Zucht-Kritik - Problemhundtherapie in NRW

Vermischtes
Die weiteren Initia to -
rinnen der „Tausch-
Aktion“ Sonja Maiburg
(rechts), Carmen
Trautmann (2. rechts)
und die Mit-Autorin der
Petition für ein Verbot
von Stachelhalsbändern
Heike Hillebrand
(unten)
Menschen eigentlich offensichtlich sein
sollten. Es kann zu Verletzungen des
Halses kommen, außerdem zu Schä -
digungen von Halswirblesäule, Schild -
drüse und Kehlkopf, zur Erhöhung des
Augeninnendruckes. Das Risiko eines
Glaukoms wird erhöht. Die Luftröhre
kann durchstochen werden. Das Bin -
degewebe des Halses kann in Mitlei -
den schaft gezogen werden, was Aus -
wirkungen auf die Rückenwirbelsäule
bis hin zur Hinterhand hat, oder auch
widernatürliche Hals- und Kopfhaltung
mit langfristiger Schädigung des Bewe -
gungsapparates verursacht. Damit ein-
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der absolut-hund report • 4 / 2011
her geht dann auch eine verminderte
Kommunikationsfähigkeit z. B. mit Art -
ge nossen.
Über diese gesundheitlichen Schä -
den hinaus gibt es eine beachtliche
Anzahl von Risiken für die Psyche des
Hundes und die Beziehung zu seinem
Halter. Nachgewiesene psychische Lei -
den sind u. a. schmerzinduziertes Angstoder
Aggressionsverhalten, erhöhter
Cortisolspiegel durch den Stressor
Schmerz, Entstehung einer Schilddrü -
senunterfunktion durch Dauerstress,
hoher Erregungslevel mit größerer An -
fäl ligkeit zu Meide-, Angst- oder Ag -
gres sionsverhalten, Schmerzflucht mit
Bewegungstendenz nach vorne mit der
Konsequenz, dass der Schmerz zu -
nimmt, was intensivere Fluchtmo ti va -
tion und Panik nach sich zieht.
Antje: Was folgert ihr daraus?
Tina: Das alles ist jetzt nur oberflächlich
angerissen, man könnte da noch
wesentlich weiter in die Tiefe gehen.
Aber das sollte schon reichen, um den
normalen Hundehalter zum Nachden -
ken anzuregen. Ein Hund der in potentiell
stressigen Situationen permanente
Strafreize über Schmerzimpulse von
seinem Menschen erfährt, kann darauf
mit verschiedenen Verhaltens auffällig -
keiten reagieren. So kann er beispielsweise
Angst- und Meideverhalten ge -
gen über seinem Menschen entwickeln.
Wird der Schmerzimpuls immer bei An -
blick von Artgenossen ausgelöst, hat
das eventuell ein Angst- oder Aggres -
sionsverhalten gegenüber Artgenossen
zur Folge.
Eine Gefahr, die kaum jemandem be -
wusst ist und welche man nicht unterschätzen
sollte, liegt jedoch in den un -
ge wollten Verknüpfungen des Hundes
mit dem Schmerzreiz. Kein Halter
möchte, dass sein Hund den ausgelösten
Schmerz mit dem zufällig anwesenden
Kind verbindet, oder mit einer an -
de ren Person oder Gegenstand. Uns
Ver haltenstherapeuten werden allzu oft
Hunde vorgestellt, bei denen freie Flä -
chen, friedlich grasende Kühe oder die
an der Ecke stehende Mülltonne eine
regelrechte Panik auslösen. Hier bestätigt
sich häufig der Verdacht, dass mittels
eines Schmerzimpulses (z. B. Sta -
chelhalsung/Reizstromgerät) trainiert
wurde. Der Schmerz trifft den Hund un -
vermittelt und unerwartet. Passiert in
diesem Moment beispielsweise der
nette Nachbar den Hund, kann es pas-