Zucht-Kritik - Problemhundtherapie in NRW
Zucht-Kritik - Problemhundtherapie in NRW
Zucht-Kritik - Problemhundtherapie in NRW
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der<br />
report<br />
absolut-hund<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
<strong>Zucht</strong> aus<br />
Liebhaberei<br />
Pettrailer<br />
Tier entlaufen –<br />
und jetzt?<br />
11. Ausgabe • 4 / 2011<br />
Wissenswertes<br />
für Hundefreunde<br />
Rasseporträt<br />
Französische<br />
Bulldogge
Internetauftritt langweilig?<br />
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Term<strong>in</strong>e bei Absolut-Hund<br />
Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4<br />
Sem<strong>in</strong>are . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5<br />
Erfahrungsberichte<br />
Ausbildung zum Hundeverhaltenstherapeut<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6<br />
Jenny und Spike werden e<strong>in</strong> Team . . . . . . . . . . . . 7<br />
Ausbildung zum Mantrailer-Tra<strong>in</strong>er . . . . . . . . . . . 9<br />
Neues von Absolut-Hund<br />
Hundehalterprüfung <strong>in</strong> Nordhorn . . . . . . . . . . . 10<br />
Vermischtes<br />
Tier entlaufen – und jetzt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12<br />
Tausche Stachelhalsband gegen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g . . . . 20<br />
Kritisch gesehen<br />
Beobachtungen und Gedanken e<strong>in</strong>er<br />
Hundeverhaltenstherapeut<strong>in</strong> . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />
S<strong>in</strong>d Hundespielwiesen förderlich? . . . . . . . . . . 18<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
<strong>Zucht</strong> aus Liebhaberei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Absolut-Hund<br />
Elchstraße 47<br />
26603 Aurich<br />
11. Ausgabe • 4 / 2011<br />
Chefredakteur<strong>in</strong>: Heike Beuse<br />
Titelfotos: Claudia Fuhrmann<br />
Autoren dieser Ausgabe:<br />
Nad<strong>in</strong>e Beer<br />
Heike Beuse<br />
Imke Dehmel<br />
Claudia Fuhrmann<br />
Antje Henze<br />
Gabriele Hilbig<br />
Christoph Jung<br />
Mirko Kopietz<br />
Anett Kulke<br />
Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />
Jenny Lehnmann<br />
Vere<strong>in</strong> zur Hilfe und Förderung<br />
des kreolischen Hundes e.V.<br />
Uwe Peter Willemsen<br />
Inhalt<br />
Hundezucht im VDH – Worte und Taten #4 . . 27<br />
Buchrezension:<br />
„Rassehund am<br />
Ende?“ . . . . . . . . . . . . . . . 29<br />
Künstliche Besamung<br />
<strong>in</strong> der Hundezucht . . . 30<br />
Rasseporträt<br />
Französische Bulldogge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />
Tierschutz<br />
Bund Deutscher Tierfreunde warnt vor<br />
Abzocke beim Welpenkauf . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />
Neues zum Thema Tierschutz . . . . . . . . . . . . . . . 35<br />
Kastrationsprojekte <strong>in</strong> der Karibik . . . . . . . . . . . 38<br />
Tierschutzkritik<br />
Zwischen Wolf und Schmusehund . . . . . . . . . . 43<br />
Gesundheit<br />
Unsere Hunde riechen Krebs . . . . . . . . . . . . . . . . 48<br />
Der älter werdende Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50<br />
Trickdog-Serie<br />
Teil 7: Becher e<strong>in</strong>sammeln, Aufräumen . . . . . . 51<br />
Wir bedanken uns bei den<br />
Betreibern der folgenden Websites<br />
für ihre Text-Beiträge:<br />
www.kreolischerhund.de<br />
www.petwatch.de<br />
www.tierschutz-schattenseiten.com<br />
Design und Satz:<br />
www.seichter-steffens.de<br />
Jedwede Kopie/Vervielfältigung<br />
bedarf der Genehmigung der Autoren<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 3
Term<strong>in</strong>e bei Absolut-Hund<br />
Term<strong>in</strong>e Ausbildung 2011<br />
4<br />
Februar 2011<br />
Februar 2011<br />
März 2011<br />
April 2011<br />
Juli 2011<br />
Juli 2011<br />
Juli 2011<br />
Juli 2011<br />
August 2011<br />
September<br />
2011<br />
Dezember<br />
2011<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung HVT<br />
Hundeverhaltenstherapeut<br />
Ausbildung zum MTT<br />
Mantrail<strong>in</strong>g Tra<strong>in</strong>er<br />
Ausbildung HHT<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Beg<strong>in</strong>n 12.02.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />
Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 14.02.<br />
Intensivausbildung “am Stück”<br />
<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 05.03.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />
Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 02.04.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />
und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 02.07.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />
und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 04.07.<br />
Intensivausbildung „am Stück“<br />
<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 23.07.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />
Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 25.07.<br />
Intensivausbildung „am<br />
Stück” <strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 13.08.<br />
10 Wochenenden (Sa. + So.) <strong>in</strong><br />
Theorie und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 17.09.<br />
5 Wochenenden (Sa. + So.)<br />
Intensivausbildung <strong>in</strong> Theorie<br />
und Praxis<br />
Beg<strong>in</strong>n 05.12.<br />
Intensivausbildung “am Stück”<br />
<strong>in</strong> Theorie und Praxis<br />
Essen<br />
Fulda<br />
Hannover<br />
Schiphorst<br />
Herzogenaurach<br />
Gummersbach<br />
Stuttgart<br />
Essen<br />
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Gummersbach<br />
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2.999,00 Euro<br />
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999,00 Euro<br />
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Term<strong>in</strong>e Sem<strong>in</strong>are 2011<br />
Februar 2011 Obedience-Sem<strong>in</strong>ar Anfänger 12.02. Nordhorn<br />
Februar 2011<br />
Info-Sem<strong>in</strong>ar Kommunikation<br />
Mensch/Hund<br />
26.02.<br />
März 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 12.03. Nordhorn<br />
März 2011 Anti-Jagd-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g 19. + 20.03. Hann. Münden<br />
April 2011 Obedience-Sem<strong>in</strong>ar Anfänger 09. + 10.04 Fulda<br />
April 2011<br />
Info-Sem<strong>in</strong>ar Kommunikation<br />
Mensch/Hund<br />
16.04. Eichenzell<br />
April 2011 Info-Sem<strong>in</strong>ar Aggression Hund 23.04. Hann. Münden<br />
Mai 2011 Sem<strong>in</strong>ar Welpenaufbau 07. + 08.05. Eichenzell<br />
Mai 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 15.05. Gummersbach<br />
Mai 2011<br />
Obedience-Sem<strong>in</strong>ar<br />
Fortgeschrittene<br />
Mai 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 28.05.<br />
Juni 2011<br />
Juni 2011<br />
Obedience-Sem<strong>in</strong>ar<br />
Fortgeschrittene<br />
Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltensauffällige<br />
Hunde<br />
21. + 22.05. Fulda<br />
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Hann. Münden 20,00 Euro<br />
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Schleswig-<br />
Holste<strong>in</strong><br />
04.06. Nordhorn<br />
25.06. Essen<br />
Juli 2011 Agility Anfänger 09.07. Nordhorn<br />
August 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Anfängersem<strong>in</strong>ar 20. + 21.08. Hann. Münden<br />
August 2011 Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 27.08. Herzogenaurach<br />
September<br />
2011<br />
September<br />
2011<br />
Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 03. + 04.09. Stuttgart<br />
Sem<strong>in</strong>ar Aggression gegen Hunde 24. + 25.09. Eichenzell<br />
Oktober 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 15. + 16.10. Berl<strong>in</strong><br />
Oktober 2011 Trickdog-Sem<strong>in</strong>ar 22.10. + 23.10. Fulda<br />
November<br />
2011<br />
November<br />
2011<br />
November<br />
2011<br />
Dezember<br />
2011<br />
Mantrail<strong>in</strong>g Schnuppersem<strong>in</strong>ar 12.11. Gummersbach<br />
Sem<strong>in</strong>ar 1. Hilfe am Hund 19.11. Eichenzell<br />
Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltens auffällige<br />
Hunde<br />
Sem<strong>in</strong>ar für Verhaltens auffällige<br />
Hunde<br />
26.11. Stuttgart<br />
17.12. Berl<strong>in</strong><br />
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160,00 Euro<br />
kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />
160,00 Euro<br />
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20,00 Euro<br />
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<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
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80,00 Euro<br />
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80,00 Euro<br />
diana@dianas-hundeschule.de<br />
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<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
80,00 Euro<br />
diana@dianas-hundeschule.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />
80,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
160,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@pets-and-people.de<br />
160,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
160,00 Euro<br />
kontakt@hundeschule-weserste<strong>in</strong>.de<br />
80,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
80,00 Euro<br />
kontakt@pets-and-people.de<br />
80,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
80,00 Euro<br />
<strong>in</strong>fo@absolut-hund.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 5
Erfahrungsberichte<br />
Unsere Ausbildung zum Hundeverhaltens -<br />
therapeuten bei Absolut Hund<br />
Nachdem wir zahlreiche mehr oder<br />
weniger s<strong>in</strong>nvolle, meistens eher we -<br />
niger s<strong>in</strong>nvolle, Wochenendsem<strong>in</strong>are<br />
zum Thema Hundeerziehung besucht<br />
hatten, entschieden wir uns Mitte des<br />
letzten Jahres e<strong>in</strong>e richtige<br />
Ausbildung im Be -<br />
reich Hundeerziehung zu<br />
absolvieren. Es stellte sich<br />
je doch ad hoc die Frage,<br />
was denn e<strong>in</strong>e richtige<br />
Ausbil dung im Bereich<br />
Hun de erziehung sei. Ver -<br />
schie dene Institutionen<br />
bieten verschiedene Aus -<br />
bil dun gen mit unterschiedlichen<br />
Strukturen,<br />
Inhalten und Abschlüssen<br />
an. Die e<strong>in</strong>en bilden zum<br />
Hundetra<strong>in</strong>er aus, die<br />
anderen zum Übungsleiter<br />
und manche sogar zum<br />
Hundemagier. Darüber<br />
h<strong>in</strong>aus kann man sich per<br />
Fernstudium zum Tier -<br />
psycho logen ausbilden<br />
lassen. Fakt ist jedoch, dass<br />
man bei den meisten Aus -<br />
bil dungen oder Stu dien -<br />
gängen mit mehr oder weniger richtigen<br />
theoretischen Inhalten ge langweilt<br />
wird. Praxis anteile spielen eher selten<br />
e<strong>in</strong>e relevante Rolle, teilweise kann man<br />
sich zum Hunde... – was auch immer –<br />
ausbilden lassen, ohne während der<br />
Aus bildung e<strong>in</strong>en Hund zu Gesicht zu<br />
be kom men. Das ist erstaunlich, aber da<br />
es ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitlichen Kriterien und<br />
ke<strong>in</strong>e geschützten Titel gibt, was<br />
bedeutet, dass sich jeder Hundetra<strong>in</strong>er,<br />
Hunde therapeut oder wie auch immer<br />
nennen darf, ist dies die Realität.<br />
6<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Im Gegensatz zu den Institutionen, auf<br />
die wir bei unserer Recherche gestoßen<br />
s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d die verschiedenen Aus bil -<br />
dungen bei Absolut Hund <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />
praxisorientiert. Da wir dies für uner-<br />
lässlich hielten und bereits nach dem<br />
ersten Telefonat mit Heike e<strong>in</strong> gutes<br />
Gefühl hatten, entschieden wir uns kurzer<br />
Hand für e<strong>in</strong>e Ausbildung zum Hun -<br />
de verhaltenstherapeuten. Natür lich ist<br />
auch dieser Titel nicht geschützt, die<br />
<strong>in</strong>haltliche Ausrichtung und die Rah men -<br />
bed<strong>in</strong>gungen der Aus bildung erschienen<br />
uns aber von allen Ange boten mit<br />
Abstand am S<strong>in</strong>n voll s ten.<br />
Nach e<strong>in</strong>em Theoriewochenende<br />
g<strong>in</strong>g es danach ausschließlich zu Kun -<br />
den. Wir wurden von Beg<strong>in</strong>n an, natür-<br />
Von Nad<strong>in</strong>e Beer und Mirko Kopietz<br />
Absolvierten erfolgreich ihre Ausbildung zum Hundeverhaltenstherapeuten:<br />
Nad<strong>in</strong>e Beer und Mirko Kopietz aus Witten, www.leben-mit-4-pfoten.de<br />
lich immer von Heike begleitet, mit richtigen<br />
Fällen konfrontiert. Wir lernten<br />
von Beg<strong>in</strong>n an nicht nur die praktische<br />
Arbeit mit Hunden, die teilweise ausgeprägte<br />
und völlig verschiedene Formen<br />
von Problemverhalten zeigten, sondern<br />
lernten auch den Umgang mit den<br />
Hun de haltern. Im Laufe des halben<br />
Jahres lernten wir immer mehr und<br />
wurden von Woche zu Woche sicherer<br />
und Heike überließ uns nach und nach<br />
immer mehr Verantwortung.<br />
Nach etwas mehr als e<strong>in</strong>em halben<br />
Jahr, das nicht nur sehr lehrreich und<br />
zeit<strong>in</strong>tensiv war, sondern auch extrem<br />
viel Spaß gemacht hat, bereiteten wir<br />
uns auf die Prüfung bei Burkard vor.<br />
Heike nahm bei uns die Prüfung nicht
ab, da sie laut eigener Aussage „emotional<br />
zu sehr mit uns verwachsen sei<br />
und nicht objektiv se<strong>in</strong> könne“.<br />
Die Prüfung bestand aus e<strong>in</strong>em um -<br />
fangreichen Theorie – und e<strong>in</strong>em Pra xis -<br />
teil, der realitätsbezogen bei e<strong>in</strong>em<br />
Kun den zu Hause stattfand. Aufgrund<br />
der guten Vorbereitung durch Heike<br />
haben wir die gesamte Prüfung im ersten<br />
Durchgang bestanden.<br />
Wir denken nicht, dass wir <strong>in</strong> der<br />
Ausbildung alles gelernt haben, vielleicht<br />
theoretisch, jedoch nicht praktisch.<br />
Diesen Anspruch haben Heike<br />
und Burkard, so glauben wir, auch nicht.<br />
Wir haben aber so viel gelernt, dass wir<br />
mit Fug und Recht behaupten können<br />
<strong>in</strong> der Lage zu se<strong>in</strong>, erfolgreich mit<br />
Hundeverhaltenstherapeuten<br />
Nad<strong>in</strong>e Beer und Mirko Kopietz<br />
www.leben-mit-4-pfoten.de<br />
Hallo, wir s<strong>in</strong>d Jenny, Flo und Spike.<br />
Spike ist e<strong>in</strong> sieben Monate junger<br />
Labrador Rüde.<br />
Wir haben Spike mit vier Monaten<br />
gekauft. Zu diesem Zeitpunkt kannte er<br />
ke<strong>in</strong> Halsband und auch ke<strong>in</strong>e Le<strong>in</strong>e,<br />
gerade mal das Kommando „Sitz“. Spike<br />
ist bei Spaziergängen eher mit uns<br />
gegangen als wir mit ihm. Dies war sehr<br />
anstrengend, denn mit vier Monaten<br />
Hund und Halter zu arbeiten. E<strong>in</strong> weiterer<br />
unschätzbarer Vorteil, der für e<strong>in</strong>e<br />
Ausbildung bei Absolut Hund spricht, ist<br />
die Tatsache, dass man nach der Aus -<br />
bildung nicht im Regen stehen gelassen<br />
wird, sondern Kooperations partner werden<br />
kann. Dadurch hat man die Möglich -<br />
keit, sich immer mit anderen Kolle g<strong>in</strong> -<br />
nen und Kollegen auszutauschen. Sollte<br />
es bei Kunden e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Pro blem ge -<br />
ben, welches man nicht selbstständig<br />
lösen kann, stehen Heike und Burkard<br />
sowie 26 andere Koopera tions partner<br />
zur Verfügung, die uns vor Ort unterstützen<br />
können.<br />
Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d wir der festen<br />
Überzeugung, alles richtig gemacht zu<br />
haben. Wir haben unsere Entscheidung<br />
Jenny und Spike werden e<strong>in</strong> Team<br />
hatte unser Knuffel schon genügend<br />
Kraft um uns <strong>in</strong>s Schwitzen zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Wir haben uns dann erst <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
L<strong>in</strong>gender Hundeschule angemeldet.<br />
Doch dort lag der Schwerpunkt darauf,<br />
die Hunde „spielen“ zu lassen und an<br />
warmen Tagen haben sie das nach<br />
10 Mi nuten Sitz-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nur gemacht.<br />
Ebenfalls haben wir <strong>in</strong> drei Unter richts -<br />
stunden auch drei verschiedene Tra<strong>in</strong>er<br />
Erfahrungsberichte<br />
für Absolut Hund bis heute nicht bereut.<br />
Aus unserer Sicht gibt es auf dem Markt<br />
derzeit ke<strong>in</strong>e bessere Ausbildungs alter -<br />
native, sowohl, was die Struktur als<br />
auch, was die Inhalte der Ausbildung<br />
betrifft.<br />
Am Ende des Artikels möchten wir<br />
die Gelegenheit nutzen, um uns bei<br />
Heike und Burkard zu bedanken. Wir<br />
hoffen, dass wir e<strong>in</strong>e Verstärkung für<br />
das Team s<strong>in</strong>d und noch lange erfolgreich<br />
zusammenarbeiten werden.<br />
Autoren: Nad<strong>in</strong>e Beer und Mirko Kopietz<br />
www.leben-mit-4-pfoten.de<br />
Hundezentrum Witten<br />
F<strong>in</strong>kenstraße 26<br />
58455 Witten<br />
Telefon: 01633129022<br />
E-Mail: help4dogs@web.de<br />
E<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs-Erfahrungsbericht<br />
der Hundehalter<strong>in</strong> Jenny<br />
gehabt. Dies ist ja eigentlich nicht<br />
schlimm, aber wenn jeder etwas anderes<br />
sagt und meist das Gegenteil vom<br />
Vorgänger, dann wird es kompliziert.<br />
Für uns war nach drei Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstunden<br />
klar, dass diese Hundeschule nicht zu<br />
uns passt. So haben wir uns im Internet<br />
auf die Suche begeben und Diana<br />
Rohmanns Hundeschule und Verhal -<br />
tenstherapie entdeckt.<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 7
Erfahrungsberichte<br />
Wir haben mit Diana Rohmann e<strong>in</strong>en<br />
Term<strong>in</strong> <strong>in</strong> Dianas Hundeschule und Ver -<br />
haltenstherapie aus gemacht, um uns<br />
erst e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g anzuschauen,<br />
da wir jetzt nicht noch e<strong>in</strong>mal blauäugig<br />
<strong>in</strong>s Unglück stürzen wollten. Wir<br />
haben e<strong>in</strong> Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Diana Roh mann<br />
angeschaut, als sie gerade die Fort -<br />
geschrittene Gruppe tra<strong>in</strong>iert hat. Laura<br />
Zander hat uns zur Seite gestanden und<br />
uns alles erklärt, denn wir haben die<br />
Körpersprache der Hunde halter zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht deuten können.<br />
Wir haben uns gewundert warum alle<br />
Hunde gleich reagieren und ke<strong>in</strong>er<br />
e<strong>in</strong>en Ton gesagt hat. Dies hat uns<br />
schon sehr bee<strong>in</strong>druckt. Aber viel beruhigender<br />
war für uns, dass Diana Roh -<br />
mann und Laura Zan genau das gleiche<br />
erklärt haben und es ke<strong>in</strong>e Unstim -<br />
migkeiten gab.<br />
Beim ersten Probetra<strong>in</strong><strong>in</strong>g mit Diana<br />
Rohmann und Spike ist er nach wenigen<br />
M<strong>in</strong>uten an der Le<strong>in</strong>e gelaufen, als<br />
8<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
wenn er nie etwas anderes gemacht<br />
hätte. Zwar war <strong>in</strong> diesem Moment<br />
Diana diejenige die, die Hundele<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
der Hand hatte, aber genau das wollten<br />
wir auch. Ebenfalls hatten wir das Glück<br />
das wir beim zweiten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g nur zu<br />
dritt waren und Spike und ich, quasi e<strong>in</strong><br />
E<strong>in</strong>zeltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g bekommen haben. Alle<strong>in</strong><br />
<strong>in</strong> diesem E<strong>in</strong>zeltra<strong>in</strong><strong>in</strong>g haben wir<br />
beide so viel lernen können und so viele<br />
Tipps bekommen, das hätte ich nie<br />
gedacht. Nun nach ca. neun Wochen<br />
kann ich die Lernfähigkeit von Spike<br />
immer noch nicht glauben. Spike ist e<strong>in</strong><br />
sehr <strong>in</strong>teressierter und lernwilliger<br />
Hund. Er fragt bei jeder ihm unbekannten<br />
oder unangenehmen Situation ab<br />
und vertraut uns. Durch Dianas Hunde -<br />
schule und Verhaltenstherapie können<br />
wir Spike überall mit h<strong>in</strong>nehmen. Er<br />
läuft meist so gut an der Le<strong>in</strong>e, dass ich<br />
schon e<strong>in</strong> paar mal schauen musste, ob<br />
er überhaupt noch da ist.<br />
Dianas Hundeschule und Verhaltenstherapie<br />
Inhaber<strong>in</strong>: Diana Rohmann<br />
Hollandstraße/Alfred-Mozer-Straße 57 • 48527 Nordhorn<br />
Fon: +49 (0) 173 – 8648855<br />
E-Mail: diana@dianas-hundeschule.de<br />
www.dianas-hundeschule.de<br />
Labradorrüde Spike: se<strong>in</strong>e Lernfähigkeit<br />
versetzte se<strong>in</strong>e Halter<strong>in</strong> Jenny während<br />
des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Staunen<br />
Dank Diana, Laura und Anja haben<br />
wir alles nachholen und aufbauen können,<br />
was Spike <strong>in</strong> den ersten vier Lebens -<br />
monaten verpasst hatte.<br />
Bei Fragen oder neu auftretenden<br />
Problemen steht uns Diana Rohmann<br />
immer mit guten Tipps zur Seite. Durch<br />
diese kompetente Hilfe waren wir,<br />
Jenny und Spike, nun so weit, dass wir<br />
im September die Hundehalterprüfung<br />
mit Fachkunde nach Absolut Hund<br />
erfolgreich absolvieren konnten.<br />
Wir wollen uns noch e<strong>in</strong>mal ganz<br />
herzlich bedanken bei Dianas Hunde -<br />
schule und Verhaltenstherapie mit ihren<br />
Tra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen Diana Rohmann, Laura<br />
Zander und Anja Bartels. Genauso wie<br />
bei den anderen Mitgliedern, die uns<br />
nicht nur familiär aufgenommen haben,<br />
sondern auch durch ihre Erfah rungs -<br />
berichte so manche Ängste nehmen<br />
konnten.<br />
Autor<strong>in</strong>: Hundehalter<strong>in</strong><br />
Jenny Lehnmann
Ich habe die Chance ergriffen und im<br />
August 2011 über Absolut Hund bei<br />
Thomas Schwerdtfeger die Ausbildung<br />
zum Mantrail<strong>in</strong>g-Tra<strong>in</strong>er (MTT) absolviert.<br />
Mit von der Partie war me<strong>in</strong>e Rho -<br />
desian Ridgeback Hünd<strong>in</strong> Danuwa, 2 ¼<br />
Jahre.<br />
Bevor ich mich <strong>in</strong> das Wagnis Aus bil -<br />
dung stürzte, gab mir Herr Schwerdt -<br />
feger die Möglichkeit ihn kennenzulernen.<br />
Dabei lernte er natürlich auch<br />
Da nu wa kennen.<br />
Danuwa ist zwar me<strong>in</strong> sechster eigener<br />
Hund allerd<strong>in</strong>gs me<strong>in</strong> erster Ridge -<br />
back. Da sie aus e<strong>in</strong>er sehr guten K<strong>in</strong> -<br />
der stube kommt, worauf ich viel Wert<br />
gelegt habe, erhielt ich auch e<strong>in</strong>en<br />
super vorgeprägten Welpen, e<strong>in</strong>ziges<br />
„Manko“ war bislang, dass sie sehr leicht<br />
überdrehte. Soll bedeuten normale<br />
D<strong>in</strong>ge wie e<strong>in</strong> Mal den Besuch begrüßen<br />
und sich dann h<strong>in</strong>legen waren<br />
undenkbar, denn jedes Mal wenn der<br />
Besuch sich nur ansatzweise bewegte<br />
fühlte sich Danuwa wieder angespro-<br />
chen, e<strong>in</strong>fach Kontaktliegen oder leichtes<br />
Kuscheln g<strong>in</strong>gen nicht, da sie dann<br />
gleich völlig hochfuhr. Letztlich lief<br />
me<strong>in</strong> Hund meistens auf 120 Touren, ich<br />
fand das unnormal und ungesund für<br />
me<strong>in</strong>en Hund, die „Fachleute“ sagten<br />
mir aber immer ich hätte halt e<strong>in</strong>e wilde<br />
Hummel und das würde sich mit zunehmendem<br />
Alter bessern. Inzwischen<br />
zwei felte ich schon deutlich an me<strong>in</strong>er<br />
E<strong>in</strong>schätzungsgabe und ob ich mir<br />
wirklich die richtige Rasse ausgesucht<br />
hatte, als ich auf Thomas Schwerdt feger<br />
traf.<br />
Dieser wies mich daraufh<strong>in</strong>, dass das<br />
super freudige Ver halten me<strong>in</strong>es Hun -<br />
des doch etwas über trieben sei und das<br />
hochtourige auf Dauer ungesund für<br />
Danuwa sei, und äußerte daher den<br />
Verdacht e<strong>in</strong>er Futtermittelallergie! Wie<br />
sich daraufh<strong>in</strong> herausstellte verträgt<br />
Danuwa so e<strong>in</strong>iges nicht, aber seitdem<br />
wir nun all diese Stoffe weglassen, habe<br />
ich auch e<strong>in</strong>en „normalen“ Hund, der<br />
noch immer jeden freudig begrüßt,<br />
Erfahrungsberichte<br />
Feedback zur Mantrail<strong>in</strong>g-Tra<strong>in</strong>er-Ausbildung mit<br />
Thomas Schwerdtfeger Von Imke Dehmel mit Danuwa<br />
„Der größte<br />
Schauspieler der<br />
Welt ist me<strong>in</strong><br />
Hund. Wenn er<br />
Hunger hat, tut<br />
er so, als ob er<br />
mich liebt.“<br />
Marlon Brando<br />
Problemhundetherapeut &<br />
Gebrauchshundeausbilder,<br />
Man- & Pettrail<strong>in</strong>g<br />
aber eben nicht mehr zehnmal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander.<br />
Ohne die Futterumstellung wäre<br />
e<strong>in</strong>e Ausbildung mit Danuwa sicherlich<br />
nicht so erfolgreich gewesen. Die Aus -<br />
bildung war dann, entsprechend dem<br />
ersten E<strong>in</strong>druck, e<strong>in</strong>e runde Sache. Wir<br />
haben jeden Tag praktisch gearbeitet<br />
und viele Situationen erprobt. Darüber -<br />
h<strong>in</strong>aus wurde mir die Möglichkeit geboten<br />
auch mal bei anderen Mantrailern<br />
re<strong>in</strong>zuschnuppern, was überaus <strong>in</strong>teressant<br />
war.<br />
Wenn man e<strong>in</strong>e fundierte Ausbil -<br />
dung sucht, welche die Theorie quasi<br />
über die Praxis vermittelt und nicht<br />
umgekehrt, wie es leider oft der Fall ist,<br />
dann sollte man diesen Kurs unbed<strong>in</strong>gt<br />
buchen!<br />
Hundezentrum<br />
Schleswig-Holste<strong>in</strong><br />
Thomas Schwerdtfeger<br />
23847 Schiphorst<br />
Autor: Imke Dehmel<br />
E-Mail: HZSH(at)hundezentrumschleswig-holste<strong>in</strong>.de<br />
Telefon 04536 / 1056<br />
Mobil 0176 / 51077505<br />
www.hundezentrum-schleswig-holste<strong>in</strong>.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 9
Neues von Absolut-Hund<br />
Hundehalterprüfung <strong>in</strong> Nordhorn<br />
In Dianas Hundeschule und Verhaltens -<br />
therapie wurde am 10. September 2011<br />
die Hundehalterprüfung mit Sach kun -<br />
de abgenommen. Folgende Hunde -<br />
halter wurden erfolgreich durch Heike<br />
Beuse – Absolut-Hund GbR – geprüft:<br />
Jutta Poth mit Mandy 83%; Gunda ten<br />
10<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Busch mit Momo 93%; Kerst<strong>in</strong> Ernst mit<br />
Inka 83%; Anne Kl<strong>in</strong>ge mit Ruby 93%;<br />
Sabr<strong>in</strong>a Nübel mit Fibi 95 %; Jenny<br />
Lehn mann mit Spike 91%; Diana Roh -<br />
mann mit Shima 94% .<br />
Selbst die noch sehr junge Hünd<strong>in</strong><br />
„Shima“ mit ihren 19 Wochen ist die<br />
Prü fung mit Bravur ohne Stress, Druck<br />
und verbale Kommandos durchlaufen.<br />
Allen Teilnehmern e<strong>in</strong>en Herzlichen Glück -<br />
wunsch!<br />
Die Mensch-Hund-Teams <strong>in</strong> „Dianas<br />
Hundeschule“ wurden <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Alltagssituationen durch Heike Beuse,<br />
Absolut Hund, geprüft und bestanden<br />
allesamt erfolgreich – Fotos: Absolut Hund
Vor Abzocke durch unseriöse Hunde -<br />
händler hat der überregionale Tier schutz -<br />
vere<strong>in</strong> Bund Deutscher Tier freun de e.V.<br />
mit Sitz <strong>in</strong> Kamp L<strong>in</strong>tfort <strong>in</strong> Nordrhe<strong>in</strong>-<br />
Westfalen gewarnt. Das Geschäft der<br />
profitgierigen Massentierzüchter aus<br />
Osteuropa blüht. Inzwischen rollen täglich<br />
Transporte mit oft kranken Hunde -<br />
welpen durch ganz Europa. Alle<strong>in</strong> durch<br />
Österreich als typisches Transitland fahren<br />
täglich mehrere Transporte, die nur<br />
selten von den hellhörig gewordenen<br />
Behörden erwischt werden. Der Bund<br />
Deutscher Tierfreunde betont, dass nur<br />
die Konsumenten diese unseriösen Ab -<br />
zocker stoppen können – <strong>in</strong> dem sie<br />
den Kauf verweigern.<br />
Die unseriösen Hundehändler bieten<br />
ihre „Ware“ zumeist im Internet, Zei -<br />
tungs anzeigen oder rund um Märkte<br />
an. Viele Transporte gehen <strong>in</strong>zwischen<br />
nach Südeuropa, wo die Tiere <strong>in</strong> Ge -<br />
schäf ten oder auf Märkten verkauft<br />
wer den. Gerade Touristen auch aus<br />
Deutschland f<strong>in</strong>den dort ihren verme<strong>in</strong>tlichen<br />
„Traumhund“. Nicht selten<br />
s<strong>in</strong>d die Tiere krank oder verhaltensgestört.<br />
Zudem gehören gefälschte Papiere<br />
und sogar frei erfundene Stammbäume<br />
zum Geschäftsmodell der Abzocker. Die<br />
meisten der Welpen stammen aus<br />
Massenzüchtungen <strong>in</strong> Osteuropa, oft<br />
Ungarn, Polen und die Slowakei. Erst<br />
kürzlich konnte auf e<strong>in</strong>er österreichi -<br />
schen Autobahn e<strong>in</strong> Transporter mit<br />
101 Welpen auf dem Weg nach Spanien<br />
abgefangen werden. Nur die Hälfte der<br />
Tiere hatte die notwendigen Papiere<br />
und es besteht der Verdacht, dass die<br />
Altersangaben bei vielen anderen Wel -<br />
pen falsch waren. Für e<strong>in</strong>ige Tiere hätte<br />
die 2.000 Kilometer lange Fahrt tödlich<br />
enden können, da sie laut Amts arzt zu<br />
jung für den Transport waren. Dem<br />
Lenker wurde die Weiterfahrt untersagt,<br />
e<strong>in</strong>e gesicherte Rückfahrt <strong>in</strong> die Slo -<br />
wakei wurde angeordnet. Der Transport<br />
wurde der slowakischen Polizei übergeben.<br />
Sowohl der Lenker als auch die<br />
Absendefirma mit Sitz <strong>in</strong> der Slowakei<br />
wurden angezeigt.<br />
E<strong>in</strong> Transport <strong>in</strong> diesem Ausmaß ist<br />
e<strong>in</strong> riesiges Geschäft mit ger<strong>in</strong>gem<br />
Risiko für die Abzocker. Bei e<strong>in</strong>em<br />
Durch schnittsverkaufspreis von etwa<br />
500 Euro für e<strong>in</strong>en Rassehund würde<br />
e<strong>in</strong> solcher Transport rund 50.000 Euro<br />
Gew<strong>in</strong>n br<strong>in</strong>gen. Der Bund Deutscher<br />
Tierfreunde riet allen möglichen Inte -<br />
res senten: Augen auf beim Welpenkauf<br />
und Hände weg von dubi osen Angebo -<br />
ten. Wer wirklich e<strong>in</strong>en Rassehund kau-<br />
Tierschutz<br />
Bund Deutscher Tierfreunde warnt<br />
vor Abzocke beim Welpenkauf<br />
fen will, sollte sich den Verkäufer oder<br />
besser Züchter genau ansehen. Jeder<br />
seriöse Züchter wird auch die Eltern -<br />
tiere zeigen können und die Welpen<br />
Die Hunde werden unter erbärmlichen Umständen gezüchtet –<br />
Foto: Bund Deutscher Tierfreunde e.V.<br />
nicht zu früh von se<strong>in</strong>er Mutter trennen.<br />
Der Bund Deutscher Tierfreunde unterstrich,<br />
dass nur die Käufer die Abzo cke -<br />
rei und das damit verbundene Tierelend<br />
verh<strong>in</strong>dern können. Wenn die Hunde -<br />
mafia merkt, dass sie ihre „Ware“ nicht<br />
mehr verkaufen kann dann besteht die<br />
Hoffnung, dass ke<strong>in</strong> neues Tierelend<br />
herangezüchtet wird, so der Bund<br />
Deutscher Tierfreunde. Und zudem: <strong>in</strong><br />
jedem Tierheim warten Hunde und<br />
Katzen auf e<strong>in</strong> neues Zuhause.<br />
Diese Pressemitteilung wurde am<br />
12.09.2011 auf openPR veröffentlicht.<br />
Autor: Bund Deutscher Tierfreunde e.V.<br />
www.Bund-Deutscher-Tierfreunde.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 11
Jährlich laufen etliche Tausend Haus -<br />
tiere davon. Die e<strong>in</strong>en f<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>e Lücke<br />
im Zaun des heimischen Grundstückes,<br />
andere entziehen sich auf dem Spazier -<br />
gang der Kontrolle des Halters, wieder<br />
andere entwischen vielleicht bei e<strong>in</strong>em<br />
Unfall aus dem ungenügend gesicherten<br />
Auto. Die Meisten dieser Ausflüge<br />
verlaufen glimpflich und die Tiere tauchen<br />
nach e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>uten, schlimmstenfalls<br />
e<strong>in</strong>igen Stunden wieder auf.<br />
Aber was, wenn dies nicht der Fall ist?<br />
Die Tiere setzen sich, wenn sie un -<br />
kontrolliert durch die Gegend streunen<br />
erheblichen Gefahren aus. Sei es, dass<br />
sie <strong>in</strong> den Straßenverkehr oder auf die<br />
Schienen geraten, sei es, dass sie<br />
irgend wo Schutz suchen, wo sie nicht<br />
mehr entkommen können (weil sie z. B.<br />
versehentlich im Keller oder e<strong>in</strong>er Gara -<br />
ge e<strong>in</strong>gesperrt werden). Diese Situa -<br />
12<br />
Tier entlaufen –<br />
und jetzt?<br />
Es vergeht kaum e<strong>in</strong> Tag, an dem man nicht an der P<strong>in</strong>nwand des Tierarztes, <strong>in</strong><br />
der Tageszeitung oder auf den entsprechenden Plattformen des Internets auf<br />
die Suchanzeigen vermisster Tiere trifft. Manche erst kurz verschwunden,<br />
andere schon über Wochen und Monate, so haben sie doch alle e<strong>in</strong>es geme<strong>in</strong>sam:<br />
Ihre Halter, die nicht wissen, wie sie ihr Tier zurückbekommen sollen und<br />
darüber schier verzweifeln.<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
tionen können oftmals zu e<strong>in</strong>em qualvollen<br />
Tod des Tieres führen oder zu -<br />
m<strong>in</strong>dest schwere Verletzungen nach<br />
sich ziehen. Verursacht solch e<strong>in</strong> Tier<br />
e<strong>in</strong>en Verkehrsunfall, weil Autofahrer<br />
erfolglos versuchen, auszuweichen,<br />
können obendre<strong>in</strong> noch erhebliche<br />
Schadens- und Haftungsansprüche auf<br />
den Tierhalter zukommen.<br />
Grundsätzlich s<strong>in</strong>d unsere Hunde<br />
und auch Katzen, von den oben er -<br />
wähnten Gefahren mal abgesehen,<br />
durchaus <strong>in</strong> der Lage, über e<strong>in</strong>en längeren<br />
Zeitraum draußen zu überleben.<br />
Wasser steht ihnen an den Bach- und<br />
Flussläufen zur Verfügung, für Nahrung<br />
sorgen die Mülltonnen und Kompost -<br />
haufen der Menschen. Die meisten<br />
Hunde s<strong>in</strong>d auch sehr schnell <strong>in</strong> der<br />
Lage, Mäuse und Ratten zu erlegen. In<br />
unserem eher milden Klima wird <strong>in</strong> aller<br />
Foto: Fotolia<br />
Regel auch ke<strong>in</strong> gesunder Hund erfrieren.<br />
Aber auch hier lauern Gefahren.<br />
Wenn sich der Hund mit zunehmender<br />
Erfahrung auch an kle<strong>in</strong>eres Wild heran<br />
macht, wird er sich damit nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />
die Zuneigung der Jägerschaft<br />
verdienen. Auch kann er durchaus an<br />
Wild geraten, welches ihm überlegen ist<br />
– mit sehr fatalen Folgen.<br />
Was nun kann man tun, wenn<br />
das eigene Tier nicht von alle<strong>in</strong><br />
nach kurzer Zeit zurück<br />
kehrt?<br />
Das Wichtigste ist, so schwer es auch fallen<br />
mag, Ruhe zu bewahren und systematisch<br />
vorzugehen. Als erstes sollte<br />
man Tierärzte und Tierheime <strong>in</strong> der<br />
näheren Umgebung, wenn möglich persönlich,<br />
kontaktieren. Persönlich des-
halb, weil es immer mal vorkommen<br />
kann, dass ohne böse Absicht der<br />
E<strong>in</strong>gang e<strong>in</strong>es Fundtieres nicht vermerkt<br />
wird und vielleicht der Mitar -<br />
beiter, den man am Telefon erwischt<br />
dadurch vom Vorgang ke<strong>in</strong>e Kenntnis<br />
hat. Auch Spaziergänger und Nachbarn<br />
anzusprechen und zu fragen, ob sie<br />
vielleicht das Tier gesehen haben, kann<br />
zu schnellen Ergebnissen führen. Sollte<br />
das ergebnislos bleiben, gilt es Polizei,<br />
Ordnungsamt und s<strong>in</strong>nvoller Weise<br />
auch den für die Gegend zuständigen<br />
Jäger oder Förster (über die Jagd be -<br />
hörde zu erfragen) zu <strong>in</strong>formieren. Zu<br />
diesem Zeitpunkt macht es auch S<strong>in</strong>n,<br />
e<strong>in</strong>schlägige Organisationen, wie z. B.<br />
TASSO e.V., zu <strong>in</strong>formieren, da diese auf<br />
die Organisation solcher Suchen spezialisiert<br />
s<strong>in</strong>d. Wenn das entlaufene Tier<br />
gechipt und registriert ist, liegt möglicherweise<br />
ja auch schon e<strong>in</strong> H<strong>in</strong>weis<br />
vor. Das Kontaktieren dieser Organisa -<br />
tionen macht aber durchaus auch S<strong>in</strong>n,<br />
wenn das Tier nicht gechipt ist, weil<br />
man oftmals kostenlos Suchplakate <strong>in</strong><br />
ausreichenden Mengen zur Verfügung<br />
gestellt bekommt. Die Nachfrage bei<br />
Tierärzten und Tierheimen sollte man<br />
auch ruhig Tag für Tag wiederholen.<br />
Gefunden ist noch lange<br />
nicht auch gleich wieder<br />
e<strong>in</strong>gefangen<br />
Leider ist es mitunter so, dass die Tiere,<br />
die e<strong>in</strong>ige Tage oder auch länger auf<br />
sich gestellt s<strong>in</strong>d, nicht gleich zu ihrem<br />
Halter gelaufen kommen, wenn man sie<br />
denn endlich gefunden hat. Dies ist für<br />
die Halter oft nicht leicht zu verstehen.<br />
Dazu muss man e<strong>in</strong>en Blick darauf werfen,<br />
was <strong>in</strong> dem Tier vorgeht, wenn es<br />
draußen lebt. Durch die Domesti zie -<br />
rung und auch durch die E<strong>in</strong>griffe des<br />
Menschen <strong>in</strong> die Entwicklung des Hun -<br />
des (wenn wir mal bei diesem als Bei -<br />
spiel bleiben wollen), s<strong>in</strong>d die Ur -<br />
<strong>in</strong>st<strong>in</strong>kte des Hundes oft anderen Erfah -<br />
rungen gewichen, trotzdem aber<br />
im mer noch latent vorhanden. Ist der<br />
Hund nun e<strong>in</strong>er Situation ausgesetzt, <strong>in</strong><br />
welcher es für ihn um das re<strong>in</strong>e Über -<br />
leben geht, wird er sehr schnell auf<br />
diese Inst<strong>in</strong>kte zurückgreifen. So muss<br />
er z. B. schauen, ob das Revier, <strong>in</strong> welchem<br />
er unterwegs ist, schon von e<strong>in</strong>em<br />
anderen Hund besetzt ist. Ist das so,<br />
muss er sich, um Konflikten auszuweichen,<br />
möglichst „unsichtbar“ machen.<br />
Mitunter wird er hier oder da von e<strong>in</strong>em<br />
Hof, wo er vielleicht von den Abfällen<br />
des Menschen fressen will, verjagt werden,<br />
was ihn lehrt, dass auch Menschen<br />
Gefahr bedeuten können. Gerade unsichere<br />
Hunde werden hier mehr und<br />
mehr misstrauischer jedem Annähe -<br />
rungs versuch gegenüber, egal von<br />
wem. Aber auch Hunde, die sonst sicher<br />
s<strong>in</strong>d, werden sich <strong>in</strong> solch e<strong>in</strong>er Situa -<br />
tion nicht immer gleich wieder e<strong>in</strong>fangen<br />
lassen, weil auch ihr Inst<strong>in</strong>kt sie zur<br />
Vorsicht mahnt.<br />
Diese Hunde geraten also sozusagen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen den jetzt auf<br />
Vermischtes<br />
Hochtouren arbeitenden Inst<strong>in</strong>kten<br />
und den Erfahrungen, welche sie früher<br />
gemacht haben. Deshalb macht es<br />
wenig S<strong>in</strong>n, das Tier jetzt mit Rufen,<br />
Locken oder sonst wie zu bedrängen.<br />
Womöglich wird man es damit nur aus<br />
se<strong>in</strong>em derzeitigen Aufenthaltsgebiet<br />
verjagen und muss die Suche von vorn<br />
beg<strong>in</strong>nen. Manchmal kann es se<strong>in</strong>, dass<br />
man solch e<strong>in</strong> Tier anfüttern und dann<br />
notfalls mit e<strong>in</strong>er Lebendfalle, die es<br />
natürlich auch erst mal e<strong>in</strong> paar Tage<br />
„schön zu füttern“ gilt, e<strong>in</strong>fangen muss.<br />
Solche Fallen können häufig von den<br />
örtlichen Tierschutzvere<strong>in</strong>en zur Verfü -<br />
gung gestellt werden. E<strong>in</strong>e Möglichkeit,<br />
über die man sich frühzeitig <strong>in</strong>formieren<br />
sollte, wenn man e<strong>in</strong> Tier vermisst,<br />
damit man sie im Fall des Falles schnell<br />
zur Verfügung hat.<br />
Pettrailer = Suchhunde für die<br />
Suche nach Tieren<br />
Neben diesen gängigen Vorgehens -<br />
weisen werden immer häufiger auch<br />
Pettrailer, das s<strong>in</strong>d Hunde, die speziell<br />
für die Suche nach Haustieren ausgebildet<br />
und tra<strong>in</strong>iert werden, zum E<strong>in</strong>satz<br />
Pettrailer im E<strong>in</strong>satz und<br />
beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g – Fotos: Antje<br />
Henze, Thomas Schwerdtfeger<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 13
Vermischtes<br />
gebracht. Solche Hunde s<strong>in</strong>d, je nach<br />
Wetterverhältnissen, nach 1-3, manchmal<br />
auch 4 Tagen noch <strong>in</strong> der Lage, die<br />
Witterung des Tieres aufzunehmen und<br />
es zu f<strong>in</strong>den. Dazu brauchen sie lediglich<br />
e<strong>in</strong>e Geruchsprobe des vermissten<br />
Tieres. Idealerweise sollte dieser nicht<br />
mit dem Geruch anderer Individuen<br />
vermischt werden. Dies kann e<strong>in</strong> Hals -<br />
band des Tieres se<strong>in</strong>, aber auch Haare,<br />
e<strong>in</strong>e Decke oder Körperflüssigkeiten<br />
wie Blut (bei Verletzung), Ur<strong>in</strong> oder Kot.<br />
Diese sollten <strong>in</strong> geruchsneutralen Kunst -<br />
stoffbeuteln ohne Weichmacher möglichst<br />
luftdick verschlossen werden.<br />
Diese Geruchsprobe ist deshalb wichtig,<br />
weil der Suchhund darauf tra<strong>in</strong>iert<br />
wurde, dem Individualgeruch des zu<br />
verfolgenden Individuums zu folgen.<br />
Anders als der Körpergeruch, der durch<br />
Hygiene-Artikel verfälscht werden<br />
kann, ist dieser Geruch nahezu e<strong>in</strong>zigartig.<br />
Das Tier, aber auch wir Menschen,<br />
verlieren <strong>in</strong> jeder Sekunde, bei jeder<br />
Bewegung Körperzellen. Durch die<br />
eigene Körperwärme steigen diese<br />
zunächst nach oben und s<strong>in</strong>ken dann<br />
langsam auf den Boden ab, wo sie von<br />
Bakterien zersetzt werden und sozusagen<br />
e<strong>in</strong>e „Duftwolke“ bilden. Da diese<br />
Wolke je nach W<strong>in</strong>dverhältnissen leicht<br />
abgetrieben werden kann, ist es möglich,<br />
dass der Suchhund, anders als e<strong>in</strong><br />
fährtender Hund, welcher Boden verlet -<br />
zungen folgt, auch schon mal vom<br />
exakten Weg des zu suchenden Tieres<br />
abweicht. Andererseits kann er so aber<br />
mitunter bei günstigen W<strong>in</strong>dverhält -<br />
nissen auch schneller se<strong>in</strong>en Standort<br />
ausmachen.<br />
Im Pr<strong>in</strong>zip wird damit e<strong>in</strong>e Sequenz<br />
des <strong>in</strong> den natürlichen Inst<strong>in</strong>kten vorhandenen<br />
Jagdverhaltens des Hundes<br />
nachgestellt. Die Kunst ist nicht, dem<br />
Hund das Verfolgen e<strong>in</strong>er Spur beizubr<strong>in</strong>gen.<br />
Das kann er ohneh<strong>in</strong>. Es geht<br />
14<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
viel mehr darum, ihm beizubr<strong>in</strong>gen,<br />
e<strong>in</strong>er vom Menschen vorgegebenen<br />
Spur zu folgen und ihn das Vertrauen zu<br />
lehren, dass dieser Spur zu folgen absolut<br />
lohnenswert ist, egal, welche Verlo -<br />
ckungen ihm auf dem Weg auch be -<br />
gegnen mögen. Die Ausbildung dieser<br />
Hunde ist sehr arbeits<strong>in</strong>tensiv und dauert<br />
etwa 2 – 2,5 Jahre. Oft ist es nur<br />
möglich, den Aufenthalt des Tieres auf<br />
e<strong>in</strong> bestimmtes Gebiet e<strong>in</strong>zugrenzen,<br />
weil es sich aus den oben genannten<br />
Gründen versteckt hält. Auch kann es<br />
se<strong>in</strong>, dass das Tier schon von jemandem<br />
aufgegriffen und mitgenommen wurde.<br />
Oder man muss die Suche auf Grund<br />
der örtlichen Gegebenheiten abbrechen<br />
(breites Flussbett, Autobahn,<br />
Grundstücke, die nicht betreten werden<br />
dürfen etc.). Dies bedeutet für den<br />
Hund unter Umständen e<strong>in</strong> hohes Maß<br />
an Frustration, vor allem, wenn er noch<br />
wenig rout<strong>in</strong>iert im „Ernstfall“ ist. Daher<br />
bedarf es auch zwischen den E<strong>in</strong>sätzen<br />
e<strong>in</strong>es mehr oder weniger großen Auf -<br />
wandes. Gerade nach aus Hundesicht<br />
erfolglosen E<strong>in</strong>sätzen (für den Men -<br />
schen stellt e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>grenzung des Such -<br />
gebietes ja durchaus e<strong>in</strong>en Erfolg dar)<br />
muss man diesen, mit e<strong>in</strong>er je nach<br />
Hund unterschiedlich großen Anzahl<br />
positiver, gestellter Suchen neu motivieren<br />
und das Vertrauen <strong>in</strong> die Vorgabe<br />
se<strong>in</strong>es Menschen stärken. Nur so kann<br />
er auch <strong>in</strong> den nächsten E<strong>in</strong>satz wieder<br />
mit gleich bleibend hoher Motivation<br />
starten.<br />
Absolut Hund ist bestrebt, e<strong>in</strong><br />
Netzwerk aufzubauen, mit dem Ziel,<br />
möglichst <strong>in</strong> jedem Bundesland e<strong>in</strong><br />
Team bestehend aus Hundeführer mit<br />
Ruhe nach getaner<br />
Arbeit: Pettrailer mit<br />
Übungskatze<br />
se<strong>in</strong>em Hund, zur Verfügung zu stellen.<br />
Bislang können wir diesen Service allerd<strong>in</strong>gs<br />
erst <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> (HZSH<br />
– Thomas Schwertfeger: www.hundezentrum-schleswig-holste<strong>in</strong>.de<br />
) und<br />
<strong>NRW</strong> (passion4dogs – Antje Henze:<br />
www.passion4dogs.de ) zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Autor<strong>in</strong>: Antje Henze<br />
www.passion4dogs.de
Viele Hundehalter geben e<strong>in</strong>e Menge<br />
Geld für Artikel rund um die Hunde hal -<br />
tung aus. Sie <strong>in</strong>vestieren <strong>in</strong> Hunde de -<br />
cken, Körbchen, Hundeboxen, Pfle ge -<br />
zubehör, Le<strong>in</strong>en, Halsbänder, Spiel zeug,<br />
Futternäpfe usw. e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Ver mö -<br />
gen. Alles, um dem Hund e<strong>in</strong> angenehmes<br />
und gemütliches Leben zu ermöglichen.<br />
Fragt man e<strong>in</strong>mal nach, geben<br />
die meisten Halter zu, dass sie dies <strong>in</strong><br />
erster L<strong>in</strong>ie für sich tun. Sie haben<br />
Freude daran, ihrem Hund etwas zu<br />
kaufen. Daran ist ja auch nichts verkehrt<br />
und ich selber kann mich davon nicht<br />
ganz frei sprechen, zugegeben!<br />
Allerd<strong>in</strong>gs gibt es leider auch Hunde -<br />
halter, die ihren Hund als Prestigeobjekt<br />
sehen und ihn mit allen möglichen<br />
Luxus gegenständen ausstaffieren. Es<br />
gibt Hunde-Luxus-Onl<strong>in</strong>eshops, Luxus-<br />
Hundezeitungen und Ladengeschäfte,<br />
die ausschließlich Luxusartikel für den<br />
Hund anbieten.<br />
Mir persönlich sträuben sich die<br />
Nackenhaare bei dem Gedanken an die<br />
Foto: iStockphoto<br />
betroffenen Hun de. Denn diese Krea tu -<br />
ren tun mir unendlich leid. Sie dürfen<br />
nicht mehr Hund se<strong>in</strong> und dienen dem<br />
Besitzer lediglich dazu, se<strong>in</strong> eigenes Ego<br />
zu befriedigen. Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
dass e<strong>in</strong> Hund mit e<strong>in</strong>em 1000-<br />
Euro-Mäntelchen, im Dreck buddeln<br />
darf. Sicher gibt es da auch Aus nah men.<br />
Man fragt sich als Hundeverhaltens -<br />
therapeut<strong>in</strong>, wo dieser Irrs<strong>in</strong>n noch h<strong>in</strong>führen<br />
wird. Es ist doch die Pflicht e<strong>in</strong>es<br />
jeden Hundehalters, se<strong>in</strong> Tier möglichst<br />
artgerecht zuhalten.<br />
Tierschutzgesetz:<br />
Erster Abschnitt Grundsatz<br />
§ 1 Zweck dieses Gesetzes ist es, aus der<br />
Verantwortung des Menschen für das Tier<br />
als Mitgeschöpf dessen Leben und<br />
Wohlbef<strong>in</strong>den zu schützen. Niemand darf<br />
e<strong>in</strong>em Tier ohne vernünftigen Grund<br />
Schmerzen, Leiden oder Schäden zufügen.<br />
Kritisch gesehen<br />
Beobachtungen<br />
und Gedanken<br />
e<strong>in</strong>er Hundeverhaltenstherapeut<strong>in</strong><br />
von Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />
§ 2 Wer e<strong>in</strong> Tier hält, betreut oder zu<br />
betreuen hat,<br />
1. muss das Tier se<strong>in</strong>er Art und se<strong>in</strong>en<br />
Bedürfnissen entsprechend angemessen<br />
ernähren, pflegen und verhaltensgerecht<br />
unterbr<strong>in</strong>gen,<br />
2. darf die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer<br />
Bewegung nicht so e<strong>in</strong>schränken,<br />
dass ihm Schmerzen oder vermeidbare<br />
Leiden oder Schäden zugefügt<br />
werden,<br />
3. muss über die für e<strong>in</strong>e angemessene<br />
Ernährung, Pflege und verhaltensgerechte<br />
Unterbr<strong>in</strong>gung des Tieres erforderlichen<br />
Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen.<br />
Jetzt muss man sich folgende Fragen<br />
stellen: Was bedeutet „verhaltensgerecht“<br />
und wann fühlt e<strong>in</strong> Hund sich<br />
„wohl“? Von welchen erforderlichen<br />
Kennt nis sen und Fähigkeiten ist hier die<br />
Rede?<br />
Kaum e<strong>in</strong>em Hundehalter ist es angenehm,<br />
wenn man den Hund z. B. als<br />
Raubtier bezeichnet. In der heutigen<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 15
Kritisch gesehen<br />
Zeit gilt der Haushund im Normalfall als<br />
Familienmitglied. Das ist für e<strong>in</strong> soziales<br />
Rudeltier, wie den Hund sicher auch<br />
nicht verkehrt, denn <strong>in</strong> freier Natur<br />
würde er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewachsenen Rudel -<br />
verband mit se<strong>in</strong>en Artgenossen leben.<br />
In diesem S<strong>in</strong>ne muss die natürliche<br />
Struktur e<strong>in</strong>es Rudels auch <strong>in</strong> der Fami -<br />
lie Beachtung f<strong>in</strong>den, denn Hunde<br />
brauchen diese hierarische Struktur <strong>in</strong><br />
ihrem Alltag. Dabei gilt es zu bedenken,<br />
dass sich rangniedrigere Tiere freiwillig<br />
unterordnen und sich die Hierarchie<br />
von unten nach oben strukturiert. Mit<br />
anderen Worten, der Hundehalter muss<br />
entsprechende Führungsqualitäten be -<br />
sitzen, damit der Hund sich bei ihm<br />
sicher und gut aufgehoben fühlt. Der<br />
Mensch ersetzt dem Hund also das<br />
Rudel und bildet mit dem Tier e<strong>in</strong>e<br />
Lebensgeme<strong>in</strong>schaft. Der Mensch be -<br />
stimmt die Regeln und der Hund muss<br />
sich dem zwangsläufig fügen, denn er<br />
hat ke<strong>in</strong>e Wahl. Das br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Menge<br />
Probleme mit sich, denn wir leben nicht<br />
mehr <strong>in</strong> freier Natur, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
hoch <strong>in</strong>dustriellen Gesellschaft, <strong>in</strong> der<br />
Hunde eigentlich kaum noch Platz<br />
haben. Die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit den<br />
Hund abzule<strong>in</strong>en hat man meist auf so<br />
genannten Hundespielwiesen, die sich<br />
leider bei Hundehaltern großer Beliebt -<br />
heit erfreuen.<br />
Was aber bedeutet das für den<br />
Hund? In freier Wildbahn werden rudelfremde<br />
Artgenossen als Konkurrenten<br />
entweder gemieden, vertrieben oder<br />
getötet und nur <strong>in</strong> absoluten Ausnah -<br />
16<br />
CAT4DOGS Hundeerziehung • Inhaber<strong>in</strong> Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />
Problemhundetherapeut<strong>in</strong>, Gebrauchshundeausbilder<strong>in</strong><br />
33605 Bielefeld • Mobil: 0176 / 297 289 14 • E-Mail: <strong>in</strong>fo@cat4dogs.de<br />
www.cat4dogs.de<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
mefällen <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestehendes, gewachsenes<br />
Rudel <strong>in</strong>tegriert. Diese nicht artgerechte<br />
Zusammenkünfte <strong>in</strong> unserer<br />
menschlichen Gesellschaft bedeuten<br />
für den Hund Stress pur und rufen ganz<br />
automatisch e<strong>in</strong> artgerechtes Konkur -<br />
renzverhalten hervor. Sehr viele Hunde -<br />
halter erwarten aber ganz selbstverständlich<br />
von ihrem Hund, dass er damit<br />
klar kommt, sich sogar darüber zu<br />
„freuen“ hat, dass er mit anderen Hun -<br />
den „spielen“ darf.<br />
Damit will ich nicht sagen, dass man<br />
als Hundehalter jedem fremden Hund<br />
aus dem Weg gehen soll. Ganz im<br />
Gegenteil! Der Hundehalter hat die<br />
Aufgabe se<strong>in</strong>en Hund sicher und mit<br />
Verantwortung auf rudelfremde Art -<br />
genos senkontakte vorzubereiten. Das<br />
bedeutet aber für den Hundeführer, das<br />
er diese Situationen lenkt und nicht,<br />
dass er sie aus der Hand gibt und dem<br />
Hund die Verantwortung überträgt. Der<br />
Hund agiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Rudel und<br />
braucht die Sicherheit der Geme<strong>in</strong> -<br />
schaft. Er verlässt sich darauf, dass der<br />
Mensch ihm die nötige Sicherheit gibt<br />
und ihn durch diese nicht artgerechten<br />
Zusammenkünfte führt. Darauf hat der<br />
Hund sogar e<strong>in</strong> Recht! Vielen Hunde -<br />
besitzern ist dies nicht e<strong>in</strong>mal annährend<br />
bewusst.<br />
Ich möchte all die Hundehalter, die<br />
bei diesen Worten empört mit dem<br />
Kopf schütteln, darum bitten, sich e<strong>in</strong>mal<br />
neben e<strong>in</strong>e solche Hundespiel -<br />
wiese zu setzen, um ganz neutral, ohne<br />
menschliche Emotionen das Verhalten<br />
der e<strong>in</strong>zelnen Tiere zu beobachten.<br />
Sehen Sie sich dabei auch das Verhalten<br />
der anwesenden Hundehalter an und<br />
entscheiden Sie selber ...<br />
Es ist nicht wirklich witzig, was Sie<br />
sehen werden. Diese Übung hat schon<br />
vielen me<strong>in</strong>er Kunden die Augen geöffnet<br />
und sie haben erkannt, was sie <strong>in</strong><br />
der Vergangenheit von ihren Hunden<br />
verlangt haben.<br />
Weiter geht es mit<br />
§ 2 ...2. darf die Möglichkeit des Tieres zu<br />
artgemäßer Bewegung nicht so e<strong>in</strong>schränken,<br />
dass ihm Schmerzen oder vermeidbare<br />
Leiden oder Schäden zugefügt<br />
werden, ...<br />
Wo fängt das an und wo hört es auf? Für<br />
mich gehört z. B. e<strong>in</strong> Le<strong>in</strong>enruck zu den<br />
vermeidbaren Leiden, ganz zu schweigen<br />
von e<strong>in</strong>em Würge- oder Stachel -<br />
hals band. Genauso wie e<strong>in</strong> Halti (Kopf -<br />
halfter) nach me<strong>in</strong>er Auffassung die<br />
artgemäße Bewegung des Hundes e<strong>in</strong>schränkt.<br />
E<strong>in</strong> Sprüh- bzw. Antibell -<br />
halsband fügt dem Hund def<strong>in</strong>itiv vermeidbare<br />
Schäden zu. Wieso werden all<br />
diese technischen Hilfsmittel <strong>in</strong> der<br />
Hundeerziehung geduldet, ja sogar<br />
angepriesen und ohne Rücksicht auf<br />
Verluste und rechtliche Konsequenzen<br />
verkauft und e<strong>in</strong>gesetzt?<br />
Jetzt werden wieder e<strong>in</strong>ige Halter<br />
behaupten, das e<strong>in</strong> Halti, wenn es „vernünftig“<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird, dem Hund<br />
nicht schadet. Doch, das tut es. E<strong>in</strong><br />
Kopf halfter wurde für Pferde entwickelt,<br />
die bekanntlich Fluchttiere s<strong>in</strong>d. Der<br />
Hund jedoch ist e<strong>in</strong> Raubtier und er<br />
muss der Gefahr <strong>in</strong>s Auge sehen dürfen!<br />
Stellen Sie sich vor, Sie gehen auf der<br />
Straße und von h<strong>in</strong>ten kommt e<strong>in</strong> LKW<br />
angefahren. Sie möchten ausweichen,<br />
doch jemand hält Sie auf der Straße und
zw<strong>in</strong>gt Sie, <strong>in</strong>dem er Ihren Kopf festhält,<br />
den LKW nicht anzusehen, sodass Sie<br />
die Gefahr nicht e<strong>in</strong>schätzen können.<br />
Das kann Angst machen und genauso<br />
fühlt sich Ihr Hund, wenn e<strong>in</strong> Artge -<br />
nosse sich nähert, den er nicht ansehen<br />
darf. Es ist artgerecht für Hunde, die<br />
Bedrohung nicht aus den Augen zu lassen!<br />
Sie schränken mit e<strong>in</strong>em Kopf -<br />
halfter also die artgemäße Bewegung<br />
des Hundes massiv e<strong>in</strong> und das verursacht<br />
wieder def<strong>in</strong>itiv vermeidbare<br />
Leiden, bzw. Schäden am Hund. Todes -<br />
angst verursacht Leiden, richtig? Den -<br />
ken Sie bitte darüber nach ...<br />
E<strong>in</strong> Hund fühlt sich nicht wohl, wenn<br />
er e<strong>in</strong> hübsches Körbchen, e<strong>in</strong>e kostbare<br />
Le<strong>in</strong>e, teures Spielzeug oder e<strong>in</strong>e<br />
Luxus-Hundebox hat. Er fühlt sich nur<br />
dann wohl und sicher, wenn er e<strong>in</strong>en<br />
verantwortungsbewussten und kom-<br />
petenten Hundeführer an se<strong>in</strong>er Seite<br />
hat. Interessant ist es, das immer noch<br />
sehr viele Hundehalter lieber <strong>in</strong> Zube -<br />
hör und fragliche Erziehungshilfen<br />
<strong>in</strong>vestieren, als sich <strong>in</strong> Sachen Hunde -<br />
erziehung schulen zu lassen. Die problematischen<br />
Verhaltensweisen der<br />
meisten Hunde entwickeln sich durch<br />
das Unvermögen ihrer Halter, da muss<br />
man ehrlich se<strong>in</strong>!<br />
Menschen verlangen unendlich viel<br />
von ihren Hunden und nur Wenige s<strong>in</strong>d<br />
bereit, dem Hund auch etwas Lebens -<br />
qualität zurück zugeben. Wer sich e<strong>in</strong>en<br />
Hund anschafft, der sollte sich ernsthaft<br />
Gedanken darüber machen, ob er <strong>in</strong> der<br />
Lage und Willens ist, die Bedürfnisse<br />
des Tieres zu befriedigen. Hier sehe ich<br />
u. a. die Züchter <strong>in</strong> der dr<strong>in</strong>genden Ver -<br />
ant wortung, vor dem Verkauf Aufklä -<br />
rung zu betreiben. Leider ist diese Auf -<br />
Kritisch gesehen<br />
klärung im Normalfall nicht gegeben.<br />
Nur e<strong>in</strong>ige wenige Hundezüchter<br />
sehen hier Handlungsbedarf. Mittler -<br />
weile werden <strong>in</strong> Deutschland sogar wieder<br />
ganz legal Hunde im Zoofach -<br />
geschäft verkauft!<br />
Das Geschäft mit dem Hund ist sehr<br />
lukrativ, gerade für Menschen denen<br />
Hunde im Großen und Ganzen vollkommen<br />
egal s<strong>in</strong>d! Wo das alles noch<br />
h<strong>in</strong>führen wird, kann ich Ihnen nicht<br />
sagen. Aber e<strong>in</strong>s ist sicher, es geht <strong>in</strong> die<br />
verkehrte Richtung und auf Kosten der<br />
Hunde!<br />
Autor: Cathr<strong>in</strong> Laurenz<br />
www.cat4dogs.de<br />
Wir s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong>en<br />
straf- und gewaltfreien<br />
Umgang mit Hunden.<br />
www.absolut-hund.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 17
Kritisch gesehen<br />
Wie beliebt sie doch bei vielen Hunde -<br />
haltern s<strong>in</strong>d:<br />
• Wiesenflächen, wo ke<strong>in</strong>e Anle<strong>in</strong>pflicht<br />
besteht<br />
• wo Zwei- und Vierbe<strong>in</strong>er soziale Kontakte<br />
knüpfen<br />
• unsere Hunde mit Artgleichen spielen<br />
können<br />
• unsere Hunde viel Auslastung bekommen<br />
• womit wir unseren Hunden so viel<br />
Freude und Spaß bereiten<br />
• Und, und, und ...<br />
18<br />
S<strong>in</strong>d Hundespielwiesen<br />
förderlich?<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Stammen diese positiven Aspekte nicht<br />
nur aus Sicht des Menschen? Was spielt<br />
sich auf Hundewiesen wirklich ab?<br />
Bei schönem Wetter s<strong>in</strong>d auf den meisten<br />
Hundewiesen m<strong>in</strong>destens 100 Hunde<br />
verschiedenster Rassen vertreten. E<strong>in</strong>e<br />
Anle<strong>in</strong>pflicht besteht dort nicht, daher<br />
s<strong>in</strong>d sie bei vielen Hundehaltern so be -<br />
liebt. Bei Führung e<strong>in</strong>es Listenhundes<br />
muss man jedoch auch hier erst den<br />
Wesenstest mit se<strong>in</strong>em Hund nachweislich<br />
bestanden haben, ansonsten<br />
besteht weiterh<strong>in</strong> die Maulkorb- und<br />
Le<strong>in</strong>enpflicht. Hundewiesen s<strong>in</strong>d Orte,<br />
an denen ihr Vierbe<strong>in</strong>er rennen kann,<br />
was das Zeug hält. E<strong>in</strong>e bessere körperliche<br />
Auslastung kann es doch nicht<br />
geben, wenn man nicht gerade e<strong>in</strong>em<br />
Hundesport nachgeht. Und schließlich<br />
wird doch das Sozialverhalten des Hun -<br />
des gefördert, denn wo trifft man sonst<br />
so viele Artgleiche und neue Spiel -<br />
kameraden, wenn nicht dort? Kl<strong>in</strong>gt<br />
nach e<strong>in</strong>e Menge Spaß, aber ist es das<br />
wirklich für unsere Hunde?
Oft wird die Körpersprache unserer<br />
Hunde vom Menschen falsch gedeutet.<br />
Viele Menschen glauben, dass ihr Hund<br />
zum „Spielen“ auffordert, wenn er sich<br />
gegenüber se<strong>in</strong>es Artgleichen duckt.<br />
Diese Interpretation kann ich vielen<br />
Hundehaltern noch nicht e<strong>in</strong>mal verübeln,<br />
denn <strong>in</strong> vielen Literaturaus gaben<br />
ist dies genau so nachzulesen. Doch <strong>in</strong><br />
solchen Interaktionen zwischen unseren<br />
Hunden ist zu beobachten, dass es<br />
<strong>in</strong> der Regel der schwächere/unsichere<br />
Hund ist, der diese Stellung se<strong>in</strong>em<br />
Gegenüber zeigt. Ausserdem ist zu<br />
beobachten, dass <strong>in</strong> den meisten Fällen<br />
im Anschluss e<strong>in</strong>er solchen Geste e<strong>in</strong>e<br />
Hetzaktion stattf<strong>in</strong>det. Warum? Bewe -<br />
gung baut Stress ab. Auch Rüden im<br />
Baltzverhalten nehmen gegenüber der<br />
Hünd<strong>in</strong> die „Spielstellung“ e<strong>in</strong>, da er<br />
nicht weiss, ob die Hünd<strong>in</strong> ihn wegbeißt<br />
oder als potenziellen Partner<br />
akzeptiert. Möglicherweise kann man<br />
diese Interaktion aber auch bei der<br />
Hünd<strong>in</strong> beobachten, wenn sie <strong>in</strong> der<br />
Zusammenkunft mit dem Rüden unsicher<br />
ist. Anders als oft vermittelt sollte<br />
man diese sogenannte „Spielstellung“<br />
eher als e<strong>in</strong>e Art Spannungslösung be -<br />
trachten und nicht zur Aufforderung<br />
zum geme<strong>in</strong>samen „Spielen“. Das schwächere/unsichere<br />
Tier signalisiert se<strong>in</strong>em<br />
Gegenüber viel mehr, dass es auf nichts<br />
und niemanden Anspruch erhebt und<br />
<strong>in</strong> der Rangordnung unter ihm steht.<br />
Ich er<strong>in</strong>nere mich an e<strong>in</strong>en Boxer auf<br />
der Hundewiese, auf den zwei andere<br />
Hunde zugeschossen s<strong>in</strong>d. Ke<strong>in</strong> Hund<br />
br<strong>in</strong>gt sich selbst gerne <strong>in</strong> Gefahr und<br />
da die Chancen für den Boxer 2:1 standen,<br />
hat er die sogenannte Spielstel -<br />
lung e<strong>in</strong>genommen und lief weg. Kei -<br />
nem der Hunde konnte ich e<strong>in</strong>en Hal ter<br />
zuordnen. Weder durch körperliche<br />
noch verbale Anwesenheit. Die beiden<br />
anderen Hunde liefen dem Boxer h<strong>in</strong>-<br />
terher, was für Außenstehende sicherlich<br />
nach e<strong>in</strong>em schönen „mite<strong>in</strong>ander<br />
Spielen“ ausgesehen hat, doch das war<br />
es nicht. Der Boxer wurde von beiden<br />
Hunden gerammt, überrannt, <strong>in</strong> den<br />
Hals gezwickt. Es blieb ihm nichts anderes<br />
übrig, als sich unterwürfig auf den<br />
Rücken zu schmeißen und abzuwarten,<br />
bis von ihm gelassen wird.<br />
Wird e<strong>in</strong> schwächeres/unsicheres<br />
Tier auf den Hundewiesen traktiert stehen<br />
die Halter oft abseits von den Ge -<br />
scheh nissen. Oft bekommt man die<br />
Aus sage zu hören: „Das müssen die<br />
Tiere unter sich ausmachen“ oder<br />
„Wenn Sie damit nicht zurechtkommen<br />
wie es hier abläuft, dann kommen Sie<br />
doch nicht hierher“ oder die berühmteste<br />
Aussage „Der will doch nur spielen“.<br />
Hat e<strong>in</strong> Halter nicht die Verantwor -<br />
tung für se<strong>in</strong>en Hund zu tragen?<br />
Wenn Ihr K<strong>in</strong>d von anderen K<strong>in</strong>dern<br />
traktiert wird, holen Sie es nicht auch<br />
aus dieser Situation heraus? Warum ist<br />
es beim Hund anders?<br />
Und noch e<strong>in</strong>e wichtige Frage, die<br />
man sich stellen sollte ist, was lernt der<br />
Hund <strong>in</strong> diesen Situationen, wo er sich<br />
selbst überlassen wird? Im Grunde lernt<br />
der Hund nichts anderes, als dass er sich<br />
auf se<strong>in</strong>en Menschen nicht verlassen<br />
kann und gezwungen ist, Situationen<br />
selbst zu klären. E<strong>in</strong> Problem entsteht<br />
für Hundehalter aber erst, wenn ihr<br />
Hund dieses Verhalten nicht nur auf der<br />
Hundewiese, sondern generell zeigt.<br />
Beispielsweise fängt der Hund auf dem<br />
normalen Gassigang an, andere Hunde<br />
anzupöbeln. Und darauf folgt meist für<br />
den Hund e<strong>in</strong>e „Bestrafung“. Aber<br />
warum? Der Hund zeigt doch e<strong>in</strong>fach<br />
nur artgerechtes Verhalten. Er hat es<br />
doch bei se<strong>in</strong>em Menschen nicht anders<br />
gelernt. Der Hund ist nunmal nicht <strong>in</strong><br />
der Lage zu unterscheiden, wie wir<br />
Kritisch gesehen<br />
Menschen. Hier darf ich, dort darf ich<br />
nicht. Hier muss ich Verantwortung<br />
übernehmen, dort muss ich sie an me<strong>in</strong>en<br />
Menschen abgeben. Man spricht<br />
hier von e<strong>in</strong>em sogenannten Schwarz-<br />
Weiß-Denken. Entweder Ja oder Ne<strong>in</strong>,<br />
e<strong>in</strong> Vielleicht existiert beim Hund nicht.<br />
Aber trotzdem können Hundewie sen<br />
ja so schlecht nicht se<strong>in</strong>, denn schließlich<br />
wird der Kontakt zu Artgleichen als<br />
äußerst wichtig befunden, weil das<br />
Sozialverhalten dadurch gefördert wird.<br />
Fakt ist, dass das die Ansicht des<br />
Men schen und nicht die des Hundes ist.<br />
Wir Menschen vergessen, dass der<br />
Urahn des Hundes immer noch der Wolf<br />
ist. Der Hund ist e<strong>in</strong> Rudeltier. Wer<br />
gehört denn zum Rudel des Hundes?<br />
Die Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er häuslichen<br />
Geme<strong>in</strong>schaft oder die Hunde <strong>in</strong> der<br />
Umgebung? Werfen wir e<strong>in</strong>en Blick <strong>in</strong><br />
die Natur wird man feststellen, dass sich<br />
nie zwei verschiedene Rudel zum „Spaß -<br />
haben“ treffen.<br />
Andere würden jetzt sagen, dass<br />
unsere Hunde nicht dem entsprechen,<br />
aufgrund der Domestikation, doch wer<br />
sich auf die Körpersprache des Hundes<br />
versteht, der erkennt, dass solche Tref -<br />
fen für unsere Hunde eher stressbehaftet<br />
s<strong>in</strong>d. Wir legen menschliche Maß -<br />
stäbe an unsere Vierbe<strong>in</strong>er, mit denen<br />
sie absolut überfordert s<strong>in</strong>d. Und wo<br />
könnte e<strong>in</strong>e solche Überforderung nicht<br />
größer se<strong>in</strong>, als auf e<strong>in</strong>er Hundewiese?<br />
Hundewiesen s<strong>in</strong>d förderlich, JA!<br />
Aber nur für den Hundehalter, sich aus<br />
der Verantwortung zu ziehen und<br />
eigene soziale Kontakte zu knüpfen. Für<br />
unsere Hunde kann so e<strong>in</strong> Besuch auf<br />
der Hundewiese eher blutig enden.<br />
Kann, muss aber nicht.<br />
Text und Foto: Nad<strong>in</strong>e Beer<br />
www.leben-mit-4-pfoten.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 19
Vermischtes<br />
Seit Ende Juli entwickelte sich aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en<br />
Sommerfestaktion der Hundschule Holledau von<br />
Sonja Maiburg auf facebook e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>zwischen<br />
<strong>in</strong>ternationale Bewegung, die von Sonja<br />
Maiburg und T<strong>in</strong>a Müller (Freundschaft Hund –<br />
Geme<strong>in</strong>sam durchs Leben) koord<strong>in</strong>iert wird<br />
und <strong>in</strong> deren Rahmen Stachelhalsbänder gegen<br />
e<strong>in</strong>e kostenlose Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsstunde e<strong>in</strong>getauscht<br />
werden können.<br />
Zunächst half Carmen Trautmann (Hun -<br />
ter bunt) Sonja bei der Organisation der<br />
Teilnehmer auf facebook. Als dies zu<br />
aufwändig wurde, programmierte T<strong>in</strong>a<br />
Müller eigens die Website www.tauschestachelhalsband-gegen-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.de<br />
und<br />
wurde zusammen mit Sonja Initiator<br />
der weitergreifenden Aktion.<br />
Gleichzeitig kam T<strong>in</strong>a Müller die Idee,<br />
e<strong>in</strong>e Petition <strong>in</strong>s Leben zu rufen, um<br />
auch <strong>in</strong> Deutschland endlich die Sta chel -<br />
halsbänder aus dem Verkehr zu ziehen,<br />
welche T<strong>in</strong>a Müller zusammen mit Heike<br />
Hillebrand (hillebrand hilft hundehaltern)<br />
formulierte und auf den Weg brachte.<br />
Mit T<strong>in</strong>a Müller sprach Antje Henze.<br />
20<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Antje: T<strong>in</strong>a, eigentlich war es ja<br />
nur als Event für e<strong>in</strong> Sommer fest<br />
geplant, was Sonja Maiburg sich da<br />
ausgedacht hat. Wie kam es, dass<br />
daraus die <strong>in</strong>zwischen <strong>in</strong>ternationale<br />
Initiative „Tausche Sta chel halsband ge -<br />
gen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ wur de?<br />
T<strong>in</strong>a: Als Sonja ihr diesjähriges Som -<br />
mer fest <strong>in</strong> der Hunde schule plante, postete<br />
sie diese Idee auf facebook. Es<br />
machte sehr schnell die Runde und es<br />
wollten sich immer mehr Hun de -<br />
schulen daran be tei ligen. Da es immer<br />
mehr wurden, bot ich Sonja an, e<strong>in</strong>e<br />
Website zu programmieren und die<br />
Aktion mit ihr größer aufzuziehen. Es<br />
passion4dogs<br />
Inhaber<strong>in</strong> Antje Henze<br />
58256 Ennepetal<br />
Tel.: 02333 / 631 140<br />
a.henze@passion4dogs.de<br />
<strong>Problemhundtherapie</strong>,<br />
Welpenfrüherziehung<br />
www.passion4dogs.de<br />
sollte über die<br />
Grenzen Deutsch -<br />
lands h<strong>in</strong>ausgehen.<br />
Über die Seite sollte auch Aufklärung<br />
betrieben werden. Inzwischen nehmen<br />
schon mehr als 400 Hundeschulen<br />
daran teil. Ich kam dann auf die Idee mit<br />
der Petition, wodurch die Aktion dann<br />
zweigleisig wurde.<br />
Nun bestand die Aktion aus zwei<br />
Teilen. Zum e<strong>in</strong>en das Tauschen der Sta -<br />
chelhalsbänder gegen e<strong>in</strong>e Trai n<strong>in</strong>gs -<br />
stunde mit gleichzeitiger Auf klä rung<br />
über die physischen und psychi schen<br />
Probleme, die durch Sta chelhalsbänder<br />
verursacht werden. Zum anderen wur -<br />
de die Petition an den Start gebracht,<br />
die das Ziel hat, e<strong>in</strong> generelles Verbot<br />
für Stachelhalsbänder für Hunde <strong>in</strong><br />
Deutschland zu erreichen.<br />
hundeschule-holledau.de | feeldesign.de
Antje: Was war überhaupt der An -<br />
stoß, so etwas, wenn auch zunächst im<br />
kle<strong>in</strong>en Rah men, anzubieten, und welche<br />
Zielgruppe wolltet ihr damit erreichen?<br />
T<strong>in</strong>a: Mir war es vor allem wichtig,<br />
Menschen, die Stachler oder andere<br />
Starkzwangmittel nutzen, über die psychischen<br />
und physischen Folgen für<br />
den Hund aufzuklären. Gleichzeitig<br />
möchte ich Wege aufzeigen, wie man<br />
Hunde auf andere Art und Weise positiv<br />
tra<strong>in</strong>ieren kann. In erster L<strong>in</strong>ie wollen<br />
wir diejenigen erreichen, die solche<br />
Mittel aus Verzweiflung e<strong>in</strong>setzen, weil<br />
sie es e<strong>in</strong>fach nicht besser wissen.<br />
Leider ist es ja immer noch so, dass verzweifelten<br />
Hundehaltern, die e<strong>in</strong>fach<br />
nicht mehr weiter wissen, von Shops<br />
oder sogar auch von Tra<strong>in</strong>ern solche<br />
D<strong>in</strong>ge aufgeschwatzt, nahezu aufgedrängt.<br />
Solche, die absolut von dem verme<strong>in</strong>tlichen<br />
S<strong>in</strong>n solcher Hilfsmittel überzeugt<br />
s<strong>in</strong>d, wird man so ohneh<strong>in</strong> nicht erreichen.<br />
Dafür ist die Petition gedacht, die<br />
den Verkauf solcher D<strong>in</strong>ge stoppen und<br />
solchen Menschen das Handwerk legen<br />
soll.<br />
Antje: Auf fast jedem Spaziergang<br />
be gegnen e<strong>in</strong>em Hunde, die am Sta -<br />
chel halsband, aber auch an Haltis, Erzie -<br />
hungsgeschirren (nicht die normalen<br />
Führgeschirre!) und ähnlichem laufen.<br />
Das sche<strong>in</strong>t ja <strong>in</strong>zwischen fast schon<br />
normal zu se<strong>in</strong>. Was genau ist e<strong>in</strong> Sta -<br />
chel halsband und was gibt es für Vari -<br />
an ten?<br />
T<strong>in</strong>a: Dazu muss man zunächst e<strong>in</strong>mal<br />
klären, was e<strong>in</strong> Stachelhalsband ist:<br />
E<strong>in</strong> Stachelhalsband besteht aus <strong>in</strong>e<strong>in</strong> -<br />
ander greifenden Metallgliedern, die<br />
mit Stacheln bestückt und <strong>in</strong> Richtung<br />
Hundehals ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Kommt<br />
Zug auf das Stachelhalsband, zieht es<br />
sich zusammen und die Stacheln boh-<br />
ren sich <strong>in</strong> den Hals des Hundes. Es gibt<br />
verschiedene Ausführungen von Sta -<br />
chel halsbändern. So gibt es z.B. ge tarn te<br />
Stachelhalsbänder, die wie e<strong>in</strong> breites<br />
Lederhalsband aussehen und das so<br />
genannte Korallenhalsband, das aus<br />
Die Stacheln der Stachelhalsung<br />
bohren sich bei Zug auf die Le<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />
den Hals des Hundes und können<br />
dem Tier erhebliche Schäden zufügen<br />
Vermischtes<br />
T<strong>in</strong>a Müller, die Mit-<br />
Initiator<strong>in</strong> der Aktion<br />
„Tausche Stachel halsband<br />
gegen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g!“ und<br />
Co-Autor<strong>in</strong> der Petition<br />
für e<strong>in</strong> Verbot von<br />
Stachelhalsungen<br />
e<strong>in</strong>er Reihe sich selbst bewegender<br />
Holz eier besteht, die mit scharfen Kral -<br />
len besetzt s<strong>in</strong>d. Zu erwähnen wäre da<br />
noch e<strong>in</strong>e weichgespülte Version, bei<br />
dem die Stacheln mit Gumm<strong>in</strong>oppen<br />
abgemildert wurden, deren Auswir -<br />
kungen aber nicht m<strong>in</strong>der schädigend<br />
für unseren Hund s<strong>in</strong>d.<br />
In der Schweiz und <strong>in</strong> Österreich s<strong>in</strong>d<br />
diese Arten der Hundehalsungen per<br />
Gesetz verboten, <strong>in</strong> Deutschland leider<br />
nicht. Allerd<strong>in</strong>gs gibt es <strong>in</strong> Deutschland<br />
den §3 des Tierschutzgesetzes, wonach<br />
es s<strong>in</strong>ngemäß verboten ist, Tieren im<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g Schmerzen zuzufügen oder<br />
Mittel anzuwenden, die Tieren Leiden<br />
bereiten. Wenn man sich nun die Aus -<br />
wir kungen ansieht, die e<strong>in</strong> Stachel hals -<br />
band auf die Gesundheit des Hundes<br />
hat, dürfte sich die Frage eigentlich<br />
nicht stellen, ob es unter den §3 des<br />
Tierschutzgesetzes zu zählen ist.<br />
Antje: Das kl<strong>in</strong>gt schon nicht wirklich<br />
angenehm. Welche Auswirkungen hat<br />
denn e<strong>in</strong> Stachelhalsband, egal <strong>in</strong> welcher<br />
Variante, jetzt nun konkret auf den<br />
Hund?<br />
T<strong>in</strong>a: Da gibt es e<strong>in</strong>mal Verletzungen<br />
und Bee<strong>in</strong>trächtigungen, die für jeden<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 21
Vermischtes<br />
Die weiteren Initia to -<br />
r<strong>in</strong>nen der „Tausch-<br />
Aktion“ Sonja Maiburg<br />
(rechts), Carmen<br />
Trautmann (2. rechts)<br />
und die Mit-Autor<strong>in</strong> der<br />
Petition für e<strong>in</strong> Verbot<br />
von Stachelhalsbändern<br />
Heike Hillebrand<br />
(unten)<br />
Menschen eigentlich offensichtlich se<strong>in</strong><br />
sollten. Es kann zu Verletzungen des<br />
Halses kommen, außerdem zu Schä -<br />
digungen von Halswirblesäule, Schild -<br />
drüse und Kehlkopf, zur Erhöhung des<br />
Augen<strong>in</strong>nendruckes. Das Risiko e<strong>in</strong>es<br />
Glaukoms wird erhöht. Die Luftröhre<br />
kann durchstochen werden. Das B<strong>in</strong> -<br />
degewebe des Halses kann <strong>in</strong> Mitlei -<br />
den schaft gezogen werden, was Aus -<br />
wirkungen auf die Rückenwirbelsäule<br />
bis h<strong>in</strong> zur H<strong>in</strong>terhand hat, oder auch<br />
widernatürliche Hals- und Kopfhaltung<br />
mit langfristiger Schädigung des Bewe -<br />
gungsapparates verursacht. Damit e<strong>in</strong>-<br />
22<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
her geht dann auch e<strong>in</strong>e verm<strong>in</strong>derte<br />
Kommunikationsfähigkeit z. B. mit Art -<br />
ge nossen.<br />
Über diese gesundheitlichen Schä -<br />
den h<strong>in</strong>aus gibt es e<strong>in</strong>e beachtliche<br />
Anzahl von Risiken für die Psyche des<br />
Hundes und die Beziehung zu se<strong>in</strong>em<br />
Halter. Nachgewiesene psychische Lei -<br />
den s<strong>in</strong>d u. a. schmerz<strong>in</strong>duziertes Angstoder<br />
Aggressionsverhalten, erhöhter<br />
Cortisolspiegel durch den Stressor<br />
Schmerz, Entstehung e<strong>in</strong>er Schilddrü -<br />
senunterfunktion durch Dauerstress,<br />
hoher Erregungslevel mit größerer An -<br />
fäl ligkeit zu Meide-, Angst- oder Ag -<br />
gres sionsverhalten, Schmerzflucht mit<br />
Bewegungstendenz nach vorne mit der<br />
Konsequenz, dass der Schmerz zu -<br />
nimmt, was <strong>in</strong>tensivere Fluchtmo ti va -<br />
tion und Panik nach sich zieht.<br />
Antje: Was folgert ihr daraus?<br />
T<strong>in</strong>a: Das alles ist jetzt nur oberflächlich<br />
angerissen, man könnte da noch<br />
wesentlich weiter <strong>in</strong> die Tiefe gehen.<br />
Aber das sollte schon reichen, um den<br />
normalen Hundehalter zum Nachden -<br />
ken anzuregen. E<strong>in</strong> Hund der <strong>in</strong> potentiell<br />
stressigen Situationen permanente<br />
Strafreize über Schmerzimpulse von<br />
se<strong>in</strong>em Menschen erfährt, kann darauf<br />
mit verschiedenen Verhaltens auffällig -<br />
keiten reagieren. So kann er beispielsweise<br />
Angst- und Meideverhalten ge -<br />
gen über se<strong>in</strong>em Menschen entwickeln.<br />
Wird der Schmerzimpuls immer bei An -<br />
blick von Artgenossen ausgelöst, hat<br />
das eventuell e<strong>in</strong> Angst- oder Aggres -<br />
sionsverhalten gegenüber Artgenossen<br />
zur Folge.<br />
E<strong>in</strong>e Gefahr, die kaum jemandem be -<br />
wusst ist und welche man nicht unterschätzen<br />
sollte, liegt jedoch <strong>in</strong> den un -<br />
ge wollten Verknüpfungen des Hundes<br />
mit dem Schmerzreiz. Ke<strong>in</strong> Halter<br />
möchte, dass se<strong>in</strong> Hund den ausgelösten<br />
Schmerz mit dem zufällig anwesenden<br />
K<strong>in</strong>d verb<strong>in</strong>det, oder mit e<strong>in</strong>er an -<br />
de ren Person oder Gegenstand. Uns<br />
Ver haltenstherapeuten werden allzu oft<br />
Hunde vorgestellt, bei denen freie Flä -<br />
chen, friedlich grasende Kühe oder die<br />
an der Ecke stehende Mülltonne e<strong>in</strong>e<br />
regelrechte Panik auslösen. Hier bestätigt<br />
sich häufig der Verdacht, dass mittels<br />
e<strong>in</strong>es Schmerzimpulses (z. B. Sta -<br />
chelhalsung/Reizstromgerät) tra<strong>in</strong>iert<br />
wurde. Der Schmerz trifft den Hund un -<br />
vermittelt und unerwartet. Passiert <strong>in</strong><br />
diesem Moment beispielsweise der<br />
nette Nachbar den Hund, kann es pas-
sieren, dass der Hund ihn direkt mit dieser<br />
unangenehmen Erfahrung verknüpft.<br />
Dann wäre der Nachbar un ge wollt und<br />
Text der Petition<br />
völlig schuldlos zum Auslöser von<br />
Angst- oder sogar Aggressions verhal -<br />
ten geworden.<br />
Vermischtes<br />
Bedenkt man nun noch, dass unter<br />
Stress e<strong>in</strong>fluss ke<strong>in</strong> Lernerfolg möglich<br />
ist, Schmerzen aber als besondere Stress -<br />
Wortlaut:<br />
Der Deutsche Bundestag möge beschließen, dass die Anwendung von Stachelhalsungen und ihren Abwandlungen an Tieren <strong>in</strong><br />
Deutschland gesetzlich verboten wird. Hierzu bedarf es e<strong>in</strong>er Modifizierung des bestehenden §3 Tierschutzgesetz, <strong>in</strong>dem es durch<br />
die deutliche, namentliche Erwähnung und Untersagung jeglichen Gebrauchs von Stachelhalsungen aller Art, ergänzt wird.<br />
Abwandlungen me<strong>in</strong> alle derzeitigen und zukünftigen auf dem Markt erhältlichen Formen von Stachelhalsungen.<br />
Begründung:<br />
§ 3 Nr. 5 TierSchG: es ist verboten,<br />
„… e<strong>in</strong> Tier auszubilden oder zu tra<strong>in</strong>ieren, sofern damit erhebliche Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden s<strong>in</strong>d.“<br />
Nachgewiesene physische Schäden beim Hund durch das Tragen e<strong>in</strong>er Stachelhalsung bzw. se<strong>in</strong>er Abwandlungen, s<strong>in</strong>d u. a.<br />
Durchstechen der Haut oder der Luftröhre / Quetschungen von Kehlkopf, Schilddrüse, Halsarterien / Traumatisierung der Hals- und<br />
Rückenwirbelsäule / Erhöhung des Augen<strong>in</strong>nendrucks / widernatürliche Hals- und Kopfhaltung mit dauerhafter Schädigung des<br />
Bewegungsapparates. (Verweis Anlage A+B)<br />
Nachgewiesen psychische Leiden s<strong>in</strong>d u.a. schmerz<strong>in</strong>duziertes Angst- oder Aggressionsverhalten / erhöhter Cortisolspiegel durch<br />
den Stressor Schmerz / Schilddrüsenunterfunktion durch Dauerstress / hoher Erregungslevel mit größerer Anfälligkeit zu Meide-,<br />
Angst- oder Aggressionsverhalten / Fehlverknüpfungen von Schmerz und Umwelt mit erhöhtem Angst- oder Aggressionsreaktionen<br />
/ Schmerzflucht mit Bewegungstendenz nach vorne mit der Konsequenz, dass Schmerz zunimmt, was <strong>in</strong>tensivere Fluchtmotivation<br />
und Panik nach sich zieht. (Verweis Anlage C+D+E+F)<br />
Fazit der o.g. Punkte: Stachelhalsungen verursachen erhebliche Schmerzen, Leiden und Schäden beim Tier. Trotz der Risiken kann<br />
man Stachelhalsungen <strong>in</strong> Deutschland frei erwerben und anwenden. Wir wünschen daher e<strong>in</strong>e ähnliche Regelung, wie sie im Fall<br />
der Reizstromgeräte schon seit Jahren gefunden wurde (§ 3 Nr.11 TierSchG.)<br />
Die Argumentationsbasis der Befürworter ist die Triebtheorie von K. Lorenz (Verhaltensbiologe) aus dem Jahr 1969.<br />
Zusammengefasst g<strong>in</strong>g er davon aus, dass der Mechanismus der Aggression angeboren ist, der Arterhaltung dient und nicht steuerbar<br />
sei. Neuere Forschungen haben diese Theorie längst widerlegt.<br />
Man geht davon aus, dass Aggressionen als Teil der emotionalen Persönlichkeit <strong>in</strong> der Individualgeschichte (Ontogenese) begründet<br />
liegen. (Verweis Anlage C-F)<br />
Fazit: Im Zusammenhang der Befürwortung von Stachelhalsungen ist diese Theorie ungeeignet und überholt. Der durchschnittliche<br />
Hundehalter, der zur Stachelhalsung greift, weiß wenig bis gar nichts über die Lerntheorien des Hundes (klassische + operante<br />
Konditionierung / Try and Error / assoziatives Lernen). Hier geht es größtenteils nur um die fehlende Kontrollierbarkeit des eigenen<br />
Hundes und den Mangel an Wissen, um das unerwünschte Verhalten über Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g zu ändern. Zudem gibt es Hundeschulen und<br />
Hundetra<strong>in</strong>er, die Stachelhalsungen offen bewerben und als adäquates Erziehungsmittel propagieren. E<strong>in</strong>ige Anwender scheuen sich<br />
nicht, die grausamsten Anwendungsbeispiele am lebenden Tier über Internetplattformen zu verbreiten.<br />
Fazit: So lange dies ohne Konsequenzen für den Anwender bleibt, wird sich an der Situation nichts ändern. Es muss deshalb e<strong>in</strong>e<br />
deutliche Regelung her, die die Anwendung <strong>in</strong> Alltag, Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g und Ausbildung verbietet.<br />
Anlagen:<br />
A) Studie Dr. Anders Hallgren, Neck-Throat-Cervical-Injuries Caused by Pull<strong>in</strong>g and Jerks on Flat Buckles (1991) / “Rückenprobleme<br />
beim Hund” animal learn Verlag (2003)<br />
B) Studie amerikanischer Tierärzte “Pressure by a Collar or Harness on Intraocular Pressure <strong>in</strong> Dogs” <strong>in</strong> Journal of the American Animal<br />
Hospital Association 42:207-211 (2006)<br />
C) Panksepp, J., Affective Neuroscence: The Foundations of Human and Animal Emotions (Series <strong>in</strong> Affectiv Science) Oxford<br />
Universitiy Press, USA, 2004)<br />
D) Dissertation Imke Böhm, TiHo Hannover (2009) Vergleich der Stressauswirkungen anhand von Speichelcortisolwerten und<br />
Lerneffekte von drei Ausbildungsmethoden bei Polizeidiensthunden<br />
E) Dissertation Andrea Böttjer, TiHo Hannover (2003) Untersuchungen von fünf Hunderassen und e<strong>in</strong>em Hundetypus im <strong>in</strong>nerartlichen<br />
Kontakt des Wesenstestes nach den Richtl<strong>in</strong>ien der Niedersächsischen Gefahrtier-Verordnung vom 5.7.2000<br />
F) Vorwort von Jane Goodall zu Marc Bekoff „Das Gefühlsleben der Tiere“ (2008, animal learn Verlag)<br />
Autoren: T<strong>in</strong>a Müller und Heike Hillebrand<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 23
Vermischtes<br />
auslöser identifiziert wurden, so ist für<br />
den Hund lernen mit/über Schmerz -<br />
reize nicht möglich! Ziehen wir aus all<br />
dem die Qu<strong>in</strong>tessenz, kann diese nur<br />
hießen: Weg mit den Stacheln, Würgern<br />
und schmerz<strong>in</strong>duzierten Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs me tho -<br />
den!<br />
Antje: Gibt es aus de<strong>in</strong>er Sicht, ir -<br />
gende<strong>in</strong>e Situation, <strong>in</strong> welcher du den<br />
E<strong>in</strong>satz e<strong>in</strong>es Stachelhalsbandes für<br />
gerechtfertigt halten würdest? Oft wird<br />
ja das Argument vorgebracht, dass man<br />
gerade bei Diensthunden der Polizei<br />
oder auch Jagdhunden, die auf e<strong>in</strong>em<br />
hohen Trieblevel arbeiten, gewisse<br />
Kom mandos zum Schutz des Lebens<br />
des Halters (Polizei) oder des Hundes,<br />
absichern muss.<br />
T<strong>in</strong>a: Diese Frage beantworte ich mit<br />
e<strong>in</strong>em ganz klaren „Ne<strong>in</strong>“. Es gibt genug<br />
Diensthunde, die ohne solche Halsun -<br />
gen geführt und tra<strong>in</strong>iert werden. Man<br />
kann auch bei diesen Hunden, und<br />
gerade dort, generell an der Ent span -<br />
nung und den Wechsel zwischen Erre -<br />
gung und Entspannung tra<strong>in</strong>ieren, so -<br />
wie an der Aufmerksamkeitsteilung. Der<br />
E<strong>in</strong>satz positiver Verstärkung schließt ja<br />
das Setzen von Grenzen nicht aus. In<br />
bestimmten Bereichen kann man hier<br />
zur Not auch mit gut aufgebauter negativer<br />
Strafe (d. h. Entzug von Privilegien,<br />
hier speziell Ausbleiben von Bestäti -<br />
gung) arbeiten. E<strong>in</strong> Stachelhalsband<br />
muss man dazu sicher nicht zum E<strong>in</strong>satz<br />
br<strong>in</strong>gen. Auch für diese negative Strafe<br />
kann man e<strong>in</strong> Signal setzen, was natürlich<br />
gut aufgebaut se<strong>in</strong> muss. So wird<br />
das Ankündigen der Strafe das Ver hal -<br />
ten unterb<strong>in</strong>den, ohne dass letztlich<br />
e<strong>in</strong>e Strafe erfolgen muss. Aber auch<br />
das sollte bei zuvor positiv gut aufgebauten<br />
Schritten nicht nötig se<strong>in</strong>.<br />
Antje: Irgendwann entwickelte sich<br />
bei euch ja auch die Idee mit der Peti -<br />
tion, womit erreicht werden soll, dass<br />
24<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Stachelhalsbänder bei uns, wie z. B. <strong>in</strong><br />
Österreich und der Schweiz verboten<br />
werden. Leider gab es ja nicht die Mög -<br />
lich keit, onl<strong>in</strong>e zu zeichnen (was ja vieles<br />
erleichtert hätte), sondern es blieb<br />
nur der Weg über die ausgelegten<br />
Listen. Was ist da passiert?<br />
T<strong>in</strong>a: Zusammen mit Heike Hille -<br />
brand habe ich seit Juli an der Petition<br />
gearbeitet (Text s. Kasten), und sie wurde<br />
so auch angenommen. Aller d<strong>in</strong>gs hatte<br />
kurz vor uns e<strong>in</strong> Petent (jemand, der<br />
e<strong>in</strong>e Petition e<strong>in</strong>reicht, Anm. d. Red.)<br />
e<strong>in</strong>e ähnliche Petition e<strong>in</strong>gereicht. Diese<br />
war für uns jedoch sowohl <strong>in</strong> ihrer Form<br />
als auch <strong>in</strong>haltlich nicht akzeptabel.<br />
Inhalt lich deshalb, weil sie e<strong>in</strong>en Passus<br />
enthielt, <strong>in</strong> welcher das Korallen hals -<br />
band von dem Verbot ausgeschlossen<br />
werden sollte. Diese Petition wurde leider<br />
nicht vollständig zurückgezogen,<br />
sondern nur <strong>in</strong> den nicht-öffentlichen<br />
Be reich verschoben und läuft demnach<br />
als nicht-öffentliche Petitionse<strong>in</strong>gabe<br />
weiter.<br />
Sobald nun e<strong>in</strong>e Petition ähnlichen<br />
Inhaltes beim Petitionsausschuss angenommen<br />
und bearbeitet wird, egal ob<br />
im öffentlichen oder nicht-öffentlichen<br />
Bereich, besteht für nachfolgende Peti -<br />
tionsentwürfe nicht mehr die Mög lich -<br />
keit, als Onl<strong>in</strong>e-Petition angenommen<br />
und e<strong>in</strong>gestellt zu werden. Genau das<br />
ist nun mit unserer Petition passiert. Im<br />
Klartext heißt das, dass unser Entwurf<br />
zwar angenommen, aber der oben ge -<br />
nannten Petition ergänzend angehangen<br />
wurde. Dadurch ist jetzt auch unsere<br />
Petition nicht-öffentlich, womit sowohl<br />
die Möglichkeit der Onl<strong>in</strong>e-Mitzeich -<br />
nung als auch die Möglichkeit der Dis -<br />
kussion im Forum des Petitions aus -<br />
schusses entfallen ist. Somit blieb uns<br />
nur, so viele Unterschriftenlisten wie<br />
möglich an allen strategisch günstigen<br />
Orten auszulegen und die erforderli-<br />
chen Unterschriften handschriftlich zu -<br />
sam men zu bekommen, was natürlich<br />
e<strong>in</strong>en erheblichen Mehraufwand für<br />
jeden e<strong>in</strong>zelnen Unterstützer bedeutete.<br />
Antje: Euer Ziel war ja, <strong>in</strong> den ersten<br />
ca. drei Wochen 50.000 Unterschriften<br />
zu sammeln, um e<strong>in</strong> Mit spra che recht zu<br />
bekommen, wobei die eigent liche Zeich -<br />
nungsfrist ja noch bis zum 21. Oktober<br />
2011 andauert. Habt ihr dieses Ziel er -<br />
rei chen können?<br />
T<strong>in</strong>a: Wir haben 41.403 Unter schrif -<br />
ten ge sammelt. Vor dem H<strong>in</strong>tergrund,<br />
dass die Petition nicht Onl<strong>in</strong>e war, ist<br />
das schon e<strong>in</strong>e beachtliche Menge. Das<br />
Mitspracherecht ist unabhängig von<br />
der Anzahl der Mitzeichner und wird<br />
<strong>in</strong>dividuell beim Petitionsausschuss festgelegt.<br />
Bei e<strong>in</strong>er Onl<strong>in</strong>e-Petition hätte<br />
man, wenn man <strong>in</strong> drei Wochen über<br />
50.000 Unterschriften bekommt, e<strong>in</strong><br />
Mitspracherecht. In unserem Fall liegt<br />
das nun <strong>in</strong> den Händen des Petitions -<br />
ausschusses. Je mehr, umso besser. Nun<br />
können wir nur noch abwarten und<br />
hoffen.<br />
Antje: Was bedeutet das für den weiteren<br />
Fortgang? Wie soll es jetzt <strong>in</strong> Be -<br />
zug auf die Petition weitergehen? Habt<br />
ihr da noch konkrete Vorstel lun gen<br />
oder Pläne, um das Ziel „Verbot von Sta -<br />
chel halsungen jeglicher Art <strong>in</strong> Deutsch -<br />
land“ noch zu erreichen?<br />
T<strong>in</strong>a: Wir werden noch bis zum 21. Ok -<br />
tober weiter sammeln und es noch mal<br />
h<strong>in</strong>terher senden, um dem Ganzen noch<br />
mehr Nachdruck zu verschaffen.<br />
Antje: T<strong>in</strong>a, vielen Dank für das<br />
Gespräch.<br />
Das Interview führte: Antje Henze<br />
www.passion4dogs.de<br />
Fotos: www.tausche-stachelhalsbandgegen-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g.de
<strong>Zucht</strong> aus Liebhaberei –<br />
und das traurige Ende<br />
von <strong>Zucht</strong>-Hünd<strong>in</strong> Goldi<br />
In den Vere<strong>in</strong>en der Hundezucht wird<br />
das Mantra von e<strong>in</strong>er „<strong>Zucht</strong> nur aus<br />
Liebhaberei zu den Hunden“ gepflegt.<br />
Es ist gerade bei den Bulldog-Show-<br />
Züchtern, - Vermehrern, -Händlern und<br />
Ausstellungsrichtern zudem üblich, sich<br />
selbst im Market<strong>in</strong>g als Beförderer der<br />
Gesundzucht darzustellen. Doch nur<br />
die wenigsten können diese Ver spre -<br />
chen e<strong>in</strong>halten. Das genaue Gegenteil<br />
ist leider meist der Fall.<br />
Gerade die Hünd<strong>in</strong>nen<br />
werden oft rücksichtslos<br />
ausgebeutet<br />
E<strong>in</strong>e Variante des Hundehandels ist der<br />
Import bereits belegter Hünd<strong>in</strong>nen, um<br />
sie <strong>in</strong> Deutschland auszuweiden und<br />
die Welpen mit deutschen Papieren<br />
gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gender vermarkten zu können.<br />
Term<strong>in</strong>ierte Kaiserschnitte s<strong>in</strong>d<br />
ebenfalls neue Maschen e<strong>in</strong>er möglichst<br />
profitbr<strong>in</strong>genden Welpenernte,<br />
die gerade bei französischen Bullys und<br />
englischen Bulldogs mit Hilfe zweifelhafter<br />
Veter<strong>in</strong>äre Verbreitung f<strong>in</strong>det. Die<br />
anstrengende Welpenaufzucht wird<br />
zudem nicht selten <strong>in</strong> Lohnarbeit an<br />
Dritte vergeben. Oft müssen ebenso<br />
fragwürdige Veter<strong>in</strong>äre bei der Ver -<br />
paarung mit künstlicher Besamung aushelfen,<br />
da die Hunde nicht e<strong>in</strong>mal mehr<br />
<strong>in</strong> der Lage s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>en Begattungsakt<br />
durchzuführen.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs kommen solche Metho -<br />
den der Hundeproduktion nur selten<br />
ans Tageslicht, da die Hundezucht hier<br />
Auch das ist Realität: gesunde Bulldogs mit natürlichen Geburten<br />
(Foto: Züchter<strong>in</strong> Bett<strong>in</strong>a Selle-Treiber, Smoothpowerpack)<br />
fließend <strong>in</strong> <strong>in</strong>ternational aufgestellte,<br />
mafiöse Strukturen übergeht.<br />
von Christioph Jung<br />
www.petwatch.de<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
H<strong>in</strong>ter der Fassade der<br />
„<strong>Zucht</strong> aus Liebhaberei“<br />
verbirgt sich nicht selten<br />
organisierte Tierquälerei<br />
Da man <strong>in</strong> Streit um 694,77 Euro Lohn<br />
für die Welpenaufzucht geraten war,<br />
wurden solche Praktiken aus dem<br />
Oktober 2009 von den Tätern selbst<br />
dokumentiert. Im Nachfolgenden e<strong>in</strong><br />
ungekürzter Auszug aus e<strong>in</strong>em An -<br />
walts schreiben:<br />
„Mit Ihrem Schreiben vom 15.04.2010 fordern<br />
Sie von me<strong>in</strong>er Mandant<strong>in</strong> die Zah -<br />
lung des Betrages <strong>in</strong> Höhe von 694,77 €<br />
nebst der bei Ihnen entstandenen Kosten.<br />
Dies begründen Sie damit, dass me<strong>in</strong>e<br />
Mandant<strong>in</strong> die von Ihrer Mandant<strong>in</strong> be -<br />
rech neten Kosten der Aufzucht auszugleichen<br />
habe. Me<strong>in</strong>e Mandant<strong>in</strong> habe<br />
zugesagt, die Kosten zu zahlen. Hierzu ist<br />
wie folgt Stellung zu nehmen:<br />
Ihre Mandant<strong>in</strong> hatte sich se<strong>in</strong>erzeit<br />
angeboten, die Aufzucht der Welpen der<br />
Hünd<strong>in</strong> „Goldi“ zu übernehmen bis die<br />
Welpen fünf Wochen alt s<strong>in</strong>d.<br />
Am 09.10.2009 fuhr der Ehemann<br />
mei ner Mandant<strong>in</strong> mit der Hünd<strong>in</strong> zu<br />
Ihrer Mandant<strong>in</strong>. Er blieb dann dort bis<br />
zum Kaiserschnitt-Term<strong>in</strong>, der für den<br />
12.10.2009 vorgesehen war.<br />
In der Nacht zum 10.10.2009 verschlechterte<br />
sich der Gesundheitszustand<br />
der Hünd<strong>in</strong> dramatisch, sie war so schwach,<br />
dass sie vorn immer wieder zusammen-<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 25
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
brach. Der Ehemann me<strong>in</strong>er Mandant<strong>in</strong><br />
fragte daraufh<strong>in</strong> Ihre Mandant<strong>in</strong>, ob es<br />
nicht besser sei, mit der Hünd<strong>in</strong> zum<br />
Tierarzt zu fahren. Dies verne<strong>in</strong>te Ihre<br />
Mandant<strong>in</strong> jedoch mit der Bemerkung,<br />
dass es normal sei, dass die Hünd<strong>in</strong> zusammenbreche,<br />
das sei bei ihrer Hünd<strong>in</strong> auch<br />
so gewesen. Obwohl sich der Zustand der<br />
Hünd<strong>in</strong> weiterh<strong>in</strong> verschlechterte unternahm<br />
Ihre Mandant<strong>in</strong> nichts.<br />
Erst am 11.10.2009 gegen 17.00/18.00<br />
Uhr entschloss sich Ihre Mandant<strong>in</strong>, den<br />
Tierarzt Herrn K. aufzusuchen. Bevor sie<br />
nun losfuhr, diskutierte sie noch ausgiebig<br />
mit ihrem Lebensgefährten darüber, mit<br />
welchem Auto man fahren solle. Dies war<br />
nicht nur e<strong>in</strong>e überflüssige, sondern auch<br />
gerade <strong>in</strong> Anbetracht des äußerst schlechten<br />
Gesundheitszustandes der Hünd<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e die Gesundheit der Hünd<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>trächtigende<br />
zeitraubende Diskussion.<br />
Beim Tierarzt endlich angekommen,<br />
erlitt die Hünd<strong>in</strong> <strong>in</strong> den Armen des Ehe -<br />
mannes me<strong>in</strong>er Mandant<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Herz -<br />
stillstand und verstarb. Der Tierarzt nahm<br />
sofort e<strong>in</strong>en Kaiserschnitt vor und es<br />
wurde 10 Welpen lebend geboren.“<br />
(Hervorhebungen CJ; e<strong>in</strong>e Kopie dieses<br />
Schreibens sowie zahlreiche weitere<br />
Dokumente samt Namen und Adressen<br />
liegen Petwatch vor.)<br />
Unfassbar! Doch so geschehen, mitten<br />
<strong>in</strong> Deutschland.<br />
Begangen von 4 Personen, die angeben,<br />
aus Liebhaberei zum Bulldog zu<br />
züchten. Personen, die sich <strong>in</strong> der Öf -<br />
fentlichkeit als Vertreter e<strong>in</strong>er gesunden<br />
<strong>Zucht</strong> vermarkten. Sämtliche damals<br />
Mitglieder des Allgeme<strong>in</strong>en Clubs für<br />
Englische Bulldogs e.V. (ACEB) im VDH,<br />
e<strong>in</strong>er dieser „Züchter“ war zu dieser Zeit<br />
e<strong>in</strong> führendes Mitglied im Vorstand des<br />
ACEB.<br />
26<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Alle 10 Welpen starben<br />
Sie waren dann an e<strong>in</strong>e dritte Person<br />
gegeben worden, die gegen Entgelt die<br />
Handaufzucht der Welpen bewerkstelligen<br />
sollte. Offenbar hatte diese Person<br />
zuwenig Kenntnis für diese Aufgabe.<br />
Die Pathologie der Tierärztlichen Hoch -<br />
schule Hannover brachte u. a. e<strong>in</strong>e völlig<br />
falsche Ernährung zum Vorsche<strong>in</strong>:<br />
„Der Magen war mittel- bis hochgradig<br />
gefüllt mit festen, fleischartigen Futter -<br />
brocken.“ ... bei e<strong>in</strong>em 2 Wochen alten<br />
Welpen! Jeder e<strong>in</strong>igermaßen kundige<br />
Züchter weiß, dass Welpen erst ab der<br />
3. oder 4. Woche nach und nach feste<br />
Nahrung erhalten können.<br />
Was s<strong>in</strong>d das für „Züchter“<br />
• die Geburt und die ersten 5 Wochen<br />
der Aufzucht <strong>in</strong> Lohnarbeit von Dritten<br />
durchführen lassen?<br />
• die ihre offenbar stark geschwächte,<br />
hochträchtige Hünd<strong>in</strong> 250 km durch<br />
die Gegend karren, um sie dann <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er für sie unbekannten Umgebung<br />
sterben zu lassen?<br />
• die das ständige Zusammenbrechen<br />
e<strong>in</strong>er hochträchtigen Hünd<strong>in</strong> als normal<br />
bezeichnen?<br />
• dann nicht umgehend e<strong>in</strong>en Tierarzt<br />
aufsuchen?<br />
• die ihre Welpen zur Aufzucht gegen<br />
Entgelt an e<strong>in</strong>e andere „Züchter<strong>in</strong>“<br />
weggeben, die diese anstrengende<br />
Aufgabe noch e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> Lohnarbeit<br />
an e<strong>in</strong>e weitere Person vergibt?<br />
Es ist sehr zu begrüßen, dass der VDH-<br />
Vorstand im Juli die Initiative ergriffen<br />
und Antrag auf Ausschluss des ACEB<br />
aus dem VDH gestellt hat (siehe auch<br />
nachfolgender Artikel). Zudem hat er<br />
erklärt, e<strong>in</strong> Gesundzucht programm auf<br />
den Weg br<strong>in</strong>gen zu wollen. Hieran wird<br />
Erschöpft aber glücklich (Foto: Züchter<strong>in</strong> Bett<strong>in</strong>a Selle-Treiber, Smoothpowerpack)<br />
derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Man<br />
wird sehen, ob den hoffnungsvollen<br />
Worten des VDH auch die entsprechende<br />
Praxis folgen wird.<br />
Es würde der seriösen Hundezucht gut<br />
zu Gesicht stehen, sich von o. a. Methoden<br />
und „Züchtern“ klar zu distanzieren.<br />
Autor: Christoph Jung<br />
www.petwatch.blogspot.com
In der zweiten Ausgabe (siehe auch<br />
Absolut-Hund-Report, 03/2011, Seite<br />
11) hatte ich über die skandalöse Igno -<br />
ranz von weiten Teilen der Züch ter -<br />
schaft und Funktionäre um den English<br />
Bulldog selbst gegenüber dem neuen<br />
gültigen FCI-Standard berichten müssen.<br />
Das war Anfang Juni 2011. In den<br />
gut zwei Monaten seither haben sich<br />
grundlegend neue Aspekte ergeben.<br />
Es geschehen noch kle<strong>in</strong>e<br />
Wunder?<br />
Am 29.07.2011 war ich zu e<strong>in</strong>em Treffen<br />
im Haus des VDH mit Prof.Dr. Peter<br />
Friedrich, Präsident des VDH, und<br />
Bernhard Meyer, Hauptgeschäftsführer<br />
des VDH, e<strong>in</strong>geladen. Neben dem<br />
„Dortmunder Appell für e<strong>in</strong>e Wende <strong>in</strong><br />
der Hundezucht“ war die Lage der<br />
<strong>Zucht</strong> und die notwendigen Maß nah -<br />
men zur Gesundung des Bulldogs das<br />
eigentliche Hauptthema.<br />
Es bestand E<strong>in</strong>vernehmen, dass es<br />
dr<strong>in</strong>gend zu e<strong>in</strong>er Wende <strong>in</strong> der <strong>Zucht</strong><br />
der Englischen Bulldogge kommen muss.<br />
Es bestand E<strong>in</strong>vernehmen, dass unter be -<br />
stimmten Bed<strong>in</strong>gungen e<strong>in</strong>e Gesun dung<br />
des Bulldogs ermöglicht werden kann.<br />
Grundlage ist die Etablierung e<strong>in</strong>es<br />
umfassenden Gesundzuchtprogramms.<br />
Die so schönen Worte von Professor<br />
Friedrich <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Artikel „<strong>Zucht</strong>strate -<br />
gien und ihre Anwendung“ wurden hier<br />
<strong>in</strong> konkrete Handlungsmaßnahmen zur<br />
Gesundung dieser ersten Rasse der<br />
modernen Hundezucht gegossen. In<br />
e<strong>in</strong>em sehr konstruktiven Gespräch<br />
wurden Aufgaben und Lösungs mög -<br />
lichkeiten skizziert. Wir gehen davon<br />
aus, dass man den Bulldog noch retten<br />
kann und dass es hierzu primär an der<br />
bisherigen Züchterorganisation scheiterte.<br />
Eigene Versäumnisse räumte der<br />
VDH ebenso e<strong>in</strong>. Der VDH-Vorstand hat<br />
offenbar ke<strong>in</strong> Vertrauen mehr <strong>in</strong> den<br />
Willen und <strong>in</strong> die Fähigkeit des „Allge -<br />
me<strong>in</strong>en Clubs für Englische Bulldogs<br />
e.V.“ (ACEB), so dass er <strong>in</strong>zwischen e<strong>in</strong>en<br />
Antrag an das VDH-Verbandsgericht auf<br />
Ausschluss des ACEB aus dem VDH ge -<br />
stellt hat. Es ist nach 1976 im Übrigen<br />
das zweite Mal, dass der Bulldog-<strong>Zucht</strong> -<br />
vere<strong>in</strong> aus dem VDH ausgeschlossen<br />
wird. Das Gesundzuchtprogramm für<br />
den Bulldog soll zeitnah und zunächst<br />
unter unmittelbarer Anleitung und<br />
Kontrolle des VDH auf den Weg ge -<br />
bracht werden.<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
Hundezucht im<br />
VDH – Worte und<br />
Taten #4<br />
von Christioph Jung,<br />
www.petwatch.de<br />
Wer hätte das gedacht? Die kle<strong>in</strong>e Serie<br />
kann <strong>in</strong> ihrer 4. Ausgabe bereits e<strong>in</strong>e gute<br />
Meldung notieren.<br />
Kritische Unterstützung zum<br />
Wohl der Hunde<br />
Friedrich und Meyer fragten mich, ob<br />
ich diesen Weg begleiten wolle, was ich<br />
gerne bejahte. Was soll e<strong>in</strong>em besorgten<br />
Hundefreund Besseres passieren,<br />
als dass der wichtigste Verband der<br />
Hundezucht genau die D<strong>in</strong>ge <strong>in</strong> Angriff<br />
nimmt, die man seit Jahren fordert?<br />
Klar, die Praxis ist das Kriterium der<br />
Wahrheit – da wird sich der VDH erst<br />
beweisen müssen. Und so wurde auch<br />
vere<strong>in</strong>bart, dass dieses Programm transparent,<br />
offen, überprüfbar stattf<strong>in</strong>den<br />
soll. Ich habe den E<strong>in</strong>druck mit nach<br />
Hause genommen, dass es die Herren<br />
ernst me<strong>in</strong>en.<br />
Nachdem ich von diesem Gespräch<br />
<strong>in</strong> der Szene berichtet hatte, traf diese<br />
Nachricht auf e<strong>in</strong> überraschend negatives<br />
Echo unter so manchen Hunde leu -<br />
ten. Da sei e<strong>in</strong> Haken dran, der VDH<br />
würde es nicht ernst me<strong>in</strong>en, habe doch<br />
selbst genug Fehler gemacht, sagten<br />
mir auch besorgte Hundefreunde. Klar,<br />
aber warum soll denn gleich alles wieder<br />
negativ zerredet werden?<br />
Nicht zuletzt im geradezu vitalen<br />
Interesse der Hunde ist es zum<strong>in</strong>dest<br />
e<strong>in</strong>en ernsthaften Versuch wert, den<br />
man konstruktiv begleiten sollte. Das<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 27
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
Wohl der Hunde hat überhaupt nichts<br />
von des truktivem Dauerstreit. Es ist<br />
m<strong>in</strong>destens 5 vor 12! Der Bulldog braucht<br />
dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong> Gesundzucht programm,<br />
um nicht <strong>in</strong> Qualzucht zu ersticken. Da<br />
heißt es, jede ernsthafte Chance zur<br />
Rettung dieser wunderbaren, e<strong>in</strong>maligen<br />
Hunde rasse zu ergreifen. Sollte<br />
man allerd<strong>in</strong>gs feststellen, dass der VDH<br />
es nicht wirklich ernst me<strong>in</strong>t, so wird<br />
man es schon erkennen und auch<br />
öffentlich anprangern können und<br />
müssen. Das wäre aber auch das Ende<br />
des Bulldogs.<br />
<strong>Kritik</strong> am VDH als<br />
Market<strong>in</strong>gstrategie<br />
Mit dem negativen Echo von e<strong>in</strong>er<br />
anderen Seite hatte ich allerd<strong>in</strong>gs ge -<br />
rechnet und es kam ebenfalls mit voller<br />
Wucht. Die miserable Situation der<br />
Bulldog-<strong>Zucht</strong> unter dem Dach des<br />
VDH hat e<strong>in</strong>e Menge Profiteure. Die<br />
ganzen Schwarzzüchter, Vermehrer und<br />
Hundehändler konnten ihr Geschäft<br />
wunderbar mit dem Verweis auf die<br />
Unfähigkeit des ACEB über Jahre h<strong>in</strong>weg<br />
ausbauen (es gibt auch ganz vere<strong>in</strong>zelt<br />
seriöse Bulldog-Züchter außerhalb<br />
des VDHs). Dem Welpenkäufer<br />
wurde und wird regelmäßig suggeriert,<br />
man züchte deshalb nicht im VDH, weil<br />
dort die Gesundheit der Hunde missachtet<br />
würde. Man selbst sei h<strong>in</strong>gegen<br />
28<br />
AuS SoRgE uM<br />
DAS woHl uND<br />
DIE gESuNDHEIt<br />
uNSERER HuNDE<br />
www.petwatch.de<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
der Zw<strong>in</strong>ger, der sich der Gesundzucht<br />
verschrieben habe. Von dieser Marke -<br />
t<strong>in</strong>g behauptung lassen sich leider allzu<br />
leicht und vielleicht auch allzu gerne<br />
viele Welpenkäufer bee<strong>in</strong>drucken. So<br />
konnten Vermehrer und Hundehändler<br />
geschätzte 90 % des Markvolumens<br />
erobern. E<strong>in</strong> äußerst lukrativer Markt.<br />
Man kann mit Bulldog-Welpen ohne<br />
FCI-Papiere problemlos 1.000 bis 1.500<br />
Euro erlösen. Mit FCI-Papieren sogar<br />
noch mehr. So hat sich beispielsweise<br />
e<strong>in</strong>e Mafia etabliert, die <strong>in</strong> Deutschland<br />
gezüchtete oder per Hundehandel <strong>in</strong><br />
Osteuropa dazugekaufte Bulldog-Wel -<br />
pen mit ungarischen, griechischen oder<br />
anderen ausländischen FCI-Papieren<br />
ausstattet und so <strong>in</strong> Deutschland mit<br />
hohen Gew<strong>in</strong>nen vermarktet – bar<br />
jeder züchterischen Kontrolle. All diesen<br />
Geschäftemachern auf Kosten der<br />
Hunde drohen nun empf<strong>in</strong>dliche E<strong>in</strong> -<br />
bußen ihrer schmutzigen Profite.<br />
Durch das positive Beispiel e<strong>in</strong>es<br />
Gesundzuchtprogamms wird der verlogenen<br />
Propaganda von wegen, „man<br />
züchte – im Gegensatz zum VDH – den<br />
gesunden Bulldog“, die Grundlage entzogen.<br />
Deshalb wurde und wird über<br />
diverse Internetseiten und Foren e<strong>in</strong>e<br />
geradezu aggressive Kampagne gegen<br />
me<strong>in</strong>e Person, den VDH und se<strong>in</strong>e<br />
Schritte <strong>in</strong> Richtung Gesundung des<br />
Bulldogs losgetreten. Leider sche<strong>in</strong>en<br />
sich auch manche Medien hiervon<br />
bee<strong>in</strong>drucken zu lassen.<br />
Der Bulldog hat noch<br />
e<strong>in</strong>e Chance<br />
Friedrich und Meyer zeigten sich fest<br />
entschlossen, e<strong>in</strong>e solche Wende herbeizuführen.<br />
Sie wird als Chance für<br />
e<strong>in</strong>en Neubeg<strong>in</strong>n und e<strong>in</strong>en neuen<br />
Aufschwung der <strong>Zucht</strong> des Bulldogs<br />
und des Vere<strong>in</strong>slebens um den Bulldog<br />
unter dem Dach des VDH gesehen. Der<br />
Bulldog hat noch e<strong>in</strong>e Chance. Sollten<br />
die so hoffnungsvollen Zeichen auch<br />
tatsächlich zu konkreten und vor allem,<br />
nachhaltigen Handlungen des VDH führen<br />
und damit den Rahmen für die<br />
Wende <strong>in</strong> der <strong>Zucht</strong> setzen können, so<br />
wäre das die Rettung des Bulldogs! Ich<br />
kann das Misstrauen gegenüber den<br />
Absichtserklärungen des VDH voll verstehen.<br />
Aber man sollte nach vorne<br />
schauen und Chancen im S<strong>in</strong>ne der<br />
Hunde beim Schopfe packen. Jeder<br />
Hundefreund sollte e<strong>in</strong>e solche Ent -<br />
wicklung – wird sie dann Realität – aus<br />
vollem Herzen begrüßen und unterstützen.<br />
Und vielleicht ist der Bulldog<br />
nur e<strong>in</strong> Anfang für die vom Dortmunder<br />
Appell geforderte Wende <strong>in</strong> der Hunde -<br />
zucht zum Wohle der Hunde. Denn der<br />
Bulldog steht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er züchterischen<br />
Misere nicht alle<strong>in</strong>. Etliche Hunderassen<br />
stehen kaum besser dar, meist nur nicht<br />
so deutlich nach außen sichtbar. Denn<br />
Epilepsie, Herzschwäche, Glaukome<br />
und viele andere durch die <strong>Zucht</strong> verbreitete<br />
Erbkrankheiten kann man nicht<br />
so leicht sehen. Hier im Blog habe ich<br />
vielfach berichtet und werde auch weiter<br />
berichten – müssen.<br />
Autor: Christoph Jung<br />
www.petwatch.blogspot.com
„Rassehund am Ende?“<br />
Der Autor ist Diplom-Psychologe, be -<br />
kannt durch den Dortmunder Appell<br />
und Petwatch, und befasst sich <strong>in</strong> diesem<br />
Werk mit der Situation und dem<br />
Schicksal des Hundes, <strong>in</strong>sbesondere der<br />
Schauvariante des Rassehundes. Vor<br />
allem <strong>in</strong> den letzten 50 Jahren, seit<br />
immer mehr Hunderassen nicht mehr<br />
als Arbeitshunde tätig s<strong>in</strong>d, s<strong>in</strong>d diese<br />
zu Gesellschafts- beziehungsweise Fa -<br />
mi lienhunden geworden, und seither<br />
ist bei diesen immer mehr von Inzucht,<br />
Qualzucht und zunehmen den Erbkrank -<br />
heiten die Rede.<br />
Jung hat dieses Gebiet e<strong>in</strong>gehend<br />
recherchiert und Konsequenzen, Ge -<br />
E<strong>in</strong>e Rezension von Dr. Hellmuth Wachtel (Foto rechts)<br />
genmaßnahmen und Mög lichkeiten der<br />
Verbes se rung untersucht und besprochen,<br />
wie auch die möglichen Alter na -<br />
tiven zum Schaurassehund, wie Misch -<br />
l<strong>in</strong>ge, ungeplante und die Designer<br />
Dogs, also geplante Mischl<strong>in</strong>ge, importierte<br />
Straßenhunde, Parias und Schen -<br />
sis etc. beurteilt. Ich halte dieses Buch<br />
gerade heute für höchst aktuell.<br />
Der Autor enthüllt erschütternde<br />
und schockierende Fakten aus allen<br />
Bereichen, die mit dem Hund zu tun<br />
haben, wie der <strong>Zucht</strong>, dem Ausstel -<br />
lungs wesen, sogar der tierärztlichen<br />
Betreuung, dem totalen Versagen aller<br />
Instanzen, die mit Qualzucht, anderen<br />
züchterischen Problemen,<br />
und dem Handel. Er deckt<br />
die oft bestürzende Wahr -<br />
heit auf Gebieten auf, die<br />
der All ge me<strong>in</strong>heit im Zu -<br />
sam menhang mit des<br />
Menschen besten Freund<br />
fälschlich als ordentlich<br />
und geregelt ersche<strong>in</strong>en,<br />
wie etwa der Fütterung,<br />
die heute von der Indus -<br />
trie monopolisiert wird,<br />
und dieses leider nicht im -<br />
mer zum Vorteil der Hunde.<br />
Rassehund am Ende? –<br />
S<strong>in</strong>d Mischl<strong>in</strong>g, Nothund,<br />
Tierheimhund die<br />
Alternative?<br />
ISBN: 9783842367364<br />
140 Seiten, 14,80 Euro<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
Jung verteidigt den heute so vielfach<br />
gefährdeten und manchmal gegenüber<br />
den möglichen Alternativen unterbewerteten<br />
Rassehund, und zweifellos<br />
s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Bemühungen diesbezüglich<br />
wertvoll, klären sie doch Missstände<br />
schonungslos auf und können den<br />
Hun de liebhabern helfen, sich bei der<br />
Auswahl e<strong>in</strong>es tierischen Lebens ge -<br />
fährten vor schlimmen Enttäuschungen<br />
zu schützen. Er relativiert so bei aller<br />
Objektivität vieles, was häufig als be -<br />
son derer Vorteil von Not- und Tierheim -<br />
hunden, Mischl<strong>in</strong>gen – ungeplanten<br />
wie die geplanten Designer Dogs – vor<br />
dem Rassehund bezeichnet wird, ob -<br />
wohl diese alle auch Vorteile haben.<br />
Gerade die Rassehunde stellen aber<br />
e<strong>in</strong> zu erhaltendes Kulturgut dar, das<br />
nicht länger durch schwere <strong>Zucht</strong>fehler<br />
und die leider so oft unverständliche<br />
Richtpraxis im Ausstellungsr<strong>in</strong>g schwer<br />
gefährdet werden darf!<br />
Obwohl ich e<strong>in</strong> paar Details etwas<br />
anders sehe, ersche<strong>in</strong>t mir daher, Alles<br />
<strong>in</strong> Allem, dieses Buch gerade heute für<br />
so wichtig, dass es <strong>in</strong> die Hand jedes<br />
Hundefreundes gehört.<br />
Dr. Hellmuth Wachtel (c)<br />
September 2011<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 29
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
Künstliche Besamung<br />
<strong>in</strong> der Hundezucht<br />
Instrumentelle Samenübertragung<br />
oder künstliche Besamung ist e<strong>in</strong>e<br />
Technik, die sich <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />
rasant verbreitet hat. Selbst <strong>in</strong> der<br />
Humanmediz<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d diese E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong><br />
elementare Techniken des Lebens zur<br />
Rout<strong>in</strong>e geworden. In der Agrar-Indus -<br />
trie ist die <strong>in</strong>strumentelle Samen über -<br />
tragung längst Standard, um so möglichst<br />
profitable Ergebnisse <strong>in</strong> der Fleischoder<br />
Milchproduktion zu erhalten –<br />
regelmäßig zu Lasten des Wohls der<br />
Tiere.<br />
Die Veter<strong>in</strong>är-Mediz<strong>in</strong> drängt seit<br />
Jahren mit Macht <strong>in</strong> den riesigen Markt<br />
der Hundezucht, um diese Technik zu<br />
vermarkten. 2007 hat sich die Arbeits -<br />
gruppe Reproduktionsmediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> der<br />
Hundezucht (AGRH) gegründet. Prak -<br />
tisch alle Tiermediz<strong>in</strong>-Unis betreuen<br />
<strong>in</strong>zwischen dieses Feld auch bei Hun -<br />
den. Überall s<strong>in</strong>d Veter<strong>in</strong>äre unterwegs,<br />
um den Hundezüchtern ihre Dienste<br />
e<strong>in</strong>er technisierten Fortpflanzung anzupreisen.<br />
Tatsächlich gibt es e<strong>in</strong>ige gute<br />
Gründe, diese moderne Technik der<br />
Mediz<strong>in</strong> zu nutzen.<br />
Künstliche Besamung kann für das<br />
Wohl und die Gesundheit der Hunde s<strong>in</strong>nvoll<br />
se<strong>in</strong>, zum Beispiel:<br />
• Wenn hierdurch e<strong>in</strong>e genetische<br />
Verbesserung der Population erzielt<br />
werden kann, etwa durch Genmaterial<br />
e<strong>in</strong>es hervorragend passenden<br />
Rüden, der aber weit entfernt steht.<br />
• In Verb<strong>in</strong>dung mit Nachzucht beur -<br />
30<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
teilungen und Langzeitstudien, die<br />
be son ders vitale und langlebig<br />
gesunde Hunde identifizieren, deren<br />
Samen dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Genbank erhalten<br />
ist und zur Verbesserung der<br />
Population zielgerichtet verwendet<br />
werden könnten.<br />
Künstliche Besamung kann aber auch<br />
zum Nachteil der Gesundheit der Hunde<br />
e<strong>in</strong>gesetzt werden, zum Beispiel:<br />
• Wenn sie zur <strong>Zucht</strong>verwendung von<br />
Hunden führt, die selbst nicht mehr<br />
imstande s<strong>in</strong>d, sich natürlich zu vermehren.<br />
Das ist <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Augen<br />
aktive Förderung von Qualzucht!<br />
Viele Exzesse der Qualzucht der letzten<br />
Jahre haben die Veter<strong>in</strong>äre erst<br />
durch die <strong>in</strong>strumentelle Samenüber<br />
tragung möglich gemacht. Im<br />
WDR wurde im August 2011 der<br />
Vorsitzende des AGRH, Dr. Konrad<br />
Blend<strong>in</strong>ger, gezeigt, der zwei Bulldogs<br />
für die <strong>Zucht</strong> verpaarte. Diese<br />
armen Hunde waren durch Qualzucht<br />
nicht <strong>in</strong> der Lage, sich natürlich<br />
fortzupflanzen und zeigten<br />
zudem extreme Atemprobleme. In<br />
me<strong>in</strong>en Augen hat sich Dr. Blend<strong>in</strong>ger<br />
hier aktiv an Qualzucht beteiligt<br />
und gegen §11b Tierschutzgesetz<br />
verstoßen. Ohne die aktive Mitwirkung<br />
der Veter<strong>in</strong>äre (auch beim Kaiserschnitt)<br />
wären solche krank<br />
•<br />
gezüchteten Hunde e<strong>in</strong>fach ausgestorben.<br />
Wenn damit bestimmte Champion-<br />
von Christioph Jung<br />
www.petwatch.de<br />
Rüden, Popular Sires, massenhaft<br />
und über die weltweite Population<br />
verteilt für die <strong>Zucht</strong> verwendet werden,<br />
samt ihrer Veranlagungen für<br />
Erbkrankheiten und angesichts der<br />
h<strong>in</strong>länglich bekannten Schäden<br />
•<br />
durch Inzucht und Homo genisierung<br />
des Erbgutes. Das ist genetische<br />
Qualzucht.<br />
Wenn sie quasi als Zwangsmaß nahme<br />
zur Befruchtung von Hünd<strong>in</strong> nen<br />
e<strong>in</strong>gesetzt wird, die von dem gewählten<br />
Rüden nicht gedeckt werden<br />
wollen. Auch Hünd<strong>in</strong>nen, die<br />
aufgrund Degeneration mental nicht<br />
mehr zu e<strong>in</strong>em natürlichen Deckakt<br />
bereit s<strong>in</strong>d, sollten nicht durch <strong>in</strong>strumentelle<br />
Besamung <strong>in</strong> der <strong>Zucht</strong><br />
gehalten werden.<br />
In der Praxis sieht es danach aus, dass<br />
die letztgenannten Gründe überwiegen<br />
und so die Fortschritte der Tiermediz<strong>in</strong><br />
zum Nachteil der Gesundheit der Hunde<br />
Dortmunder Appell<br />
für e<strong>in</strong>e Wende <strong>in</strong> der<br />
Hundezucht<br />
www.dortmunder-appell.de
e<strong>in</strong>gesetzt werden. Im Interesse des<br />
Profits wird zunehmend die ganze Hun -<br />
deproduktion technisiert, angefangen<br />
von der künstlichen Besamung über<br />
term<strong>in</strong>ierte Kaiserschnitte bis h<strong>in</strong> zur<br />
Aufzucht der Welpen <strong>in</strong> Brutkästen und<br />
per Sonde. Die erwachsenen Hun de<br />
s<strong>in</strong>d dann als Dauerpatienten <strong>in</strong> den<br />
Veter<strong>in</strong>ärkl<strong>in</strong>iken und Kunden diätischer<br />
Sonderfuttermittel dankbare Um -<br />
satzgaranten. Pecunia non olet.<br />
Aus Tierschutzgründen sollte die<br />
künstliche Besamung <strong>in</strong> der Hunde zucht<br />
verboten se<strong>in</strong>, mit Ausnahme der erstgenannten<br />
Gründe und weiterer im<br />
Interesse gesunder Hundepopu latio nen.<br />
Berry Spruijt, Professor für Tierschutz<br />
an der Universität Utrecht:<br />
„Wo Tiere sich nicht mehr selbst fortpflanzen<br />
können und das auch noch e<strong>in</strong>schließ -<br />
News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde –<br />
25.8.2011<br />
Illegaler Hundehandel: Drei<br />
Chihuahuas im östlichen Enzkreis<br />
beschlagnahmt<br />
Pforzheim (aho) – Erneut wurde im Enzkreis der illegale Handel mit aus dem<br />
Ausland e<strong>in</strong>geführten Hunden aufgedeckt. Das Verbraucherschutz- und<br />
Veter<strong>in</strong>äramt war bei Recherchen im Internet auf Anzeigen gestoßen, <strong>in</strong><br />
denen Chihuahua-Welpen zum Verkauf angeboten wurden. Die Veter<strong>in</strong>äre<br />
machten daraufh<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sam mit der Polizei beim Anbieter der Tiere e<strong>in</strong>en<br />
„Hausbesuch“ und wurden rasch fündig: ...<br />
–> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de (Chihuahas beschlagnahmt)<br />
<strong>Zucht</strong>-<strong>Kritik</strong><br />
lich Paarung und Geburt, sollte man diese<br />
Varianten e<strong>in</strong>er Art auch nicht mehr am<br />
Leben halten. Es ist mir unbegreiflich, wie<br />
so etwas der Ausgangspunkt e<strong>in</strong>es Tier -<br />
arztes se<strong>in</strong> kann, der eigentlich die Ge -<br />
sund heit und das Wohl der Tiere befördern<br />
soll. Ich verstehe nicht, dass der<br />
Berufsverband der Veter<strong>in</strong>äre sich nicht<br />
klar distanziert und se<strong>in</strong>e Mitglieder an -<br />
weist, solche D<strong>in</strong>ge nicht zu tun.“<br />
(In der niederländischen TV-Doku men -<br />
tation „E<strong>in</strong>de van de rashond“ vom<br />
11.12.2010)<br />
Autor: Christoph Jung<br />
www.petwatch.blogspot.com<br />
News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde – 22.8.2011<br />
<strong>NRW</strong> fördert Modernisierung von Tierheimen –<br />
Auslandshunde s<strong>in</strong>d K.O.-Kriterium<br />
Reckl<strong>in</strong>ghausen/Essen (aho) – E<strong>in</strong>malig <strong>in</strong> 2011 können bauliche Maßnahmen <strong>in</strong> Tierheimen mit bis zu<br />
80% vom Land <strong>NRW</strong> bezuschusst werden. Pro Antrag s<strong>in</strong>d maximal 40.000 € möglich, <strong>in</strong>sgesamt stehen<br />
500.000 € zur Verfügung.<br />
Die Förderung ist an Bed<strong>in</strong>gungen geknüpft. Zum<br />
Zeitpunkt der Entscheidung über den Antrag müssen<br />
unter anderem folgende Unterlagen und<br />
Anlagen vorliegen: E<strong>in</strong>e Verpflichtungserklärung<br />
des Tierheimträgers, für den Zeitraum von 5 Jahren<br />
ke<strong>in</strong>e zum Zwecke der Vermittlung aus dem<br />
Ausland verbrachten Tiere <strong>in</strong> das Tierheim aufzunehmen;<br />
...<br />
–> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de (Modernisierung Tierheime)<br />
Foto: Karl-He<strong>in</strong>z Laube/pixelio.de<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 31
Rasseporträt<br />
Französische<br />
Bulldogge<br />
Wohlerzogen und aus seriöser, gesunder<br />
und wesensfester <strong>Zucht</strong> kann der<br />
Bully selbstsicher auch als kle<strong>in</strong>er,<br />
„großer“ Hund viele Jahre se<strong>in</strong>en Men -<br />
schen erfreuen.<br />
Aufgrund se<strong>in</strong>er handlichen Größe<br />
ist der Bully auch gut <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Wohnung<br />
oder der Stadt zu halten. Dies darf aber<br />
nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen, dass es<br />
auch hier Rassevertreter gibt, die viel<br />
Auslauf und geistige Auslastung brau-<br />
32<br />
Die Französische Bulldogge ist e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Begleithund, der <strong>in</strong> letzter Zeit immer mehr Herzen<br />
erobert. Er ist e<strong>in</strong> freundlicher, lebhafter M<strong>in</strong>i-Molosser, der mit se<strong>in</strong>em kurzen Fell sehr pflegeleicht<br />
ist. Die ideale Bulldogge ist lebhaft, aber nicht überdreht, freundlich und gesellig, aber nicht aufdr<strong>in</strong>glich,<br />
mutig und etwas eigens<strong>in</strong>nig, aber nicht größenwahns<strong>in</strong>nig, durch e<strong>in</strong> gesundes<br />
Selbstbewusstse<strong>in</strong> wachsam ohne e<strong>in</strong> Kläffer zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> der Regel ohne besondere Jagdpassion.<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
chen. Es gibt die gemütlichen Bullys, aber<br />
auch unerschöpfliche, agile Hunde, die<br />
den großen Rassen kaum nachstehen.<br />
Mitunter kann auch der kle<strong>in</strong>e Bully<br />
se<strong>in</strong>e Vorfahren, die großen Bullen bei -<br />
ßer und Doggen nicht verbergen. Er ist<br />
niemals unsicher oder ängstlich und<br />
stellt sich selbstbewusst neuen Situa -<br />
tionen. Er wird auch oftmals als Geselle<br />
für den großen Wächter von Haus und<br />
Hof gehalten.<br />
E<strong>in</strong> sehr großer und<br />
hochbe<strong>in</strong>iger Bully<br />
Das mit dem<br />
Größenwahns<strong>in</strong>n ist relativ ...
Der Bully gilt als großer K<strong>in</strong>der freund.<br />
Natürlich muss wie bei allen anderen<br />
Rassen auch hier auf sorgfältige Annä -<br />
h erung geachtet werden. Aber dieser<br />
kle<strong>in</strong>e Hund auf Augen höhe hat Dank<br />
se<strong>in</strong>er hohen Reiz schwelle e<strong>in</strong> unglaubliches<br />
Nachsehen für etwas gröbere<br />
Ausrutscher. Aber Vorsicht! Harmo nie -<br />
ren K<strong>in</strong>d und Bully zu sehr, potenzieren<br />
sich die Streiche und Blöds<strong>in</strong>nigkeiten<br />
auf e<strong>in</strong> Vielfaches.<br />
Der Bully kann sehr gelehrig se<strong>in</strong>, es<br />
gibt aber auch recht sture Vertreter der<br />
Rasse, die erst über den S<strong>in</strong>n der Be -<br />
fehle nachzudenken sche<strong>in</strong>en. Erwartet<br />
man e<strong>in</strong>en wirklich unterwürfigen Hund,<br />
wird man mit e<strong>in</strong>em Bully auf Dauer<br />
weniger glücklich werden. Doch mit liebevoller<br />
Konsequenz und e<strong>in</strong>er Menge<br />
Geduld kommt man auch hier bald zum<br />
Ziel. ABER: Die Intelligenz dieses Clowns<br />
darf man besonders dann nicht unterschätzen,<br />
wenn er auf Um wegen an<br />
se<strong>in</strong> erwünschtes Ziel kommen will.<br />
Manche Vertreter s<strong>in</strong>d hier wirklich sehr<br />
e<strong>in</strong>fallsreich und raff<strong>in</strong>ierte Nerven -<br />
sägen. Gerade diesen „selbstbewussten<br />
Ungehorsam“ schätzen und lieben die<br />
Fans dieser Rasse so sehr.<br />
Die <strong>Zucht</strong> ist auch hier ihre seltsamen<br />
Wege gegangen und viele Hunde<br />
des Bulldogtyps leiden unter der extremen<br />
Übertypisierung des Standards der<br />
letzten Jahrzehnte. Zu kurze Körper, zu<br />
kurze und zu enge Nasen brachten viele<br />
Vertreter dieser wunderbaren Rasse <strong>in</strong><br />
die Nähe der Qualzucht, ja sehr viele<br />
Hunde können ihr Leben ohne korrigierende<br />
Operationen oder Schäden am<br />
Skelett nicht genießen. Diesen Trend<br />
gilt es unbed<strong>in</strong>gt abzuwenden.<br />
Der <strong>in</strong>ternationale Standard be schränkt<br />
das Gewicht der Bulldoggen auf 14 kg.<br />
E<strong>in</strong>ige <strong>Zucht</strong>vere<strong>in</strong>e dulden aber e<strong>in</strong>e<br />
obere Abweichung von circa 15 %.<br />
Diese Toleranz ist auch wichtig, da die<br />
etwas größeren Tiere häufig weniger<br />
E<strong>in</strong>schränkungen <strong>in</strong> ihrer Gesund heit<br />
haben, sofern das erhöhte Gewicht sich<br />
nicht nur auf breitere Köpfe und Schul -<br />
tern bezieht. Das beg<strong>in</strong>nt mit der Fähig -<br />
keit der natürlichen Zeugung und Geburt<br />
und endet mit weitaus weniger Be -<br />
schwer den der Atemwege und des Ske -<br />
lettes (www.gesunde-bulldoggen. de/).<br />
Gesunde Tiere aufgrund von ger<strong>in</strong>ger<br />
Gewichtsüberschreitung nicht zur <strong>Zucht</strong><br />
zuzulassen, wäre aufgrund der momentanen<br />
Situation der Bull doggen töricht.<br />
Rasseporträt<br />
Daher gibt es schon viele Züchter, die<br />
diese Rasse auch ohne E<strong>in</strong>kreuzung,<br />
wie es bei anderen Bulldog-Rassen<br />
schon vorgekommen ist, wieder vitaler<br />
und robuster züchten.<br />
Frei nach dem Motto: Wir machen<br />
den Bully erst wieder gesund und dann<br />
wieder hübsch. Wobei hübsch sicher-<br />
Unter den Bullys gibt es die gemütliche Variante, aber auch sehr agile Hunde, die den großen Rassen <strong>in</strong> nichts nachstehen<br />
lich auch e<strong>in</strong>e subjektive E<strong>in</strong>stellung ist,<br />
der FCI-Stan dard auch längere Nasen<br />
und Ruten zulässt (www.deichbullys.de).<br />
Ihn zu ändern ist nicht notwendig, wie<br />
es bei den Englischen Bulldoggen der<br />
Fall war (www.bulldogge.de). Ihn korrekt<br />
zu lesen und im S<strong>in</strong>ne des Tier -<br />
schutzes rich tig zu <strong>in</strong>terpretieren und<br />
auch auf Aus stellungen zu bewerten<br />
allerd<strong>in</strong>gs schon.<br />
E<strong>in</strong> gesunder Bully macht e<strong>in</strong>fach nur<br />
Spaß, dieser Rasse wohnt so e<strong>in</strong>e un -<br />
bändige Lebensfreude <strong>in</strong>ne, dass es e<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong>e züchterische Todsünde ist,<br />
gewisse erbliche Krankheiten zu tolerien<br />
bzw. diesen nicht massiv und mit<br />
aller Konsequenz entgegenzutreten.<br />
Aus derartiger Unzucht s<strong>in</strong>d ganze<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 33
Rasseporträt<br />
veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische Fachrichtungen<br />
entstanden (www.kle<strong>in</strong>tierkl<strong>in</strong>ik.unileipzig.de/).<br />
Wer genau darüber nachdenkt,<br />
erkennt schnell das Gro teske auf<br />
Kosten jedes e<strong>in</strong>zelnen, be trof fenen<br />
Tieres und den leidenden Besitzern, die<br />
dah<strong>in</strong>terstehen.<br />
Was man auch nicht außer Acht lassen<br />
darf, ist die Tatsache, dass der Bully<br />
<strong>in</strong> den letzten Jahren vom Schmuse -<br />
hund zu e<strong>in</strong>em echten Begleiter für die<br />
ganze Familie herangezogen wurde,<br />
d. h., er muss ganzjährig als Hund und<br />
nicht nur als skurriles, übertypisiertes<br />
Maskottchen funktionieren. Der Bully ist<br />
quasi vom Sofa <strong>in</strong>s Leben gesprungen<br />
und genießt dieses <strong>in</strong> vollen Zügen,<br />
wenn er darf und kann. Dies sollte e<strong>in</strong>e<br />
Selbst verständlichkeit se<strong>in</strong>, die jeder<br />
e<strong>in</strong>zelne Züchter <strong>in</strong> der Hand hat!<br />
Wenn man sich e<strong>in</strong> bißchen <strong>in</strong> der<br />
<strong>Zucht</strong> der Bullys umschaut, f<strong>in</strong>det man<br />
34<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
mittlerweile robuste Sportler, die auch<br />
die Begleithundeprüpfung absolvieren.<br />
Hunde, die Sommer wie W<strong>in</strong>ter ihre Leis -<br />
tung br<strong>in</strong>gen und nicht bei 18 Grad <strong>in</strong><br />
den Schatten getragen werden müssen.<br />
Wer sich verschiedene <strong>Zucht</strong>hunde<br />
ansieht, wird schnell erkennen, dass es<br />
sowohl den gedrungenen Showbullys<br />
als auch die etwas größeren, schlankeren<br />
Allround-Bully-Hunde gibt. Gesund<br />
und munter können sicherlich beide<br />
se<strong>in</strong>, letztendlich entscheidet der persönliche<br />
Geschmack und die Erwar -<br />
tung, die man an Freund Hund stellt.<br />
Diesen kann das Tier nur gerecht werden,<br />
wenn Körper und Wesen gesund<br />
harmonieren.<br />
Wie alles im Leben, hat auch diese<br />
Entwicklung zwei Seiten. Es nutzt dem<br />
Hund nichts, wenn er den sportlichen<br />
Körper, aber den Atemapparat des kur-<br />
Auf e<strong>in</strong>en ausgebildeten Nasenrücken<br />
der Elterntiere sollte man vor dem<br />
Kauf e<strong>in</strong>es Bully-Welpen unbed<strong>in</strong>gt<br />
achten<br />
zen Standardbullys, schlimmstenfalls<br />
mit richtig agilem Charakter, erbt. Dann<br />
steckt Freund Hund mit e<strong>in</strong>em Geist <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Körper, den gewisse Organe<br />
nicht bedienen können. E<strong>in</strong>e ganz neue<br />
Perspektive der Qualzucht! Daher ge hört<br />
die <strong>Zucht</strong> der Bull dog gen wirklich nur<br />
<strong>in</strong> sehr erfahrene und aufgeschlossene<br />
Hände (http://petwatch.blogspot. com).<br />
Achten Sie daher immer auf e<strong>in</strong>en<br />
gut ausgebildeten Nasenrücken der<br />
Elterntiere, wenn Sie sich für e<strong>in</strong>en<br />
Welpen der kurzköpfigen Rassen <strong>in</strong>teressieren.<br />
Es ist bewiesen, dass e<strong>in</strong>e ausreichende<br />
Thermoregulierung (http://petwatch.<br />
blogspot.com) über die Hunde nase mit<br />
allzu kurzem Gesicht nicht möglich ist,<br />
diverse Tierärzte empfehlen e<strong>in</strong>e Länge<br />
von m<strong>in</strong>destens 4-5 cm.<br />
E<strong>in</strong> gesunder Bully kann auch <strong>in</strong> der<br />
sommerlichen Mittagshitze geräuschlos<br />
se<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gassirunde gehen, ohne<br />
sich permanent abkühlen zu müssen.<br />
E<strong>in</strong> gesunder Bully hechelt, aber röchelt<br />
nicht. DAS ist normal, nicht diverse<br />
Empfehlungen, dass der Bully ke<strong>in</strong><br />
Som merhund ist. Angemessene Bewe -<br />
gung bei Hitze ist nicht rasseabhängig,<br />
wenn die Klimaanlage, d. h. die Nase<br />
des Hundes ohne E<strong>in</strong>schränkungen<br />
funktioniert.<br />
Die Verfechter des übertriebenen<br />
K<strong>in</strong>dchenschemas werden sich mittelfristig<br />
umgewöhnen müssen, wenn der<br />
Bully nicht irgendwann doch auf die<br />
Qualzuchtliste rutschen soll. Wir hoffen<br />
sehr, dass der Bully die Wende schafft<br />
und uns noch lange als drolliger Freund<br />
erfreuen wird.<br />
Letztendlich muss der e<strong>in</strong>zigartige<br />
Charakter der Bulldoggen überleben.<br />
Und das wird er, wenn die Liebhaber<br />
der Rasse es richtig anpacken. Züchter<br />
müssen Rückschläge als Chance für<br />
Erkenntnis und Verbesserung und nicht<br />
als <strong>Kritik</strong> und Versagen ansehen.<br />
Lasst den Bully leben, er hat es verdient!<br />
Text und Fotos: Claudia Fuhrmann<br />
www.deichbullys.de
Der Handel mit Tieren beg<strong>in</strong>nt bereits<br />
dann, wenn regelmäßig Tiere aus dem<br />
Ausland geholt und diese <strong>in</strong> Deutsch -<br />
land gegen Schutzgebühr, abgegeben<br />
werden. Selbst wenn bei jeder Fahrt<br />
nur 5 Tiere geholt werden und diese<br />
danach veräußert werden, ist dies<br />
bereits Handel. Jeder der dies tut, muss<br />
e<strong>in</strong>en Paragraphen 11 nachweisen. Zu -<br />
dem müssen die E<strong>in</strong>nahmen aus diesem<br />
Handel versteuert werden. Nur wer<br />
bis zu 5 Tiere aus dem Ausland e<strong>in</strong>führt<br />
und diese auch als Privat-Tiere behält,<br />
fällt nicht unter diese Reglung.<br />
Erste Anzeigen gegen Vere<strong>in</strong>e und<br />
Privatpersonen zeigen bereits Wirkung.<br />
E<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det sich nach unserer<br />
Kenntnis bereits <strong>in</strong> Auf lösung, der sich<br />
nicht an die EU Rege -<br />
lungen hielt. Wie wir alle<br />
wissen, ist diese Art von<br />
E<strong>in</strong>fuhr ke<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfall, sondern<br />
unzählige Orgas und<br />
Privat per sonen verfahren<br />
auf diese Weise. Für alle<br />
gilt dasselbe, sie müssen<br />
sich an die (EG) Nr. 1/2005<br />
zum Schutz der Tiere beim<br />
Trans port halten, ebenso<br />
wie an die tierseuchenrechtlichen<br />
Be d<strong>in</strong> gungen<br />
für den Handel nach der<br />
Richt l<strong>in</strong>ie 92/65/EWG.<br />
Dass diese Richt l<strong>in</strong>ien für<br />
den privaten Reiseverkehr<br />
mit Tieren genutzt werden,<br />
um die Richt l<strong>in</strong>ie für<br />
den Handel auszuhebeln,<br />
ist der EU Kommission be -<br />
kannt. Grund sätzlich gilt,<br />
ab e<strong>in</strong>er An zahl von sechs e<strong>in</strong>geführten<br />
Tieren, die Richtl<strong>in</strong>ie der Verbr<strong>in</strong>gung<br />
von Tieren zu Handels zwe cken. Da viele<br />
Vere<strong>in</strong>e und Private Tier schützer regelmäßig<br />
fünf Tiere holen, fallen sie ebenfalls<br />
unter diese Richtl<strong>in</strong>ie und sie gelten<br />
als Händler. Es gibt bereits Tierschützer<br />
die diese Verstöße gegen die EU<br />
Richtl<strong>in</strong>ien regelmäßig zur An zeige<br />
br<strong>in</strong>gen.<br />
Besteuerung von Tierheimen<br />
und Tierhändlern<br />
Die F<strong>in</strong>anzämter s<strong>in</strong>d, nachdem sie jahrelang<br />
im Tiefschlaf waren, ebenfalls auf<br />
die Lücke im System aufmerksam ge -<br />
wor den. Was viele Tierschützer vielleicht<br />
Tierschutz<br />
Neues zum Thema Tierschutz<br />
Foto: Fotolia<br />
von Gabriele Hilbig, Mitglied im IZT (Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft<br />
Internationaler Zusammenschluss für Tierschutz)<br />
nicht wissen, ab E<strong>in</strong>nahmen durch Ver -<br />
mittlungsgebühren, egal welchen Na -<br />
men man diesen gibt, von über 17.500 €<br />
können Tierheime besteuert werden<br />
und benötigen nach unserem aktuellen<br />
Kenntnisstand zusätzlich zum § 11 Abs.<br />
1 Nr. 2 e<strong>in</strong>e Genehmigung nach §11<br />
Abs. 1 Nr. 3b zum Handel mit Wirbel -<br />
tieren, da Vere<strong>in</strong>e dann als unternehmerisch<br />
Tätig gelten und für die E<strong>in</strong> nah -<br />
men 7 % Steuern fällig werden.<br />
www.vere<strong>in</strong>sbesteuerung.<strong>in</strong>fo/tierheim.htm<br />
und http://www.vere<strong>in</strong>sbesteuerung.<strong>in</strong>fo/leitfaden.<br />
http://zergportal.de/<br />
Wir kennen Vere<strong>in</strong>e, die dies zu umgehen<br />
versuchten, <strong>in</strong>dem sie die Schutz -<br />
gebühr als Spende deklariert haben.<br />
Dies wurde zur Anzeige gebracht und<br />
wie wir hörten, hat sich die Steuerfahn -<br />
dung dieser Sache, die viele Jahre gut<br />
g<strong>in</strong>g, angenommen. Also Vorsicht vor<br />
falschen Entscheidungen!!! Das kann<br />
teuer werden!<br />
E<strong>in</strong> weiterer Irrtum, dem viele verfallen,<br />
ist der, dass wenn man ke<strong>in</strong> Tier -<br />
heim hat und man als Privatperson die<br />
Tiere per Internet vermittelt, man weder<br />
e<strong>in</strong>en Paragraphen 11 benötigt, noch <strong>in</strong><br />
irgend e<strong>in</strong>er Weise f<strong>in</strong>anziell belangt<br />
werden kann und so, auf diese Weise<br />
nicht unerhebliche Zusatze<strong>in</strong>nahmen,<br />
quasi als privates Taschengeld e<strong>in</strong>nehmen<br />
kann. E<strong>in</strong>ige Arbeitslose, haben<br />
mittlerweile e<strong>in</strong>en regelrechten Fahr -<br />
dienst e<strong>in</strong>gerichtet, mit dem regelmäßig<br />
Auslandstiere, gegen Entgelt nach<br />
Deutschland gebracht werden. Das ist<br />
ke<strong>in</strong> Kavaliersdelikt!<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 35
Tierschutz<br />
Zitat:<br />
Die zeitweise Auf nahme (Pflege) von Tie -<br />
ren wegen vorübergehender Abwe sen -<br />
heit des Halters gegen Entgelt (Tier pen -<br />
sion) wird dagegen als steuerpflichtiger<br />
wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb angesehen.<br />
Zur umsatzsteuerlichen Behandlung s. USt-<br />
Kartei OFD Magdeburg § 12 Abs. 2 Nr. 8<br />
Buchst. a UStG Karte 2 (S 7242 a).<br />
Zitat:<br />
Verwaltungsgericht Stuttgart Az.: 4 K<br />
5551/98. Gewerbsmäßig heißt weiterh<strong>in</strong>,<br />
das die Tätigkeit selbstständig, planmäßig<br />
und fortgesetzt ausgeübt wird. Es ist un -<br />
we sentlich, ob am Ende tatsächlich e<strong>in</strong><br />
Gew<strong>in</strong>n erzielt wird. Die Vorraus setzun -<br />
gen für den gewerbsmäßigen Handel<br />
s<strong>in</strong>d bei Agenturen zur nehmen. Als<br />
Agenturen werden auch Tierschutzorga -<br />
nisationen und Tierschutzvere<strong>in</strong>e angesehen,<br />
die z. b. über das Internet Tiere nur<br />
direkt vermitteln.<br />
www.vere<strong>in</strong>sbesteuerung.<strong>in</strong>fo/tierheim.htm<br />
und http://www.vere<strong>in</strong>sbesteuerung.<strong>in</strong>fo/leitfaden.<br />
http://zergportal.de/<br />
Der W<strong>in</strong>d hat sich gedreht. Entgegen<br />
der jahrelangen Praxis vieler Behörden,<br />
Tierschutzorganisationen, die Auslands -<br />
36<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
tiere nach Deutschland br<strong>in</strong>gen, e<strong>in</strong>fach<br />
machen zu lassen, und auch privaten<br />
Tierschützern, die diese Tiere Monat<br />
für Monat nach Deutschland holten, zu<br />
tolerieren, hören wir jetzt vermehrt kritische<br />
Stimmen seitens der Veter<strong>in</strong>är-<br />
Behörden <strong>in</strong> Deutschland und viele<br />
F<strong>in</strong>anz behörden haben begonnen vermehrt<br />
die E<strong>in</strong>nahmen der Vere<strong>in</strong>e unter<br />
die Lupe zu nehmen, nachdem sie<br />
durch H<strong>in</strong>weise auf diese Problematik<br />
aufmerksam wurden, dass durch den<br />
unkontrollierten Handel von Privat per -<br />
sonen und Vere<strong>in</strong>en Steuern am Staat<br />
vorbei gehen. Nach und nach werden<br />
die Bed<strong>in</strong>gungen für den illegalen<br />
Handel so e<strong>in</strong>geschränkt und Kontrol -<br />
len verstärkt. Die EU-Richtl<strong>in</strong>ien zum<br />
Handel lassen sich nicht mehr so leicht<br />
umgehen, wie dies <strong>in</strong> der Vergangen -<br />
heit gängige Praxis war.<br />
E<strong>in</strong>e Quotenregelung für die E<strong>in</strong>fuhr<br />
von Auslandstieren zum Schutz e<strong>in</strong>heimischer<br />
Tierheim-Tiere s<strong>in</strong>d laut Aus -<br />
sagen des Bundesm<strong>in</strong>isterium für<br />
Ernäh rung, Landwirtschaft und Ver -<br />
brau cherschutz <strong>in</strong> Bonn, nicht möglich,<br />
wegen geltenden Rechts der EU und<br />
der Regeln der Welthandels organi sa -<br />
tion. E<strong>in</strong> Nachteil für deutsche Tiere, wie<br />
wir f<strong>in</strong>den.<br />
Bußgelder für Versuchslabore,<br />
die nicht für den Versuch<br />
zugelassene Tiere verwenden<br />
Hunde und Katzen u.a. dürfen gemäß<br />
§ 9 TierSchG für Tierversuche verwendet<br />
werden, wenn sie für e<strong>in</strong>en solchen<br />
Zweck gezüchtet worden s<strong>in</strong>d und aus<br />
e<strong>in</strong>er <strong>Zucht</strong>e<strong>in</strong>richtung stammen. Aus -<br />
nah men s<strong>in</strong>d möglich, wenn für den<br />
Versuchszweck gezüchtete Tiere der<br />
betreffenden Art nicht zur Verfügung<br />
stehen oder der Zweck des Tierversuchs<br />
Tiere anderer Herkunft erforderlich<br />
macht. Diese können z. B. aus dem<br />
Ausland stammen. Wichtig ist <strong>in</strong> dem<br />
Fall Name und Anschrift des Vorbe sit -<br />
zers, bei Hunden und Katzen zudem<br />
Angaben zur Identifikation. Werden die<br />
Vorgaben von den Versuchslaboren,<br />
nachweislich nicht e<strong>in</strong>gehalten, kann<br />
der Leiter oder der Stellvertreter des<br />
Versuchsvorhabens mit e<strong>in</strong>er Geldbuße<br />
bis zu 25.000 € belangt werden.<br />
Werden Tiere illegal aus dem Aus -<br />
land oder Inland an Versuchslabore verkauft,<br />
gilt also dasselbe.<br />
Wichtig auch noch mal zu wissen ist,<br />
dass es auch Tierheime gibt, die Tiere<br />
für Versuchslabore zur Verfügung stellen.<br />
Das ist laut Aussagen e<strong>in</strong>es Mitar -<br />
beiters des hiesigen Veter<strong>in</strong>äramtes<br />
Therapeuten und Hundeschulen<br />
Dienstleistungspakete<br />
Ausbildung und Sem<strong>in</strong>are<br />
www.absolut-hund.de
nicht strafbar. Die E<strong>in</strong>nahmen s<strong>in</strong>d für<br />
das Tierheim steuerpflichtig, da die<br />
Tiere verkauft werden!<br />
Töten von Tieren <strong>in</strong><br />
Tierheimen<br />
In manchen Tierheimen, werden Tiere,<br />
wenn sie e<strong>in</strong>e bestimmte Zeit lang nicht<br />
vermittelbar s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>geschläfert. Für<br />
das Töten von Tieren, muss es nach § 1<br />
Satz 2 TierSchG e<strong>in</strong>en vernünftigen<br />
Grund geben. E<strong>in</strong> vernünftiger Grund<br />
ist dann gegeben, wenn er triftig, e<strong>in</strong>sichtig<br />
und von e<strong>in</strong>em schutzwürdigen<br />
Interesse getragen anzuerkennen ist<br />
und schwerer wiegt als das Interesse<br />
des Tieres an Unversehrtheit.<br />
Überbelegung und Unvermittel ba r -<br />
keit s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Gründe, die das Töten<br />
von Tieren rechtfertigen. Grundsätzlich<br />
sollte im Interesse aller deutschen Tiere<br />
News aus der AHO Redaktion<br />
Kle<strong>in</strong>tiere & Pferde – 24.8.2011<br />
Illegaler Welpenverkauf<br />
aufgedeckt – Veter<strong>in</strong>är -<br />
amt Bielefeld bittet um<br />
sachdienliche H<strong>in</strong>weise<br />
Bielefeld (aho) – Auf Grund e<strong>in</strong>es H<strong>in</strong>weises<br />
e<strong>in</strong>er aufmerksamen Bürger<strong>in</strong> hat das Veteri -<br />
näramt der Stadt Bielefeld Ende der vergangenen<br />
Woche e<strong>in</strong>en illegalen Handel mit Welpen<br />
aus Osteuropa aufgedeckt. Es wurden fünf sehr<br />
junge Mopswelpen sichergestellt.<br />
–> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de<br />
(Illegaler Welpenverkauf aufgedeckt)<br />
im Tierheim, e<strong>in</strong>e Balance gefunden<br />
werden, die den Interessen unserer<br />
Tiere Rechnung trägt und ihnen Chan -<br />
cengleichheit gegenüber den aus dem<br />
Ausland nach Deutschland importierten<br />
Tieren gewährt. Das ist im Augen -<br />
blick nicht der Fall.<br />
Fütterungsverbot für Katzen<br />
und Tauben<br />
Unser Ans<strong>in</strong>nen, die Regelung des<br />
Fütterungsverbotes für frei lebende<br />
Katzen und Tauben, die die Städte und<br />
Geme<strong>in</strong>debunde verursacht haben,<br />
weil Städte und Geme<strong>in</strong>den sich an<br />
deren Mustersatzung anlehnen, <strong>in</strong><br />
denen diese Fütterungsverbote enthalten<br />
s<strong>in</strong>d, diese zu unterb<strong>in</strong>den, ist noch<br />
nicht gelungen. Hier s<strong>in</strong>d die Länder<br />
verantwortlich. Dieser Angelegenheit<br />
nehmen wir uns noch e<strong>in</strong>mal an.<br />
Tierschutz<br />
Neuregelung Fundtier und<br />
herrenlose Tiere<br />
Laut Auskunft des Bundes<strong>in</strong>nen m<strong>in</strong>is -<br />
teriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz, f<strong>in</strong>den im Au -<br />
gen blick Gespräche statt, zwischen diesem<br />
M<strong>in</strong>isterium, Tierschutzverbänden<br />
und kommunalen Spitzenverbänden,<br />
die der Entlastung von Tierheimen dienen<br />
sollen. Es werden Fragen zur Def<strong>in</strong>i -<br />
tion von Fund – und herrenlosen Tieren<br />
und der Verfahrensweise mit diesen<br />
Tieren beraten. Diese Veränderung ist<br />
schon viele Jahre überfällig und daher<br />
absolut erfreulich!<br />
Autor<strong>in</strong>: Gabriele Hilbig, Mitglied im IZT<br />
(Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Internationaler<br />
Zusammenschluss für Tierschutz)<br />
News aus der AHO Redaktion Kle<strong>in</strong>tiere &<br />
Pferde – 24.9.2011<br />
Flöhe bei Hund und Katze<br />
(BfT) – Me<strong>in</strong> Tier hat ke<strong>in</strong>e Flöhe!<br />
Die meisten Tierbesitzer s<strong>in</strong>d<br />
unangenehm überrascht, wenn<br />
der Tierarzt mit dem Flohkamm<br />
erwachsene Flöhe oder den typischen<br />
rotbraunen Flohkot aus<br />
dem Fell des Tieres kämmt. Flöhe<br />
s<strong>in</strong>d nicht nur unerwünscht und<br />
lästig, sondern können auch die<br />
Gesundheit von Mensch und Tier<br />
bee<strong>in</strong>trächtigen.<br />
–> Weiterlesen: www.animal-health-onl<strong>in</strong>e.de (Flöhe bei Hund<br />
und Katze) Foto: Fotolia<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 37
Kastrationsprojekte<br />
<strong>in</strong> der Karibik<br />
Völlig überraschend und spontan entschlossen<br />
sich Dr. Bon<strong>in</strong> aus der Tier -<br />
kl<strong>in</strong>ik Hach <strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und<br />
Dr. List aus Ludwigsburg, <strong>in</strong> ihrem<br />
Urlaub nach Sosúa zu kommen.<br />
Die Entscheidung fiel am 12.07.11<br />
Am 13.07. wurden den ganzen Tag Flüge<br />
gesucht: Bed<strong>in</strong>gt durch die großen Ferien<br />
<strong>in</strong> Deutschland herrschte auch <strong>in</strong> dem<br />
beliebten Urlaubsziel Dom. Rep. Hoch -<br />
saison und entsprechend ausgebucht<br />
waren die Flüge. Es gab <strong>in</strong> dem Zeit -<br />
raum nur noch 2 Plätze, mit Rückflug<br />
von Santo Dom<strong>in</strong>go anstatt, wie ge -<br />
wohnt, von Puerto Plata. Wir hatten die<br />
Option bis zum 15.07.<br />
Es blieb spannend bis zuletzt: Wür -<br />
den die Ärzte, die eigentlich erst ab<br />
38<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
20.08. Urlaub hatten, e<strong>in</strong>en Tag früher<br />
reisen können? Am späten Nachmittag<br />
des 14.07. kam die erlösende Nachricht:<br />
Ja, es klappt! Die beiden hochkarätigen<br />
Chirurgen hatten sich viel vorgenommen<br />
und wollten <strong>in</strong>sbesondere möglichst<br />
viele Hünd<strong>in</strong>nen kastrieren. Ihre<br />
Urlaubswünsche waren eher bescheiden:<br />
„E<strong>in</strong>en Cocktail im Sonnen unter -<br />
gang ...“ Wir waren sicher, dass Judy und<br />
die Freunde von der A.A.A.S als exzellente<br />
Gastgeber diesem Wunsch noch<br />
viele andere schöne Urlaubserlebnisse<br />
h<strong>in</strong>zufügen würden.<br />
Unterkunft bot die wunderschöne<br />
Villa Samia, die auch schon Anja Hess<br />
beherbergt hatte. Der E<strong>in</strong>satz war als<br />
„community outreach cl<strong>in</strong>ic“ geplant<br />
Dr. Anne-Katr<strong>in</strong> List und<br />
Dr. Tim Bon<strong>in</strong> (rechts) bei<br />
der Arbeit<br />
Kastrationsprojekt mit Dr. Tim Bon<strong>in</strong> und<br />
Dr. Anne-Katr<strong>in</strong> List, 19.08. - 26.08.2011 <strong>in</strong><br />
der Dom<strong>in</strong>ikanischen Republik<br />
www.kreolischer-hund.de<br />
und fand <strong>in</strong> dem Ortsteil Charamicos<br />
statt. Im Gegensatz zu Trap/Neuter/Re -<br />
lease-Projekten, bei denen herrenlose<br />
Straßentiere e<strong>in</strong>gefangen, kastriert, markiert<br />
und wieder freigelassen werden,<br />
wenden sich die community outreach<br />
cl<strong>in</strong>ics ganz besonders an die e<strong>in</strong>heimischen<br />
Tierhalter der Geme<strong>in</strong>de, <strong>in</strong> der<br />
sie stattf<strong>in</strong>den. Die Bewohner werden<br />
<strong>in</strong>formiert, aufgeklärt und sensibilisiert,<br />
um sie von der Notwendigkeit, ihre Tiere<br />
kastrieren zu lassen, zu überzeugen. Sie<br />
erhalten nicht nur Instruktionen zur<br />
Tier haltung und Pflege, sondern praktische<br />
Hilfe, Tiernahrung, Medikamente,<br />
Halsbänder und Le<strong>in</strong>en – für die meisten<br />
Dom<strong>in</strong>ikaner unerschw<strong>in</strong>glich –<br />
und kostenlose veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>ische
Betreuung. Vielen armen Tierbesitzern<br />
wird es dadurch überhaupt erst ermöglicht,<br />
ihrem Tier etwas Gutes zu tun.<br />
Heute kann man <strong>in</strong> den ärmsten Behau -<br />
sungen von Sosúa und Umgebung<br />
Hunde <strong>in</strong> tadellosem Zustand f<strong>in</strong>den.<br />
Die A.A.A.S hat die Arbeit <strong>in</strong> den<br />
Geme<strong>in</strong>den von Anfang an zu e<strong>in</strong>em<br />
der Schwerpunkte ihrer Tätigkeit ge -<br />
macht und so nicht nur die Lebens -<br />
qualität unzähliger Tiere entscheidend<br />
verbessert, sondern sie bekämpft damit<br />
gleichzeitig die wesentliche Ursache<br />
des Straßenhundeelends: Aus den un -<br />
ge wollten Nachkommen unkastrierter<br />
Tiere der armen Bevölkerung entstehen<br />
die künftigen Straßenhunde popula tio -<br />
nen. Die A.A.A.S hat auf diesem Gebiet<br />
große Erfolge erzielt. Während vor vier<br />
Jahren Dom<strong>in</strong>ikaner und Haitianer Kas -<br />
tra tionen noch sehr skeptisch gegenüber<br />
standen und es zäher Überzeu -<br />
gungs arbeit bedurfte, um wenigstens<br />
den e<strong>in</strong>en oder anderen dazu zu bewegen,<br />
se<strong>in</strong> Tier kastrieren zu lassen, haben<br />
die Leute <strong>in</strong>zwischen längst festgestellt,<br />
wie schön es ist, wenn der eigene Hund<br />
nicht 2 - 3 mal im Jahr Nachwuchs hat.<br />
Heute genügt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>facher Aushang <strong>in</strong><br />
spanischer Sprache, der den nächsten<br />
Tierarzte<strong>in</strong>satz ankündigt, um die Leute<br />
<strong>in</strong> Scharen herbeieilen zu lassen.<br />
Schon bevor die Kl<strong>in</strong>ik öffnet,<br />
stehen sie Schlange<br />
Geduldig harren sie dann aus, den ganzen<br />
Tag, große und kle<strong>in</strong>e Hunde be -<br />
sitzer, junge und alte ...<br />
Geduldiges Warten am<br />
Kastrationstag<br />
Wie schon e<strong>in</strong>mal, stellte die Feuer wehr<br />
von Charamicos ihr Gebäude als „Feld -<br />
kl<strong>in</strong>ik“ zu Verfügung. Bei Aufnah me<br />
erhalten alle Tierbesitzer e<strong>in</strong>e Num mer;<br />
die Tiere werden gewogen, alle In for -<br />
mationen über das Tier und se<strong>in</strong>en<br />
Gesundheitszustand werden schriftlich<br />
festgehalten. Dann wird e<strong>in</strong> Tape auf<br />
den Kopf des Tieres geklebt mit Num -<br />
mer und Angaben zu Geschlecht und<br />
Gewicht, so dass ke<strong>in</strong>e Verwechslungen<br />
und Fehler passieren können.<br />
Durch das Tape<br />
auf dem Kopf<br />
können die<br />
Hunde vor der<br />
OP nicht verwechselt<br />
werden<br />
Tierschutz<br />
Die Feldkl<strong>in</strong>ik ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Sta tio nen<br />
unterteilt: Aufnahme, Vorbe rei tung, Ins -<br />
tru mentendes<strong>in</strong>fektion, OP-Bereich,<br />
Auf wachstation. Jedem Bereich s<strong>in</strong>d<br />
bestimmte Volontäre fest zugeteilt, die<br />
alle ihre Aufgaben perfekt beherrschen.<br />
Wie andere Ärzte zuvor, waren auch<br />
Dr. List und Dr. Bon<strong>in</strong> zutiefst bee<strong>in</strong>druckt<br />
von der Expertise von Judy's<br />
Team. „Da könnte sich so manches Team<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutschen Kl<strong>in</strong>ik e<strong>in</strong> Bei spiel<br />
nehmen.“ me<strong>in</strong>te Dr. Bon<strong>in</strong> nach dem<br />
E<strong>in</strong>satz. Wann immer der Arzt bei e<strong>in</strong>er<br />
Hünd<strong>in</strong> mit der Entfernung des zweiten<br />
Eierstocks fertig war und sich dem Ute -<br />
rus stumpf zuwandte, rief er über die<br />
Schulter: „Den nächsten müde ma -<br />
chen!“ und <strong>in</strong> dem Moment, <strong>in</strong> dem der<br />
Hund vernäht war und vom Tisch gehoben<br />
wurde, lag auch schon der nächste<br />
vornarkotisiert, rasiert und <strong>in</strong>tubiert<br />
darauf.<br />
23.08.2011<br />
Die Aufwachstation vor<br />
dem großen Feuerwehrauto<br />
In der Nacht zum Dienstag tobte Hurri -<br />
kan „Irene“ <strong>in</strong> nordwestlicher Rich tung<br />
an der Nordküste der Dom<strong>in</strong>ikanischen<br />
Republik entlang auf die Turks- und<br />
Caicos<strong>in</strong>seln und die Bahamas zu.<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 39
Tierschutz<br />
Dort wurde Hurrikanalarm ausgerufen.<br />
Mit W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten von 160<br />
Stun denkilometern im Zentrum wurde<br />
„Irene“ als Hurrikan der Kategorie 2 e<strong>in</strong>gestuft.<br />
Hier saßen wir mit bangen<br />
Gesich tern: Wie ergeht es Dr. List, Dr.<br />
Bon<strong>in</strong> und unseren Freunden <strong>in</strong> Sosúa?<br />
Die Meldung aus Sosúa: „Trotz des Hurri -<br />
kane<strong>in</strong>flusses arbeiten Dr. Bon<strong>in</strong> und<br />
Dr. List unermüdlich weiter und kastrieren<br />
bis zu 20 Tiere am Tag. Wir s<strong>in</strong>d alle<br />
begeistert von diesen wunderbaren<br />
Ärzten!“<br />
Bereits am Montag, dem 22.08. regnete<br />
es so stark, dass die Arbeit mittags<br />
e<strong>in</strong>gestellt werden mußte. Viele Volon -<br />
täre, die von ausserhalb kamen, hatten<br />
wegen der Straßenverhältnisse Proble -<br />
me, nach Hause zurück zu kehren. In der<br />
Nacht zum 23.08. zog der Hurrikan<br />
durch. In den frühen Morgenstunden,<br />
gegen 2:00 Uhr, erreichte er se<strong>in</strong>e<br />
höchsten W<strong>in</strong>dgeschw<strong>in</strong>digkeiten. Mor -<br />
gens um 7:00 Uhr war der Sturm immer<br />
noch so heftig, dass an diesem Tag nicht<br />
operiert werden konnte. Mittwoch<br />
kehrte wieder Normalität e<strong>in</strong>. Dr. List<br />
und Dr. Bon<strong>in</strong> opferten dafür ihren e<strong>in</strong>zigen<br />
„freien Tag“, den Donnerstag, und<br />
arbeiteten bis zu ihrem Abflug am<br />
Freitag durch.<br />
Während e<strong>in</strong>er „community outreach<br />
cl<strong>in</strong>ic“ herrscht auch im OP reges Trei -<br />
ben. Die dom<strong>in</strong>ikanischen und haitianischen<br />
Hundebesitzer wollen alles miterleben,<br />
beobachten und verstehen.<br />
40<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Ganz bewußt werden sie <strong>in</strong> das Ge -<br />
schehen mite<strong>in</strong>bezogen und, um die<br />
B<strong>in</strong>dung zu ihren Tieren zu stärken,<br />
nach Möglichkeit be tei ligt, zum Beispiel<br />
<strong>in</strong> der Aufwach station, wo die operierten<br />
Patienten mit Wärmflaschen, De -<br />
cken und Liebe um sorgt werden, ihre<br />
Atmung überwacht wird und notwendige<br />
Impfungen gegeben oder Pflege<br />
wie Krallenschneiden durchgeführt<br />
wird.<br />
Obwohl viele Dom<strong>in</strong>ikaner und Hai ti -<br />
aner auch große Hunde besitzen, ist ihr<br />
Favorit der Chihuahua, vorzüglich ge -<br />
eig net für enge Behausungen und<br />
schmale Geldbörsen.<br />
Die größten Erfolge hat die A.A.A.S mit<br />
ihrem Erziehungsprogramm bei K<strong>in</strong> -<br />
dern. Sie lieben ihre Tiere heiß und <strong>in</strong>nig<br />
und tun alles, um ihnen zu helfen.<br />
Sie s<strong>in</strong>d zutiefst beunruhigt, wenn die<br />
Patienten <strong>in</strong> Narkose sich nicht mehr<br />
rühren.<br />
E<strong>in</strong> Mädchen we<strong>in</strong>te herzzerreißend, als<br />
ihrem Hund der Venenkatheder gelegt<br />
wurde. Um so glücklicher war sie, als sie<br />
ihn nach der OP und <strong>in</strong> bester Verfas -<br />
sung wieder <strong>in</strong> die Arme schloss.
Schon die Jüngsten br<strong>in</strong>gen ihre Tiere<br />
alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik, zum Kastrieren oder<br />
um sich im Krankheitsfall Hilfe zu holen.<br />
Dieser kle<strong>in</strong>e Junge kam, weil se<strong>in</strong> Hund<br />
an Räude litt.<br />
Über 600 Hunde betreut die A.A.A.S zur<br />
Zeit, Straßenhunde und Tiere armer<br />
Familien, die regelmäßig besucht und<br />
beraten werden und mit Futter, Medi -<br />
kamenten, Wurmkuren und Floh-, Mil -<br />
ben- und Zeckenmitteln versorgt werden.<br />
Alle Tiere, die kastriert werden müssen,<br />
werden <strong>in</strong> Listen geführt. Viele dieser<br />
Tiere waren auch Patienten der<br />
Kl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Charamicos. Doggie, e<strong>in</strong>er von<br />
ihnen, litt unter e<strong>in</strong>em bösartigen<br />
Tumor am H<strong>in</strong>ter be<strong>in</strong>, der zunächst für<br />
e<strong>in</strong>en harmlosen Sp<strong>in</strong>nenbiss gehalten<br />
wurde, bis e<strong>in</strong>e Röntgenaufnahme im<br />
humanmediz<strong>in</strong>ischen Hospital die<br />
Wahrheit ans Licht brachte. Zunächst<br />
wurde an e<strong>in</strong>e Am pu tation gedacht,<br />
doch Dr. List und Dr. Bon<strong>in</strong> konnten<br />
e<strong>in</strong>e gliedmaßenerhaltende Op durchführen.<br />
Doggie hat sich schnell erholt<br />
und wir hoffen alle, das sich ke<strong>in</strong>e<br />
Metastasen bilden.<br />
Auch Jenda, von der A.A.A.S gerettet<br />
und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er dom<strong>in</strong>ikanischen Familie<br />
plaziert, gehört <strong>in</strong> das Geme<strong>in</strong>de be -<br />
treu ungsprogramm der A.A.A.S. Sie<br />
kam diesmal, um kastriert zu werden.<br />
Und nach der OP geht's nach Hause mit<br />
dem Krankentaxi dom<strong>in</strong>ikanischer Art.<br />
E<strong>in</strong>e ganz besondere Patenschaft wird<br />
den Tieren des „gesponsorten Haus“<br />
zuteil. Hier leben 4 Katzen und 5 Hunde;<br />
der Familienvater ist gestorben und das<br />
Geld ist äußerst knapp. E<strong>in</strong>e kanadische<br />
Tourist<strong>in</strong> wurde während ihres Urlaubs<br />
auf diese Familie aufmerksam und<br />
Tierschutz<br />
wollte unbed<strong>in</strong>gt helfen. Seither schickt<br />
sie alle 2 Wochen e<strong>in</strong>e Spende und die<br />
A.A.A.S liefert das Futter für die Tiere an<br />
die Familie. Wir wünschen uns mehr solche<br />
verantwortungsbewußte Touristen,<br />
die ihr Urlaubsland mit wachen Augen<br />
wahrnehmen!<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 41
Tierschutz<br />
Dezember 2010 fanden Volontäre der<br />
A.A.A.S e<strong>in</strong>e Hünd<strong>in</strong> mit Welpen auf<br />
e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Pfad. Sie folgten dem<br />
Pfad und entdeckten die selbstgebauten<br />
Hütten von etwa 30 Haitianern, die<br />
hier leben. Natürlich gehörten von da<br />
an auch deren Tiere zum A,A,A,S Pro -<br />
gramm. Sie s<strong>in</strong>d nun alle kastriert, ge -<br />
sund, glücklich und werden von ihren<br />
Besitzern sehr geliebt.<br />
Als Dr. List und Dr. Bon<strong>in</strong> am 26.08.<br />
<strong>in</strong>s Flugzeug stiegen, hatten sie 63 Hün -<br />
42<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Hundehilfe Eifel • Mart<strong>in</strong>a & Ingo Wald • Telefon: 02151/96 60 66<br />
www.hundefreud-hundeleid.de<br />
d<strong>in</strong>nen, 14 Rüden, 3 Katzen, 1 Kater und<br />
e<strong>in</strong>ige Tumorpatienten operiert. Ihr Kom -<br />
mentar:„Wir können es kaum erwarten,<br />
wieder h<strong>in</strong>zufliegen!“ Und sie werden<br />
schon sehnsüchtig erwartet! Wir s<strong>in</strong>d<br />
überglücklich, dass diese großartigen<br />
Ärzte ihr Herz an die Karibik, ihre Men -<br />
schen und ihre Tiere verloren haben.<br />
Noch mehr Photos zu dem E<strong>in</strong>satz<br />
f<strong>in</strong>den Sie unter dem L<strong>in</strong>k: www.facebook.com/#!/media/set/<br />
Wir danken ganz besonders:<br />
Beate Karschny, Dolores Rohrer, Katr<strong>in</strong> John, Julia<br />
Reichel, Renate und Werner Wegner, Bruno<br />
Pauliks, Jürgen Kuchel, Marianne und Manfred<br />
Capellmann, Merve Pavell-Samelke, Christ<strong>in</strong>e<br />
Elbe, Erika Csatlos, Marion Krah, deren Spenden<br />
unter anderem das Projekt ermöglichten.<br />
Autor<strong>in</strong>/Fotos: Isabel Gorski-Grobe<br />
www.kreolischerhund.de
Zwischen Wolf<br />
und Schmusehund<br />
Sagen und Halbwahrheiten<br />
vom dankbaren und sozialen<br />
„Ausländer“<br />
Die Aussage, Hunde aus „dem Süden“ seien besonders sozial,<br />
menschenbezogen, treu, dankbar usw. haben Sie bestimmt<br />
schon häufig gehört oder auf Homepages von Vere<strong>in</strong>en<br />
gelesen, die sich <strong>in</strong> der Region XY engagieren. Gleiches wird<br />
auch den Hunden aus „dem Osten“ nachgesagt. Hier aber<br />
wiederum von den Tierschutzvere<strong>in</strong>en, die <strong>in</strong> den Ländern<br />
Osteuropas engagiert s<strong>in</strong>d.<br />
Das Importgeschäft mit den ach so<br />
sozialen und bedauernswerten Hunden<br />
aus Ost- und Südeuropa boomt. Insbe -<br />
son dere deshalb, weil der universelle<br />
Vertriebsname „Tierschutz“ e<strong>in</strong>en grundsätzlich<br />
karitativen Charakter suggeriert<br />
und karitatives Engagement meist nur<br />
sehr zurückhaltend h<strong>in</strong>terfragt wird. So<br />
verwundert es auch nicht, dass nahezu<br />
alle öffentlich bekannten Aussagen zu<br />
dem Wesen der Hunde aus Ost und Süd,<br />
wie im Chor das besonders gute Sozial -<br />
verhalten und die schier unendliche<br />
Dankbarkeit dieser Hunde lobpreisen.<br />
Den sprichwörtlichen Vogel schießen<br />
aber wohl die Tierschutzorganisationen<br />
ab, die auf ihren Internetseiten ernsthaft<br />
behaupten, Hunde aus deutschen,<br />
österreichischen, schweizerischen oder<br />
niederländischen Tierheimen seien<br />
häu fig un sozial, verhaltensauffällig und<br />
es g<strong>in</strong>ge ihnen doch viel besser als ihren<br />
Artgenossen <strong>in</strong> XY.<br />
Hier liegt der Widerspruch <strong>in</strong> sich selbst.<br />
Wenn es den Hunden hier besser g<strong>in</strong>ge,<br />
wären sie nicht unsozial oder verhaltensauffällig.<br />
Es sei denn, es gäbe neben<br />
dem typischen Osteuropäer und Süd -<br />
eu ro päer, auch den typischen West eu -<br />
ro päer. Dass dies nicht der Fall ist, muss<br />
und wird Ihnen jeder Mensch be stä tigen,<br />
der mehr als e<strong>in</strong>en Hund kennt.<br />
Mit e<strong>in</strong>fachen Worten ausgedrückt:<br />
Es gibt bei Hunden weder e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>ental,<br />
noch e<strong>in</strong> national typisches<br />
Sozialverhalten und jede Diskussion mit<br />
Personen oder Tierschutzorganisa tio -<br />
nen, die gegenteiliges behaupten, ist<br />
pure Zeitverschwendung. Entweder es<br />
handelt sich um bloße Behauptungen,<br />
die jeder Grundlage entbehren, oder<br />
um die Annahme, e<strong>in</strong>ige E<strong>in</strong>zelerfah -<br />
rungen wären allgeme<strong>in</strong>gültig und ließen<br />
Rückschlüsse auf die Gesamtheit<br />
zu. Beides ist gleichermaßen disqualifizierend.<br />
Verhaltensgrundlagen<br />
Foto: Fotolia<br />
Gutes Verhalten/Sozialverhalten oder<br />
schlechtes Verhalten/Sozialverhalten<br />
gibt es <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne nicht. Es gibt nur<br />
„Verhalten/Sozialverhalten“. Für die Aus -<br />
e<strong>in</strong>andersetzung mit dem Sozialver hal -<br />
ten und allen anderen Verhaltens wei -<br />
sen e<strong>in</strong>es Hundes sollten Sie sich sehr<br />
viel Zeit nehmen. Insbesondere für die<br />
Ause<strong>in</strong>andersetzung mit den Faktoren,<br />
die das Verhaltensspektrum bestimmen<br />
bzw. bee<strong>in</strong>flussen. In jedem Fall aber<br />
dann, wenn Sie beabsichtigen, e<strong>in</strong>en<br />
Ihnen unbekannten Hund aus XY zu<br />
adoptieren. Hier gibt es tatsächlich<br />
regional typische Unterschiede, die sich<br />
allerd<strong>in</strong>gs nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten<br />
Wesensmerkmal der Hunde widerspiegeln,<br />
als vielmehr <strong>in</strong> der durchschnittlichen<br />
Häufigkeit bestimmter Wesens -<br />
merk male bei bestimmten Hunde typen/<br />
Rassen.<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 43
Tierschutzkritik<br />
Faktoren<br />
E<strong>in</strong> wesentlicher Faktor für das Sozial -<br />
verhalten und sehr viele andere Verhal -<br />
tensmuster e<strong>in</strong>es Hundes, s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>dividuelle<br />
Disposition der Mutterhünd<strong>in</strong><br />
und ihre Lebensumstände während der<br />
Trächtigkeit. Die Gehirne der Föten werden<br />
durch die Mutterhünd<strong>in</strong> ständig,<br />
unter anderem mit Hormonen versorgt.<br />
Das Verhältnis der Hormone nimmt<br />
maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die Entwick -<br />
lung des Gehirns und somit auf die<br />
gesamte Disposition des Hundes. Es ist<br />
also von maßgeblicher Bedeutung,<br />
unter welchen Umständen die Mutter -<br />
hünd<strong>in</strong> lebt und welche <strong>in</strong>dividuelle<br />
Disposition zugrunde liegt.<br />
• Lebt die Mutterhünd<strong>in</strong> während ihre<br />
Trächtigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er, für Osteuropa typischen<br />
Vermehrungsanlage, ohne nennenswerte<br />
Sozialkontakte und leidet<br />
möglicherweise selbst schon an e<strong>in</strong>em<br />
Deprivationssyndrom, so s<strong>in</strong>d schwerwiegende<br />
Entwicklungs störun gen und<br />
Defizite als sicher anzunehmen.<br />
• Lebt die Mutterhünd<strong>in</strong> während der<br />
Trächtigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tötungs station<br />
oder e<strong>in</strong>em überfüllten Tierheim unter<br />
ständigem Stress, so ist auch das Stress -<br />
zentrum des Gehirns des Fötus, e<strong>in</strong>em<br />
ständigen Hormone<strong>in</strong>fluss ausgesetzt,<br />
der wiederum maßgeblich für die Stress -<br />
anfälligkeit des Hundes se<strong>in</strong> wird.<br />
• In gleicher Weise nehmen auch Aus -<br />
löser für positiven Stress, wie Jagd akti -<br />
vität, Sozialverhalten <strong>in</strong> der Grup pe/<br />
Rudel, positiver Menschenkontakt etc.<br />
maßgeblichen E<strong>in</strong>fluss auf die prägeburtliche<br />
Entwicklung des Hundes.<br />
Die Disposition der Mutterhünd<strong>in</strong> hat<br />
demnach schon vor der Geburt e<strong>in</strong>es<br />
44<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Die <strong>in</strong>dividuelle Disposition sowie die Lebensumstände der Mutterhünd<strong>in</strong> bee<strong>in</strong>flussen<br />
das spätere Sozialverhalten der Nachkommen wesentlich – Foto: Fotolia<br />
Hundes, erheblichen und mitbestimmenden<br />
E<strong>in</strong>fluss darauf, welchen E<strong>in</strong> -<br />
fluss Lebensumstände und Erlebnisse <strong>in</strong><br />
der Prägephase (4. bis 8. Lebenswoche)<br />
und der weiteren Entwicklung haben,<br />
wobei die Prägephase bestimmend ist<br />
und die Prägung nicht umkehrbar ist. In<br />
der Humanmediz<strong>in</strong>, richtiger ausgedrückt,<br />
<strong>in</strong> der Neuropsychologie/Neu ro -<br />
biologie haben repräsentative Studien<br />
den E<strong>in</strong>fluss sozialer Dispositionen und<br />
geistiger, wie auch körperlicher Akti -<br />
vität werdender Mütter auf den Fötus<br />
längst nachgewiesen. K<strong>in</strong>der, deren<br />
Müt ter während der Schwangerschaft<br />
studierten, <strong>in</strong> technisch-wissenschaftlichen<br />
Bereichen berufstätig waren oder<br />
Führungspositionen <strong>in</strong> der Wirtschaft<br />
<strong>in</strong>nehatten, s<strong>in</strong>d im Durchschnitt lernfähiger,<br />
selbstbewusster und ausgeglichener<br />
als andere K<strong>in</strong>der. K<strong>in</strong>der deren<br />
Mütter während der Schwangerschaft<br />
<strong>in</strong> sozial und/oder wirtschaftlich angespannten<br />
Verhältnissen lebten, leiden<br />
überdurchschnittlich häufig an Hyper -<br />
aktivität, neigen häufiger zu Gewalt,<br />
s<strong>in</strong>d häufiger unkonzentriert und neigen<br />
eher zu psychischen Erkrankungen,<br />
unsw. Zwischen Menschen (Homi ni -<br />
den) und Hunden (Caniden) besteht <strong>in</strong><br />
der grundsätzlichen Struktur neurobiologischer<br />
Vorgänge ke<strong>in</strong> wesentlicher<br />
Unterschied. Bei beiden Arten haben<br />
psychologische/neuropsychologische<br />
und somit neurobiologische Dispo si -<br />
tionen der Mütter, maßgeblichen E<strong>in</strong> -<br />
fluss auf die neurobilogische Entwick -<br />
lung des Fötus und s<strong>in</strong>d entscheidend<br />
für die Neuroanatomie des Gehirns.<br />
Die Prägephase (4. bis 8. Lebens -<br />
woche) ist die wichtigste Phase <strong>in</strong> der<br />
Entwicklung des Hundes. Unter dem<br />
E<strong>in</strong>fluss der prägeburtlichen Umstände<br />
werden durch Reize/Umweltreize oder<br />
deren Entbehrung, alle, das weitere<br />
Leben bestimmende Grundlagen für<br />
Verhaltensweisen, psychischen und<br />
psychosomatischen Dispositionen festgelegt<br />
und etabliert. Diese reichen,<br />
angefangen bei Deprivations syndro -<br />
men, über Lernverhalten/Lernfähigkeit<br />
bis h<strong>in</strong> zur Wahrnehmungsfähigkeit<br />
und der Intensität und Art der Verar -<br />
beitung von Wahrnehmungen. Primär<br />
handelt es sich dabei um unumkehrbare,<br />
neurobiologische Prozesse, auf die
<strong>in</strong> der späteren Entwicklung des Hun -<br />
des ke<strong>in</strong> sekundärer E<strong>in</strong>fluss genommen<br />
werden kann.<br />
Die Sozialisierungsphase (8. bis 12.<br />
Le benswoche) ist die nächste Enwick -<br />
lungsphase von entscheidender Bedeu -<br />
tung. In dieser Phase wird, <strong>in</strong> Abhän gig -<br />
keit prägeburtlicher Voraus set zun gen<br />
sowie Entwicklungsstandards und/<br />
oder Entwicklungsdefizite aus der Prä -<br />
ge phase, das <strong>in</strong>nerartliche und außerartliche<br />
Sozialverhalten entwickelt und<br />
etabliert. Das <strong>in</strong> dieser Phase etablierte<br />
Sozialverhalten ist ebenfalls nicht um -<br />
kehr bar, allerd<strong>in</strong>gs ist, <strong>in</strong> Abhängigkeit<br />
früherer Prägungen, e<strong>in</strong> sekundärer E<strong>in</strong> -<br />
fluss bed<strong>in</strong>gt möglich.<br />
Verhaltensweisen und ihre<br />
Ursachen<br />
Hält man sich oben beschriebene<br />
Grund sätze der Verhaltensentwicklung<br />
vor Augen, wird zwangsläufig deutlich,<br />
dass es höchst unterschiedliche, <strong>in</strong>dividuelle<br />
Verhaltensentwicklungen gibt,<br />
die ebenso zwangsläufig zu ebenso<br />
unterschiedlichen Verhaltensgrund la -<br />
gen und Verhaltensparametern führen.<br />
„Hunde aus Spanien s<strong>in</strong>d besonders<br />
sozialverträglich und menschenbezogen“.<br />
Die erste Frage zu dieser völlig<br />
uns<strong>in</strong>nigen und unhaltbaren Behaup -<br />
tung muss wohl lauten: Ja, welche<br />
denn?<br />
Vielleicht Greyhounds, Galgos oder<br />
Katalanische Schäferhunde? Neben<br />
anderen, heute noch <strong>in</strong> Spanien vorwiegend<br />
rassegerecht geführten Hun -<br />
de (rassen) trifft die Aussage zur Sozial -<br />
verträglichkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Vielzahl von<br />
Individualfällen sogar zu.<br />
In vielen Regionen Spaniens werden<br />
die Jagdhunderassen Galgo und Grey -<br />
hound auch jagdlich geführt. Meist bei<br />
der Hetzjagd, für die selbstverständlich<br />
„Meuten“, ke<strong>in</strong>e Rudel gebraucht werden.<br />
E<strong>in</strong>zelhaltung ist e<strong>in</strong> Fremdwort<br />
bei den Jägern und gezüchtet wird<br />
schon deshalb selbst, weil „der Hund“ so<br />
gut wie nichts kosten darf. In der Konse -<br />
Jagdhunde, die <strong>in</strong> Spanien <strong>in</strong><br />
Rudelhaltung gezüchtet und<br />
aufgezogen sowie dort jagdlich<br />
geführt werden, eignen sich für<br />
die Großstadt und E<strong>in</strong>zelhal -<br />
tung nicht – Foto: Fotolia<br />
quenz wachsen Galgos und Greyhound<br />
unter nahezu idealen Bed<strong>in</strong>gungen auf.<br />
Die Mutterhünd<strong>in</strong> lebt während der<br />
Trächtigkeit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>takten und stabi<br />
len Sozialverband. Sie selbst ist allgeme<strong>in</strong><br />
nur positivem Stress (Jagd) ausgesetzt<br />
und entsprechend ausge gli chen.<br />
Ideale Voraussetzungen für die prägeburtliche<br />
Entwicklung also.<br />
Entwicklungsschäden, die durch e<strong>in</strong>e<br />
verfrühte Wurfentnahme verursacht<br />
würden, entfallen gänzlich. Insgesamt<br />
bietet die übliche Haltungsform Ideal -<br />
bed<strong>in</strong>gungen <strong>in</strong> der Prägephase und<br />
der anschließenden Sozialisierungs -<br />
phase. Die Mutterhünd<strong>in</strong> ist ausgeglichen,<br />
der Wurf bleibt weit über das<br />
M<strong>in</strong>destmaß von 8 Wochen h<strong>in</strong>aus, zu -<br />
sammen, häufig besteht direkter Kon -<br />
takt zu e<strong>in</strong>em zweiten Wurf, der komplette<br />
Sozialverband (vorhandene<br />
Hunde) beteiligt sich primär und sekundär<br />
an der Prägung und Sozialisierung<br />
Tierschutzkritik<br />
der Welpen und der Sozialkontakt zum<br />
Menschen ist ebenfalls gegeben. E<strong>in</strong>zi -<br />
ges, die Entwicklung bee<strong>in</strong>flussendes<br />
Manko „dieser Haltungsform“ ist die<br />
Nichtgewöhnung an haltungsfremde<br />
Reize. Für die Großstadt und E<strong>in</strong>zelhal -<br />
tung s<strong>in</strong>d diese Hunde nichts. Bed<strong>in</strong> -<br />
gungslos sozialverträglich s<strong>in</strong>d sie aber<br />
trotzdem nicht. Die ausschließliche<br />
Kom munikation <strong>in</strong>nerhalb der Rasse<br />
führt aufgrund der rassespezifischen<br />
Anatomie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen zu ernsthaften<br />
Kommunikationsproblemen mit<br />
anderen Hunden, die die ewig e<strong>in</strong>gezogene<br />
Rute der Galgos als Angst <strong>in</strong>terpretieren<br />
können. In dieser H<strong>in</strong>sicht<br />
haben Galgos, die im Tierheim aufwachsen,<br />
sogar e<strong>in</strong>en Vorteil. Sie und<br />
die anderen Hunde lernen die Körper -<br />
sprache des jeweils anderen besser.<br />
Dieser Vorteil wird aber durch den<br />
nega tiven Stress im Tierheim gleich<br />
wie der zunichte gemacht.<br />
Unter den, <strong>in</strong> diesem Beispiel be -<br />
schriebenen Umständen, ist tatsächlich<br />
von e<strong>in</strong>er hohen Sozialverträglichkeit<br />
auszugehen. Dies gilt aber nicht nur für<br />
Galgos oder Greyhounds, nicht für e<strong>in</strong>e<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 45
Tierschutzkritik<br />
bestimmte Region, nicht für Spanien<br />
und auch nicht für Süd- oder Osteu -<br />
ropa. Es gilt ausschließlich für Hunde,<br />
die unter artangemessenen Umständen<br />
geboren werden und aufwachsen und<br />
<strong>in</strong> diesem Zusammenhang auch nur für<br />
die grundlegende Sozialverträglichkeit.<br />
E<strong>in</strong> gegenteiliges Beispiel für die<br />
Bedeutung der Entwicklungsparameter<br />
s<strong>in</strong>d die „Kampfhunde von Malta“.<br />
E<strong>in</strong>e Grundlage, wenn auch ke<strong>in</strong>e<br />
von ausschlaggebender Relevanz, ist<br />
die rassespezifisch, vorwiegend anatomisch<br />
bed<strong>in</strong>gte, E<strong>in</strong>schränkung der<br />
Kom munikationsfähigkeit. Legt man<br />
die Kommunikationsfähigkeit von Wöl -<br />
fen, also die Summe aller Kommuni ka -<br />
tionsmittel- akustische Signale, Mimik,<br />
Körperhaltung, Gestik und olfaktorische<br />
(„siehe auch: Riechen und gerochen<br />
werden“ von Dr. Enikö Kub<strong>in</strong>yi <strong>in</strong> „Der<br />
Hund/Ausgabe 11/08)“ – mit 100 % zu -<br />
grunde, so muss man bei e<strong>in</strong>em Pitbull<br />
von e<strong>in</strong>er Kommunikationsfähigkeit<br />
von maximal 30 % ausgehen (zum<br />
Vergleich: Alaskan Malamute ca. 75 %;<br />
DSH ca. 65 bis 68 % und Bullterrier 25 % –<br />
Angaben laut Dr. Dorit UrD Feddesen-<br />
Petersen ).<br />
Auf Malta werden die Pitbulls <strong>in</strong><br />
Verließen der historischen Stadtmauern<br />
oder <strong>in</strong> Höhlen und Verschlägen an<br />
abge legenen Orten gehalten (siehe<br />
auch Bericht des WDR) und dort auf die<br />
illegalen Hundekämpfe vorbereitet.<br />
Bei diesen Hunden gibt es gleich<br />
e<strong>in</strong>e ganze Reihe von negativ gravierenden<br />
E<strong>in</strong>flüssen, von denen jeder e<strong>in</strong>zelne<br />
für sich alle<strong>in</strong> geeignet ist, das<br />
ganze Hundeleben bestimmende Ver -<br />
hal tensparameter zu bestimmen. Be -<br />
g<strong>in</strong> nen wir mit der prägeburtlichen<br />
Phase. Die Hünd<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d kaum zu<br />
<strong>in</strong>nerartlicher Kommunikation fähig,<br />
selbst wenn man die anatomische E<strong>in</strong> -<br />
schränkung außer Acht lässt. Alle<strong>in</strong> die<br />
46<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Isolationshaltung, die für Hunde völlig<br />
unnatürlich ist, führt zu erheblichen<br />
Emotions- und Verhaltensirritationen.<br />
Dazu kommt e<strong>in</strong> ständig dramatisch<br />
hoher Level von Stresshormonen. Die<br />
Gehirne der Föten bekommen, plastisch<br />
ausgedrückt, e<strong>in</strong>e Dauerspühlung<br />
mit aggressionsfördernden und Stress<br />
auslösenden Stoffen. Das Resultat s<strong>in</strong>d<br />
neurologische, hirnanatomische Unter -<br />
schiede zu Hunden gleicher Rasse, aus<br />
normaler, guter <strong>Zucht</strong>.<br />
In der Prägephase entwickeln sich,<br />
nicht zuletzt auf den prägeburtlichen<br />
E<strong>in</strong>flüssen basierende, schwerwiegen -<br />
de Deprivationssyndrome, (siehe auch:<br />
Die Folgen schlechter Prägung/„Der<br />
Hund“ Ausgabe 12/08) die <strong>in</strong> ihrer Funk -<br />
tion als Multiplikator für zielgerichtete<br />
und e<strong>in</strong>seitige Prägung wirken- als tierpsychologischer<br />
Brandbeschleu niger.<br />
In der Sozialisierungsphase und auch<br />
schon früher, werden die Hunde darauf<br />
geprägt, alle akustischen und optischen<br />
Signale anderer Hunde zu ignorieren<br />
bzw. selbst nichts zu signalisieren.<br />
Die Welpen werden zu mehreren <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>en Sack gesteckt, auf den man dann<br />
e<strong>in</strong>tritt oder mit Knüppeln e<strong>in</strong>schlägt.<br />
Welpenspiel wird bee<strong>in</strong>flusst, <strong>in</strong> dem<br />
man die Welpen immer wieder gegene<strong>in</strong>derschlägt.<br />
Nach wenigen Wochen<br />
s<strong>in</strong>d die Hun de zu ke<strong>in</strong>em angemessenen<br />
Sozial verhalten und zu ke<strong>in</strong>er<br />
<strong>in</strong>nerartlichen Kommunikation mehr<br />
fähig.<br />
Dieses Beispiel gilt nicht nur für Malta,<br />
nicht für Italien, nicht für Südeuropa<br />
und erst recht nicht nur für Pitbulls. Es<br />
gilt für die Haltung der Tiere und somit<br />
für jeden Ort, an dem so mit Hunden<br />
ver fahren wird.<br />
Dass diese missbrauchten und ge -<br />
quälten Pitbulls auf Malta zu den „ach<br />
so sozialen Südländern“ gehören, wagt<br />
wohl kaum jemand ernsthaft zu unter-<br />
stellen. Hält sich der Mythos vom „sozialen<br />
Südländer“ dann nur deshalb, weil<br />
sich „Tierschützer“ nur der „sozialen Süd -<br />
länder“ annehmen? Wie sozial wäre<br />
denn dann der Tierschutz?<br />
Obige Beispiele sollen verdeutlichen,<br />
dass es unmöglich ist, e<strong>in</strong>er bestimmten<br />
Rasse, e<strong>in</strong>em bestimmten Hunde -<br />
typ oder e<strong>in</strong>er Region, e<strong>in</strong> bestimmtes<br />
Verhaltensspektrum oder e<strong>in</strong> bestimmtes<br />
Sozialverhalten der jeweiligen Popu -<br />
lation zuzuschreiben.<br />
Bis jetzt wurden nur die, für die Ent -<br />
wicklung primären Grundlagen, an -<br />
hand von Beispielen dargestellt – und<br />
das nicht sehr ausführlich. Die tatsächlichen,<br />
örtlichen Rahmen bed<strong>in</strong>gungen<br />
bieten e<strong>in</strong>e nahezu un end liche Vielzahl<br />
von sekundären E<strong>in</strong> flüssen auf die e<strong>in</strong>zelnen<br />
Individuen, die, jedes für sich,<br />
zum Gesamtbild e<strong>in</strong>er örtlichen Popu -<br />
lation und somit zu e<strong>in</strong>er vorherrschenden,<br />
nicht generell anzunehmenden,<br />
Verhaltensstruktur beitragen.<br />
Sekundäre E<strong>in</strong>flüsse auf das Ver hal -<br />
ten von Hunden und Hundepopu la -<br />
tionen s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />
• Nahrungsangebot (nimmt auch<br />
E<strong>in</strong> fluss auf die Größe e<strong>in</strong>er Popula -<br />
tion): Davon Fütterung durch den<br />
Menschen (soziale Kontakte), Abfälle,<br />
Jagdbeute (davon anteilig Kle<strong>in</strong>tiere,<br />
anteilig Wild)<br />
• Unterschlupfmöglichkeiten (Art<br />
des Unterschlupfs nimmt E<strong>in</strong>fluss auf<br />
das Sicherheitsgefühl bzw. das Gefah -<br />
ren potenzial für das Individuum) wie<br />
Wäl der, Berge, ländliche Gebiete,<br />
Städte, ...<br />
• Anteil von spezialisierten Rasse -<br />
hun den/Hundetypen wie Herden -<br />
schutz hunde, Jagdhunde, Schutz -<br />
hunde, Schlit ten hunde, normale<br />
Begleit- und Gebrauchshunde u.ä.
• Anteil von Hybriden und Hybri -<br />
den nachfahren<br />
• Anteil von sozialen und psychologischen<br />
Dispositionen (z. B. ausgesetzte<br />
Hunde aus <strong>Zucht</strong>fabriken<br />
(Depriva tions syndrome (siehe auch:<br />
Die Folgen schlechter Prägung/„Der<br />
Hund“ Aus gabe 12/08) unterschiedlicher<br />
Art und Ausprägung, ausgesetzte<br />
oder entlaufene Kettenhunde,<br />
ausgesetzte oder entlaufene Hunde<br />
aus „verhältnismäßig“ guter Haltung,<br />
frei geborene (verwilderte) Hunde<br />
der ersten, zweiten, dritten Gene ra -<br />
tion – jeweils <strong>in</strong> %<br />
Foto: iStockphoto<br />
Auch der Aufenthalt <strong>in</strong> Tierheimen,<br />
z.B. die Art der Unterbr<strong>in</strong>gung, wirkt<br />
sich auf das Verhalten der Hunde aus<br />
• Anteil von Misshandlungen durch<br />
die Bevölkerung und Art der Miss -<br />
hand lung <strong>in</strong> %<br />
• Frequenz und Umfang von Tö tungs -<br />
aktionen<br />
Selbstverständlich wirkt sich auch der<br />
Aufenthalt <strong>in</strong> Tierheimen auf das Ver -<br />
halten e<strong>in</strong>zelner Hunde aus. Ausschlag -<br />
gebend dabei ist:<br />
• soziale und psychologische Dispo -<br />
si tion vor der Verbr<strong>in</strong>gung <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Tier -<br />
heime<br />
• das Alter des Tieres<br />
• körperliche Disposition (hat E<strong>in</strong> -<br />
fluss auf die Durchsetzungsfähigkeit<br />
und den sozialen Status des Tieres<br />
• Populationsdichte<br />
• Anteile von kastrierten und nicht<br />
kastrierten Hünd<strong>in</strong>nen und Rüden <strong>in</strong><br />
% und jeweiliger sozialer, psychologischer<br />
und körperlicher Dispositionen<br />
• Architektur der Anlage<br />
• Art und Intensität von Sozial -<br />
kontak ten zu anderen Hunden und<br />
Menschen<br />
• Dauer des Aufenthaltes und<br />
• die Populationsstruktur und die<br />
Le bens bed<strong>in</strong>gungen vor der Verbr<strong>in</strong> -<br />
gung <strong>in</strong> das Tierheim (siehe obige<br />
Aufzäh lung)<br />
Die hier dargestellten Faktoren s<strong>in</strong>d, <strong>in</strong><br />
Ab hängigkeit der <strong>in</strong>dividuellen Prä -<br />
gung, ausschlaggebend für das sekundäre<br />
Verhalten der Tiere. Sekundär <strong>in</strong><br />
der H<strong>in</strong>sicht, dass es sich nur um das<br />
offen wahrnehmbare Ver hal ten <strong>in</strong> der<br />
jeweils aktuellen Situation han delt. Das<br />
Hunde ver halten auf der Straße lässt nur<br />
sehr beschränkte Rückschlüsse auf das<br />
Verhalten <strong>in</strong> „diesem Tierheim <strong>in</strong> dieser<br />
Konstellation von Individuen“ zu. Aus<br />
dem Hundeverhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Tier -<br />
heim, auch nur annähernd verlässliche<br />
Rückschlüsse auf das Verhalten e<strong>in</strong>es<br />
Hundes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em möglichen neuen<br />
Zuhause <strong>in</strong> Deutschland zu ziehen, ist<br />
nicht nur unseriös und unqualifiziert, es<br />
ist unmöglich.<br />
Es ist zwar grundsätzlich möglich,<br />
auf Individualerfahrungen basierende<br />
Verhaltensweisen dadurch zu relativie-<br />
Tierschutzkritik<br />
ren oder zu umgehen, <strong>in</strong>dem man versucht,<br />
mit dem Hund alternative Verhal -<br />
tens weisen zu entwickeln, ob das aber<br />
für den Hund s<strong>in</strong>nvoll ist, kann nur im<br />
E<strong>in</strong>zelfall beurteilt werden. Auf Prägung<br />
basierendes Verhalten ist aber nur <strong>in</strong><br />
m<strong>in</strong>imalem Ausmaß bee<strong>in</strong>flussbar. Die<br />
Prägung selbst bleibt zeitlebens unumkehrbar.<br />
In den meisten Fällen kann<br />
e<strong>in</strong>e gewisse Lebensqualität für den<br />
Hund nur dadurch erreicht werden,<br />
wenn man das Umfeld, die eigenen<br />
Lebensgewohnheiten, unter Umstän -<br />
den sogar die eigene Körpersprache<br />
und Stimmlage, den Bedürfnissen des<br />
Hundes anpasst.<br />
Durch im Ausland engagierte Tier -<br />
schutzvere<strong>in</strong>e werden immer wieder<br />
Hunde mit Deprivationssyndromen<br />
und anderen, für hiesige Lebensbed<strong>in</strong> -<br />
gungen, untragbaren Prägungen im -<br />
por tiert. In „leichten“ Fällen wird, aus<br />
Unkenntnis, Alternativverhalten er -<br />
zwun gen oder die Probleme des Hun -<br />
des werden überhaupt nicht wahrgenommen,<br />
weil sich der Hund, nach<br />
Ansicht se<strong>in</strong>er Halter, weitgehend normal<br />
verhält. Viele dieser Hunde werden<br />
aber nach relativ kurzer Zeit <strong>in</strong> Tierhei -<br />
men abgegeben, die sie nie wieder verlassen,<br />
weil sie als verhaltensgestört<br />
gelten. Andere werden e<strong>in</strong>geschläfert<br />
oder entlaufen, streunen <strong>in</strong> Deutsch -<br />
land, bis sie verhungern oder überfahren<br />
werden. Die Rettung aus XY wird<br />
zum lebenslangen Horror für die Tiere.<br />
Die Zahl der importierten Hunde, die<br />
aufgrund ihrer Disposition <strong>in</strong> Deutsch -<br />
land nicht ohne permanenten Stress<br />
und/oder Angstzustände leben können,<br />
liegt wahrsche<strong>in</strong>lich zwischen<br />
12.000 und 15.000 pro Jahr (persönliche<br />
Schätzung des Autors).<br />
Autor: Uwe Peter Willemsen<br />
www.tierschutz-schattenseiten.com<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 47
Gesundheit<br />
Unsere Hunde riechen Krebs –<br />
AnimalCancerTest: Krebsvorsorge<br />
und Krebsnachsorge für Tiere<br />
Wien – Zur Vorstellung des ersten<br />
Krebs vorsorge- sowie Krebsnach -<br />
sorge testes für Tiere, präsentierte<br />
Such hun de spezialist Wolfgang Gleich -<br />
weit den Medienvertretern gleich<br />
auch die wichtigsten Bestandteile se<strong>in</strong>er<br />
Forschungs arbeit: Hundenasen.<br />
Zwei Mitglieder der weltweit ersten<br />
Krebsspürhundestaffel, die Misch l<strong>in</strong>gs -<br />
hunde Lucy und Rocky, demonstrierten<br />
unter Anleitung der ebenfalls von<br />
Gleichweit ausgebildeten Hundeführer<br />
vor versammelter Presse den entscheidenden<br />
Schritt <strong>in</strong> der Auswertung des<br />
neu entwickelten.<br />
AnimalCancerTest: Die<br />
Erkennung krebspositiver<br />
Speichelproben von Tieren<br />
durch dafür ausgebildete<br />
Krebsspürhunde<br />
Auch Tiere erkranken an Krebs<br />
Die Tumortherapie bei Tieren nimmt<br />
heute, ähnlich wie <strong>in</strong> der Human medi -<br />
z<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en bedeutenden Stellenwert e<strong>in</strong>.<br />
In Folge stark verbesserter Lebens be -<br />
d<strong>in</strong> gungen und der daraus resultierenden<br />
stetig steigenden Lebenserwar tung<br />
unserer Haustiere, ist die Behand lung<br />
von Tumoren und damit e<strong>in</strong>hergehender<br />
Erkrankungen auch <strong>in</strong> der Veteri när -<br />
mediz<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e immer größer werdende<br />
Herausforderung.<br />
Ab dem 6. Lebensjahr steigt, besonders<br />
bei großen Hunderassen, das<br />
Krebs risiko stark an, bereits 45 % aller<br />
48<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
zehnjährigen Hunde erkranken daran.<br />
Auch 30 % aller Katzen, die älter als<br />
zehn Jahre werden, leiden an Tumor -<br />
erkrankungen. Die moderne Tumor the -<br />
rapie <strong>in</strong> der Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong> bietet<br />
Hilfe, die Verb<strong>in</strong>dung von Chirurgie,<br />
Krebsspürhund Lucy bei der Arbeit – ©VGFS/S.Ullrich<br />
Strahlentherapie, Chemotherapie und<br />
neuen mediz<strong>in</strong>ischen Behandlungs -<br />
möglichkeiten erlaubt e<strong>in</strong>e wirksame<br />
Tumorbekämpfung mit maximaler<br />
Über lebenszeit bei erhaltener Lebens -<br />
qualität für das Tier: Voraussetzung ist<br />
jedoch e<strong>in</strong>e frühzeitige Diagnose.<br />
E<strong>in</strong> neues Hilfsmittel im Kampf<br />
gegen den Krebs bei Tieren<br />
AnimalCancerTest gibt auf e<strong>in</strong>zigartige<br />
Weise Sicherheit für verunsicherte Tier -<br />
halter und Gewissheit für die im Kampf<br />
gegen den Krebs stehenden Veter<strong>in</strong>är -<br />
mediz<strong>in</strong>er. Dass Hunde mit ihren sensitiven<br />
Nasen Krankheiten riechen können,<br />
ist seit Jahrzehnten wissen schaftliches<br />
Faktum. Praktisch genützt wird diese<br />
Fähigkeit der Hunde, pathologische<br />
Veränderungen im Körper von Lebe -<br />
wesen anhand von Geruchs ände run -<br />
gen wahrzunehmen, seit 20 Jahren im<br />
angloamerikanischen Raum, <strong>in</strong> letzter<br />
Zeit verstärkt auch bei uns. Anfall signal -<br />
hunde (englisch: seizure alert dogs)<br />
bewähren sich als Diabetiker warn -<br />
hunde und Epilepsiewarnhunde.<br />
E<strong>in</strong>e gesunde Körperzelle riecht für<br />
e<strong>in</strong>en Hund anders als e<strong>in</strong>e kranke<br />
Körperzelle, auch Absonderungen dieser<br />
erkrankten Zellen können von aus-
gebildeten Suchhunden wahrgenommen<br />
werden. Forschungsergebnisse <strong>in</strong><br />
Japan, USA, England und Polen haben<br />
schon vor Jahren gezeigt, dass auch die<br />
Anzeige von Tumorerkrankungen möglich<br />
ist. Wolfgang Gleichweit und se<strong>in</strong>em<br />
Team des Vere<strong>in</strong>s für Gebrauchs-,<br />
Forschungs- und Suchhunde (VGFS) ist<br />
es erstmalig gelungen, Absonderungen<br />
kranker Zellen im Speichel von Tieren<br />
durch e<strong>in</strong> von ihm entwickeltes Ver -<br />
fahren höchst effektiv nachzuweisen:<br />
AnimalCancerTest.<br />
Der Mediz<strong>in</strong>technik um<br />
Nasenlänge voraus!<br />
AnimalCancerTest liefert nach e<strong>in</strong>er<br />
Auswertungszeit von <strong>in</strong> der Regel 3 Wo -<br />
chen e<strong>in</strong>e Treffergenauigkeit von über<br />
95 % <strong>in</strong> der Anzeige e<strong>in</strong>es malignen<br />
(bösartigen) Tumors im Körper aller<br />
Tiere, ausgenommen Geflügel, da Vögel<br />
ke<strong>in</strong>en Speichel zur Beprobung geben<br />
können. Die von Krebszellen abgesonderten<br />
Stoffe werden durch Krebs spür -<br />
hunde <strong>in</strong> den Proben so frühzeitig<br />
detek tiert, dass diese Tumore unter Um -<br />
ständen sehr schlecht mittels Röntgen,<br />
Ultraschall, Computertomographie,<br />
Mag netresonanztomographie oder<br />
durch e<strong>in</strong>en Bluttest entdeckt werden<br />
können.<br />
Mit AnimalCancerTest können Er -<br />
geb nisse mediz<strong>in</strong>technischer Unter -<br />
suchungsmethoden mit an Sicherheit<br />
grenzender Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit überprüft<br />
werden bzw. kann AnimalCan -<br />
cerTest als kostengünstige Alternative<br />
herangezogen werden. Nach chirurgischen<br />
E<strong>in</strong>griffen, Chemotherapie oder<br />
Bestrahlungen, ermöglicht AnimalCan -<br />
cerTest dem Tierarzt, die Wirkung se<strong>in</strong>er<br />
gesetzten Maßnahmen zu überprüfen<br />
und gegebenenfalls weitere Untersu -<br />
chungen und Therapien e<strong>in</strong>zuleiten.<br />
Tierärzt<strong>in</strong> Dr. Michaela Labitsch, Leiter<strong>in</strong><br />
der Thermenlandkl<strong>in</strong>ik: „AnimalCan -<br />
cerTest hat sich bei uns im Zuge der<br />
Jahresimpfung für Hunde und der<br />
dabei stattf<strong>in</strong>denden Untersuchung<br />
relativ schnell etabliert. E<strong>in</strong>erseits wird<br />
der Test von den Patientenbesitzern als<br />
kostengünstige Alternative zu weitergehenden<br />
Untersuchungen nachgefragt.<br />
Andererseits wird er von diesen<br />
auch gerne als Bestätigung gesehen, im<br />
Verdachtsfall alle Möglichkeiten der<br />
kosten<strong>in</strong>tensiven Mediz<strong>in</strong>technik be -<br />
wusst e<strong>in</strong>zusetzen.“<br />
E<strong>in</strong>fach, schmerzfrei, stressfrei!<br />
Dem Veter<strong>in</strong>ärmediz<strong>in</strong>er steht mit<br />
AnimalCancerTest somit e<strong>in</strong> weiteres<br />
Instrument im Kampf gegen den Krebs<br />
zur Verfügung, dass aber e<strong>in</strong>en entscheidenden<br />
Vorteil besitzt: Die Anwen -<br />
dung ist gänzlich schmerz- und stressfrei<br />
für den Patienten!<br />
Dem vorsorgenden Tierbesitzer bietet<br />
AnimalCancerTest e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>fache<br />
Methode zur Krebsfrüherkennung, die<br />
er auch selbst zuhause anwenden kann.<br />
Im Testpaket, dass man derzeit um 88,–<br />
Euro onl<strong>in</strong>e erwerben kann, bef<strong>in</strong>den<br />
sich alle dafür notwendigen Utensilien.<br />
Mit Hilfe e<strong>in</strong>es Stieltupfers wird e<strong>in</strong>fach<br />
e<strong>in</strong>e Speichelprobe aus dem Mund se<strong>in</strong>es<br />
Haustieres entnommen. Die dafür<br />
notwendige Arbeit ist b<strong>in</strong>nen weniger<br />
Augenblicke erledigt und die Probe<br />
muss nur mehr im beigelegten Rück -<br />
ant wortkuvert <strong>in</strong>s Auswertungslabor<br />
gesandt werden.<br />
Diese Pressemitteilung wurde am<br />
01.07.2011 auf openPR veröffentlicht.<br />
Autor: Alexander Hirczy, AnimalCancerTest<br />
www.animalcancertest.at<br />
Gesundheit<br />
AnimalCancerTest<br />
Der Steirer Wolfgang Gleichweit<br />
ist ke<strong>in</strong> unbeschriebenes Blatt im<br />
Bereich Hundeausbildung. Der<br />
Entwickler des AnimalCancerTest<br />
arbeitete 35 Jahre im Polizei -<br />
dienst, war als Polizeihundeführer<br />
im Bereich Suchtgift tätig und bildete<br />
1995 den ersten österreichischen<br />
Sprengstoffspürhund<br />
aus. Seit be<strong>in</strong>ahe 30 Jahren be -<br />
schäftigt er sich <strong>in</strong>tensiv mit der<br />
Ausbildung von Gebrauchs hun -<br />
den, war u. a. Leiter der Öster -<br />
reichischen Rettungshunde bri -<br />
gade Steiermark, Hundeführer bei<br />
Rettungse<strong>in</strong>sätzen <strong>in</strong> Erdbeben -<br />
gebieten und arbeitete mit Hun -<br />
den als Sicherheitsbeauftragter im<br />
Skiweltcup und der Formel 1.<br />
Seit Jahren beschäftigt sich Wolf -<br />
gang Gleichweit auch mit der<br />
Entwicklung e<strong>in</strong>er Methode, den<br />
genialen Geruchss<strong>in</strong>n von Hun den<br />
zur Erkennung von Krank heiten<br />
zu nutzen. Se<strong>in</strong>e For schungs arbeit<br />
verrichtet er im VGFS, dem ge -<br />
me<strong>in</strong>nützigen Ver e<strong>in</strong> zur Ausbil -<br />
dung von Ge brauchs-, For schungsund<br />
Such hunden mit Sitz <strong>in</strong><br />
Frohn leiten, dessen Obmann er ist.<br />
Nach langer und arbeits<strong>in</strong>tensiver<br />
For schung, mit praktischer Erpro -<br />
bung und der permanenten Ver -<br />
besserung des Systems, ist Ani -<br />
malCancerTest nun als ausgereifte<br />
Methode am Markt erhältlich.<br />
Alexander Hirczy, AnimalCancerTest<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 49
Gesundheit<br />
Der älter werdende Hund: Physiotherapie als<br />
effektive Behandlungsmethode<br />
Bei vielen Hunden verlangsamen sich<br />
Stoffwechsel und Aktivitätsniveau<br />
bereits mit sieben Jahren und e<strong>in</strong>e<br />
verstärkte Neigung zu Übergewicht<br />
durch Vermehrung von Körperfett<br />
(Adipositas) besteht. Adipositas kann<br />
krankhafte Auswirkungen haben,<br />
wenn sich beispielsweise Fettablage -<br />
rungen an den <strong>in</strong>neren Organen bilden.<br />
Zusätzlich können Belastungen<br />
des Herzens, des Kreislaufs und der<br />
Gelenke sowie Erkrankungen der Wir -<br />
bel säule die Folge se<strong>in</strong>.<br />
„Meistens merken Herrchen und<br />
Frau chen gar nichts von der Erkran -<br />
kung, weil der geriatrische Hund lange<br />
versucht, kle<strong>in</strong>e Wehwehchen auszugleichen“,<br />
erklärt Yvonne Christophori,<br />
50<br />
der absolut-hund report • 4 / 2011<br />
Leiter<strong>in</strong> der physiotherapeutischen Ab -<br />
tei lung <strong>in</strong> der Tierkl<strong>in</strong>ik LESIA <strong>in</strong> Düssel -<br />
dorf. „Der Hund trägt sich über den<br />
Hier wird Hund Tobi von der Physiotherapeut<strong>in</strong> Yvonne Christophori<br />
manuell therapiert – Foto: Tierkl<strong>in</strong>ik LESIA Düsseldorf<br />
Rücken, se<strong>in</strong> Antrieb, die Kraft kommt<br />
aus der H<strong>in</strong>terhand. Oft nimmt der<br />
Hund e<strong>in</strong>e Schonhaltung e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dem er<br />
die Schmerzen der Extremitäten über<br />
den Rücken verlagert. So verspannt der<br />
Rücken als erstes und es kommt meist<br />
zu e<strong>in</strong>er unaufhörlichen Spirale von<br />
Schmerzen.“<br />
Die Tiergeriatrie fokussiert das älter<br />
werdende Haustier mit dem Ziel, durch<br />
spezielle Maßnahmen frühzeitig Krank -<br />
heiten zu erkennen und zu behandeln.<br />
Neben gesunder Ernährung sowie<br />
regel mäßigen Tierarztbesuchen s<strong>in</strong>d<br />
Mobilisation und kontrollierte Bewe -<br />
gung e<strong>in</strong>e gute Gesundheits-Prophy -<br />
laxe. Durch professionelles Ertasten<br />
können Verspannungen erkannt und<br />
mit Hilfe von Massagen, gezielter Kran -<br />
kengymnastik oder dem Unterwasser -<br />
laufband gelöst werden, so dass sich die<br />
Mobilität der Gelenke verbessert. Die<br />
schonende Therapie mit dem Unter -<br />
wasserlaufband (Hydrotherapie) ist<br />
besonders für ältere Hunde geeignet.<br />
Die Hunde tra<strong>in</strong>ieren auf e<strong>in</strong>em höhenverstellbaren<br />
Laufband, das sich unter<br />
Wasser bef<strong>in</strong>det. Der Wasserauftrieb<br />
entlastet den Körper vom eigenen<br />
Gewicht und Bewegungen verursachen<br />
weniger Schmerzen. Der Widerstand<br />
des Wassers bewirkt zugleich e<strong>in</strong>e<br />
Steigerung des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseffektes mit<br />
dem Ergebnis, dass bereits wenige<br />
Behandlungen erhebliche Fortschritte<br />
im Krankheitsbild br<strong>in</strong>gen können.<br />
„Haben die Hunde das Laufen auf<br />
dem Band erst e<strong>in</strong>mal kennengelernt,<br />
freuen sie sich richtig auf die nächste<br />
Behandlung“, erläutert Yvonne Christo -<br />
phori begeistert. „Je nach Wassertiefe<br />
kann das betroffene Gelenk bis zu 60 %<br />
entlastet werden, das Gangbild wird<br />
geschult und der Muskelaufbau gefördert.“<br />
Weitere Informationen sowie e<strong>in</strong>e<br />
kostenlose Tabelle mit Altersangaben<br />
zum Hund können <strong>in</strong> der Tierkl<strong>in</strong>ik<br />
LESIA Düsseldorf angefordert werden.<br />
Diese Pressemitteilung wurde am<br />
28.07.2011 auf openPR veröffentlicht.<br />
Autor: Yvonne Christophori,<br />
Tierkl<strong>in</strong>ik LESIA Düsseldorf, www.lesia.de
Ziel<br />
Der Hund sammelt Becher e<strong>in</strong> und stapelt<br />
diese <strong>in</strong> der Hand des Menschen<br />
<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander<br />
Aufbau<br />
Der Hundehalter hält den Becher <strong>in</strong> der<br />
offenen Hand und hält ihn Richtung<br />
Hund. Berührt der Hund den Becher mit<br />
der Nase, folgt sofortige Futter be stä -<br />
tigung. Versucht der Hund den Becher<br />
zu fassen, Futterbestätigung. Hält der<br />
Hund den Becher im Maul, e<strong>in</strong>en Schritt<br />
gehen und mit Futter bestätigen. Dauer<br />
des Tragens <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Schritten erhöhen.<br />
Den Becher vom Hund <strong>in</strong> die Hand<br />
legen lassen. (Jeden kle<strong>in</strong>en Fortschritt<br />
mit Futter bestätigen)<br />
Becher mit der Öffnung auf den<br />
Boden stellen, Futter darunterlegen.<br />
Hundehalter geht zusammen mit se<strong>in</strong>em<br />
Hund zum Becher und zeigt auf<br />
diesen. Hund versucht ans Futter zu<br />
kommen und wirft diesen um. Auch die<br />
Berührung mit der Nase am Becher wird<br />
vom Halter bestätigt. Im weiteren<br />
Verlauf sollte der Hund diesen umwerfen.<br />
Versucht der Hund den Becher aufzunehmen,<br />
wird auch dies mit Futter<br />
bestätigt.<br />
Jetzt wird der Becher etwas entfernt<br />
h<strong>in</strong>gestellt und der Halter schickt se<strong>in</strong>en<br />
Hund <strong>in</strong> dessen Richtung. Nimmt<br />
der Hund den Becher auf und br<strong>in</strong>gt<br />
ihn, wird er mit Futter bestätigt.<br />
Langsam die Anzahl der Becher erhöhen.<br />
Trickdog-Serie<br />
Trickdog-Serie Teil 7:<br />
Becher e<strong>in</strong>sammeln, aufräumen<br />
Den gebrachten Becher <strong>in</strong> der Hand<br />
behalten. Kommt der Hund mit dem<br />
zweiten Becher, diesen h<strong>in</strong>halten und<br />
beim e<strong>in</strong>schieben helfen (helfend ausbalancieren).<br />
Im weitern Verlauf immer<br />
weniger helfen, der Hund versucht<br />
eigenständig die Becher <strong>in</strong>e<strong>in</strong>ander zu<br />
stapeln. Bestätigen nicht vergessen.<br />
Viel Spaß beim Üben.<br />
HundeZentrum<br />
Ostfriesland<br />
Anett Kulke<br />
Hundeverhaltenstherapeut<strong>in</strong>,<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>,<br />
Hundeverhaltensberater<strong>in</strong><br />
26603 Aurich<br />
Autor: Anett Kulke,<br />
HundeZentrumOstfriesland<br />
Fotos: Absolut Hund<br />
E-Mail:<br />
whitewolf66(at)web.de<br />
Mobil: 0152 / 53 87 27 09<br />
4 / 2011 • der absolut-hund report 51
AUSBILDUNG –<br />
aber welche?<br />
Ausbildungsangebote von<br />
Absolut-Hund:<br />
Hundehaltertra<strong>in</strong>er (HHT)<br />
Zielgruppe: Menschen, die sich <strong>in</strong> der Anlei -<br />
tung von Mensch-Hund-Team aktiv sehen,<br />
gerne <strong>in</strong> der Geme<strong>in</strong>schaft arbeiten und vorbeugend/aufbauend<br />
tätig se<strong>in</strong> möchten.<br />
Schwerpunkte: Aufbau/Anleitung e<strong>in</strong>es<br />
Mensch-Hund-Teams<br />
Hundeverhaltenstherapeut (HVT)<br />
Zielgruppe: Menschen, die sich <strong>in</strong> der aktiven<br />
Verhaltensumlenkung von Fehl- und<br />
Problemverhalten mit Hund und Halter <strong>in</strong><br />
therapeutischer Form sehen.<br />
Schwerpunkte: Fehlgelenkte Verhaltens -<br />
weisen von Hund und Halter<br />
Mantrailer-Tra<strong>in</strong>er (MTT)<br />
Zielgruppe: Menschen die Menschen helfen<br />
oder auch e<strong>in</strong>e gute Auslastungsmöglichkeit<br />
für Hundehalter anbieten möchten.<br />
Schwerpunkt: Anleitung von Gruppen oder<br />
E<strong>in</strong>zelpersonen<br />
Weitere Informationen zu Inhalten, Preisen<br />
und Term<strong>in</strong>en unter<br />
www.absolut-hund.de<br />
oder 0171 / 3 22 52 61