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Einfluß von<br />

Legierungselementen<br />

auf das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

thermischen Analyse<br />

bei vere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi-Legierungen<br />

Seite 2<br />

Die thermische<br />

Analyse als<br />

Kontrollverfahren zur<br />

Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r<br />

Kornfeinung von<br />

Al-Gusslegierungen<br />

Seite 12<br />

Zertifiziert nach<br />

DIN EN ISO 9001<br />

DIN EN ISO 14001


Einfluß von Legierungselementen auf das<br />

Ergebnis <strong>de</strong>r thermischen Analyse bei vere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi-Legierungen<br />

VON DIPL.-ING. L. HEUSLER UND PROF. DR.-ING. W.<br />

SCHNEIDER, VAW ALUMINIUM AG, BONN<br />

Für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r thermischen Analyse zur<br />

Beurteilung einer Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung ist es<br />

unabdingbar, <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Legierungselemente auf die<br />

eutektische Depression zu kennen. In <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n<br />

Arbeit wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Einfluß von Magnesium mit Strontium<br />

und <strong>de</strong>r Einfluß von Mg, Si, Cu und Fe auf die<br />

Natriumvere<strong>de</strong>lung und das Ergebnis <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse untersucht. Außer<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong>n die Meßmetho<strong>de</strong>n<br />

verschie<strong>de</strong>ner kommerzieller Thermoanalyse-Systeme<br />

kritisch hinsichtlich <strong>de</strong>r Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r eutektischen<br />

Referenztemperatur beleuchtet. Dies geschieht in <strong>de</strong>r<br />

Regel mit Hilfe von Literaturformeln, die <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r<br />

Legierungselemente auf die eutektische Temperatur<br />

berücksichtigen.<br />

Am kritischsten und uneinheitlichsten stellte sich <strong>de</strong>r<br />

Einfluß von Magnesium heraus. Bei konstantem Gehalt<br />

an Vere<strong>de</strong>lungsmitteln wur<strong>de</strong> mit steigen<strong>de</strong>m<br />

Siliciumgehalt ein <strong>de</strong>utlicher Abfall <strong>de</strong>r Depressionswerte<br />

festgestellt. Demgegenüber stiegen die Depressionswerte<br />

mit steigen<strong>de</strong>m Kupfer- bzw. Eisengehalt an.<br />

Thermoanalyse-Systeme, die die eutektische Referenztemperatur<br />

<strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten Schmelze anhand von<br />

Literaturformeln ermitteln, können systematische Fehler<br />

aufweisen, wenn die Literaturwerte bei an<strong>de</strong>ren<br />

Abkühlbedingungen ermittelt wur<strong>de</strong>n. Wer<strong>de</strong>n die<br />

Formeln <strong>de</strong>r Legierungsabhängigkeit dagegen mit <strong>de</strong>n<br />

gerätespezifischen Abkühlbedingungen ermittelt,<br />

st<strong>im</strong>men die daraus berechneten mit <strong>de</strong>n gemessenen<br />

Referenztemperaturen sehr gut überein. Die Ermittlung<br />

<strong>de</strong>r Referenztemperatur aus <strong>de</strong>n ternären Eutektika <strong>de</strong>r<br />

Abkühlkurve an <strong>de</strong>r bereits vere<strong>de</strong>lten Legierung, die bei<br />

einem System angeblich verwen<strong>de</strong>t wird, erwies sich als<br />

fehlerhaft, weil z. B. <strong>de</strong>r Magnesiumgehalt überhaupt<br />

nicht berücksichtigt wur<strong>de</strong>.<br />

Einleitung<br />

Die Aluminium-Silicium-Legierungen stellen aufgrund<br />

ihrer guten Gießbarkeit bei gleichzeitig guten<br />

mechanischen Eigenschaften die wichtigste Gruppe <strong>de</strong>r<br />

Aluminiumgußlegierungen dar. Eine weitere Verbesserung<br />

<strong>de</strong>r mechanischen Kennwerte läßt sich durch<br />

eine Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung mit Natrium o<strong>de</strong>r Strontium<br />

erzielen, die bereits in <strong>de</strong>n zwanziger Jahren dieses<br />

Jahrhun<strong>de</strong>rts ent<strong>de</strong>ckt wur<strong>de</strong> [1]. Hierbei bil<strong>de</strong>t sich das<br />

eutektische Silicium anstatt in <strong>de</strong>r ohne Zusätze üblichen<br />

körnigen o<strong>de</strong>r lamellaren Form in einer sehr fein<br />

verzweigten Form aus, so daß durch die Vermeidung<br />

großer plattenförmiger Si-Partikel insbeson<strong>de</strong>re die<br />

Bruch<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>utlich verbessert wird. Nach neueren<br />

Untersuchungen <strong>zum</strong> Mechanismus <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung wird<br />

davon ausgegangen, daß das Kristallwachstum <strong>de</strong>s<br />

eutektischen Siliciums aufgrund <strong>de</strong>r Anlagerung von<br />

Strontium bzw. Natrium auf <strong>de</strong>n Wachstumsflächen<br />

behin<strong>de</strong>rt wird [2]. Dadurch wird eine verstärkte<br />

Zwillingsbildung erzwungen, was sich einerseits in einer<br />

starken Verzweigung <strong>de</strong>s eutektischen Siliciums ausdrückt<br />

und an<strong>de</strong>rerseits zu einer <strong>de</strong>utlichen Absenkung <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Temperatur führt. Diese, mittels thermischer<br />

Analyse meßbare, sogenannte Depression, d.h. die<br />

Differenz <strong>de</strong>r eutektischen Temperaturen vor und nach<br />

einer Vere<strong>de</strong>lungs-behandlung, wird aus diesem Grund<br />

auch häufig zur Beurteilung und Kontrolle <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung<br />

herangezogen.<br />

Eine weitere Steigerung <strong>de</strong>r mechanischen<br />

Eigenschaften läßt sich durch die Zugabe von an<strong>de</strong>ren<br />

Legierungselementen wie Magnesium o<strong>de</strong>r Kupfer<br />

erreichen. Neben <strong>de</strong>r reinen Mischkristallhärtung dieser<br />

Elemente spielt vor allem die Möglichkeit <strong>de</strong>r Aushärtung<br />

bei diesen Legierungssystemen eine beson<strong>de</strong>re Rolle. So<br />

lassen sich durch Zugabe von 0,3 Masse-% Mg* zu einer<br />

AlSi7-Legierung nach einer kompletten Wärmebehandlung,<br />

bestehend aus Lösungsglühen, Abschrecken<br />

und Warmauslagern die Dehngrenze und die<br />

Zugfestigkeit unter Beibehaltung einer hohen<br />

Bruch<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>utlich erhöhen. Verantwortlich für die<br />

Festigkeitssteigerung ist die Ausscheidung von<br />

submikroskopisch kleinen, metastabilen MgSi-Phasen<br />

während <strong>de</strong>r Warmauslagerung, die opt<strong>im</strong>ale Hin<strong>de</strong>rnisse<br />

für die Versetzungsbewegung darstellen.<br />

In AlCu-Legierungen wird die Ausscheidungshärtung<br />

durch metastabile AlCu-Phasen bewirkt, während in<br />

AlSiCuMg-Legierungen, wie z.B. bei <strong>de</strong>r G-AlSi9Cu3 bei<strong>de</strong><br />

Ausscheidungsarten <strong>zum</strong> Tragen kommen.<br />

Neuere Untersuchungen [3] haben gezeigt, daß die<br />

Bildung eines vere<strong>de</strong>lten AlSi-Gußgefüges durch die<br />

Anwesenheit von Magnesium gestört wird. Die in einer<br />

vere<strong>de</strong>lten binären AlSi7-Legierung mittels Bildanalyse<br />

quantifizierten Parameter <strong>de</strong>s AlSi-Eutektikums wie Si-<br />

Partikelgröße und -Formfaktor wur<strong>de</strong>n durch Zugabe von<br />

Magnesium <strong>de</strong>utlich vergrößert und inhomogener. Als<br />

Ursache für die Beeinträchtigung <strong>de</strong>s Vere<strong>de</strong>lungsgefüges<br />

wur<strong>de</strong> die Bildung von intermetallischen Phasen<br />

<strong>de</strong>s Typs Mg 2<br />

SrAl 4<br />

Si 3<br />

angeführt. An<strong>de</strong>rerseits zeigten<br />

Magnesiumgehalte von ca. 1% in einer unvere<strong>de</strong>lten Al-<br />

Si-Legierung selbst leicht feinen<strong>de</strong> Wirkung.<br />

Aufgrund <strong>de</strong>s <strong>im</strong>mensen Einflusses <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung<br />

auf die Gefügeausbildung und die mechanischen<br />

Eigenschaften ist eine zuverlässige Kontrolle <strong>de</strong>r<br />

Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung vor <strong>de</strong>m Gießen unabdingbar.<br />

Die genaueste Auskunft liefert zweifellos eine<br />

metallographische Untersuchung einer Bauteilprobe o<strong>de</strong>r<br />

einer geson<strong>de</strong>rt gegossenen Probe. Dies ist allerdings sehr<br />

zeitaufwendig und in <strong>de</strong>r Regel nur off-line, d.h. erst nach<br />

<strong>de</strong>m Gießen, möglich. Die Spektralanalyse, falls verfügbar,<br />

liefert lediglich <strong>de</strong>n Gehalt <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lungselemente, aber<br />

keine Aussage über <strong>de</strong>ren Wirkung in <strong>de</strong>r jeweiligen<br />

Legierung bei <strong>de</strong>n vorliegen<strong>de</strong>n Abkühlbedingungen. Als<br />

relativ schnelle und vor <strong>de</strong>m Gießen praktizierbare<br />

2<br />

* %-Angaben sind stets Massenanteile.


Metho<strong>de</strong> hat sich daher in vielen Gießereien die<br />

thermische Analyse zur Beurteilung <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung<br />

durchgesetzt. Hierbei die Tatsache ausgenutzt, daß die<br />

eutektische Temperatur durch Zugabe von vere<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>n<br />

Elementen wie Natrium o<strong>de</strong>r Strontium herabgesetzt<br />

wird. Diese sogenannte Depression kann als Maß für <strong>de</strong>n<br />

Vere<strong>de</strong>lungsgrad herangezogen wer<strong>de</strong>n und korreliert<br />

gut mit quantitativen Messungen <strong>de</strong>r Gefügeparameter<br />

<strong>de</strong>s AlSi-Eutektikums [4]. Im Zusammenhang mit <strong>de</strong>r<br />

thermischen Analyse ergeben sich allerdings zwei<br />

Probleme. Das Ergebnis <strong>de</strong>r thermischen Analyse wird<br />

sowohl durch Versuchsparameter wie Abkühlgeschwindigkeit,<br />

Schmelze- und Tiegeltemperatur als<br />

auch durch die in <strong>de</strong>r Schmelze vorhan<strong>de</strong>nen Legierungsund<br />

Begleitelemente beeinflußt. Untersuchungen haben<br />

gezeigt, daß die genauesten Aussagen zur Vere<strong>de</strong>lungswirkung<br />

dann gemacht wer<strong>de</strong>n können, wenn die<br />

Abkühlbedingungen bei <strong>de</strong>r thermischen Analyse mit<br />

<strong>de</strong>nen <strong>im</strong> realen Gußteil vergleichbar sind [5]. Der Einfluß<br />

von Legierungs- und Begleitelementen auf die Depression<br />

wur<strong>de</strong> von A. Joenoes und E. Gruzleski [3] für Magnesium<br />

genauer untersucht. Dabei ergaben sich mit<br />

zunehmen<strong>de</strong>m Magnesiumgehalt abnehmen<strong>de</strong><br />

Depressionswerte mit einer einhergehen<strong>de</strong>n<br />

Vergröberung <strong>de</strong>s eutektischen AlSi-Gefüges Bild. 1. Ein<br />

weiteres Problem ergibt sich aufgrund <strong>de</strong>r Notwendigkeit,<br />

zur Ermittlung <strong>de</strong>r Depression die eutektische Temperatur<br />

<strong>im</strong> unvere<strong>de</strong>lten Zustand zu kennen. Die Durchführung<br />

einer thermischen Analyse an <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten Schmelze<br />

be<strong>de</strong>utet erstens einen höheren Zeitaufwand und ist<br />

zweitens oft gar nicht durchführbar, wenn die<br />

Vere<strong>de</strong>lungsmittel bereits be<strong>im</strong> Produzenten <strong>de</strong>r<br />

Legierung zugegeben wur<strong>de</strong>n. Kommerzielle Thermoanalyse-Systeme<br />

tragen diesem Problem auf zwei Arten<br />

Rechnung. Die meisten Systeme benötigen zur<br />

Berechnung <strong>de</strong>r Depression die Vorgabe einer<br />

Referenztemperatur, d.h. die Eingabe <strong>de</strong>r eutektischen<br />

Temperatur <strong>im</strong> unvere<strong>de</strong>lten Zustand. Diese läßt sich<br />

näherungsweise aus Formeln berechnen, in <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r<br />

Einfluß <strong>de</strong>r einzelnen Legierungselemente berücksichtigt<br />

wird [6,7]. Zum Teil sind diese Formeln bereits in <strong>de</strong>r<br />

Software <strong>de</strong>r Analyse-Systeme hinterlegt, so daß nur noch<br />

die Werte <strong>de</strong>r Legierungs- und Begleitelementgehalte<br />

eingegeben zu wer<strong>de</strong>n brauchen. Eine an<strong>de</strong>re Möglichkeit<br />

besteht theoretisch darin, die Abkühlkurven <strong>de</strong>r bereits<br />

vere<strong>de</strong>lten Variante hinsichtlich <strong>de</strong>r Effekte <strong>de</strong>r<br />

Legierungselemente auszuwerten [8]. Die Stärke <strong>de</strong>r für<br />

je<strong>de</strong>s Legierungs-element bei einer an<strong>de</strong>ren Temperatur<br />

Bild 1. Depression <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur in Abhängigkeit<br />

vom Magnesiumgehalt für unvere<strong>de</strong>lte und strontiumvere<strong>de</strong>lte<br />

AlSi-Legierungen [3]<br />

stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n ternären eutektischen Reaktionen läßt<br />

dann auf <strong>de</strong>n Gehalt <strong>de</strong>s entsprechen<strong>de</strong>n Elementes<br />

schließen, die dann zur Berechnung <strong>de</strong>r Referenztemperatur<br />

herangezogen wer<strong>de</strong>n kann.<br />

Für die praktische Durchführung <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse ist es folglich notwendig, die Einflüsse <strong>de</strong>r<br />

einzelnen Legierungselemente auf die eutektische<br />

Temperatur <strong>im</strong> unvere<strong>de</strong>lten Zustand genau zu kennen.<br />

Für eine effektive und sichere Beurteilung <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung<br />

ist darüber hinaus <strong>de</strong>ren Einfluß auf die Depression <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Temperatur von großer Be<strong>de</strong>utung. Aus<br />

diesem Grund wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Einfluß <strong>de</strong>r Legierungselemente Si, Mg, Cu und Fe sowohl<br />

auf die eutektische Temperatur als auch auf die<br />

Depression systematisch untersucht, wobei verschie<strong>de</strong>ne<br />

kommerzielle Thermoanalyse-Systeme <strong>zum</strong> Einsatz<br />

kamen. Zu <strong>de</strong>n einzelnen Versuchsreihen wur<strong>de</strong>n<br />

metallographische Untersuchungen durchgeführt, um<br />

die Ergebnisse <strong>de</strong>r thermischen Analyse mit <strong>de</strong>n<br />

entsprechen<strong>de</strong>n Gußgefügen in Beziehung setzen zu<br />

können.<br />

Versuchsdurchführung<br />

Wegen <strong>de</strong>r unterschiedlichen Wirksamkeit <strong>de</strong>r<br />

Vere<strong>de</strong>lungselemente Natrium und Strontium wur<strong>de</strong> die<br />

Arbeit in zwei Teilen durchgeführt.<br />

Die Untersuchungen zur Strontiumvere<strong>de</strong>lung<br />

wur<strong>de</strong>n auf Basis <strong>de</strong>r Legierung AlSi11 durchgeführt,<br />

wobei zunächst die Einflüsse <strong>de</strong>s Strontiumgehalts und<br />

<strong>de</strong>r Versuchsparameter wie Schmelzetemperatur sowie<br />

Tiegelart und -temperatur auf das Ergebnis <strong>de</strong>r<br />

thermischen Analyse erfaßt wur<strong>de</strong>n. Der Einfluß <strong>de</strong>s<br />

Legierungselementes Magnesium wur<strong>de</strong> dann zunächst<br />

durch Versuche an <strong>de</strong>n unbehan<strong>de</strong>lten und<br />

strontiumvere<strong>de</strong>lten Legierungen AlSi11 und AlSi11Mg mit<br />

0,35 % Mg ermittelt. Zur genaueren Untersuchung <strong>de</strong>s<br />

Einflusses von Magnesium wur<strong>de</strong>n dann Legierungen auf<br />

<strong>de</strong>r Basis von AlSi11 mit 0; 0,2; 0,35; 0,45; 0,6 und 1,0 %<br />

Mg hergestellt und jeweils <strong>im</strong> unvere<strong>de</strong>lten und<br />

vere<strong>de</strong>lten Zustand mit Hilfe <strong>de</strong>r thermischen Analyse<br />

untersucht.<br />

Bei <strong>de</strong>n Untersuchungen zur Natriumvere<strong>de</strong>lung<br />

wur<strong>de</strong> zunächst <strong>de</strong>r Einfluß <strong>de</strong>s Siliciumgehalts auf das<br />

Ergebnis <strong>de</strong>r thermischen Analyse anhand von binären<br />

AlSi-Legierungen mit 5, 7, 9, 11, 13 und 18 % Si ermittelt.<br />

Die Versuche <strong>zum</strong> Einfluß von Magnesium wur<strong>de</strong>n mit<br />

<strong>de</strong>n gleichen Abstufungen <strong>de</strong>r Magnesiumgehalte wie bei<br />

<strong>de</strong>n Versuchen zur Strontiumvere<strong>de</strong>lung durchgeführt.<br />

Um <strong>de</strong>n Einfluß <strong>de</strong>r Elemente Kupfer und Eisen auf die<br />

thermische Analyse zu quantifizieren wur<strong>de</strong> die Legierung<br />

AlSi9 als Basis herangezogen, was eine bessere<br />

Übertragbarkeit <strong>de</strong>r Ergebnisse auf die sehr gebräuchliche<br />

Sekundärlegierung AlSi9Cu3 ermöglicht. Der Kupfergehalt<br />

wur<strong>de</strong> in Stufen von 0,1; 0,5; 1,2; 2,0; 2,8 und 3,5 % variiert.<br />

Zur Untersuchung <strong>de</strong>s Einflusses von Eisen wur<strong>de</strong>n<br />

Eisengehalte von 0; 0,3; 0,5; 0,75 und 1,0 % eingestellt.<br />

Die für die Untersuchungen benötigten Legierungen<br />

wur<strong>de</strong>n synthetisch unter Verwendung von Hüttenaluminium<br />

<strong>de</strong>r Reinheit 99,7%, Reinmagnesium (99,999%)<br />

sowie reinem Silicium (99,9%) hergestellt. Kupfer wur<strong>de</strong><br />

in reiner Form (99,99%) und Eisen als AlFe9-Vorlegierung<br />

zulegiert. Strontium wur<strong>de</strong> in Form von 10%igem<br />

Vorlegierungsdraht zugegeben, während zur Natriumvere<strong>de</strong>lung<br />

reines Natrium, in Aluminiumfolie eingepackt,<br />

in die Schmelze eingerührt wur<strong>de</strong>.<br />

Alle Legierungsvarianten wur<strong>de</strong>n in einem 60 kg<br />

3


fassen<strong>de</strong>n, wi<strong>de</strong>rstandsbeheizten Tiegelofen erschmolzen,<br />

wobei <strong>zum</strong> Auflösen <strong>de</strong>s reinen Siliciums zunächst eine<br />

Schmelzetemperatur von 800 °C eingestellt wur<strong>de</strong>, die dann<br />

für die Zugabe <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Legierungselemente wie<strong>de</strong>r auf<br />

die spätere Gießtemperatur von 730 °C abgesenkt wur<strong>de</strong>.<br />

Nach spektralanalytischer Kontrolle <strong>de</strong>r gewünschten<br />

Zusammensetzung wur<strong>de</strong> zunächst <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lte und<br />

anschließend <strong>de</strong>r vere<strong>de</strong>lte Zustand durch thermische Analyse<br />

untersucht. Hierzu stan<strong>de</strong>n drei kommerzielle Systeme<br />

unterschiedlicher Hersteller zur Verfügung, wobei für Gerät A<br />

ein keramischer Permanenttiegel, für Gerät B ein Stahl- o<strong>de</strong>r<br />

Maskenform-Tiegel und für Gerät C ein Stahltiegel vom<br />

Hersteller vorgesehen ist. Alle Geräte wur<strong>de</strong>n gleichzeitig<br />

betrieben und zusätzlich wur<strong>de</strong> bei je<strong>de</strong>m Gerät <strong>de</strong>r<br />

Temperaturverlauf parallel mit einem Meßwerterfassungssystem<br />

aufgezeichnet. Um <strong>de</strong>n Einfluß höherer Abkühlgeschwindigkeiten<br />

zu erfassen, wur<strong>de</strong>n außer<strong>de</strong>m kleine<br />

Kokillengußproben mit einer Masse von ca. 100 g gegossen,<br />

wobei ebenfalls <strong>de</strong>r zeitliche Temperaturverlauf durch das<br />

Meßwerterfassungssystem aufgezeichnet wur<strong>de</strong>. Für je<strong>de</strong><br />

Versuchsvariante wur<strong>de</strong>n pro Gerät bzw. Form je drei Proben<br />

abgegossen und die Abkühlkurven aufgezeichnet. Zum<br />

Vergleich <strong>de</strong>r Ergebnisse <strong>de</strong>r thermischen Analyse mit <strong>de</strong>n<br />

sich einstellen<strong>de</strong>n Gußgefügen wur<strong>de</strong>n von ausgewählten<br />

Proben metallographische Schliffe angefertigt und<br />

lichtmikroskopisch untersucht.<br />

Bild 2. Eutektische Temperatur <strong>de</strong>r Legierung AlSi11 in<br />

Abhängigkeit von <strong>de</strong>n Versuchsparametern Tiegelmaterial sowie<br />

Schmelze- und Formtemteratur<br />

Ergebnisse und Diskussion<br />

Einfluß von Versuchsparametern<br />

Eutektische Temperatur. Die Versuche mit zwischen 750<br />

und 900 °C variierter Schmelzetemperatur und zwischen<br />

Raumtemperatur und 350 °C variierter Tiegel- bzw.<br />

Kokillentemperatur zeigten, daß bei<strong>de</strong> Parameter nur<br />

einen geringen Einfluß auf die gemessenen eutektischen<br />

Temperaturen ausüben Bild. 2. Demgegenüber ist <strong>de</strong>r<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Tiegelmaterials <strong>de</strong>utlicher ausgeprägt. Im<br />

Keramik- und <strong>im</strong> Stahltiegel wur<strong>de</strong>n die höchsten<br />

eutektischen Temperaturen gemessen, die <strong>de</strong>r<br />

theoretischen eutektischen Temperatur von 577,5 °C<br />

relativ nahe kommen. Die <strong>im</strong> Maskenformtiegel<br />

gemessenen eutektischen Temperaturen lagen um ca. 1 K<br />

niedriger, was vermutlich auf einensystematischen<br />

Meßfehler zurückzuführen ist. Auffallend sind außer<strong>de</strong>m<br />

die bis um 4 K niedrigeren eutektischen Temperaturen,<br />

die in <strong>de</strong>r Stahlkokille ermittelt wur<strong>de</strong>n. Hier zeigt sich<br />

<strong>de</strong>utlich, daß durch höhere Abkühlgeschwindigkeiten die<br />

eutektische Reaktion <strong>im</strong> Vergleich zur Gleichgewichtsreaktion<br />

bei stärkerer Unterkühlung abläuft, wodurch eine<br />

niedrigere eutektische Temperatur angezeigt wird.<br />

Depression. Der Einfluß <strong>de</strong>r durch das Formmaterial<br />

bedingten Abkühlgeschwindigkeit spiegelt sich auch in<br />

<strong>de</strong>n ermittelten Depressionswerten bei einer mit<br />

steigen<strong>de</strong>n Strontiumzugaben durchgeführten Versuchsreihe<br />

wi<strong>de</strong>r Bild. 3. Wie erwartet, steigen die Depressionswerte<br />

von 0 K ohne Strontium mit steigen<strong>de</strong>m Strontiumgehalt<br />

zunächst an. Bei 100 ppm Sr wer<strong>de</strong>n 4 K erreicht,<br />

was für die untersuchte Legierung AlSi11 offensichtlich<br />

das Max<strong>im</strong>um darstellt, weil darüber hinaus keine weitere<br />

Steigerung und teilweise sogar ein leichter Wie<strong>de</strong>rabfall<br />

<strong>de</strong>r Depression zu beobachten ist. Die durch die<br />

Vere<strong>de</strong>lung hervorgerufene Depression wird durch hohe<br />

Abkühlgeschwindigkeiten weiter verstärkt. Ganz<br />

beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>utlich wird dieses Verhalten bei <strong>de</strong>r<br />

Stahlkokille, in <strong>de</strong>r für eine Strontiumvere<strong>de</strong>lung sehr<br />

Bild 3. Abhängigkeit <strong>de</strong>r Depression <strong>de</strong>r Legierung AlSi11 vom<br />

Strontiumgehalt und vom Formmaterial<br />

hohe Depressionswerte von bis zu 10 K ermittelt wur<strong>de</strong>n.<br />

Auch ohne Strontiumzugabe wies dabei das<br />

Kokillengußgefüge einen bereits teilweise vere<strong>de</strong>lten<br />

Charakter auf. Dies <strong>de</strong>ckt sich mit <strong>de</strong>r in zahlreichen<br />

an<strong>de</strong>ren Untersuchungen gemachten Beobachtung, daß<br />

hohe Abkühlgeschwindigkeiten eine ähnliche Wirkung auf<br />

das Gußgefüge ausüben wie eine Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung.<br />

Zur Beurteilung <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lungswirkung auf<br />

das erwartete Gußgefüge sollte eine thermische Analyse<br />

<strong>de</strong>mnach i<strong>de</strong>alerweise bei ähnlichen Abkühlbedingungen<br />

wie <strong>im</strong> realen Gußteil durchgeführt wer<strong>de</strong>n. In <strong>de</strong>n<br />

weiteren Ausführungen wird aus Grün<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r<br />

Übersichtlichkeit nur noch auf die mit <strong>de</strong>m keramischen<br />

Permanenttiegel gemessenen Ergebnisse eingegangen.<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Magensiumgehaltes<br />

Strontiumvere<strong>de</strong>lung. Nach Zugabe von 0,35 % Mg zu<br />

<strong>de</strong>r Legierung AlSi11 wur<strong>de</strong> die oben beschriebene<br />

Versuchsreihe mit steigen<strong>de</strong>n Strontiumgehalten mit<br />

i<strong>de</strong>ntischen Randbedingungen wie<strong>de</strong>rholt. Dabei zeigte<br />

sich, daß sich bei Anwesenheit von Magnesium bereits bei<br />

4


50 ppm Sr sich ein Depressionswert von 4 K einstellte und<br />

das Max<strong>im</strong>um bei 7 bis 8 K bei einem Strontiumgehalt von<br />

100 bis 150 ppm erreicht wur<strong>de</strong> Bild. 4. Der max<strong>im</strong>al<br />

erreichbare Depressionswert wur<strong>de</strong> also durch Zugabe<br />

von 0,35 % Mg von 4 auf 7 K erhöht, was bei <strong>de</strong>r<br />

Beurteilung <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung mit Hulfe <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse berücksichtigt wer<strong>de</strong>n sollte. Dies gilt um so mehr<br />

als die mit 100 ppm Sr vere<strong>de</strong>lte, magnesiumfreie Variante<br />

bei 4 K Depression Bild. 5a ein <strong>de</strong>utlich besser vere<strong>de</strong>ltes<br />

Gefüge aufweist als die vere<strong>de</strong>lte, magnesiumhaltige<br />

Variante mit 7 K Depression Bild. 5b.<br />

Dieser offensichtlich starke Einfluß <strong>de</strong>s Magnesiums<br />

wur<strong>de</strong> in einer weiteren Versuchsreihe auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r<br />

Legierung AlSi11 mit einem systematisch von 0 bis 1 %<br />

variierten Magnesiumgehalt genauer untersucht. Ohne<br />

Strontiumzugabe ergibt sich zunächst, wie erwartet, mit<br />

Bild 4. Eutektische Depression als Funktion <strong>de</strong>s Strontiumgehalts<br />

für die Legierung AlSi11 und AlSi11Mg<br />

steigen<strong>de</strong>m Magnesiumgehalt eine Absenkung <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Temperatur Bild. 6. Sie beträgt bei 1 % Mg<br />

ca. 11 K. Diese vom Magnesiumgehalt abhängigen<br />

eutektischen Temperaturen dienen per <strong>de</strong>finitionem als<br />

Referenztemperatur für die spätere Ermittlung <strong>de</strong>r<br />

Depression aus <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur <strong>de</strong>r<br />

vere<strong>de</strong>lten Variante. Trotz <strong>de</strong>r Berücksichtigung dieser<br />

Abhängigkeit hat <strong>de</strong>r Magnesiumgehalt einen <strong>de</strong>utlichen<br />

Einfluß auf die ermittelten Depressionswerte Bild. 7. In<br />

einer mit 100 ppm Sr vere<strong>de</strong>lten Legierung steigen diese<br />

von 3,5 K bei 0 % Mg auf 6 K bei 0,35 bis 0,45 % Mg an und<br />

fallen bei 1 % Mg wie<strong>de</strong>r auf 3 K ab. Für 200 ppm Sr ergibt<br />

sich ein ähnlicher Kurvenverlauf, was darauf hin<strong>de</strong>utet,<br />

daß bei <strong>de</strong>n vorherrschen<strong>de</strong>n Abkühl-bedingungen<br />

bereits mit 100 ppm Sr eine max<strong>im</strong>ale Vere<strong>de</strong>lung<br />

erreicht wur<strong>de</strong>. Bei 50 ppm Sr ist das Depressionsniveau<br />

zu niedrigen Werten verschoben, wodurch eine<br />

Untervere<strong>de</strong>lung ange<strong>de</strong>utet wird. Auch hier wer<strong>de</strong>n aber<br />

bei einem Magnesiumgehalt von 0,45 % noch<br />

Depressionswerte von 5 K erreicht, was die Problematik<br />

<strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lungsbeurteilung anhand <strong>de</strong>r Depression bei<br />

unterschiedlichen Magnesiumgehalten offensichtlich<br />

wer<strong>de</strong>n läßt. Ein Vergleich von Gefügeaufnahmen zeigt,<br />

inwieweit die ermittelten Depressionswerte das<br />

tatsächliche Vere<strong>de</strong>lungsverhalten wi<strong>de</strong>rspiegeln. Bei<br />

einem Magnesiumgehalt von 0,1 % ergibt sich <strong>im</strong><br />

unvere<strong>de</strong>ltem Zustand ein groblamellares Gefüge Bild.<br />

8a, das durch Zugabe von 200 ppm Sr in die vere<strong>de</strong>lte<br />

Form überführt wird Bild. 8b. Ein Magnesiumgehalt von<br />

0,45 % bewirkt einerseits <strong>im</strong> un-vere<strong>de</strong>lten Zustand ein<br />

körniges AlSi-Eutektikum Bild. 8c, während die<br />

Vere<strong>de</strong>lungswirkung <strong>de</strong>utlich schlechter ist und sich ein<br />

teilweise lamellares Gefüge ausbil<strong>de</strong>t Bild. 8d.<br />

Bild 6. Eutektische Temperatur in Abhängigkeit vom Magnesiumgehalt<br />

(Basislegierung AlSi11)<br />

Bild 5. Mikrogefüge <strong>de</strong>r Thermoanalysenproben <strong>de</strong>r Legierung AlSi11:<br />

a) ohne Magnesium, Depression 4K; b) mit 0,35 % Mg, Depression 7 K<br />

Bild 7. Aghängigkeit <strong>de</strong>r eutektische Depression vom Magnesiumgehalt<br />

(Basislegierung AlSi11, strontiumvere<strong>de</strong>lt))<br />

5


An<strong>de</strong>rerseits wur<strong>de</strong>n für diesen Zustand mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

thermischen Analyse die höchsten Depressionswerte<br />

gemessen, die also in diesem Fall nicht mit <strong>de</strong>m<br />

Vere<strong>de</strong>lungsgrad einhergehen. Bei Zugabe von 1,0 % Mg<br />

sind die eutektischen AlSi-Gefüge <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten und<br />

<strong>de</strong>r vere<strong>de</strong>lten Variante nahezu gleich und zeigen neben<br />

einer körnigen Grundstruktur auch bei Anwesenheit von<br />

Strontium nur noch vereinzelt vere<strong>de</strong>lte Bereiche Bil<strong>de</strong>r<br />

er.<br />

8e und 8f. Im Falle einer langsamen Abkühlung hat<br />

Magnesium <strong>de</strong>mnach offensichtlich einen <strong>de</strong>utlich<br />

negativen - und nicht mit Hilfe <strong>de</strong>r thermischen Analyse<br />

erfaßbaren - Effekt auf die Vere<strong>de</strong>lungswirkung, während<br />

eine geringfügig feinen<strong>de</strong> Wirkung auf das unvere<strong>de</strong>lte<br />

AlSi-Gefüge beobachtet wer<strong>de</strong>n konnte. Diese bei<br />

langsamer Abkühlung beobachtete Gefügeentwicklung ist<br />

<strong>im</strong> Kokillenguß <strong>de</strong>utlich schwächer ausgeprägt. Hier hat<br />

das Magnesium selbst schon eine feinen<strong>de</strong> Wirkung<br />

Bil<strong>de</strong>r<br />

er. 9a und 9c, während die Vere<strong>de</strong>lungswirkung nach<br />

Strontiumzugabe durch Magnesiumzugaben von bis zu 1,0<br />

% nur geringfügig beeinträchtigt wird Bil<strong>de</strong>r. . 9b und 9d.<br />

Natriumvere<strong>de</strong>lung. Bei einer Natriumvere<strong>de</strong>lung ist <strong>de</strong>r<br />

Einfluß von Magnesium auf die Depressionswerte<br />

prinzipiell ähnlich wie bei <strong>de</strong>r Strontiumvere<strong>de</strong>lung,<br />

allerdings ergeben sich auch einige Unterschie<strong>de</strong> Bild. 10.<br />

Bei niedrigen Natriumgehalten von 30 bis 45 ppm,<br />

die üblicherweise zu einer Untervere<strong>de</strong>lung führen,<br />

steigen die Depressionswerte von 0 K ohne Magnesium<br />

auf 6 K bei 0,45 % Mg an und fallen anschließend wie<strong>de</strong>r<br />

auf ca. 5 K ab. Mit zunehmen<strong>de</strong>m Natriumgehalt steigt<br />

das Niveau <strong>de</strong>r Depressionswerte bis zu Magnesiumgehalten<br />

von 0,35 % weiter an, ist dann aber ab 0,45 %<br />

Mg für alle Natriumgehalte etwa gleich. Lediglich mit<br />

80 ppm Na wird für alle Magnesiumgehalte ein um ca. 1 K<br />

Bild 8. Vergleichen<strong>de</strong> Darstellung unvere<strong>de</strong>lter und vere<strong>de</strong>lter Gefüge von Thermoanalysenproben mit unterschiedlichen<br />

Magnesiumgehalten: a) 0,1 % Mg, ohne Strontium; b) 0,1 % Mg, 200 ppm Sr, Depression 3,3 K; c) 0,45 % Mg, ohne Strontium; d) 0,45 % Mg, 200<br />

ppm Sr, Depression 5,9 K; e) 1,0 % Mg, ohne Strontium; f) 1,0 % Mg, 200 ppm Sr, Depression 2,9 K<br />

6


Bild 9. Vergleichen<strong>de</strong> Darstellung unvere<strong>de</strong>lter und vere<strong>de</strong>lter Gefüge von Kokillengußproben mit unterschiedlichen Magnesiumgehalten:<br />

a) 0,1 % Mg, ohne Strontium; b) 0,1 % Mg, 220 ppm Sr; c) 1,0 % Mg, ohne Strontium; d) 1,0 % Mg, 200 ppm Sr<br />

Magnesiumgehalt relativ gering. Der Anstieg von 5 auf 6<br />

K bzw. 6 auf 8 K bei einem von 0 auf 0,45 % erhöhten<br />

Magnesiumgehalt geht aber auch hier mit einer Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>s Vere<strong>de</strong>lungsgefüges einher. Auch für die<br />

Natriumvere<strong>de</strong>lung gilt somit, daß bei ihrer Beurteilung<br />

mit Hilfe <strong>de</strong>r thermischen Analyse <strong>de</strong>r Einfluß von<br />

Magnesium stets mitberücksichtigt wer<strong>de</strong>n muß.<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Siliciumgehaltes<br />

Bild 10. Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektische Depression vom Magnesiumgehalt<br />

(Basislegierung AlSi11, natriumvere<strong>de</strong>lt)<br />

höheres Niveau erreicht. Diese Beobachtungen <strong>de</strong>cken<br />

sich gut mit <strong>de</strong>n Gefügeuntersuchungen. Während für<br />

die magnesiumfreien Legierungen eine <strong>de</strong>utliche<br />

Verbesserung <strong>de</strong>s Vere<strong>de</strong>lungsgra<strong>de</strong>s bis zu einem<br />

Natriumgehalt von 70 ppm festgestellt wur<strong>de</strong>, ist bei 0,45<br />

% Mg das AlSi-Eutektikum unabhängig vom Natriumgehalt,<br />

bei insgesamt etwas beeinträchtigter Vere<strong>de</strong>lung,<br />

sehr ähnlich ausgeprägt. Analog zu <strong>de</strong>n höheren<br />

Depressionswerten wies die Variante mit 80 ppm Na ein<br />

besser vere<strong>de</strong>ltes Gefüge mit übervere<strong>de</strong>lten Bereichen auf.<br />

Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Beobachtungen bei <strong>de</strong>r<br />

Strontiumvere<strong>de</strong>lung ist bei <strong>de</strong>r gut vere<strong>de</strong>lten (65 bis<br />

75 ppm Na) und übervere<strong>de</strong>lten (> 80 ppm Na) Variante<br />

die Variation <strong>de</strong>r Depressionswerte mit steigen<strong>de</strong>m<br />

Erwartungsgemäß ist <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>n Untersuchungen<br />

ermittelte Einfluß <strong>de</strong>s Siliciumgehalts auf die eutektische<br />

Temperatur einer binären AlSi-Legierung gering. Für <strong>de</strong>n<br />

untersuchten Bereich von 5 bis 18 % Si ergaben sich für<br />

die durch <strong>de</strong>n Tiegel vorgegebenen Abkühlbedingungen<br />

eutektische Temperaturen zwischen 575 und 577 °C Bild.<br />

11, was angesichts <strong>de</strong>r Meßfehler <strong>de</strong>r Thermoelemente<br />

als konstant angesehen wer<strong>de</strong>n kann. An<strong>de</strong>rs stellt sich<br />

hingegen die für die Natriumvere<strong>de</strong>lung untersuchte<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r Depressionswerte vom Siliciumgehalt<br />

dar Bild. 12. Hier ist mit einem von 5 auf 13 % steigen<strong>de</strong>n<br />

Siliciumgehalt ein Abfallen <strong>de</strong>r Depression von 9 auf 5 K<br />

für hohe Natriumgehalte (65 bzw. 90 ppm) und von 2 auf<br />

nahezu 0 K bei niedrigem Natriumgehalt (ca. 30 ppm) zu<br />

beobachten. Dieses Verhalten korreliert nicht mit <strong>de</strong>n sich<br />

einstellen<strong>de</strong>n Gefügen, die bei konstantem Natriumgehalt<br />

mit steigen<strong>de</strong>m Siliciumgehalt keine Beeinträchtigung <strong>de</strong>r<br />

Vere<strong>de</strong>lung erkennen lassen. Bei <strong>de</strong>r Festlegung von<br />

Depressionsgrenzwerten für eine ausreichen<strong>de</strong><br />

Vere<strong>de</strong>lung muß also <strong>de</strong>r Siliciumgehalt ebenfalls<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

7


Bild 12. Eutektische Depressionen von AlSi-Legierungen mit<br />

variiertem Siliciumgehalt<br />

Bild 11. Eutektische Temperaturen von AlSi-Legierungen mit<br />

variiertem Siliciumgehalt<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Kupfergehaltes<br />

Kupferzusätze haben in AlSi-Legierungen eine<br />

Erniedrigung <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur zur Folge. Bei<br />

<strong>de</strong>m hier an <strong>de</strong>r Basislegierung AlSi9 untersuchten Bereich<br />

wur<strong>de</strong> ein Abfall <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur von 576,5 °C<br />

ohne Kupfer auf 568,5 °C bei 3,5 % Cu beobachtet, was<br />

relativ gut mit verschie<strong>de</strong>nen Formeln aus <strong>de</strong>r Literatur<br />

übereinst<strong>im</strong>mt Bild. 13. Die Depressionswerte wer<strong>de</strong>n,<br />

abhängig vom Niveau <strong>de</strong>s Natriumgehalts vom<br />

Kupfergehalt unterschiedlich stark beeinflußt Bild. 14.<br />

Während bei niedrigen Natriumgehalten (25 bis 35 ppm)<br />

keine Beeinflussung durch Kupferzusätze zu beobachten<br />

ist, steigen die Depressionswerte bei höheren<br />

Natriumgehalten mit wachsen<strong>de</strong>m Kupfergehalt <strong>de</strong>utlich<br />

an. Dieser Anstieg fällt für die Variante mit ca. 45 ppm Na<br />

am stärksten aus. Ohne Kupfer wur<strong>de</strong>n hier Depressionswerte<br />

von 2 K gemessen, während bei 3,5 % Cu 8 K<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>n. Bei höheren Natriumgehalten nahm<br />

die Depression dagegen nur um 2 K zu. Ein Vergleich <strong>de</strong>r<br />

sich bei ca. 55 ppm Na und variiertem Kupfergehalt<br />

einstellen<strong>de</strong>n Gefüge ist in <strong>de</strong>n Bild. 15 dargestellt.<br />

Während mit 0,1 % Cu ein vollständig vere<strong>de</strong>ltes Gefüge<br />

vorliegt Bild. 15a<br />

5a, zeigen sich bei 1,2 % Cu Säume<br />

zwischen <strong>de</strong>n eutektischen Zellen, in <strong>de</strong>nen kupferhaltige<br />

Phasen enthalten sind und das AlSi-Eutektikum vergröbert<br />

vorliegt Bild. 15b<br />

5b. Bei <strong>de</strong>r Legierung mit 3,5 % Cu tritt<br />

dieser Effekt noch wesentlich <strong>de</strong>utlicher zu Tage Bild. 15c<br />

5c.<br />

Dabei erinnern die Bereiche mit groben eutektischen<br />

Silicium stark an die bekannten Gefügestrukturen einer<br />

Übervere<strong>de</strong>lung. Diese Eigenschaft <strong>de</strong>s Kupfers, eine<br />

Übervere<strong>de</strong>lung zu begünstigen, drückt sich auch in <strong>de</strong>r<br />

<strong>de</strong>utlichen Erhöhung <strong>de</strong>r Depressionswerte aus. Kupfer<br />

beeinträchtigt dabei die Ausbildung eines gut vere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi-Eutektikums aber offensichtlich nicht so stark wie<br />

Magnesium, sein Einfluß auf die eutektische Depression<br />

sollte bei <strong>de</strong>r Beurteilung mit Hilfer <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse aber ebenfalls berücksichtigt wer<strong>de</strong>n.<br />

Einfluß <strong>de</strong>s Eisengehalts<br />

Die Absenkung <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur durch<br />

Eisenzusätze ist laut Literatur mit 2 K pro 1 % Fe <strong>im</strong><br />

Vergleich <strong>zum</strong> Effekt von Magnesium und Kupfer relativ<br />

gering. Die Messungen ergaben dagegen für alle<br />

untersuchten Eisengehalte eine konstante Absenkung von<br />

1 bis 1,5 K, was nicht zu erklären ist Bild. 16. Im Bereich<br />

Bild 13. Eutektische Temperaturen <strong>de</strong>r Legierung AlSi9 mit<br />

variiertem Kupfergehalt<br />

Bild 14. Eutektische Depression <strong>de</strong>r natriumvere<strong>de</strong>lten Legierungen<br />

AlSi9 mit variiertem Kupfergehalt<br />

zwischen 0 und 0,4 % Fe, wo die Abweichungen von <strong>de</strong>n<br />

Literaturwerten am größten war, wur<strong>de</strong> außer<strong>de</strong>m eine<br />

relativ hohe Streuung <strong>de</strong>r Meßwerte festgestellt. Auch<br />

nach einer Natriumvere<strong>de</strong>lung steigen die Depressionswerte<br />

mit zunehmen<strong>de</strong>m Eisengehalt nur um max. 2 K<br />

an Bild. 17. Das Gefüge ist auch bei einem Eisengehalt<br />

von 1,0 % und 50 ppm Na noch gut vere<strong>de</strong>lt, enthält aber<br />

wie erwartet vermehrt ß-Al 5<br />

FeSi in Form von plattenförmigen<br />

Ausscheidungen. Ferner hat sich gezeigt, daß<br />

bei <strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Praxis häufig vorkommen<strong>de</strong>n gleichzeitigen<br />

Anwesenheit von Kupfer und Eisen sich <strong>de</strong>ren Einflüsse<br />

hinsichtlich <strong>de</strong>r thermischen Analyse addieren, so daß<br />

bei<strong>de</strong> Elemente einzeln berücksichtigt wer<strong>de</strong>n können.<br />

8


Bild 16. Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur <strong>de</strong>r Legierung<br />

AlSi9 vom Eisengehalt<br />

Bild 17. Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektischen Depression <strong>de</strong>r<br />

natriumvere<strong>de</strong>lten Legierung AlSi9 vom Eisengehalt<br />

Bild 15. Vergleich <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lungsgefüge (55 bis 65 ppm Na) <strong>de</strong>r<br />

Legierung AlSi9: a) 0,1 % Cu, Depression 3,8 K; b) 1,2 % Cu, Depression<br />

7 K; c) 3,5 % Cu, Depression 9,5 K<br />

Konsequenzen für <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse<br />

Aus <strong>de</strong>n bereits diskutierten Einflüssen <strong>de</strong>r<br />

verschie<strong>de</strong>nen Legierungselemente ergibt sich die<br />

For<strong>de</strong>rung, diese bei <strong>de</strong>r thermischen Analyse auch zu<br />

berücksichtigen. Dazu ist es zunächst notwendig, die<br />

eutektische Referenztemperatur <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten<br />

Legierung zu kennen. Um diese zu ermittlen, gibt es<br />

prinzipiell vier Metho<strong>de</strong>n:<br />

• Explizite Messung <strong>de</strong>r Referenztemperatur<br />

Die sicherste Metho<strong>de</strong>, diese Temperatur korrekt zu<br />

ermitteln, stammt aus <strong>de</strong>r Definition <strong>de</strong>r Depression<br />

und ist die Durchführung einer thermische Analyse an<br />

<strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten Legierung. Dies be<strong>de</strong>utet aber<br />

einerseits einen zusätzlichen Zeitaufwand <strong>de</strong>r die<br />

Herstellungszeit <strong>de</strong>r einzelnen Chargen in <strong>de</strong>r Gießerei<br />

<strong>de</strong>utlich verlängert. An<strong>de</strong>rerseits wer<strong>de</strong>n die<br />

Legierungen vom Gußlegierungshersteller häufig schon<br />

produktionsseitig vorvere<strong>de</strong>lt, so daß die unvere<strong>de</strong>lte<br />

Variante als Referenz gar nicht zur Verfügung steht.<br />

• Referenztemperatur aus Literaturformeln<br />

Einige Hersteller von Thermoanalyse-Systemen haben<br />

aus diesem Grund Formeln in die Auswerteprogramme<br />

ihrer Geräte integriert, mit <strong>de</strong>nen nach Eingabe <strong>de</strong>r<br />

relevanten Elementgehalten <strong>de</strong>ren Einfluß auf die<br />

Absenkung <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur berechnet<br />

wer<strong>de</strong>n kann. Hierzu muß allerdings die chemische<br />

Zusammensetzung <strong>de</strong>r jeweiligen Legierung bekannt<br />

sein. Außer<strong>de</strong>m ist darauf zu achten, daß die aus <strong>de</strong>r<br />

Literatur stammen<strong>de</strong>n Formeln bei ähnlichen Abkühlbedingungen,<br />

wie sie bei <strong>de</strong>m jeweiligen Gerät<br />

vorherrschen, ermittelt wor<strong>de</strong>n sind.<br />

• Systemspezifische Referenztemperatur<br />

Dieser Unsicherheitsfaktor bei <strong>de</strong>r Verwendung von<br />

Literaturwerten kann vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n, wenn für ein<br />

Thermoanalyse-System die Abhängigkeit <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Temperatur von <strong>de</strong>n Legierungselementen<br />

bei <strong>de</strong>n für das Gerät typischen<br />

9


Abkühlbedingungen einmal ermittelt wird. Dies wird<br />

bisher bei keinem kommerziellen Gerät so praktiziert.<br />

• Referenztemperatur aus <strong>de</strong>r Abkühlkurve <strong>de</strong>r bereits<br />

vere<strong>de</strong>lten Legierung<br />

Auf die Eingabe wichtiger Legierungselementgehalte<br />

könnte <strong>im</strong> Prinzip verzichtet wer<strong>de</strong>n, wenn diese aus<br />

<strong>de</strong>r Abkühlkurve <strong>de</strong>r bereits vere<strong>de</strong>lten Legierung<br />

ermittelt wer<strong>de</strong>n könnten. Ein Gerätehersteller gibt vor,<br />

dieses Prinzip zu nutzen, in<strong>de</strong>m aus <strong>de</strong>r differenzierten<br />

Abkühlkurve die relativen Max<strong>im</strong>a bei <strong>de</strong>n<br />

Umwandlungstemperaturen <strong>de</strong>r ternären AlSiMg- und<br />

AlSiCu-Eutektika ausgewertet wür<strong>de</strong>n und so auf <strong>de</strong>n<br />

Gehalt an Magnesium bzw. Kupfer geschlossen wer<strong>de</strong>n<br />

könnte.<br />

Die vier erläuterten Metho<strong>de</strong>n d.h.<br />

• Messung <strong>de</strong>r eutektischen Referenztemperatur an <strong>de</strong>r<br />

unvere<strong>de</strong>lten Legierung,<br />

• Berechnung <strong>de</strong>r Referenztemperatur mit einer<br />

Legierungsformel aus <strong>de</strong>r Literatur<br />

• Berechnung <strong>de</strong>r Referenztemperatur mit einer<br />

gerätespezifischen Legierungsformel und die<br />

• Ermittlung <strong>de</strong>s Legierungseinflusses aus <strong>de</strong>r<br />

Abkühlkurve <strong>de</strong>r vere<strong>de</strong>lten Legierung<br />

wur<strong>de</strong>n <strong>im</strong> Rahmen dieser Untersuchung gegenübergestellt.<br />

Bild. 18 enthält die nach <strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen<br />

Metho<strong>de</strong>n ermittelten eutektischen Temperaturen in<br />

Abhängigkeit vom Magnesiumgehalt auf <strong>de</strong>r Basis <strong>de</strong>r<br />

Legierung AlSi11. Die aus <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n Literaturformeln<br />

berechneten Kurven schließen die tatsächliche - <strong>im</strong><br />

Versuch mit <strong>de</strong>m Keramiktiegel ermittelte - Kurve ein und<br />

weichen von dieser um bis zu 4 K ab, was vermutlich auf<br />

Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Abkühlbedingungen zurückzuführen<br />

ist. Höhere Abkühlgeschwindigkeiten, wie sie z.B. in <strong>de</strong>r<br />

Stahlkokille vorliegen, führen erwartungsgemäß zu einer<br />

Verschiebung <strong>de</strong>r Kurve zu tieferen Temperaturen. Das<br />

Gerät, das angeblich <strong>de</strong>n Einfluß von Magnesium aus <strong>de</strong>r<br />

Abkühlkurve ermittelt, berechnete für alle eingestellten<br />

Magnesiumgehalte eine konstante eutektische<br />

Temperatur, was für 1,0 % Mg zu einer Abweichung von<br />

bis zu 10 K zwischen berechneter und tatsächlicher<br />

eutektischer Temperatur führte.<br />

Die mit Hilfe <strong>de</strong>r vier genannten Metho<strong>de</strong>n ermittelten<br />

Depressionswerte sind in Abhängigkeit vom Mg-Gehalt<br />

in Bild. 19 für die mit 200 ppm Sr vere<strong>de</strong>lte Legierung<br />

AlSi11 in Abhängigkeit vom Magnesiumgehalt aufgeführt.<br />

Die klassische Metho<strong>de</strong>, d.h. Messung <strong>de</strong>r Referenztemperatur<br />

<strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten Variante, liefert die bereits<br />

früher diskutierte Abhängigkeit vom Magnesiumgehalt.<br />

Bild 18. Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur vom<br />

Magnesiumgehalt (AlSi11), gemessen <strong>im</strong> Stahltiegel und in <strong>de</strong>r<br />

Stahlkokille; Vergleich mit Formeln aus <strong>de</strong>r Literatur sowie mit <strong>de</strong>r<br />

Mehto<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Berechnung aus <strong>de</strong>r Abkühlkurve<br />

Bild 19. Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektischen Depression vom<br />

Magnesiumgehalt (AlSi11, strontiumvere<strong>de</strong>lt), berechnet mit<br />

unterschiedlich ermittelten Referenztemperaturen (T ref<br />

=<br />

Referenztemperatur)<br />

Aufgrund <strong>de</strong>r Abweichung <strong>de</strong>r Literaturwerte von <strong>de</strong>n<br />

tatsächlichen Werten für die eutektische Referenztepmeratur<br />

weichen dagegen die nach Literaturformel<br />

ermittelten Depressionswerte von <strong>de</strong>n tatsächlichen<br />

systematisch ab. Wird hingegen statt <strong>de</strong>r Literaturwerte<br />

die in dieser Untersuchung ermittelte gerätespezifische<br />

Abhängigkeit <strong>de</strong>r eutektischen Temperatur vom<br />

Magnesiumgehalt zugrun<strong>de</strong> gelegt Bild. 6, die die<br />

wirklichen Abkühlbedingungen <strong>im</strong> Versuchstiegel<br />

berücksichtigt, st<strong>im</strong>men die daraus errechneten<br />

Depressionswerte mit <strong>de</strong>n tatsächlichen Werten gut<br />

überein. Unter dieser Voraussetzung, d.h. bei<br />

Verwendung einer an die herrschen<strong>de</strong>n Bedingungen<br />

angepaßten Formel, läßt sich somit auch ohne Messung<br />

<strong>de</strong>r Referenztemperatur die Depression zuverlässig<br />

ermitteln. Das gleiche wur<strong>de</strong> bei <strong>de</strong>n Versuchen zur<br />

Natriumvere<strong>de</strong>lung festgestellt. Die vierte Metho<strong>de</strong> (d.h.<br />

Berechnung <strong>de</strong>s Legierungseinflusses auf die eutektische<br />

Referenztemperatur aus <strong>de</strong>r Abkühlkurve) liefert stark von<br />

<strong>de</strong>r Realität abweichen<strong>de</strong> Depressionswerte. Dies folgt<br />

zwangsläufig aus <strong>de</strong>r Tatsache, daß <strong>de</strong>r Einfluß von<br />

Magnesium offensichtlich überhaupt nicht erfaßt und von<br />

einer konstanten Referenztemperatur ausgegangen wird.<br />

Diese an sich elegante Metho<strong>de</strong> erscheint daher für <strong>de</strong>n<br />

praktischen Einsatz nicht geeignet.<br />

Zusammenfassung<br />

Die Untersuchung hat zunächst bestätigt, daß sich die<br />

aus <strong>de</strong>r thermischen Analyse ermittelte Höhe <strong>de</strong>r<br />

eutektischen Depression zur Beurteilung und Kontrolle<br />

einer Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung verwen<strong>de</strong>n läßt. Während<br />

Versuchsparameter wie Schmelze- und Tiegeltemperatur<br />

nur einen geringen Einfluß ausüben, ist allerdings <strong>de</strong>r<br />

Effekt <strong>de</strong>r Legierungselemente Magnesium, Kupfer und<br />

Silicium auf die Depressionswerte <strong>de</strong>utlich ausgeprägt<br />

und muß be<strong>im</strong> Einsatz <strong>de</strong>r thermischen Analyse mit<br />

berücksichtigt wer<strong>de</strong>n. Mit steigen<strong>de</strong>m Siliciumgehalt<br />

sinkt die eutektische Depression, ohne daß eine Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung festgestellt wer<strong>de</strong>n konnte.<br />

Mit steigen<strong>de</strong>m Kupfergehalt ist ein <strong>de</strong>utlicher Anstieg<br />

<strong>de</strong>r Depression festzustellen, wobei das eutektische AlSi-<br />

Gefüge einen übervere<strong>de</strong>lten Charakter ann<strong>im</strong>mt. Am<br />

kritischsten verhält sich Magnesium bezüglich <strong>de</strong>r<br />

Vere<strong>de</strong>lungskontrolle mit Hilfe <strong>de</strong>r thermischen Analyse,<br />

da die eutektische Depression sehr stark vom Magnesiumgehalt<br />

abhängt und nicht mit <strong>de</strong>m Vere<strong>de</strong>lungsgrad <strong>de</strong>r<br />

10


sich einstellen<strong>de</strong>n Gefüge korreliert wer<strong>de</strong>n kann. Der<br />

kombinierte Effekt verschie<strong>de</strong>ner Elemente wur<strong>de</strong> nur<br />

am Beispiel von Kupfer und Eisen untersucht, wobei<br />

festgestellt wur<strong>de</strong>, daß sich diese bei<strong>de</strong>n Elemente in ihrer<br />

Wirkung addieren.<br />

Der sicherste Weg zur Ermittlung <strong>de</strong>r eutektischen<br />

Referenztemperatur enztemperatur ist die thermische Analyse an <strong>de</strong>r<br />

unvere<strong>de</strong>lten e<strong>de</strong>lten Schmelze. Formeln zur Berücksichtigung<br />

<strong>de</strong>r Legierungselemente sind zur Berechnung echnung <strong>de</strong>r<br />

Referenztemperatur enztemperatur dann gut geeignet, wenn sie bei<br />

ähnlichen Abkühlbedingungen wie bei <strong>de</strong>r<br />

verwen<strong>de</strong>ten thermischen Analyse ermittelt wur<strong>de</strong>n.<br />

Die Berechnung echnung <strong>de</strong>r Legierungselementgehalte aus <strong>de</strong>r<br />

Abkühlkurve hat sich als sehr fehlerhaft haft erwiesen und<br />

erscheint für die tägliche Praxis in Gießereien eien als nicht<br />

praktikabel und sogar irreführ<br />

eführend.<br />

end.<br />

Grundsätzlich gilt, daß für die Beurteilung einer<br />

Vere<strong>de</strong>lungsbehandlung mit Hilfe <strong>de</strong>r thermischen<br />

Analyse Grenzwerte für die Depression festgelegt wer<strong>de</strong>n<br />

sollten, die von <strong>de</strong>r Legierung und <strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n relevanten<br />

Gußteilbereichen herrschen<strong>de</strong>n Abkühlbedingungen<br />

abhängig sind und letztendlich nur anhand von einmalig<br />

durchzuführen<strong>de</strong>n Gefügeuntersuchungen ermittelt<br />

wer<strong>de</strong>n können.<br />

Schriftum<br />

[1] Pacz, A.: US-Patent, Nr.1, 387.990, 12.08.1921.<br />

[2] Lu, S.; Hellawell, A.: Light Metals (1995) S.989-993.<br />

[3] Joenoes, A.; Gruzleski, E.: Cast Metals 4 (1991) Nr.2, S.62-71.<br />

[4] Heusler, L. u.a.: Giesserei-Praxis (1997) Nr.3/4, S.66-73.<br />

[5] Chen, X.-G.: Kristallisation <strong>de</strong>s AlSi-Eutektikums und Anwendung<br />

<strong>de</strong>r thermischen Analyse zur Kontrolle <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung.<br />

Dissertation. RWTH Aachen, 1991.<br />

[6] Stuhldreier, G.; Stoffregen, K.W.: Giesserei 68 (1981) Nr.13, S.404-409<br />

[7] Apelian, D.; Sigworth, G.K.; Whaler, K.R. (Mondolfo-Formel):<br />

Transactions of the American Foundrymen’s Society 92 (1984)<br />

S. 297-307<br />

[8] Dünkelmann, D.: Giesserei 82 (1995) Nr.18, S.678-681<br />

11


Bild 1. Thermoanalyse-Sytem (Typ TA 110,<br />

Bauart mk-Industrievertretungen GmbH)<br />

Die thermische Analyse<br />

als Kontrollverfahren zur<br />

Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r<br />

Kornfeinung von<br />

Al-Gusslegierungen<br />

VON AXEL F. W. GÄDKE UND PROF.-DR. KLAUS EIGENFELD;<br />

FREIBURG, DIPL.-ING. RALF KLOS, RHEINFELDEN, DR.-ING.<br />

HUBERT KOCH, ESSEN, SOWIE DIETER KNOCHE, STAHLHOFEN,<br />

UND DR:-PHYS. HELUMT LANG, STUTTGART<br />

Aluminiumgusslegierungen haben mittlerweile für die<br />

Entwicklung von neuen Leichtbaukonzepten in vielen<br />

Industriezweigen eine hohe Be<strong>de</strong>utung erlangt.<br />

Verbun<strong>de</strong>n damit ist eine verstärkte Werkstoffausnutzung,<br />

auch mit <strong>de</strong>r For<strong>de</strong>rung nach gleichmäßig<br />

hoher Werkstoffqualität. Die zunehmen<strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

<strong>de</strong>r Konstrukteure <strong>de</strong>r Fahrzeug-Industrie,<br />

aber auch <strong>de</strong>s Geräte- und Maschinenbaus, führten zu<br />

Neu- und Weiterentwicklungen von Werkstoffen o<strong>de</strong>r zur<br />

Verbesserung von bewährten Gusslegierungen.<br />

Neben <strong>de</strong>r Modifikation <strong>de</strong>s AlSi-Eutektikums<br />

(„Vere<strong>de</strong>lung“ mit Natrium o<strong>de</strong>r Strontium) ist<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Kornfeinung <strong>de</strong>r Gusslegierung<br />

entschei<strong>de</strong>nd. Das Ziel <strong>de</strong>r Kornfeinung ist es, durch<br />

ke<strong>im</strong>wirksame Zusätze ein fein globulitisches Gefüge zu<br />

erreichen. Durch ein feineres Gefüge verbessern sich vor<br />

allem die Gießeigenschaften und die mechanischen<br />

Eigenschaften wer<strong>de</strong>n gleichmäßiger. Eine Kornfeinung<br />

bewirkt:<br />

• besseres Fließvermögen<br />

• besseres Formfüllungsvermögen<br />

• längere Nachspeisung<br />

• geringere Warmrissneigung<br />

• hochwertigere, z.B. dichtere Gussoberflächen. [1;2]<br />

Dabei ist es wichtig die Wirkung <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung<br />

zu kontrollieren. Die exakteste Metho<strong>de</strong> ist<br />

zweifellos eine Schliffuntersuchung mit Stereolupe o<strong>de</strong>r<br />

Mikroskop. Durch <strong>de</strong>n hohen Zeitaufwand für die<br />

Probenpräparation ist diese Metho<strong>de</strong> für die Praxis<br />

ungeeignet. Deshalb wird heute in vielen Gießereien die<br />

Thermische Analyse (TA) für die Qualitätskontrolle <strong>de</strong>r<br />

Schmelze eingesetzt. Der Einsatz <strong>de</strong>r Thermischen<br />

Analyse gibt <strong>de</strong>m Gießer die Möglichkeit, die Schmelze<br />

vor <strong>de</strong>m Abguss zu überprüfen und gegebenenfalls die<br />

Kornfeinungsbehandlung zu verbessern.<br />

In vorliegen<strong>de</strong>r Arbeit wur<strong>de</strong>n Untersuchungen zur<br />

Thermischen Analyse als Kontrollverfahren für die<br />

Kornfeinung von folgen<strong>de</strong>n verschie<strong>de</strong>nen Aluminiumgusslegierungen<br />

durchgeführt:<br />

• AlSi7Mg0,3 und AlSi7Mg0,3 (Sr)<br />

• AlSi10Mg (Sr)<br />

• AlCu4Ti<br />

• AlMg3<br />

• AlZn5Mg<br />

Die Auswertung <strong>de</strong>r bei Probeabgüssen aufgenommenen<br />

Abkühlkurven erfolgte nach verschie<strong>de</strong>nen Metho<strong>de</strong>n.<br />

Das Ziel dieser Arbeit war es, für die verschie<strong>de</strong>nen<br />

Legierungen die bestgeeignete rechnerische Auswertungsmetho<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>r Abkühlkurven zu fin<strong>de</strong>n.<br />

12


Versuchsdurchführung<br />

Die Herstellung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen Schmelzen erfolgte<br />

in einem 70 kg Induktionsofen. Die Legierungen wur<strong>de</strong>n<br />

aus ihren Elementen aufgebaut, um <strong>de</strong>n Einfluss von<br />

Verunreinigungen zu vermei<strong>de</strong>n. Für die chemische<br />

Analyse wur<strong>de</strong> eine sogenannte Pilzprobe in Kokille<br />

abgegosssen. Danach wur<strong>de</strong> eine Entgasung und<br />

Reinigung <strong>de</strong>r Schmelzen durchgeführt und diese cirka<br />

1 Stun<strong>de</strong> abstehen gelassen. Die Schmelzen für die<br />

Legierungen AlSi7Mg0,3 (Sr) und AlSi10Mg (Sr) wur<strong>de</strong>n <strong>im</strong><br />

Anschluss daran mit Strontium vere<strong>de</strong>lt. Die Überprüfung<br />

<strong>de</strong>s Strontiumgehaltes nach <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung erfolgte<br />

mittels einer Pilzprobe für die chemische Analyse. Nach<br />

<strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung wur<strong>de</strong> die Schmelze noch entgast, bevor<br />

<strong>de</strong>r Abguss <strong>de</strong>r Proben <strong>im</strong> Ausgangszustand, d.h. ohne<br />

eine Kornfeinungsbehandlung, folgte. Die Gießtemperatur<br />

lag jeweils 100 K über <strong>de</strong>r Liquidustemperatur.<br />

Es wur<strong>de</strong>n jeweils 3 Probekörper in bei<strong>de</strong>n Tiegel (Quick-<br />

Cup- und Stahltiegel) <strong>de</strong>r thermischen Analyse bei<br />

Raumtemperatur abgegossen und zu je<strong>de</strong>r Probe eine<br />

Abkühlkurve aufgenommen. Für die thermische Analyse<br />

wur<strong>de</strong> das Thermoanalysegerät TA 100 mit wissenschaftlicher<br />

Software <strong>de</strong>r Fa. MK-Industrievertretungen<br />

GmbH verwen<strong>de</strong>t. Dieses Gerät ist so konzipiert, dass<br />

sowohl Quick-Cup- als auch Stahltiegel durch <strong>de</strong>mentsprechen<strong>de</strong><br />

Umschaltung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n können.<br />

Darüber hinaus ist das Gerät mit einem Stahltiegel und<br />

einem permanenten Thermoelement versehen, welches<br />

sehr genaue und reproduzierbare Messergebnisse<br />

garantiert.<br />

Von <strong>de</strong>n Proben für <strong>de</strong>n Dichte-In<strong>de</strong>x erstarrten zwei<br />

bei 80 mbar und eine bei normalen Luftdruck.<br />

Desweiteren wur<strong>de</strong>n 10 Kokillengussstäbe nach Diez für<br />

die Ermittlung <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften<br />

hergestellt.<br />

Im Anschluss daran erfolgte die Kornfeinung in zwei<br />

Behandlungsschritten. Nach <strong>de</strong>r Zugabe von 1 kg/t<br />

Kornfeinungsmittel und einer 15 minütigen Wartezeit<br />

wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>r zweite Versuchs-durchlauf mit <strong>de</strong>m Abgießen<br />

aller Probekörper durchgeführt. Vor <strong>de</strong>m dritten<br />

Versuchsdurchlauf wur<strong>de</strong> die Kornfeinungsmittelzugabe<br />

auf insgesamt 4 kg/t erhöht. Nach 15 Minuten Wartezeit<br />

wur<strong>de</strong>n wie<strong>de</strong>rum alle Proben abgegossen. Die Versuche<br />

an <strong>de</strong>r AlMg3-Legierung wur<strong>de</strong>n zusätzlich mit geringeren<br />

Zugaben an Kornfeinungsmittel (0,2 kg/t und 0,5 kg/t)<br />

ergänzt.<br />

Für die Kornfeinung <strong>de</strong>r AlSiMg-Legierungen kam eine<br />

TiB 1,7/1,7 –Al-Vorlegierung , Markenname TiBloy, <strong>zum</strong><br />

Einsatz. Bei <strong>de</strong>r Kornfeinung <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Legierungen<br />

fand eine TiB 5/1 – Al-Vorlegierung Verwendung.<br />

Im Mittelpunkt <strong>de</strong>r Auswertung <strong>de</strong>r Versuche stand die<br />

Aufzeichnung <strong>de</strong>r Abkühlkurven in zwei unterschiedlichen<br />

Probetiegeln, <strong>de</strong>ren metallographische Untersuchungen<br />

hinsichtlich Korngröße bzw. mittleren Korndurchmessers<br />

und die Untersuchung <strong>de</strong>r Kurven hinsichtlich <strong>de</strong>r<br />

Vorhersage <strong>de</strong>s Ke<strong>im</strong>zustan<strong>de</strong>s mit Hilfe verschie<strong>de</strong>ner<br />

rechnerischer Metho<strong>de</strong>n.<br />

Auswertungsmetho<strong>de</strong>n<br />

Die Makroschliffproben aller AlSiMg-Proben sowie die<br />

nicht korngefeinten an<strong>de</strong>ren Legierungen wur<strong>de</strong>n mit 75<br />

ml HCl, 25 ml HNO 3 -<br />

und 5 ml HF geätzt.<br />

Bei <strong>de</strong>n übrigen Proben erfolgte die Kornflächenätzung<br />

zur Sichtbarmachung <strong>de</strong>r ±-Aluminium-Pr<strong>im</strong>ärkörner<br />

durch eine anodische Oxidation nach Barker. Die<br />

Korngrößenbest<strong>im</strong>mung erfolgte entwe<strong>de</strong>r mit bloßem<br />

Auge (Körner pro Fläche = N A<br />

) o<strong>de</strong>r an jeweils drei Mikroskop-Aufnahmen<br />

unter polarisiertem Licht mittels<br />

Linearanalyse Bil<strong>de</strong>r. . 1 bis 3. Die Korngröße bzw. <strong>de</strong>r<br />

mittlere Korndurchmesser wur<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Linearanalyse<br />

nach folgen<strong>de</strong>r Gleichung ermittelt.<br />

Dm<br />

D m<br />

L<br />

p<br />

z<br />

V<br />

L*<br />

p*1000<br />

z * V<br />

= [µm]<br />

mittlerer Korndurchmesser<br />

Länge <strong>de</strong>r Messlinie<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Messlinien<br />

Anzahl <strong>de</strong>r Körner<br />

Vergrößerung<br />

Die Umrechnung von N A<br />

in D m<br />

erfolgt über die Beziehung:<br />

D<br />

m<br />

=<br />

2<br />

A<br />

* π * N<br />

1,0185<br />

* 0,5*1000 [µm]<br />

Der Faktor 1000 steht für die Maßeinheit.<br />

Die Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r mechanischen Eigenschaften<br />

erfolgte <strong>im</strong> Zugversuch an jeweils 10 Zugstäbe. Die<br />

Messlänge <strong>de</strong>r Zugstäbe betrug 80 mm und <strong>de</strong>r<br />

Durchmesser <strong>im</strong> Messbereich 16 mm. Die mechanischen<br />

Eigenschaften Bruch<strong>de</strong>hnung A, die Zugfestigkeit R m<br />

und<br />

die R p0,2<br />

-Dehngrenze wur<strong>de</strong>n nach EN 10002 best<strong>im</strong>mt.<br />

Die Testgeschwindigkeiten betrugen 1 mm/min bis <strong>zum</strong><br />

Erreichen <strong>de</strong>r Vorlast, 10 MPa/s bis <strong>zum</strong> Erreichen <strong>de</strong>r<br />

R p0,2<br />

-Dehngrenze und danach 10 mm/min bis <strong>zum</strong> Bruch.<br />

Bei einem Probestab pro Legierung und Behandlungszustand<br />

wur<strong>de</strong> zusätzlich die Härte nach Brinell HB5 als<br />

Mittelwert aus drei Messungen gemessen.<br />

Die Auswertung <strong>de</strong>r Abkühlkurven erfolgte nach <strong>de</strong>n<br />

drei Metho<strong>de</strong>n: G b<br />

-Verfahren (Verfahren 1), KF16-<br />

Verfahren (Verfahren 2) sowie einer modifizierten Form<br />

<strong>de</strong>s KF16-Verfahren (Verfahren 3). Aufgrund <strong>de</strong>s<br />

bisherigen erfolgreichen Einsatzes in <strong>de</strong>r Praxis sowie <strong>de</strong>s<br />

guten Korrelationskoeffizienten wur<strong>de</strong> das G b<br />

-Verfahren<br />

ausgewählt. Für die Untersuchung nach <strong>de</strong>r KF16-<br />

Metho<strong>de</strong>, und <strong>de</strong>ren modifizierten Metho<strong>de</strong>, sprach <strong>de</strong>r<br />

fehlen<strong>de</strong> Einfluss <strong>de</strong>r Unterkühlung auf die ermittelten<br />

Kennwerte.<br />

Verfahren 1: B. Günther und H. Jürgens [3] haben in ihrer<br />

Arbeit unterschiedliche Parameter in <strong>de</strong>r Abkühlungskurve<br />

einer AlSiCu-Legierung <strong>de</strong>finiert und <strong>de</strong>ren<br />

Beziehung <strong>zum</strong> Kornfeinungsgrad untersucht. Die<br />

Parameter wur<strong>de</strong>n mit einer erstellten Richtreihe<br />

verglichen, wobei die Kennwerte G b<br />

und A 2<br />

, die Merkmale<br />

mit <strong>de</strong>m besten Korrelationskoeffizienten sind. Als<br />

Ergebnis dieser Arbeit zeigt sich, dass mit zunehmen<strong>de</strong>m<br />

Kornfeinungsgrad bzw. abnehmen<strong>de</strong>r Korngröße die<br />

Kennwerte G b<br />

und A 2<br />

kleiner wer<strong>de</strong>n. Schwierigkeiten<br />

treten auf, wenn die Unterkühlung abn<strong>im</strong>mt und damit<br />

die Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r Kennwerte G b<br />

und A 2<br />

erschwert wird.<br />

Verfahren 2: Die Kenngröße KF16 nach W. Menk, M.O.<br />

Spei<strong>de</strong>l und R. Döpp [4] bezeichnet eine Temperaturdifferenz,<br />

die innerhalb einer Zeitspanne von 16 Sekun<strong>de</strong>n<br />

während <strong>de</strong>r Pr<strong>im</strong>ärkristallisation best<strong>im</strong>mt wird. Der erste<br />

Referenzpunkt für die Ermittlung <strong>de</strong>r Temperaturdifferenz<br />

ist diejenige Temperatur, bei <strong>de</strong>r erstmals <strong>de</strong>r<br />

13


Anstieg m größer als –2 K/s ist. Mit <strong>de</strong>r 16 Sekun<strong>de</strong>n später<br />

ermittelten zweiten Temperatur wird dann die Differenz<br />

gebil<strong>de</strong>t und mit <strong>de</strong>r Korngröße eine Berechnungsgleichung<br />

entwickelt. Mit steigen<strong>de</strong>m KF16-Wert n<strong>im</strong>mt<br />

die Korngröße ab. Aufgrund <strong>de</strong>r Unabhängigkeit von <strong>de</strong>r<br />

Unterkühlung ist dieses Verfahren auch bei Liquidusbereichen<br />

ohne Unterkühlung und Rekaleszens einsetzbar.<br />

Verfahren 3: Das modifizierte Verfahren KF16<br />

unterschei<strong>de</strong>t sich vom Verfahren 2 durch die Definition<br />

eines an<strong>de</strong>ren ersten Referenzpunktes mit <strong>de</strong>m Anstieg<br />

Tabelle 1: Analysen <strong>de</strong>r Aluminium-Legierungen<br />

Legierung Si Fe Cu Mn Mg Zn Ti Na Sr P B<br />

% % % % % % % % % % %<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 6,9 0,08 0,00 0,00 0,40 0,00 0,116 0,0003 0,0002 0,0004 0,0025<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3(Sr) 6,9 0,09 0,00 0,00 0,35 0,01 0,142 0,0002 0,0184 0,0005 0,0007<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) 9,5 0,33 0,00 0,26 0,37 0,01 0,104 0,0002 0,0247 0,0007 0,0011<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti 0,02 0,05 4,7 0,43 0,00 0,01 0,175 0,0000 0,0002 0,0001 0,0003<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 0,27 0,20 0,00 0,21 3,3 0,00 0,019 0,0000 0,0001 0,0003 0,0004<br />

____________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg 0,08 0,06 0,00 0,08 0,65 5,1 0,057 0,0001 0,0001 0,0001 0,0007<br />

Tabelle 2: Übersicht <strong>de</strong>r mechanischen Kennwerte<br />

Legierung Behandlungszustand R p0,2<br />

[MPa] R m<br />

[MPa] A [%] HB 5 [HB]<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 ohne KF 84 190 7,2 60<br />

1 kg/t 82 185 6,1 58<br />

4 kg/t 82 182 5,6 58<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr) ohne KF 81 176 7,3 57<br />

1 kg/t 83 185 8,8 56<br />

4 kg/t 86 182 8,2 55<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) ohne KF 94 203 6,7 61<br />

1 kg/t 93 204 7,1 61<br />

4 kg/t 94 203 7,5 61<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti ohne KF 75 195 7,6 63<br />

1 kg/t 74 203 8,7 57<br />

4 kg/t 70 203 10,3 57<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 ohne KF 73 161 7,6 54<br />

1 kg/t 76 198 13,7 54<br />

4 kg/t 77 198 12,4 53<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg ohne KF 123 216 9,0 71<br />

1 kg/t 117 242 16,6 69<br />

4 kg/t 115 243 21,7 67<br />

14


m größer als –1 K/s für die Ermittlung <strong>de</strong>r Temperaturdifferenz.<br />

Chemische Analyse<br />

Die Analysen wur<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m Erschmelzen <strong>de</strong>r<br />

jeweiligen Legierung spektrometrisch ermittelt. Bei <strong>de</strong>n<br />

vere<strong>de</strong>lten AlSiMg-Legierungen wur<strong>de</strong> zusätzlich <strong>de</strong>r<br />

Strontiumgehalt nach <strong>de</strong>r Vere<strong>de</strong>lung überprüft.<br />

Die hohen Borgehalte <strong>de</strong>r Ausgangsschmelzen sanken<br />

nach <strong>de</strong>r Spülbehandlung auf ein <strong>de</strong>utlich geringeres<br />

Niveau ab.<br />

Für die Kornfeinung erfolgte <strong>de</strong>r Einsatz von zwei<br />

verschie<strong>de</strong>nen Drahtvorlegierungen. Die bei<strong>de</strong>n AlSi-<br />

Legierungen wur<strong>de</strong>n mit einer untertöchiometrischen<br />

Aluminium-Titan-Bor-Legierung korngefeint. Diese<br />

Vorlegierung mit <strong>de</strong>m Namen TiBloy hat ein Titan-<br />

Bor-Verhältnis von 1,7:1,7. Bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren<br />

Legierungen wur<strong>de</strong> die Kornfeinungsbehandlung mit<br />

einer Vorlegierung TiBor 5/1 durchgeführt. Diese hat<br />

ein Titan-Bor-Verhältnis von 5:1.<br />

Für die Vere<strong>de</strong>lung <strong>de</strong>r AlSiMg-Legierungen fand eine<br />

AlSr10-Vorlegierung Verwendung. In Tabelle 1 sind die<br />

Analysen <strong>de</strong>r Versuchslegierungen dargestellt.<br />

500 µm<br />

Bild 2. Al Zn5Mg-Probe aus <strong>de</strong>m Quick-Cup-<br />

Tiegel, nicht korngefeint, geäzt nach Barker<br />

500 µm<br />

Bild 3. Al Zn5Mg-Probe aus <strong>de</strong>m Quick-Cup-<br />

Tiegel, mit 1 kg/t Kornfeinungsmittel<br />

behan<strong>de</strong>lt, geäzt nach Barker<br />

500 µm<br />

Bild 4. Al Zn5Mg-Probe aus <strong>de</strong>m Quick-Cup-<br />

Tiegel, mit 4 kg/t Kornfeinungsmittel<br />

behan<strong>de</strong>lt, geäzt nach Barker<br />

Tabelle 3: Mittelwerte <strong>de</strong>r metallographisch ermittelten Korngröße und <strong>de</strong>r Daten aus <strong>de</strong>n Abkühlkurven<br />

<strong>de</strong>s Quick-Cup-Tiegels nach <strong>de</strong>n drei TA-Metho<strong>de</strong>n<br />

Legierung Zugabemenge Korndurchmesser tGb KF16 (-2K/s) KF16 (-1K/s)<br />

[µm] [s] [K] [K]<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 ohne KF 2260 12,4 3,8 2,0<br />

1 kg/t 1981 8,3 4,8 2,8<br />

4 kg/t 1568 5,4 5,6 4,0<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr) ohne KF 4275 16,7 3,8 0,1<br />

1 kg/t 1486 5,2 7,2 4,2<br />

4 kg/t 1199 1,5 7,1 4,8<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) ohne KF 5018 20,1 6,1 -1,5<br />

1 kg/t 2732 15,6 6,6 0,9<br />

4 kg/t 2516 12,0 7,1 2,2<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti ohne KF 3928 27,7 2,1 -1,5<br />

1 kg/t 456 4,4 5,8 3,0<br />

4 kg/t 291 1,7 6,1 3,7<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 ohne KF 5644 33,6 -0,8 -2,3<br />

0,2 kg/t 267 18,8 2,2 0,7<br />

0,5 kg/t 318 5,0 2,8 1,9<br />

1 kg/t 250 1,4 2,7 1,2<br />

4 kg/t 186 1,3 2,6 1,5<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg ohne KF 5829 26,3 1,5 -0,5<br />

1 kg/t 275 2,2 4,4 2,5<br />

4 kg/t 194 1,0 4,2 2,2<br />

15


Mechanischen Kennwerte aus <strong>de</strong>m Zugversuch<br />

Der Einfluss einer Kornfeinungsbehandlung auf die<br />

mechanischen Kennwerte wur<strong>de</strong> mit Hilfe <strong>de</strong>s Zugversuchs<br />

nach EN 10002 untersucht. Die in Tabelle 2<br />

dargestellten Kennwerte sind Mittelwerte aus <strong>de</strong>n <strong>im</strong><br />

Zugversuch untersuchten Diezstäben.<br />

Bis auf die unvere<strong>de</strong>lte AlSi7Mg0,3-Legierung ist ein<br />

Anstieg <strong>de</strong>r Bruch<strong>de</strong>hnung A bei allen an<strong>de</strong>ren<br />

Legierungen infolge <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung zu<br />

beobachten. Im gesamten Zusammenhang lässt sich aber<br />

festhalten, dass <strong>de</strong>r Einfluss <strong>de</strong>r Kornfeinung auf die<br />

mechanischen Eigenschaften gering ist mit Ausnahme<br />

<strong>de</strong>r Zugfestigkeit R m<br />

und <strong>de</strong>r Bruch<strong>de</strong>hnung A bei <strong>de</strong>n<br />

Legierungen AlMg3 und AlZn5Mg.<br />

Die Bruch<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r AlMg3-Legierung verdoppelt<br />

sich von 7,6% auf 13,7% nach <strong>de</strong>r ersten Zugabe an<br />

Kornfeinungsmittel, die Zugfestigkeit R m<br />

erhöht sich von<br />

161 auf 198 MPa.<br />

Die Bruch<strong>de</strong>hnung <strong>de</strong>r AlZn5Mg-Legierung erhöht sich<br />

um mehr als das Doppelte von 9% <strong>im</strong> ungefeinten<br />

Zustand auf 21,7% bei 4 kg/t Kornfeinungsmittel.<br />

Metallographisch ermittelte Werte <strong>de</strong>r Korngröße<br />

Die Korngröße wur<strong>de</strong> aus <strong>de</strong>n Probekörpern <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n Tiegel <strong>de</strong>r thermischen Analyse mit metallographischen<br />

Metho<strong>de</strong>n best<strong>im</strong>mt. In <strong>de</strong>r Tabelle 3 sind<br />

u.a. die mittleren Korndurchmesser <strong>de</strong>r Proben <strong>de</strong>s Quick-<br />

Cup-Tiegels dargestellt. Die Werte für <strong>de</strong>n mittleren<br />

Korndurchmesser <strong>de</strong>s Stahltiegels sind in <strong>de</strong>r Tabelle 4<br />

zu sehen.<br />

Anhand <strong>de</strong>r Mittelwerte ist gut zu erkennen, dass die<br />

Kornfeinung bei je<strong>de</strong>r Legierung gewirkt hat. Auch ist ein<br />

Unterschied zwischen <strong>de</strong>n AlSiMg-Legierungen und <strong>de</strong>n<br />

restlichen Legierungen erkennbar. Die Korndurchmesser<br />

<strong>de</strong>r AlSiMg-Legierungen sind nach <strong>de</strong>r Kornfeinung<br />

erheblich größer. Beispielhaft wird die Wirkung <strong>de</strong>r<br />

Kornfeinungsbehandlung auf das Gefüge bei <strong>de</strong>r<br />

Legierung AlZn5Mg anhand <strong>de</strong>r Bil<strong>de</strong>r. 1 bis 3 gezeigt.<br />

Ergebnisse <strong>de</strong>r TA-Auswertungen<br />

Zusammengefasst in <strong>de</strong>r Tabelle 3 sind die Mittelwerte<br />

für <strong>de</strong>n Quick-Cup-Tiegel und in Tabelle 4 für <strong>de</strong>n<br />

Stahltiegel durch die nach <strong>de</strong>n drei verschie<strong>de</strong>nen<br />

Verfahren ermittelten Werten.<br />

Verfahren 1: Die hiermit ermittelte Zeitspanne t mit <strong>de</strong>m<br />

verfahrensabhängigen In<strong>de</strong>x Gb wird in <strong>de</strong>n Tabellen in<br />

Sekun<strong>de</strong>n angegeben. Wenn die Unterkühlung für eine<br />

ein<strong>de</strong>utige Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>s t Gb<br />

-Wertes zu gering ist,<br />

erfolgt die Ermittlung mit Hilfe <strong>de</strong>s ersten lokalen<br />

Max<strong>im</strong>ums <strong>de</strong>r Kurve <strong>de</strong>r Abkühlungsgeschwindigkeit <strong>im</strong><br />

Tabelle 4: Mittelwerte <strong>de</strong>r metallographisch ermittelten Korngröße und <strong>de</strong>r Daten aus <strong>de</strong>n Abkühlkurven<br />

<strong>de</strong>s Stahltiegels nach <strong>de</strong>n drei TA-Metho<strong>de</strong>n<br />

Legierung Zugabemenge Korndurchmesser tGb KF16 (-2K/s) KF16 (-1K/s)<br />

[µm] [s] [K] [K]<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

ohne KF 2834 15,4 14,5 0,7<br />

AlSi7Mg0,3 1 kg/t 2196 16,4 16,4 0,7<br />

4 kg/t 1658 11,8 12,1 1,4<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr) ohne KF 3461 29,3 17,9 1,5<br />

1 kg/t 1679 14,5 12,8 0,9<br />

4 kg/t 1264 10,2 10,5 1,7<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) ohne KF 6090 36,6 22,7 2,1<br />

1 kg/t 3732 31,7 22,7 2,2<br />

4 kg/t 2610 25,6 23,3 0,7<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti ohne KF 3525 46,7 14,2 1,0<br />

1 kg/t 541 18,4 11,4 0,3<br />

4 kg/t 314 7,1 9,0 1,9<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 ohne KF 4475 57,9 3,3 0,7<br />

0,2 kg/t 315 7,5 3,5 1,6<br />

0,5 kg/t 240 6,3 3,1 1,3<br />

1 kg/t 234 5,8 3,5 1,4<br />

4 kg/t 197 2,1 3,8 1,9<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg ohne KF 4621 20,0 4,5 0,5<br />

1 kg/t 307 7,4 3,7 1,1<br />

4 kg/t 187 1,5 4,6 2,2<br />

16


Bereich <strong>de</strong>r Pr<strong>im</strong>ärerstarrung. Dieses Max<strong>im</strong>um zeigt die<br />

Temperatur an, welche <strong>de</strong>n Wen<strong>de</strong>punkt <strong>de</strong>r Abkühlkurve<br />

in diesem Bereich darstellt. Die Haltedauer dieser<br />

Temperatur wird dann gemessen und ergibt <strong>de</strong>n t Gb<br />

-Wert.<br />

Die Erwartung, dass mit einem feineren Gefüge die<br />

t Gb<br />

-Werte abnehmen, bestätigt sich vollumfänglich <strong>im</strong> Test<br />

mit <strong>de</strong>m Quick-Cup-Tiegel. Es fällt auf, dass bei <strong>de</strong>n<br />

Legierungen AlCu4Ti und AlZn5Mg die Werte infolge <strong>de</strong>r<br />

Kornfeinungsbehandlung stark absinken. Dagegen ist die<br />

Abnahme <strong>de</strong>r t Gb<br />

-Werte <strong>de</strong>r AlSi10Mg-Legierung und <strong>de</strong>r<br />

unvere<strong>de</strong>lten AlSi7Mg0,3-Legierung gering. Gesamthaft<br />

betrachtet ist die Spanne zwischen <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s<br />

Ausgangszustands und <strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>r zweiten Kornfeinungsmittelzugabe<br />

bei <strong>de</strong>n AlSiMg-Legierungen<br />

geringer <strong>im</strong> Vergleich zu <strong>de</strong>n restlichen Legierungen.<br />

Auch die Werte, welche aus <strong>de</strong>n Kurven <strong>de</strong>s Stahltiegels<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>n, nehmen infolge <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung<br />

ab. Eine Beson<strong>de</strong>rheit ist bei <strong>de</strong>r<br />

unvere<strong>de</strong>lten AlSi7Mg0,3-Legierung erkennbar. Hier<br />

steigen die Werte nach <strong>de</strong>r ersten Behandlung mit<br />

Kornfeinungsmittel an und sinken bei <strong>de</strong>r zweiten Zugabe<br />

<strong>de</strong>utlich ab. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r Quick-Cup-<br />

Tiegel-Kurven sind die Ausgangswerte mit Ausnahme <strong>de</strong>r<br />

AlZn5Mg-Legierung höher. Die bei <strong>de</strong>n Quick-Cup-<br />

Tiegelwerten festgestellten Trends und Unterschie<strong>de</strong><br />

bezüglich <strong>de</strong>r Intensität <strong>de</strong>s Absinkens <strong>de</strong>r Werte infolge<br />

<strong>de</strong>r Kornfeinung bzw. <strong>de</strong>r Spanne zwischen <strong>de</strong>n<br />

Behandlungszustän<strong>de</strong>n sind auch für die Werte aus <strong>de</strong>n<br />

Stahltiegelkurven zu beobachten. Beson<strong>de</strong>rs wird in<br />

dieser Übersicht <strong>de</strong>r t Gb<br />

-Werte <strong>de</strong>s Stahltiegels das starke<br />

Absinken <strong>de</strong>r Werte für die AlMg3-Legierung <strong>de</strong>utlich.<br />

Verfahren 2: Bei <strong>de</strong>r Bezeichnung <strong>de</strong>s Kennwertes steht<br />

das KF16 für das Verfahren und <strong>de</strong>r Wert in <strong>de</strong>r Klammer<br />

für die Rahmenbedingung, nach welcher die Temperaturspanne<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>. Die Einheit dieser Temperaturdifferenz<br />

wird in Kelvin angegeben.<br />

Bei <strong>de</strong>r Auswertung nach <strong>de</strong>r KF16-Metho<strong>de</strong> zeigt sich,<br />

dass durch eine Kornfeinungsbehandlung die Kennwerte<br />

steigen. Dieser Trend ist gut bei <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s Quick-<br />

Cup-Tiegels zu erkennen. Die Werte <strong>de</strong>r Legierungen<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr), AlCu4Ti und AlMg3 steigen stärker als die<br />

übrigen, wobei die AlSi10Mg-Legierung <strong>de</strong>n geringsten<br />

Anstieg zeigt. Der Mittelwert AlMg3-Legierung <strong>im</strong><br />

Ausgangszustand ist negativ, d. h. dass nach 16 Sekun<strong>de</strong>n<br />

die Pr<strong>im</strong>ärerstarrung noch nicht vollständig<br />

abgeschlossen ist. Auch ist <strong>de</strong>r Mittelwert für 4 kg/t<br />

Kornfeinungsmittel bei dieser Legierung <strong>de</strong>utlich geringer<br />

<strong>im</strong> Vergleich zu <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren. Die Spanne zwischen <strong>de</strong>m<br />

Ausgangszustand und <strong>de</strong>m korngefeinten Zustand ist<br />

ungefähr genauso groß wie bei <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren Legierungen.<br />

In <strong>de</strong>r Übersicht <strong>de</strong>r Werte <strong>de</strong>s Stahltiegels ist kein<br />

ein<strong>de</strong>utiger Trend <strong>de</strong>r Mittelwerte infolge <strong>de</strong>r Kornfeinung<br />

erkennbar. Es ist nur bei <strong>de</strong>r AlSi10Mg-Legierung ein<br />

kleiner Anstieg zu erkennen. Bei <strong>de</strong>r vere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi7Mg0,3- und <strong>de</strong>r AlCu4Ti-Legierung nehmen die<br />

Mittelwerte ab. Der Mittelwert nach <strong>de</strong>r ersten Zugabe<br />

von Kornfeinungsmittel <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten AlSi7Mg0,3-<br />

Legierung ist <strong>im</strong> Gegensatz <strong>zum</strong> Ausgangszustand<br />

gestiegen, sinkt aber nach einer weiteren Zugaben unter<br />

<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Ausgangszustan<strong>de</strong>s. Infolge <strong>de</strong>r Kornfeinung<br />

sinken die Mittelwerte <strong>de</strong>r Legierungen AlMg3 und<br />

AlZn5Mg erst, um dann wie<strong>de</strong>r zu steigen. Der Mittelwert<br />

<strong>de</strong>r AlZn5Mg-Legierung bei 4 kg/t Kornfeinungsmittel ist<br />

größer als <strong>de</strong>r <strong>im</strong> Ausgangszustand. Des weiteren ist zu<br />

erkennen, dass die Werte <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n letztgenannten<br />

Legierungen <strong>de</strong>utlich geringer <strong>im</strong> Vergleich mit <strong>de</strong>n<br />

an<strong>de</strong>ren Legierungen sind.<br />

Verfahren 3: Dieses Verfahren unterschei<strong>de</strong>t sich wie<br />

beschrieben von <strong>de</strong>m Verfahren 2 durch einen an<strong>de</strong>ren<br />

ersten Referenzpunkt für die Ermittlung <strong>de</strong>r Temperaturdifferenz.<br />

Der zu erwarten<strong>de</strong> Trend mit steigen<strong>de</strong>n KF16-<br />

Werten infolge <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung zeigt sich<br />

bei allen Mittelwerten <strong>de</strong>r Quick-Cup-Tiegelkurven. Es ist<br />

weiter zu beobachten, dass bis auf die Mittelwerte <strong>de</strong>r<br />

bei<strong>de</strong>n AlSi7Mg0,3-Legierungen alle an<strong>de</strong>ren <strong>im</strong><br />

Ausgangszustand negativ sind.<br />

Bei <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s Stahltiegels lassen nur drei<br />

Legierungen einen Anstieg erkennen. Die Mittelwerte <strong>de</strong>r<br />

AlSi7Mg0,3-, AlMg3- und <strong>de</strong>r AlZn5Mg-Legierung nehmen<br />

Tabelle 5: Best<strong>im</strong>mtheitsmaße <strong>de</strong>r Beziehungen mit <strong>de</strong>n Daten <strong>de</strong>s Quick-Cup-Tiegel<br />

Legierung<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaß R 2 Quick-Cup-Tiegel<br />

t Gb<br />

KF16 (-1K/s) KF16 (-2K/s)<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 0,63 0,54 0,64<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr) 0,98 0,96 0,75<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) 0,81 0,83 -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti 0,99 0,98 0,93<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 0,8 0,58 0,51<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg 0,62 0,58 0,59<br />

17


nach einer Behandlung zu. Die AlSi10Mg-Werte steigen<br />

leicht nach <strong>de</strong>r ersten Behandlung um nach <strong>de</strong>r zweiten<br />

stark abzusinken. Bei <strong>de</strong>r AlCu4Ti- und <strong>de</strong>r vere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi7Mg0,3-Legierung sinken die Werte erst , um nach<br />

<strong>de</strong>r zweiten Behandlung stark anzusteigen. Es sind <strong>im</strong><br />

Gegensatz zu <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>s Quick-Cup-Tiegels alle<br />

Werte positiv.<br />

Korrelationen zwischen <strong>de</strong>n ermittelten Kennwerten<br />

und <strong>de</strong>r Korngröße<br />

In Tabelle 5 für <strong>de</strong>n Quick-Cup-Tiegel und in Tabelle 6<br />

für <strong>de</strong>n Stahltiegel sind die Best<strong>im</strong>mtheitsmaße <strong>de</strong>r<br />

errechneten Beziehungen zwischen Korndurchmesser<br />

und <strong>de</strong>n verfahrensabhängig gefun<strong>de</strong>nen Messdaten<br />

dargestellt. Für die Eignung <strong>de</strong>r Kennwerte zur<br />

Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r Korngröße, welche mit Hilfe <strong>de</strong>r<br />

ausgewählten Verfahren aus <strong>de</strong>n Abkühlkurven ermittelt<br />

wur<strong>de</strong>n, ist ein größtmöglichstes Best<strong>im</strong>mtheitsmaß<br />

sinnvoll. Geeignet sind Korrelationen mit einem<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaß R 2 <strong>de</strong>utlich größer als 0,9.<br />

Für <strong>de</strong>n Quick-Cup-Tiegel sind durchgängig nur bei<br />

<strong>de</strong>r AlSi7Mg0,3(Sr)- und AlCu4Ti-Legierung sehr gute<br />

Korrelationen zu fin<strong>de</strong>n. Die Best<strong>im</strong>mtheitsmaße <strong>de</strong>r<br />

Trendlinien AlSi7Mg0,3(Sr)-Legierung zeigen 0,98 für die<br />

t Gb<br />

-Werte und 0,96 für die KF16 (-1K/s)-Werte. Die<br />

Trendlinie <strong>de</strong>r KF16 (-2K/s)-Werte für diese Legierung hat<br />

ein Best<strong>im</strong>mtheitsmaß von 0,75 und ist nicht geeignet.<br />

Bei <strong>de</strong>r AlCu4Ti-Legierung sind für alle drei Kennwerte die<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaße > 0,9. Die t Gb<br />

-Werte weisen mit R 2 =<br />

0,99 <strong>de</strong>n besten Wert auf. Die für die an<strong>de</strong>ren Legierungen<br />

gefun<strong>de</strong>nen Korrelationen sind zu gering.<br />

Die Untersuchung <strong>de</strong>r gefun<strong>de</strong>nen Korrelationen<br />

zeigt, dass für <strong>de</strong>n Stahltiegel das Verfahren mit <strong>de</strong>n t Gb<br />

-<br />

Werten die besten Ergebnisse liefert. Das<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaß bei <strong>de</strong>r AlZn5Mg-Legierung ist mit 0,77<br />

zu gering für die Ermittlung <strong>de</strong>r Korngröße aus <strong>de</strong>n<br />

Abkühlungskurven. Die KF16(-1K/s)-Werte weisen bei <strong>de</strong>r<br />

AlMg3- und <strong>de</strong>r AlZn5Mg-Legierung sogar nur<br />

Korrelationen >0,5 auf. Aufgrund <strong>de</strong>r niedrigen<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaße sind diese für eine Best<strong>im</strong>mung <strong>de</strong>r<br />

Korngröße aus <strong>de</strong>r Abkühlkurve nicht geeignet. Bei <strong>de</strong>n<br />

KF16(-2K/s)-Werten konnte keine geeignete<br />

Korrelationen gefun<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n.<br />

Wirkung <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung<br />

Die Wirkung <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung ist bei allen<br />

Legierungen <strong>de</strong>utlich zu erkennen. (Siehe Tabelle 3 und<br />

4) So n<strong>im</strong>mt bei je<strong>de</strong>r Legierung durch die Zugabe von<br />

Kornfeinungsmittel die Korngröße ab. Die Ursache für die<br />

Abnahme <strong>de</strong>r Korngröße ist die erhöhte Ke<strong>im</strong>anzahl in<br />

<strong>de</strong>r Schmelze. Dies ermöglicht an vielen Stellen eine<br />

gleichzeitig beginnen<strong>de</strong> Erstarrung bei einer geringeren<br />

Unterkühlung, d.h. es entstehen mehr Körner mit einem<br />

kleineren mittleren Durchmesser.<br />

Für die Wirkung <strong>de</strong>r Kornfeinung auf die<br />

mechanischen Eigenschaften, welche <strong>im</strong> Gusszustand<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>n, ist in Bezug auf die Streckgrenze R m<br />

und die Bruch<strong>de</strong>hnung A eine meist nur geringe<br />

Verbesserung zu erkennen. Diese Ten<strong>de</strong>nz ist bei allen<br />

Legierungen, mit Ausnahme <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi7Mg0,3-Legierung, zu beobachten. Die Erhöhung <strong>de</strong>r<br />

Streckgrenze und <strong>de</strong>r Bruch<strong>de</strong>hnung ist auf die erhöhte<br />

Anzahl an Korngrenzen zurückzuführen. Durch die<br />

größere Anzahl an Korngrenzen wer<strong>de</strong>n die<br />

Versetzungsbewegungen stärker behin<strong>de</strong>rt und<br />

<strong>de</strong>mzufolge die mechanischen Eigenschaften verbessert.<br />

Die Kornfeinung führt bei <strong>de</strong>r unvere<strong>de</strong>lten<br />

AlSi7Mg0,3-Legierung zu einer feinen Verteilung <strong>de</strong>r<br />

„körnigen“ Siliziumausscheidungen <strong>im</strong> Gefüge. Infolge<br />

<strong>de</strong>ren Kerbwirkung ist die Bruch<strong>de</strong>hnung sehr gering. Im<br />

ungefeinten Zustand sind die Werte besser, da wohl keine<br />

Ti-Ausscheidungen als kerbwirksame Verunreinigung<br />

vorliegen.<br />

Die Härte zeigt keine ein<strong>de</strong>utigen Ten<strong>de</strong>nzen, so dass<br />

ein Einfluss <strong>de</strong>r Kornfeinung auf die Härte nicht zu<br />

berücksichtigen ist.<br />

Infolge <strong>de</strong>r Kornfeinungsbehandlung haben die<br />

ermittelten Kennwerten t Gb<br />

-Werte abgenommen, weil<br />

Tabelle 6: Best<strong>im</strong>mtheitsmaße <strong>de</strong>r Beziehungen mit <strong>de</strong>n Daten <strong>de</strong>s Stahltiegels<br />

Legierung<br />

Best<strong>im</strong>mtheitsmaß R 2 Stahltiegel<br />

t Gb<br />

KF16 (-1K/s) KF16 (-2K/s)<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 0,87 - -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr) 0,93 - -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlSi10Mg (Sr) 0,92 - -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlCu4Ti 0,98 - -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlMg3 0,98 0,67 -<br />

__________________________________________________________________________________________________<br />

AlZn5Mg 0,77 0,66 -<br />

18


durch die größere Ke<strong>im</strong>anzahl die Schmelze schneller und<br />

mit einer geringeren Unterkühlung erstarrt. Dies ist auch<br />

<strong>de</strong>r Grund für die Zunahme <strong>de</strong>r KF-Werte.<br />

Des Weiteren zeigen sich Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n<br />

bei<strong>de</strong>n verwen<strong>de</strong>ten Tiegelarten. Die beobachteten<br />

Trends <strong>de</strong>r Kennwerte infolge <strong>de</strong>r Kornfeinung sind für<br />

alle Legierungen <strong>de</strong>s Quick-Cup-Tiegels in allen Verfahren<br />

festzustellen.<br />

Be<strong>im</strong> Einsatz <strong>de</strong>s Stahltiegels ist dies für alle<br />

Legierungen nur bei <strong>de</strong>n t Gb<br />

-Werten festzustellen. Bei <strong>de</strong>n<br />

KF16-Werten zeigen nur einzelne Legierungen eine<br />

Zunahme <strong>de</strong>r Anzeigewerte nach <strong>de</strong>r Kornfeinung. Es gibt<br />

noch Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Werten <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n<br />

unterschiedlichen KF16-Metho<strong>de</strong>n. So nehmen die KF16(-<br />

1K/s)-Werte für die AlSi7Mg0,3-, AlMg3- sowie AlZn5Mg-<br />

Legierung zu. Bei <strong>de</strong>n KF16(-2K/s)-Werten ist diese<br />

Ten<strong>de</strong>nz nicht ein<strong>de</strong>utig zu beobachten. Die Kennwerte<br />

<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren drei Legierungen AlSi7Mg0,3(Sr), AlSi10Mg(Sr)<br />

und AlCu4Ti verhalten sich genau umgekehrt, so steigen<br />

die KF16(-2K/s)-Werte nach <strong>de</strong>r Kornfeinung an und die<br />

KF16(-1K/s)-Werte zeigen keine klaren Trends. Diese<br />

Beobachtungen ver<strong>de</strong>utlichen, dass die KF16-Metho<strong>de</strong>n<br />

für die Auswertung <strong>de</strong>r Abkühlkurven <strong>de</strong>s Stahltiegels für<br />

je<strong>de</strong> Legierung individuell angepasst wer<strong>de</strong>n muss.<br />

Es lässt sich bei <strong>de</strong>r Betrachtung <strong>de</strong>r Best<strong>im</strong>mtheitsmaße<br />

<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r errechneten Beziehungen festhalten,<br />

dass die Kennwerte, welche mittels <strong>de</strong>m t Gb<br />

-Verfahren<br />

ermittelt wur<strong>de</strong>n, die besten Korrelationen aufweisen. Die<br />

Kennwerte, die mit Hilfe <strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n KF16-Verfahren<br />

best<strong>im</strong>mt wur<strong>de</strong>n, zeigen keine so guten Ergebnisse. Dies<br />

führt zu <strong>de</strong>r Schlussfolgerung, dass die KF16-Verfahren<br />

für je<strong>de</strong> Legierung und Tiegelart angepasst wer<strong>de</strong>n<br />

müssen. Das t Gb<br />

-Verfahren dagegen ist ohne Än<strong>de</strong>rungen<br />

auf die untersuchten Legierungen anwendbar. Für die<br />

AlZn5Mg-Legierung ist bei einer größeren Probenanzahl<br />

auch eine besser Korrelation zu fin<strong>de</strong>n.<br />

Die Legierungen wur<strong>de</strong>n aus <strong>de</strong>n Legierungselementen<br />

aufgebaut, um mögliche Wechselwirkungen<br />

mit <strong>de</strong>n üblichen technischen Verunreinigungen zu<br />

vermei<strong>de</strong>n. Die Legierungen wur<strong>de</strong>n in zweckmäßigen<br />

Schritten, typischerweise mit 1 kg/t und danach nochmals<br />

4 kg/t Kornfeinungsmittel, korngefeint. Für die Feinung<br />

<strong>de</strong>r AlSiMg-Legierungen wur<strong>de</strong> das Kornfeinungsmittel<br />

TiBloy1,7/1,7 und für die restlichen TiBor 5/1 eingesetzt.<br />

Bei <strong>de</strong>r AlMg3-Legierung wur<strong>de</strong>n die Untersuchungen mit<br />

kleineren Zugabemengen (0,2 und 0,5 kg/t) an<br />

Kornfeinungsmittel <strong>de</strong>tailliert.<br />

Für je<strong>de</strong>n Behandlungsschritt sowie <strong>de</strong>n Ausgangszustand<br />

wur<strong>de</strong>n Probekörper hergestellt und<br />

Abkühlkurven aufgenommen. An diesen Messproben<br />

wur<strong>de</strong>n für <strong>de</strong>n jeweiligen Behandlungszustand die<br />

Korngröße metallographisch ermittelt. Des weiteren<br />

wur<strong>de</strong>n auch die mechanischen Eigenschaften untersucht.<br />

Die Auswertung <strong>de</strong>r Abkühlkurven erfolgte mit drei<br />

verschie<strong>de</strong>n Verfahren. Dies waren das t Gb<br />

-Verfahren und<br />

zwei verschie<strong>de</strong>n KF16-Verfahren. Anhand <strong>de</strong>s ersten<br />

Referenzpunktes <strong>de</strong>r Zeitspanne zwischen <strong>de</strong>r ersten und<br />

<strong>de</strong>r zweiten Temperatur wur<strong>de</strong> das KF16-Verfahren<br />

modifiziert.<br />

Die Korrelationen zwischen <strong>de</strong>n jeweiligen Kennwerten<br />

<strong>de</strong>r Abkühlkurven und <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Korngröße bzw.<br />

<strong>de</strong>m mittleren Korndurchmesser wur<strong>de</strong>n best<strong>im</strong>mt. Es ist<br />

zu erkennen, dass sich für die Kennwerte <strong>de</strong>s t Gb<br />

-Verfahren<br />

die besten Korrelation fin<strong>de</strong>n lassen. Des weiteren zeigt<br />

sich, dass das t Gb<br />

-Verfahren ohne Än<strong>de</strong>rung auf je<strong>de</strong><br />

Legierung anwendbar ist. Das KF16-Verfahren muss<br />

dagegen auf je<strong>de</strong> Legierung und für je<strong>de</strong>n Tiegeltyp<br />

beson<strong>de</strong>rs angepasst wer<strong>de</strong>n und ist nicht universell<br />

einsetzbar.<br />

Schriftum<br />

Zusammenfassung<br />

Die untersuchten Aluminiumgusslegierungen fin<strong>de</strong>n<br />

heute eine breite Anwendung in <strong>de</strong>r Industrie. Die<br />

Opt<strong>im</strong>ierung <strong>de</strong>r Eigenschaften und die Überwachung <strong>de</strong>r<br />

Qualität sind dabei von beson<strong>de</strong>ren Interesse.<br />

Das Ziel dieser Arbeit ist es, geeignete Korrelationen<br />

zwischen <strong>de</strong>n Kennwerten, welche mittels<br />

unterschiedlicher Verfahren aus <strong>de</strong>n Abkühlkurven<br />

gewonnen wur<strong>de</strong>n, und <strong>de</strong>n metallographisch<br />

best<strong>im</strong>mten Korngrößen zu fin<strong>de</strong>n. Folgen<strong>de</strong><br />

Legierungen wur<strong>de</strong>n eingesetzt: AlSi7Mg0,3 und<br />

AlSi7Mg0,3 (Sr), AlSi10Mg (Sr), AlCu4Ti, AlMg3, AlZn5Mg.<br />

[1] H. Koch, U. Hielscher, A. Schaathun, H. Fossli:<br />

„Hochwirksame Dauerkornfeinung für unter- bis naheutektische<br />

AlSi-Gußlegierungen“ Berichte aus <strong>de</strong>m Gusswerkstofftechnikum,<br />

Aluminium Rheinfel<strong>de</strong>n GmbH Co<strong>de</strong>-Nr. 802<br />

[2] Xiao-Guang Chen, F.-J. Klinkenberg, S. Engler:<br />

„Qualitätskontrolle <strong>de</strong>r Aluminiumschmelze – Ein Überblick“ Teil III<br />

Kornfeinung und Vere<strong>de</strong>lung, Gießerei – Praxis, Heft 5, 1993, S. 68-76<br />

[3] B. Günther, H. Jürgens:<br />

„Automatisierte Durchführung <strong>de</strong>r thermischen Analyse zur<br />

Ermittlung <strong>de</strong>s Ke<strong>im</strong>zustan<strong>de</strong>s von Aluminiumschmelzen und <strong>de</strong>r<br />

erzielten Korngröße an Bauteilen aus Aluminiumguß“,<br />

GIESSEREI 71, Heft 24, 1984, S. 928-931<br />

[4] W. Menk, M.O. Spei<strong>de</strong>l, R. Döpp:<br />

„Die thermische Analyse in <strong>de</strong>r Praxis <strong>de</strong>r Aluminiumgießerei“<br />

GIESSEREI 79, Heft 4, 1992, S. 125-134<br />

19


grain size<br />

<strong>de</strong>gree of modification<br />

solidification t<strong>im</strong>e<br />

Korngröße<br />

Vere<strong>de</strong>lungsgrad<br />

Erstarrungszeit<br />

Einschlüsse<br />

Verunreinigungen<br />

Dichtein<strong>de</strong>x<br />

Thermoanalyse<br />

TA 110<br />

Unterdruckdichte<br />

ALSP III<br />

3 VT<br />

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