Zürich Tennis

09.01.2015 Aufrufe

Senioren – TOP EVENTS 2014 Altern schützt vor Tennis nicht Dass Roger Federer, Stanislas Wawrinka und Stefanie Vögele zu den absoluten Topspieler/innen gehören, ist ja hinlänglich bekannt. Aber die Schweiz hat noch weitere Asse auf den vordersten Plätzen der Weltrangliste: Petr Kolacek, Peter Heller, Yvette Fischli und Patricia Operto gehören zu den weltbesten Seniorinnen und Senioren. Petr Kolacek, Jahrgang 1945, R2, Ranking ITF 65+: 6 Im Tennis gehört «frau» ab 40+ und «mann» ab 45+ zu der Kategorie «Senioren». In der Schweiz gibt es drei nationale Senioren-Turniere und über 170 regionale Turniere, die von 28'388 lizenzierten Senior/innen gespielt werden. Aber damit noch nicht genug. So wie es die Verbände ATP und WTA für Aktive gibt, besteht ITF Seniors für die «reiferen» Alterskategorien. Die wichtigsten Turniere, die das ITF organisiert, sind die «World Team Championships» und die «World Individual Championships». Swiss Tennis entsendet jedes Jahr Teams in verschiedenen Alterskategorien, um die Schweiz auf internationalem Niveau zu vertreten. Letztes Jahr konnte das Senioren-Team 65+ mit René Bortolani, Sepp Mörtl, Andras Szoecsik und Petr Kolacek gar die Silber-Medaille gewinnen. 84 Die Senioren sind echte «Amateurs»: Preisgeld gibt es kaum, auch nicht an grösseren Turnieren. Der Titel eines Schweizermeisters wird mit einem Hotel-Aufenthalt «entschädigt». Auch die internationalen Delegationen spielen aus lauter Freude, denn sie reisen grundsätzlich auf eigene Kosten. Der Verband stattet die Mannschaften mit einem offiziellen Trainingsanzug aus, Spesen werden erst bei vorgegebenem sportlichem Erfolg zurückerstattet. International statt national Gerade für die besser klassierten Senioren ist es nicht leicht, Turniere in der Schweiz zu spielen. Zwar werden viele organisiert, vor allem aber für Spieler/innen mit Klassierungen zwischen R6 und R9. «Ich müsste im Tableau 45+ spielen, kann aber nicht an einem Wochenende drei Matches bestreiten gegen einen, der 25 Jahre jünger ist als ich», kritisiert der R4-klassierte Hans- Ulrich Blass, Präsident von «Senior Tennis Swiss» und amtierender Schweizermeister bei den 70+. Die Interessengemeinschaft «Senior Tennis Swiss» wurde im Jahr 2000 ins Leben gerufen, weil damals internationale Resultate nicht für das Schweizer Klassierungssystem berücksichtigt wurden. Da es aber in der Schweiz für gut klassierte Spieler fast keine Tableaus gibt, weichen viele auf internationale Turniere aus – wo die Resultate damals nicht zählten. Ein Teufelskreis also: Je besser die Spieler, umso weniger Turniere, umso schlechter die Klassierung. Und genau das wurde von der Interessengemeinschaft zusammen mit Swiss Tennis

TOP EVENTS 2014 – Senioren 2004 geändert, erklärt der ehemalige Spitzenspieler Blass. Nun können internationale Turniere in die Schweizer Wertung aufgenommen werden. Wie viele Tableaus braucht die Schweiz Das Problem mit den regionalen Turnieren ist aber noch nicht gelöst. Matthias Renfer, Sachbearbeiter Wettkampf bei Swiss Tennis, kennt das Problem: «Das Angebot an Turnieren für die Top-Spieler und älteren Senioren-Kategorien ist nicht sehr gross.» Renfer führt aber aus: «Korrekterweise muss aber auch erwähnt werden, dass die vorhandenen Spielmöglichkeiten oftmals auch schlecht genutzt werden. Somit ist es schwierig, Organisatoren zu finden, die bereit sind, für diese Kategorien Turniere anzubieten.» Das kennt auch Dany Studerus, Turnierorganisator der Wilson Glattal Trophy: «Ich würde ja gerne für alle eine passen- de Kategorie ausschreiben, das ist aber nicht immer ganz problemlos.» Oft würden sich zu wenig Teilnehmende anmelden. Ausserdem nahmen die Extrawünsche in der Vergangenheit zu, und damit auch der Organisationsaufwand. Studerus weiter: «Immer mehr Spieler/innen möchten mitentscheiden, wann ihre Begegnungen angesetzt werden sollen, da sie nur zu bestimmten Zeiten spielbereit sind.» Einen anderen Ansatz hat Patricia Operto, Schweizermeisterin der Kategorie 55+ und R2 klassiert: «Warum gibt es nicht mehr Doppel-Konkurrenzen Da wäre die Spielstärke nicht so ausschlaggebend, da eine besser klassierte Spielerin mit einer weniger gut Klassierten zusammen spielen könnte.» Für den Veranstalter Studerus keine Alternative: «Doppel zählt nicht für die Schweizer Klassierung und viele ambitionierte Senioren spielen geanau dafür.» Swiss Tennis hat klare Ziele: «Aufgrund dieser Herausforderungen wollen wir zusammen mit «Senior Tennis Swiss» eine neue Turnierserie lancieren», sagt Renfer. Hinsichtlich der anstehenden Schweizer Meisterschaften seien Gespräche geplant. Swiss Tennis ist zuversichtlich. Fehlende Frauen Ein weiteres Problem bei den Senioren ist aber deckungsgleich mit den Aktiven: Die Damen scheinen sich ungern an Turnieren messen zu wollen. Das zeigen auch die Zahlen: 8'153 aktive Seniorinnen stehen 20'235 aktiven Senioren gegenüber. Diese Diskrepanz zeigte sich auch an den vergangenen Schweizer Meisterschaften der Senioren. Von den geplanten je neun Kategorien konnten bei den Männern acht Tableaus und bei den Frauen lediglich drei durchgeführt werden. Der langjährige GC- Spieler Blass kann auch keine Lösung aus dem Ärmel schütteln, aber um die Frauen für die Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften begeistern zu können, braucht es neue kreative Ansätze. Linda von Burg Das Preisgeld reicht für ein paar Bier Patricia Operto, Jahrgang 1957, R2, Ranking ITF 55+: 61 Seit wann spielt Ihr schon Tennis Petr Kolacek: Mit Tennis habe ich mit neun Jahren angefangen. Patricia Operto: Ich spiele seit ich ungefähr zwölf Jahre alt war. Meinen ersten Schläger hatte ich von meiner älteren Schwester bekommen, danach habe ich meine Rackets an Turnieren gewonnen. Was war Eure beste Klassierung Kolacek: National war ich Promotion 2 klassiert (etwa N3), international jahrelang Top 10 in verschiedene Seniorenkategorien. Drei Jahre war ich die Nr. 1 in der Kategorie 65+. Operto: In der Schweiz war ich Promotion 3, international bis vor drei Jahren in den Top 10. Was habt Ihr für Ziele im Tennis Patricia Operto und Petr Kolacek über das Senioren-Tennis in der Schweiz. Kolacek: National brauche ich noch drei Titel, damit meine Sammlung von 50 Schweizer Meistertiteln komplett ist. International sollen zu meinen drei Weltmeistertiteln noch einige dazukommen. Und ich möchte den Weltmeistertitel im Team gewinnen, bis jetzt hat es zwei Mal für den zweiten Platz gereicht. Operto: Ich will mit meinem Interclub-Team in Kloten den Schweizer Meistertitel der Seniorinnen in der Nationalliga A gewinnen. Und an den WM Wie trainiert Ihr in Florida will ich dieses Jahr so weit wie möglich Kolacek: Ich trainiere einmal pro Woche eine kommen. Vor allem im Team – das motiviert mich Stunde mit Tennisfreunden. Mit den anderen immer sehr. Bereichen komme ich als aktiver Tennislehrer Petr Kolacek, Jahrgang 1945, R2, Ranking ITF 65+: 6 ist Eure Motivation, Tennis auf diesem Niveau zu spielen Kolacek: Meine Motive sind simpel. Spass am Spielen, neue Situationen auf dem Tennisplatz effektiv lösen und den Kontakt mit Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen pflegen. Operto: Vor allem der Spass am Spiel und die Freundschaften rund um den Tennisplatz. Zudem kann ich auf dem Platz so richtig Dampf ablassen, was sich so den ganzen Tag aufgestaut hat. Wie viel Preisgeld verdient Ihr an Turnieren Kolacek: Das Preisgeld reicht vielleicht für ein paar Bier. Leider ist es einigen Senioren wegen einer zu hohen Klassierung in der Schweiz nicht möglich, an Turnieren teilzunehmen – so müssen wir im Ausland spielen. Für die Turnierkosten kommen wir selbst auf. Operto: An den Schweizer Meisterschaften habe ich mal ein Wochenende gewonnen, das hat Spass gemacht. Aber generell bin ich schon froh, wenn ich das Nenngeld wieder einnehme – Hotel und Reise muss man so oder so selber bezahlen. In Deutschland gewann ich mal ein Turnier. Das Nenngeld betrug 80 Euro – der Preis war 100 Euro und ein Weinglas. Zum Glück konnte ich auch im Mixed triumphieren, so habe ich immerhin zwei Gläser zum Anstossen. täglich in Kontakt. Operto: Ich spiele im Winter vielleicht einmal in der Woche. Leider überschneidet sich das IC- Training mit meiner Arbeit. Im Sommer gebe ich zusätzlich einige Tennisstunden, das hilft. Was wäre für Euch ein Grund, mit Tennis aufzuhören Kolacek: Der einzige Grund aufzuhören, wären altersbedingte Beschwerden. Operto: Der einzige Grund wäre, wenn ich mich nicht mehr bewegen kann. Ich glaube, wenn man einmal mit dem Tennisvirus infiziert ist, kann man nicht mehr aufhören. LvB 85

TOP EVENTS 2014 – Senioren<br />

2004 geändert, erklärt der ehemalige<br />

Spitzenspieler Blass. Nun können internationale<br />

Turniere in die Schweizer Wertung<br />

aufgenommen werden.<br />

Wie viele Tableaus braucht<br />

die Schweiz<br />

Das Problem mit den regionalen Turnieren<br />

ist aber noch nicht gelöst. Matthias<br />

Renfer, Sachbearbeiter Wettkampf bei<br />

Swiss <strong>Tennis</strong>, kennt das Problem: «Das<br />

Angebot an Turnieren für die Top-Spieler<br />

und älteren Senioren-Kategorien ist<br />

nicht sehr gross.» Renfer führt aber aus:<br />

«Korrekterweise muss aber auch erwähnt<br />

werden, dass die vorhandenen Spielmöglichkeiten<br />

oftmals auch schlecht genutzt<br />

werden. Somit ist es schwierig, Organisatoren<br />

zu finden, die bereit sind, für diese<br />

Kategorien Turniere anzubieten.»<br />

Das kennt auch Dany Studerus, Turnierorganisator<br />

der Wilson Glattal Trophy:<br />

«Ich würde ja gerne für alle eine passen-<br />

de Kategorie ausschreiben, das ist aber nicht<br />

immer ganz problemlos.» Oft würden sich<br />

zu wenig Teilnehmende anmelden. Ausserdem<br />

nahmen die Extrawünsche in der Vergangenheit<br />

zu, und damit auch der Organisationsaufwand.<br />

Studerus weiter: «Immer<br />

mehr Spieler/innen möchten mitentscheiden,<br />

wann ihre Begegnungen angesetzt werden<br />

sollen, da sie nur zu bestimmten Zeiten spielbereit<br />

sind.»<br />

Einen anderen Ansatz hat Patricia Operto,<br />

Schweizermeisterin der Kategorie 55+ und<br />

R2 klassiert: «Warum gibt es nicht mehr Doppel-Konkurrenzen<br />

Da wäre die Spielstärke<br />

nicht so ausschlaggebend, da eine besser<br />

klassierte Spielerin mit einer weniger gut<br />

Klassierten zusammen spielen könnte.» Für<br />

den Veranstalter Studerus keine Alternative:<br />

«Doppel zählt nicht für die Schweizer Klassierung<br />

und viele ambitionierte Senioren spielen<br />

geanau dafür.» Swiss <strong>Tennis</strong> hat klare Ziele:<br />

«Aufgrund dieser Herausforderungen wollen<br />

wir zusammen mit «Senior <strong>Tennis</strong> Swiss»<br />

eine neue Turnierserie lancieren», sagt Renfer.<br />

Hinsichtlich der anstehenden Schweizer<br />

Meisterschaften seien Gespräche geplant.<br />

Swiss <strong>Tennis</strong> ist zuversichtlich.<br />

Fehlende Frauen<br />

Ein weiteres Problem bei den Senioren ist<br />

aber deckungsgleich mit den Aktiven: Die<br />

Damen scheinen sich ungern an Turnieren<br />

messen zu wollen. Das zeigen auch<br />

die Zahlen: 8'153 aktive Seniorinnen stehen<br />

20'235 aktiven Senioren gegenüber.<br />

Diese Diskrepanz zeigte sich auch an den<br />

vergangenen Schweizer Meisterschaften<br />

der Senioren. Von den geplanten je neun<br />

Kategorien konnten bei den Männern acht<br />

Tableaus und bei den Frauen lediglich drei<br />

durchgeführt werden. Der langjährige GC-<br />

Spieler Blass kann auch keine Lösung aus<br />

dem Ärmel schütteln, aber um die Frauen<br />

für die Teilnahme an den Schweizer Meisterschaften<br />

begeistern zu können, braucht<br />

es neue kreative Ansätze. Linda von Burg<br />

Das Preisgeld reicht für ein paar Bier<br />

Patricia Operto, Jahrgang 1957,<br />

R2, Ranking ITF 55+: 61<br />

Seit wann spielt Ihr schon <strong>Tennis</strong><br />

Petr Kolacek: Mit <strong>Tennis</strong> habe ich mit neun<br />

Jahren angefangen.<br />

Patricia Operto: Ich spiele seit ich ungefähr<br />

zwölf Jahre alt war. Meinen ersten Schläger<br />

hatte ich von meiner älteren Schwester<br />

bekommen, danach habe ich meine Rackets<br />

an Turnieren gewonnen.<br />

Was war Eure beste Klassierung<br />

Kolacek: National war ich Promotion 2 klassiert<br />

(etwa N3), international jahrelang Top 10<br />

in verschiedene Seniorenkategorien. Drei Jahre<br />

war ich die Nr. 1 in der Kategorie 65+.<br />

Operto: In der Schweiz war ich Promotion 3,<br />

international bis vor drei Jahren in den Top 10.<br />

Was habt Ihr für Ziele im <strong>Tennis</strong><br />

Patricia Operto und Petr Kolacek<br />

über das Senioren-<strong>Tennis</strong> in der<br />

Schweiz.<br />

Kolacek: National brauche ich noch drei Titel,<br />

damit meine Sammlung von 50 Schweizer Meistertiteln<br />

komplett ist. International sollen zu meinen drei<br />

Weltmeistertiteln noch einige dazukommen. Und ich<br />

möchte den Weltmeistertitel im Team gewinnen, bis<br />

jetzt hat es zwei Mal für den zweiten Platz gereicht.<br />

Operto: Ich will mit meinem Interclub-Team in<br />

Kloten den Schweizer Meistertitel der Seniorinnen<br />

in der Nationalliga A gewinnen. Und an den WM Wie trainiert Ihr<br />

in Florida will ich dieses Jahr so weit wie möglich Kolacek: Ich trainiere einmal pro Woche eine<br />

kommen. Vor allem im Team – das motiviert mich Stunde mit <strong>Tennis</strong>freunden. Mit den anderen<br />

immer sehr.<br />

Bereichen komme ich als aktiver <strong>Tennis</strong>lehrer<br />

Petr Kolacek, Jahrgang 1945, R2, Ranking ITF 65+: 6<br />

ist Eure Motivation, <strong>Tennis</strong> auf diesem<br />

Niveau zu spielen<br />

Kolacek: Meine Motive sind simpel. Spass am Spielen,<br />

neue Situationen auf dem <strong>Tennis</strong>platz effektiv<br />

lösen und den Kontakt mit Menschen aus verschiedenen<br />

Ländern und Kulturen pflegen.<br />

Operto: Vor allem der Spass am Spiel und die<br />

Freundschaften rund um den <strong>Tennis</strong>platz. Zudem<br />

kann ich auf dem Platz so richtig Dampf ablassen,<br />

was sich so den ganzen Tag aufgestaut hat.<br />

Wie viel Preisgeld verdient Ihr an Turnieren<br />

Kolacek: Das Preisgeld reicht vielleicht für ein paar<br />

Bier. Leider ist es einigen Senioren wegen einer<br />

zu hohen Klassierung in der Schweiz nicht möglich,<br />

an Turnieren teilzunehmen – so müssen wir<br />

im Ausland spielen. Für die Turnierkosten kommen<br />

wir selbst auf.<br />

Operto: An den Schweizer Meisterschaften<br />

habe ich mal ein Wochenende gewonnen, das<br />

hat Spass gemacht. Aber generell bin ich schon<br />

froh, wenn ich das Nenngeld wieder einnehme<br />

– Hotel und Reise muss man so oder so selber<br />

bezahlen. In Deutschland gewann ich mal<br />

ein Turnier. Das Nenngeld betrug 80 Euro – der<br />

Preis war 100 Euro und ein Weinglas. Zum Glück<br />

konnte ich auch im Mixed triumphieren, so habe<br />

ich immerhin zwei Gläser zum Anstossen.<br />

täglich in Kontakt.<br />

Operto: Ich spiele im Winter vielleicht einmal<br />

in der Woche. Leider überschneidet sich das IC-<br />

Training mit meiner Arbeit. Im Sommer gebe ich<br />

zusätzlich einige <strong>Tennis</strong>stunden, das hilft.<br />

Was wäre für Euch ein Grund, mit <strong>Tennis</strong><br />

aufzuhören<br />

Kolacek: Der einzige Grund aufzuhören, wären<br />

altersbedingte Beschwerden.<br />

Operto: Der einzige Grund wäre, wenn ich<br />

mich nicht mehr bewegen kann. Ich glaube,<br />

wenn man einmal mit dem <strong>Tennis</strong>virus infiziert<br />

ist, kann man nicht mehr aufhören. LvB<br />

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