ForderungsPraktiker Wiki Finanzen - Crown Credit Services
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Beitrag<br />
c) Moderne Gesichtspunkte innerhalb der<br />
„neuen“ ZwVwV<br />
Die ab dem 01.01.2004 geltende „neue“ Zwangsverwalterverordnung<br />
hat einige modernere<br />
Gesichtspunkte aufgenommen. Aus den Erfahrungen<br />
der Vergangenheit wird in § 10 ZwVwV<br />
z. B. gesondert geregelt, dass der Verwalter<br />
für die Erledigung bestimm ter Aufgaben die<br />
Zustimmung des Gerichts einholen muss. Das<br />
sind Aufgaben, die von der normalen Aufgabenstellung<br />
deutlich abweichen, wie z. B. Ausbesserungen<br />
und Erneuerungen am Zwangsverwaltungsobjekt,<br />
die nicht zu der gewöhnlichen<br />
Instandhaltung gehören 23 . Indiziert ist dies,<br />
wenn der Aufwand der jeweiligen Maßnahme<br />
50% des vom Verwalter nach pflichtgemäßem<br />
Ermessen geschätzten Verkehrswerts des Verwaltungsobjekts<br />
überschreitet. Insgesamt ist §<br />
10 ZwVwV recht allgemein gehalten. Das Gleiche<br />
gilt im Grunde für § 12 ZwVwV, wonach sich<br />
der Zwangsverwalter im Zuge der Beendigung<br />
eines Verfahrens für bestimmte Aufgaben nach<br />
Aufhebung der Zwangs verwaltung gesondert<br />
legitimieren lassen muss. Mit der Einführung<br />
der Vorschriften sind bei weitem nicht alle Fragestellungen<br />
und Probleme in diesem Zusammenhang<br />
abge deckt. Das gilt insbesondere für<br />
die Frage nach dem Umfang der Aufgaben des<br />
Zwangsver walters nach Beendigung der Verwaltung.<br />
Vom Ansatz her sind beide Vorschriften<br />
jedoch grundsätzlich zu begrüßen. Nach<br />
herrschender Meinung ist es nicht Aufgabe des<br />
Gerichts, den Zwangsverwalter zur Ertei lung von<br />
Auskünften gegenüber Verfahrensbeteiligten<br />
anzuhalten. Ggf. müssten diese den An spruch<br />
gegen den Verwalter gerichtlich durchsetzen 24 .<br />
2. Konkretisierung der Aufgaben<br />
• Der Zwangsverwalter hat die ordnungsgemäße<br />
Masseverwaltung vorzuneh men.<br />
Das insbesondere dadurch, dass der Massebestand<br />
von eigenen Beständen des Verwalters<br />
getrennt zu halten ist. Dafür hat<br />
der Verwalter für jede Zwangsverwaltung,<br />
mithin für jedes einzelne Aktenzeichen, ein<br />
gesondertes Treuhandkonto einzurichten.<br />
Über dieses ist der gesamte Zahlungsverkehr<br />
zu führen.<br />
• Abschluss von Miet- und Pachtverträgen<br />
(§ 6 ZwVwV): Der Zwangsverwalter hat die<br />
Verträge sowie Änderungen vorhandener<br />
Verträge schriftlich abzuschließen. Dabei<br />
soll der Verwalter die besonderen Regelungen,<br />
wie sie sich aus dem ZVG ergeben,<br />
mit aufnehmen (§ 6 Abs. 2 ZwVwV).<br />
Die Schriftformerfordernis ist keine Wirksamkeitsvoraussetzung,<br />
dient in erster Linie Beweiszwecken<br />
25 . Dies ist sinnvoll, da die vom Zwangsverwalter<br />
abgeschlossenen Ver träge nach<br />
Aufhebung der Zwangsverwaltung den Schuldner<br />
weiter binden und für die am Verfahren<br />
Beteiligten einen hohen informativen Charakter<br />
haben 26 . Dem Verwalter ist ohnehin zu empfehlen,<br />
die Verträge schriftlich abzuschließen.<br />
Mietkautionen: Grundsätzlich wird der<br />
Zwangsverwalter mehr und mehr für alle<br />
Fälle, in denen Rechte und Pflichten aus dem<br />
Mietverhältnis herrühren, wie ein Vermieter<br />
behandelt 27 . Insoweit ist der Zwangsverwalter<br />
bei Abschluss eines neuen Miet- oder Pachtvertrags<br />
ohnehin berechtigt und im Interesse<br />
der Gläubiger auch verpflichtet, das Risiko eines<br />
Ausfalls des Mieters durch Inanspruchnahme<br />
einer Mietkaution zu verringern (§§ 551 BGB).<br />
Die Frage, inwieweit der Zwangsverwalter in<br />
Bezug auf Kautionen, die er nie mals erhalten<br />
hat, zahlungspflichtig ist, ist auch zum Nachteil<br />
des Instruments der Zwangsverwaltung vom<br />
BGH entschieden. Zwar ist der Zwangsverwalter<br />
weder Erwerber noch Ersteher im Sinne<br />
des § 556a BGB. Das wurde vom BGH immer<br />
wieder als Argu ment dafür angeführt, dass der<br />
Zwangsverwalter für die Rückzahlung der Kautionen<br />
nahezu in jedem Fall haftet 28 . Die Auffassung<br />
ist oder war heftig umstritten. In der<br />
Praxis sollte die Frage der Kaution vom Zwangsverwalter,<br />
nicht zuletzt im Interesse der Gläubiger,<br />
nach wie vor genau beachtet werden.<br />
cc) Bei Verträgen mit größeren Volumina<br />
empfiehlt sich, die Zustimmung trotz der<br />
un abhängigen Position vom Gläubiger einzuholen.<br />
Ggf. kann der jeweilige Miet- oder Pachtvertrag<br />
unter Genehmigungsvorbehalt gestellt<br />
werden. Das sollte mit den Beteiligten im Einzelnen<br />
abgesprochen werden.<br />
3. Baukostenzuschüsse und Aufrechnungen,<br />
Vorausverfügungen<br />
Oftmals gibt es Regelungen zwischen Vermieter<br />
und Mieter, bei denen Vorausverfügungen<br />
über die Miete oder die Pacht erfolgen, die<br />
über eine spätere Zeit als den laufenden Kalen-<br />
» Unabhängig<br />
von der Frage über<br />
den Umfang der<br />
Informationspflicht<br />
gem. § 154 ZVG ist<br />
es empfehlenswert,<br />
dem Gläubiger,<br />
der maßgeblich<br />
das wirtschaftliche<br />
Interesse an einer<br />
ordnungsgemäßen<br />
Durchführung der<br />
Zwangsverwaltung<br />
hat, zeitnah direkt<br />
– ohne den Umweg<br />
über das Gericht –<br />
mit den notwendigen<br />
Informationen zu<br />
versorgen. «<br />
23 § 10 Abs. 1 Ziffer 5 ZwVwV.<br />
24 Haarmeyer/Wutzke/Förster/Hintzen, ZwVwV-<br />
Komm., 5. Aufl. 2011, § 153 ZVG Rn. 8.<br />
25 BGH, NJW 1992 S. 3041.<br />
26 Stöber, a. a. O. § 152 ZVG Rn. 9.4.<br />
27 Schmidtberger, ZMR 2010 S. 347.<br />
28 BGB, Beschl. v. 16.07.2003, VIII ZR 11/03 = ZInsO<br />
2003 S. 900; bestätigt durch BGH NJW-RR 2005<br />
S. 1029.<br />
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