Zürich Tennis
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
TOP EVENTS 2014 – Fitness<br />
Seit dem Jahr 2000 arbeitet Pierre Paganini<br />
mit Roger Federer zusammen. Er gilt als<br />
der Fitness-Papst in der <strong>Tennis</strong>szene. Auch<br />
die Konditionskonzepte von Swiss <strong>Tennis</strong><br />
sind auf seinen Erkenntnissen aufgebaut.<br />
Von Paganinis zahlreichen Fitnesstipps<br />
können auch Hobbysportler profitieren.<br />
Er gilt als bester Fitnessexperte der <strong>Tennis</strong>welt,<br />
trainiert Federer und Wawrinka,<br />
seine Erkenntnisse bilden die<br />
Grundlage der Trainerausbildung von Swiss<br />
<strong>Tennis</strong>: Pierre Paganini kann als «Schleifer<br />
der (<strong>Tennis</strong>-)Nation» bezeichnet werden.<br />
Dabei ist der 57-Jährige ein sympathischer,<br />
zurückhaltender und vielseitig interessierter<br />
Mann. Mit etwa 20 hat er, wie er immer<br />
wieder schmunzelnd erklärt, die Geige mit<br />
dem Medizinball getauscht. Der feingliedrige,<br />
durchtrainierte Paganini, der perfekt<br />
Deutsch und Französisch spricht, hat einen<br />
Wohnsitz in Zermatt und einen in Dubai. Er<br />
macht «unglaublich gerne Sport»: Skifahren,<br />
Mountainbike-Fahren, über die Dünen<br />
von Dubai rennen gehören zu seinen Leidenschaften<br />
– glücklicherweise ist seine Frau Isabelle<br />
auch Konditionstrainerin.<br />
Als Jugendlicher war Pierre Paganini Leichtathlet,<br />
ist eigentlich eher durch Zufall zum<br />
<strong>Tennis</strong> gekommen – aber der «Virus» hatte<br />
ihn rasch gepackt. «<strong>Tennis</strong> ist die einzige<br />
Sportart, die ich am Fernsehen verfolge.<br />
Ich habe auch schon Besprechungen verschoben,<br />
um mir ein Match anzuschauen»,<br />
gibt der Walliser, der stets eine Dächlikappe<br />
trägt, lachend zu.<br />
<strong>Tennis</strong> ist physischer geworden<br />
«<strong>Tennis</strong> ist eine faszinierende und koordinativ<br />
höchst anspruchsvolle Sportart. Es gilt,<br />
Racket, Auge und Körper in Einklang zu<br />
bringen. Dazu kommt, dass die Spieler zwischen<br />
den Ballwechseln Zeit haben, nachzudenken.<br />
Sie müssen Entscheidungen treffen,<br />
sich überlegen, welche Schläge, welche Taktik<br />
sie anwenden wollen.»<br />
Topfit ist der Konditionsexperte: «Ich muss<br />
ja mit Spitzenathleten wie Federer oder<br />
Wawrinka mithalten können, muss meine<br />
Explosivität trainieren, um ihnen einen Ball<br />
anständig zuwerfen zu können», schmunzelt<br />
er. Flexibel muss er auch sein, denn die<br />
Trainingseinheiten seiner «Schützlinge» sind<br />
selten im Voraus planbar. Je nach Turnierergebnis<br />
muss er schnell zur Stelle sein und an<br />
der Behebung allfälliger Defizite mitarbeiten.<br />
In den letzten fünf bis zehn Jahren ist das<br />
moderne <strong>Tennis</strong> noch physischer geworden.<br />
Die Athleten brauchen eine hervorragende<br />
Kondition, um an der Spitze mithalten zu<br />
können. Wie viel Prozent macht die Fitness<br />
aus «Der Konditionsanteil ist nicht quantifizierbar.<br />
Letztlich spielen Menschen <strong>Tennis</strong>,<br />
nicht Konditionsmaschinen!»<br />
Harmonie zwischen Ausdauer,<br />
Schnelligkeit und Kraft erreichen<br />
Auch für Hobbyspieler ist eine gute Fitness<br />
wichtig. Denn je besser die Kondition,<br />
desto mehr Möglichkeiten hat man<br />
auf dem Platz. «Wichtig ist die Philosophie<br />
dahinter: Was will ich warum, wann und<br />
wie erreichen Beispielsweise ist regelmässiges<br />
Joggen sicher gut. Aber dabei sollte<br />
man überlegen, was man will: Sich an der<br />
Natur erfreuen oder etwas gezielt für den<br />
nächsten Match erreichen. Im zweiten Fall<br />
müssten auch Stopp-and-Go-Übungen eingebaut,<br />
ein Springseil und ein Theraband<br />
mitgebracht und gezielt eingesetzt werden.<br />
Ansonsten einfach die frische Luft und die<br />
Bewegung geniessen.»<br />
Fit sein bedeutet grundsätzlich den Ausgleich<br />
zwischen den allgemeinen konditionellen<br />
Faktoren Ausdauer, Schnelligkeit und<br />
Kraft. Besonders Freizeitspieler sollten versuchen,<br />
eine Harmonie zwischen diesen drei<br />
Faktoren zu erreichen.<br />
Es ist nie zu spät, damit anzufangen. «Aktive<br />
körperliche Betätigung hilft, jung zu bleiben.<br />
Schliesslich ist der Mensch gebaut, um<br />
sich zu bewegen – und nicht um zu sitzen.<br />
Auch wer mit beispielsweise 45 Jahren nach<br />
Rücksprache mit einer Ärztin oder einem<br />
Arzt mit irgendeiner Sportart beginnt, fühlt<br />
sich danach jünger. Es ist ja auch eine Freude,<br />
etwas getan und Produktives erreicht<br />
zu haben. Sport ist die schönste Droge der<br />
Welt».<br />
Persönlichkeit – eine wichtige<br />
Rolle im Spitzentennis<br />
Biologische Grenzen gibt es naturgegeben<br />
schon, auch für Spitzenathleten. Aber<br />
in welchem Alter welche Leistungsgrenze<br />
erreicht wird, ist sehr individuell. «Spitzenspieler<br />
sind ja aufgrund der Entwicklung des<br />
modernen, physischen <strong>Tennis</strong> nicht mehr so<br />
jung. Die Persönlichkeit spielt eine entscheidende<br />
Rolle. Im Verlauf ihrer Karriere sind<br />
die Cracks unglaublich grossem Druck ausgesetzt<br />
und werden müde. Einer wie Federer<br />
hingegen hat noch Lust, Entscheidungen<br />
zu treffen. Er wirkt nach dem Training mental<br />
fast frischer als davor. Ein schönes Ziel,<br />
auch für Hobbyspieler! Nora Escher<br />
Pierre Paganini ist am 27. November<br />
1957 in <strong>Zürich</strong> geboren. In Magglingen<br />
erwarb er das Eidg. Sportlehrerdiplom und<br />
war Instruktor beim Schweizerischen Leichtathletikverband.<br />
Von 1985-96 und 2002-05:<br />
Headcoach für Kondition im nationalen Zentrum<br />
von Swiss <strong>Tennis</strong>. 1985-2002: Konditionstrainer<br />
von Marc Rosset. 1987-94: Konditionstrainer<br />
von Manuela Maleeva. 1991-95<br />
und 2003-08: Konditionstrainer des Schweizer<br />
Davis-Cup-Teams. 1992-97: Projektleiter<br />
zur Förderung junger <strong>Tennis</strong>talente. 1996-<br />
2005: Auf WTA- bzw. ATP-Tour mit Magdalena<br />
Maleeva und Marc Rosset. 2004-<br />
06: Konditionstrainer von Ana Ivanovic. Seit<br />
2000 Konditionstrainer von Roger Federer<br />
und seit 2003 von Stanislas Wawrinka.<br />
75