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Interview Karl-Erivan W. Haub - Der Klimamarkt

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<strong>Interview</strong> mit <strong>Karl</strong>-<strong>Erivan</strong> W. <strong>Haub</strong>,<br />

Geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Unternehmensgruppe Tengelmann<br />

Herr <strong>Haub</strong>, Sie haben den ersten „Tengelmann <strong>Klimamarkt</strong>“ Deutschlands eröffnet.<br />

Was hat Sie zu diesem Vorzeigeprojekt bewegt?<br />

Das Familienunternehmen Tengelmann steht schon seit über 40 Jahren für den Erhalt<br />

der natürlichen Umwelt, der Kinder- und Enkelkindergeneration zuliebe. Hier von<br />

Mülheim sind schon vielfältige Initiativen ausgegangen: für das Umweltrecht, für saubere<br />

Luft, sauberes Wasser, Erhalt der Artenvielfalt und Reduzierung der Müllberge.<br />

Heute ist der Klimawandel die Herausforderung unserer Zeit. <strong>Der</strong> Übeltäter ist zudem<br />

unsichtbar, nicht anfassbar. Es ist das CO2. Mit unserem <strong>Klimamarkt</strong> setzen wir einen<br />

neuen Maßstab für Deutschland. Wir wollten beweisen, dass man einen Supermarkt<br />

mit 50 Prozent weniger Energie und vollständig ohne CO2 betreiben kann.<br />

Sie sprechen von einer 40-jährigen Tradition im Umwelt- und Naturschutz. Worin<br />

begründet sich das?<br />

Angefangen hat alles mit meiner Großmutter Elisabeth <strong>Haub</strong> im Jahr 1968, als sie für<br />

den Umwelt- und Naturschutz eine Stiftung gründete. Mein Vater <strong>Erivan</strong> <strong>Haub</strong> ist<br />

auch der „Vater“ unseres bekannten Umweltzeichens Frosch & Schildkröte. Er setzte<br />

die Kraft unseres Unternehmens ein, um die Industrie zur Herstellung umweltfreundlicher<br />

Produkte zu bewegen. Und ich selbst setze diese Tradition fort. Mein Schwerpunkt<br />

ist der Klimaschutz und die Einsparung von Energie.<br />

Was tun Sie in Fragen des Klimaschutzes denn sonst noch?<br />

Da gibt es bei uns eine Vielzahl von Initiativen und Maßnahmen, die wir unter dem<br />

Dach der Tengelmann Klimainitiative bündeln. Besonders wichtig sind mir neben<br />

dem Leuchtturmprojekt des <strong>Klimamarkt</strong>es:<br />

Die Emissionsbilanz, die wir erstmals und als Erste im deutschen Handel im Jahr<br />

2007 erstellt haben. In ein paar Wochen wird bereits die Bilanz für das Folgejahr vorliegen.<br />

Auf diese Weise gewinnen wir einen guten Überblick darüber, an welchen<br />

Stellen wir den Hebel ansetzen müssen, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern.


Wir beteiligen uns am Pilotprojekt Product Carbon Footprint (PCF) mit dem WWF,<br />

dem Öko-Institut und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Es geht darum,<br />

Standards zu erarbeiten, wie der CO2-Fußabdruck von Produkten vergleichbar erfasst<br />

und für die Verbraucher sichtbar gemacht werden kann, um sie so zu motivieren,<br />

ebenfalls ihren persönlichen ökologischen Fußabdruck zu verbessern.<br />

Und wir nutzen in unseren Kaiser’s- und Tengelmann-Märkten sowie in unserer Unternehmenszentrale<br />

in Mülheim ausschließlich Grünstrom. Außerdem unterstützen<br />

wir die Mülheimer Initiative für Klimaschutz.<br />

Welches sind denn die Besonderheiten dieses ersten <strong>Klimamarkt</strong>es?<br />

Wir haben viele verschiedene Maßnahmen zum Teil neu entwickelt und installiert, die<br />

in dieser Gesamtheit auf dem deutschen Markt bisher einmalig sind. Die sieben<br />

Wichtigsten sind:<br />

Heizen mit Geothermie und der Abwärme der Kühlanlagen<br />

Tageslichtnutzung und intelligente Lichtsteuerung<br />

Energieeffiziente Beleuchtung<br />

Glasabdeckungen auf Kühlmöbeln<br />

Strom aus Fotovoltaik und Ökostrom<br />

Betrieb der Kühlanlagen mit den natürlichen Kältemittel CO2<br />

Regenwassernutzung<br />

Wärmedämmung nach ENEV<br />

Wer war an der Planung beteiligt?<br />

Solche Projekte stemmt man natürlich nicht ganz alleine, wenn auch die Konzeption<br />

und Steuerung aus unserem Hause erfolgte. Neben unseren Experten aus dem Bau-<br />

und Einrichtungsbereichen sowie aus unserem Energieunternehmen haben wir uns<br />

eine Reihe ausgewiesener Fachleute an Bord geholt. Das sind Fachplaner, aber<br />

auch Unternehmen, die zum Teil eigens für uns neue Produkte entwickelt haben, um<br />

die Energieeinsparungen zu realisieren.<br />

Wie hoch sollen die CO2-Einsparungen ausfallen?<br />

Wir schaffen es, in diesem ersten Tengelmann <strong>Klimamarkt</strong> mit der Hälfte des vorherigen<br />

Verbrauches auszukommen. Das bedeutet auch eine Halbierung der CO2-<br />

Emissionen. Wir sprechen hier von fast 210 eingesparten Tonnen pro Jahr.<br />

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Sie sprechen von einem Pilotprojekt. Wie realistisch ist es, dass es weitere<br />

Märkte dieser Art geben wird?<br />

Die Erfahrungen, die wir mit dem Umbau eines bestehenden Marktes sammeln, zeigen<br />

uns, welche Maßnahmen für Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit langfristig sinnvoll<br />

sind. Diese Erkenntnisse fließen in zukünftige Neu- und Umbauten ein.<br />

Glauben Sie, dass die Tengelmann-Kunden diesen Markt aufgrund der speziellen<br />

Maßnahmen besser annehmen werden als andere?<br />

Das hoffen wir sehr, denn wir haben den Markt in zweifacher Hinsicht verbessert:<br />

einmal durch die Maßnahmen zur Energieeffizienz aber zum Zweiten auch durch ein<br />

hochmodernes Supermarktkonzept, das den Kunden einen angenehmeren Einkauf<br />

ermöglicht.<br />

Mit ihrer Klimainitiative versprechen Sie 20 Prozent der CO2-Emissionen zu reduzieren?<br />

Glauben Sie, dass Sie dieses ambitionierte Ziel auch schaffen können?<br />

Das Ziel ist ehrgeizig, aber wir legen die Hände nicht in den Schoß, sondern wir handeln.<br />

Neben dem <strong>Klimamarkt</strong> gibt es eine Reihe weiterer großer und kleiner Projekte,<br />

die uns unserem Ziel näherbringen werden. Ich bin da sehr zuversichtlich!<br />

Wird dieses Projekt Schule machen?<br />

Nun, das hoffe ich! Je mehr Nachahmer wir für unser Pilotprojekt haben, desto besser<br />

wird das für uns alle sein. Denn Klimaschutz geht uns alle an. Uns würde es freuen,<br />

wenn wir hier den richtigen Impuls für unsere Branche gegeben hätten.<br />

Was hat der erste deutsche Tengelmann <strong>Klimamarkt</strong> gekostet?<br />

So ein Vorhaben ist natürlich kostspielig. Wir bewegen uns hier im unteren einstelligen<br />

Millionenbereich. Aber das Ergebnis ist es uns wert!<br />

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