Zucht-Kritik - Problemhundtherapie in NRW

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11.11.2012 Aufrufe

Vermischtes auslöser identifiziert wurden, so ist für den Hund lernen mit/über Schmerz - reize nicht möglich! Ziehen wir aus all dem die Quintessenz, kann diese nur hießen: Weg mit den Stacheln, Würgern und schmerzinduzierten Trainings me tho - den! Antje: Gibt es aus deiner Sicht, ir - gendeine Situation, in welcher du den Einsatz eines Stachelhalsbandes für gerechtfertigt halten würdest? Oft wird ja das Argument vorgebracht, dass man gerade bei Diensthunden der Polizei oder auch Jagdhunden, die auf einem hohen Trieblevel arbeiten, gewisse Kom mandos zum Schutz des Lebens des Halters (Polizei) oder des Hundes, absichern muss. Tina: Diese Frage beantworte ich mit einem ganz klaren „Nein“. Es gibt genug Diensthunde, die ohne solche Halsun - gen geführt und trainiert werden. Man kann auch bei diesen Hunden, und gerade dort, generell an der Ent span - nung und den Wechsel zwischen Erre - gung und Entspannung trainieren, so - wie an der Aufmerksamkeitsteilung. Der Einsatz positiver Verstärkung schließt ja das Setzen von Grenzen nicht aus. In bestimmten Bereichen kann man hier zur Not auch mit gut aufgebauter negativer Strafe (d. h. Entzug von Privilegien, hier speziell Ausbleiben von Bestäti - gung) arbeiten. Ein Stachelhalsband muss man dazu sicher nicht zum Einsatz bringen. Auch für diese negative Strafe kann man ein Signal setzen, was natürlich gut aufgebaut sein muss. So wird das Ankündigen der Strafe das Ver hal - ten unterbinden, ohne dass letztlich eine Strafe erfolgen muss. Aber auch das sollte bei zuvor positiv gut aufgebauten Schritten nicht nötig sein. Antje: Irgendwann entwickelte sich bei euch ja auch die Idee mit der Peti - tion, womit erreicht werden soll, dass 24 der absolut-hund report • 4 / 2011 Stachelhalsbänder bei uns, wie z. B. in Österreich und der Schweiz verboten werden. Leider gab es ja nicht die Mög - lich keit, online zu zeichnen (was ja vieles erleichtert hätte), sondern es blieb nur der Weg über die ausgelegten Listen. Was ist da passiert? Tina: Zusammen mit Heike Hille - brand habe ich seit Juli an der Petition gearbeitet (Text s. Kasten), und sie wurde so auch angenommen. Aller dings hatte kurz vor uns ein Petent (jemand, der eine Petition einreicht, Anm. d. Red.) eine ähnliche Petition eingereicht. Diese war für uns jedoch sowohl in ihrer Form als auch inhaltlich nicht akzeptabel. Inhalt lich deshalb, weil sie einen Passus enthielt, in welcher das Korallen hals - band von dem Verbot ausgeschlossen werden sollte. Diese Petition wurde leider nicht vollständig zurückgezogen, sondern nur in den nicht-öffentlichen Be reich verschoben und läuft demnach als nicht-öffentliche Petitionseingabe weiter. Sobald nun eine Petition ähnlichen Inhaltes beim Petitionsausschuss angenommen und bearbeitet wird, egal ob im öffentlichen oder nicht-öffentlichen Bereich, besteht für nachfolgende Peti - tionsentwürfe nicht mehr die Mög lich - keit, als Online-Petition angenommen und eingestellt zu werden. Genau das ist nun mit unserer Petition passiert. Im Klartext heißt das, dass unser Entwurf zwar angenommen, aber der oben ge - nannten Petition ergänzend angehangen wurde. Dadurch ist jetzt auch unsere Petition nicht-öffentlich, womit sowohl die Möglichkeit der Online-Mitzeich - nung als auch die Möglichkeit der Dis - kussion im Forum des Petitions aus - schusses entfallen ist. Somit blieb uns nur, so viele Unterschriftenlisten wie möglich an allen strategisch günstigen Orten auszulegen und die erforderli- chen Unterschriften handschriftlich zu - sam men zu bekommen, was natürlich einen erheblichen Mehraufwand für jeden einzelnen Unterstützer bedeutete. Antje: Euer Ziel war ja, in den ersten ca. drei Wochen 50.000 Unterschriften zu sammeln, um ein Mit spra che recht zu bekommen, wobei die eigent liche Zeich - nungsfrist ja noch bis zum 21. Oktober 2011 andauert. Habt ihr dieses Ziel er - rei chen können? Tina: Wir haben 41.403 Unter schrif - ten ge sammelt. Vor dem Hintergrund, dass die Petition nicht Online war, ist das schon eine beachtliche Menge. Das Mitspracherecht ist unabhängig von der Anzahl der Mitzeichner und wird individuell beim Petitionsausschuss festgelegt. Bei einer Online-Petition hätte man, wenn man in drei Wochen über 50.000 Unterschriften bekommt, ein Mitspracherecht. In unserem Fall liegt das nun in den Händen des Petitions - ausschusses. Je mehr, umso besser. Nun können wir nur noch abwarten und hoffen. Antje: Was bedeutet das für den weiteren Fortgang? Wie soll es jetzt in Be - zug auf die Petition weitergehen? Habt ihr da noch konkrete Vorstel lun gen oder Pläne, um das Ziel „Verbot von Sta - chel halsungen jeglicher Art in Deutsch - land“ noch zu erreichen? Tina: Wir werden noch bis zum 21. Ok - tober weiter sammeln und es noch mal hinterher senden, um dem Ganzen noch mehr Nachdruck zu verschaffen. Antje: Tina, vielen Dank für das Gespräch. Das Interview führte: Antje Henze www.passion4dogs.de Fotos: www.tausche-stachelhalsbandgegen-Training.de

Zucht aus Liebhaberei – und das traurige Ende von Zucht-Hündin Goldi In den Vereinen der Hundezucht wird das Mantra von einer „Zucht nur aus Liebhaberei zu den Hunden“ gepflegt. Es ist gerade bei den Bulldog-Show- Züchtern, - Vermehrern, -Händlern und Ausstellungsrichtern zudem üblich, sich selbst im Marketing als Beförderer der Gesundzucht darzustellen. Doch nur die wenigsten können diese Ver spre - chen einhalten. Das genaue Gegenteil ist leider meist der Fall. Gerade die Hündinnen werden oft rücksichtslos ausgebeutet Eine Variante des Hundehandels ist der Import bereits belegter Hündinnen, um sie in Deutschland auszuweiden und die Welpen mit deutschen Papieren gewinnbringender vermarkten zu können. Terminierte Kaiserschnitte sind ebenfalls neue Maschen einer möglichst profitbringenden Welpenernte, die gerade bei französischen Bullys und englischen Bulldogs mit Hilfe zweifelhafter Veterinäre Verbreitung findet. Die anstrengende Welpenaufzucht wird zudem nicht selten in Lohnarbeit an Dritte vergeben. Oft müssen ebenso fragwürdige Veterinäre bei der Ver - paarung mit künstlicher Besamung aushelfen, da die Hunde nicht einmal mehr in der Lage sind, einen Begattungsakt durchzuführen. Allerdings kommen solche Metho - den der Hundeproduktion nur selten ans Tageslicht, da die Hundezucht hier Auch das ist Realität: gesunde Bulldogs mit natürlichen Geburten (Foto: Züchterin Bettina Selle-Treiber, Smoothpowerpack) fließend in international aufgestellte, mafiöse Strukturen übergeht. von Christioph Jung www.petwatch.de Zucht-Kritik Hinter der Fassade der „Zucht aus Liebhaberei“ verbirgt sich nicht selten organisierte Tierquälerei Da man in Streit um 694,77 Euro Lohn für die Welpenaufzucht geraten war, wurden solche Praktiken aus dem Oktober 2009 von den Tätern selbst dokumentiert. Im Nachfolgenden ein ungekürzter Auszug aus einem An - walts schreiben: „Mit Ihrem Schreiben vom 15.04.2010 fordern Sie von meiner Mandantin die Zah - lung des Betrages in Höhe von 694,77 € nebst der bei Ihnen entstandenen Kosten. Dies begründen Sie damit, dass meine Mandantin die von Ihrer Mandantin be - rech neten Kosten der Aufzucht auszugleichen habe. Meine Mandantin habe zugesagt, die Kosten zu zahlen. Hierzu ist wie folgt Stellung zu nehmen: Ihre Mandantin hatte sich seinerzeit angeboten, die Aufzucht der Welpen der Hündin „Goldi“ zu übernehmen bis die Welpen fünf Wochen alt sind. Am 09.10.2009 fuhr der Ehemann mei ner Mandantin mit der Hündin zu Ihrer Mandantin. Er blieb dann dort bis zum Kaiserschnitt-Termin, der für den 12.10.2009 vorgesehen war. In der Nacht zum 10.10.2009 verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Hündin dramatisch, sie war so schwach, dass sie vorn immer wieder zusammen- 4 / 2011 • der absolut-hund report 25

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auslöser identifiziert wurden, so ist für<br />

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reize nicht möglich! Ziehen wir aus all<br />

dem die Qu<strong>in</strong>tessenz, kann diese nur<br />

hießen: Weg mit den Stacheln, Würgern<br />

und schmerz<strong>in</strong>duzierten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs me tho -<br />

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Antje: Gibt es aus de<strong>in</strong>er Sicht, ir -<br />

gende<strong>in</strong>e Situation, <strong>in</strong> welcher du den<br />

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gerechtfertigt halten würdest? Oft wird<br />

ja das Argument vorgebracht, dass man<br />

gerade bei Diensthunden der Polizei<br />

oder auch Jagdhunden, die auf e<strong>in</strong>em<br />

hohen Trieblevel arbeiten, gewisse<br />

Kom mandos zum Schutz des Lebens<br />

des Halters (Polizei) oder des Hundes,<br />

absichern muss.<br />

T<strong>in</strong>a: Diese Frage beantworte ich mit<br />

e<strong>in</strong>em ganz klaren „Ne<strong>in</strong>“. Es gibt genug<br />

Diensthunde, die ohne solche Halsun -<br />

gen geführt und tra<strong>in</strong>iert werden. Man<br />

kann auch bei diesen Hunden, und<br />

gerade dort, generell an der Ent span -<br />

nung und den Wechsel zwischen Erre -<br />

gung und Entspannung tra<strong>in</strong>ieren, so -<br />

wie an der Aufmerksamkeitsteilung. Der<br />

E<strong>in</strong>satz positiver Verstärkung schließt ja<br />

das Setzen von Grenzen nicht aus. In<br />

bestimmten Bereichen kann man hier<br />

zur Not auch mit gut aufgebauter negativer<br />

Strafe (d. h. Entzug von Privilegien,<br />

hier speziell Ausbleiben von Bestäti -<br />

gung) arbeiten. E<strong>in</strong> Stachelhalsband<br />

muss man dazu sicher nicht zum E<strong>in</strong>satz<br />

br<strong>in</strong>gen. Auch für diese negative Strafe<br />

kann man e<strong>in</strong> Signal setzen, was natürlich<br />

gut aufgebaut se<strong>in</strong> muss. So wird<br />

das Ankündigen der Strafe das Ver hal -<br />

ten unterb<strong>in</strong>den, ohne dass letztlich<br />

e<strong>in</strong>e Strafe erfolgen muss. Aber auch<br />

das sollte bei zuvor positiv gut aufgebauten<br />

Schritten nicht nötig se<strong>in</strong>.<br />

Antje: Irgendwann entwickelte sich<br />

bei euch ja auch die Idee mit der Peti -<br />

tion, womit erreicht werden soll, dass<br />

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Stachelhalsbänder bei uns, wie z. B. <strong>in</strong><br />

Österreich und der Schweiz verboten<br />

werden. Leider gab es ja nicht die Mög -<br />

lich keit, onl<strong>in</strong>e zu zeichnen (was ja vieles<br />

erleichtert hätte), sondern es blieb<br />

nur der Weg über die ausgelegten<br />

Listen. Was ist da passiert?<br />

T<strong>in</strong>a: Zusammen mit Heike Hille -<br />

brand habe ich seit Juli an der Petition<br />

gearbeitet (Text s. Kasten), und sie wurde<br />

so auch angenommen. Aller d<strong>in</strong>gs hatte<br />

kurz vor uns e<strong>in</strong> Petent (jemand, der<br />

e<strong>in</strong>e Petition e<strong>in</strong>reicht, Anm. d. Red.)<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche Petition e<strong>in</strong>gereicht. Diese<br />

war für uns jedoch sowohl <strong>in</strong> ihrer Form<br />

als auch <strong>in</strong>haltlich nicht akzeptabel.<br />

Inhalt lich deshalb, weil sie e<strong>in</strong>en Passus<br />

enthielt, <strong>in</strong> welcher das Korallen hals -<br />

band von dem Verbot ausgeschlossen<br />

werden sollte. Diese Petition wurde leider<br />

nicht vollständig zurückgezogen,<br />

sondern nur <strong>in</strong> den nicht-öffentlichen<br />

Be reich verschoben und läuft demnach<br />

als nicht-öffentliche Petitionse<strong>in</strong>gabe<br />

weiter.<br />

Sobald nun e<strong>in</strong>e Petition ähnlichen<br />

Inhaltes beim Petitionsausschuss angenommen<br />

und bearbeitet wird, egal ob<br />

im öffentlichen oder nicht-öffentlichen<br />

Bereich, besteht für nachfolgende Peti -<br />

tionsentwürfe nicht mehr die Mög lich -<br />

keit, als Onl<strong>in</strong>e-Petition angenommen<br />

und e<strong>in</strong>gestellt zu werden. Genau das<br />

ist nun mit unserer Petition passiert. Im<br />

Klartext heißt das, dass unser Entwurf<br />

zwar angenommen, aber der oben ge -<br />

nannten Petition ergänzend angehangen<br />

wurde. Dadurch ist jetzt auch unsere<br />

Petition nicht-öffentlich, womit sowohl<br />

die Möglichkeit der Onl<strong>in</strong>e-Mitzeich -<br />

nung als auch die Möglichkeit der Dis -<br />

kussion im Forum des Petitions aus -<br />

schusses entfallen ist. Somit blieb uns<br />

nur, so viele Unterschriftenlisten wie<br />

möglich an allen strategisch günstigen<br />

Orten auszulegen und die erforderli-<br />

chen Unterschriften handschriftlich zu -<br />

sam men zu bekommen, was natürlich<br />

e<strong>in</strong>en erheblichen Mehraufwand für<br />

jeden e<strong>in</strong>zelnen Unterstützer bedeutete.<br />

Antje: Euer Ziel war ja, <strong>in</strong> den ersten<br />

ca. drei Wochen 50.000 Unterschriften<br />

zu sammeln, um e<strong>in</strong> Mit spra che recht zu<br />

bekommen, wobei die eigent liche Zeich -<br />

nungsfrist ja noch bis zum 21. Oktober<br />

2011 andauert. Habt ihr dieses Ziel er -<br />

rei chen können?<br />

T<strong>in</strong>a: Wir haben 41.403 Unter schrif -<br />

ten ge sammelt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />

dass die Petition nicht Onl<strong>in</strong>e war, ist<br />

das schon e<strong>in</strong>e beachtliche Menge. Das<br />

Mitspracherecht ist unabhängig von<br />

der Anzahl der Mitzeichner und wird<br />

<strong>in</strong>dividuell beim Petitionsausschuss festgelegt.<br />

Bei e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Petition hätte<br />

man, wenn man <strong>in</strong> drei Wochen über<br />

50.000 Unterschriften bekommt, e<strong>in</strong><br />

Mitspracherecht. In unserem Fall liegt<br />

das nun <strong>in</strong> den Händen des Petitions -<br />

ausschusses. Je mehr, umso besser. Nun<br />

können wir nur noch abwarten und<br />

hoffen.<br />

Antje: Was bedeutet das für den weiteren<br />

Fortgang? Wie soll es jetzt <strong>in</strong> Be -<br />

zug auf die Petition weitergehen? Habt<br />

ihr da noch konkrete Vorstel lun gen<br />

oder Pläne, um das Ziel „Verbot von Sta -<br />

chel halsungen jeglicher Art <strong>in</strong> Deutsch -<br />

land“ noch zu erreichen?<br />

T<strong>in</strong>a: Wir werden noch bis zum 21. Ok -<br />

tober weiter sammeln und es noch mal<br />

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mehr Nachdruck zu verschaffen.<br />

Antje: T<strong>in</strong>a, vielen Dank für das<br />

Gespräch.<br />

Das Interview führte: Antje Henze<br />

www.passion4dogs.de<br />

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