Erfolge und spektakuläre Aktionen zeigen jedoch auch weiterhin das Potential der<br />

Frauenbewegung.<br />

Noch weniger als ihre Rolle unter den Bolschewiki ist die Arbeit der Frauen in der III.<br />

<strong>International</strong>e einer kritischen Aufarbeitung unterzogen worden. Selbst in dem<br />

vergleichenden und vorbildlichen, von Helmut Gruber und Pamela Graves herausgegebenen<br />

Band, in dem die kommunistische Frauenbewegung in einer Vielzahl von Ländern dargestellt<br />

wird, fehlt der Blick von ganz oben. Dabei zeigt bereits die kommunistische Frauenbewegung<br />

in Deutschland in der Weimarer Republik, daß ohne den Blickwinkel von der Spitze nationalund<br />

sozialgeschichtliche Phänomene nicht eingeordnet werden können. 12<br />

In der vorliegenden Skizze können spannende Fragen, bspw. wie die Frauen das Engagement<br />

und den Kampf mit und in der Komintern aufnahmen, in welche Richtung sie ihn orientierten<br />

und wie die männlich dominierten Führungen der Komintern und der KPdSU (b) reagierte und<br />

dieses Engagement beeinflußte, nur angerissen werden. Zutreffend wurde in der Forschung<br />

der Grundwiderspruch kommunistischer Frauenpolitik hervorgehoben, die sich einer<br />

männlichen Übermacht gegenüber zwischen dem Angebot zur unabhängigen Organisierung<br />

spezifischer Fraueninteressen und den Anforderungen der jeweiligen Generallinie der<br />

kommunistischen Parteien bewegte. 13<br />

In den knapp 25 Jahren von 1919 bis 1943, in der die<br />

Komintern existierte, läßt sich tatsächlich auf allen Ebenen der internationalen<br />

Frauenpolitik, der Akteure, Strukturen und Inhalte eine zunehmende Dominanz<br />

parteibürokratischer Mechanismen nachweisen. Die widersprüchliche Entwicklung verlief vom<br />

h<strong>of</strong>fnungsvollen Beginn des <strong>International</strong>en Frauensekretariats zu seiner Umwandlung in eine<br />

Kominternabteilung und schließlich zur völligen Auflösung, ein Schicksal, das in den dreißiger<br />

Jahren auch die Frauenabteilungen und Frauenorganisationen der Kommunistischen Parteien<br />

ereilte.<br />

Die international vergleichende Analyse der Frauenpolitik läßt vielleicht noch deutlicher als<br />

in der allgemeinen Betrachtung der Geschichte der Komintern eine äußerst widersprüchliche<br />

Bandbreite erkennen. Sie reicht von der weltweiten Kampagne für die Freigabe der<br />

Abtreibung mit z. Tl. spektakulären Aktionen bis zum Verzicht auf diese Forderung, nicht nur<br />

in der Sowjetunion, sondern auch in Frankreich im Volksfrontjahr 1936; vom auch personell<br />

durch die "Suffragetten"-Tradition in der Komintern repräsentierten Engagement für das<br />

Frauenwahlrecht bis hin zum Verzicht auf seine Durchsetzung bspw. in Frankreich, während<br />

gleichzeitig die kommunistische Partei zur Teilnahme an den Jeanne d'Arc-Festivals aufruft, 14<br />

von der Kollontaj'schen freien Liebe, der sexuellen Revolution Wilhelm Reichs und Daniel<br />

Guérins oder der Sexualreform oder Magnus Hirschfelds bis hin zur Förderung traditioneller<br />

12 Gruber, Helmut; Graves, Pamela (eds.): Women and socialism, socialism and women. Europe between<br />

the two World Wars, New York e.a., Berghahn, 1998. Eine – allerdings rudimentäre und für den Zeitraum<br />

ab 1929 nur kursorische Zusammenfassung in italienischer Sprache: Camparini, Aurelia: Questione<br />

femminile e Terza Internazionale, Bari, De Donato, 1978. (Movimento Operaio. 54). Eine anregendse<br />

Arbeit zum <strong>The</strong>ma siehe: Weitz, Eric D.: "<strong>The</strong> Heroic Man and the Ever-Changing Woman. Gender and<br />

Politics in European Communism, 1917-1950." In: Gender and Class in Modern Europe, ed. Laura Levine<br />

Frader and Sonya O. Rose, Ithaca, Cornell University Press, 1996, S. 311-52.<br />

13 Grossmann, Atina: German Communism and New Women. Dilemmas and Contradictions. In:<br />

Gruber/Graves: Women and socialism, S. 135-168.<br />

14 Durch die KP Frankreichs im Wahljahr der Volksfront 1936.

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