09.01.2015 Aufrufe

Als PDF-Datei betrachten/Download (2,3 MB) - Landesvermessung ...

Als PDF-Datei betrachten/Download (2,3 MB) - Landesvermessung ...

Als PDF-Datei betrachten/Download (2,3 MB) - Landesvermessung ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Besonders hervorzuheben ist jedoch die Edition<br />

der Brandenburger Blätter des sogenannten<br />

Reillyschen Atlasses aus dem Jahre 1791<br />

(„Schauplatz der Fünf Theile der Welt“ mit beständiger<br />

Rücksicht auf die besten Originalwerke<br />

nach und zu Büschings Großer Erdbeschreibung,<br />

flächenkolorierte Kupferstiche, gestochen<br />

von Ignaz Albrecht, nachträglich grenzkoloriert).<br />

Der Wiener Verleger Franz Johann Joseph von<br />

Reilly hatte es sich seinerzeit zur Aufgabe gemacht,<br />

eines der bedeutendsten geographischen<br />

Werke seiner Zeit – den sogenannten „Schauplatz<br />

der Fünf Theile der Welt“ von Anton Friedrich<br />

Büsching (1724 – 1793) – zu bebildern. Der<br />

von ihm konzipierte Atlas mit insgesamt 830 Blättern<br />

zählte zu den umfangreichsten kartographischen<br />

Werken seiner Zeit. Die seit kurzem als<br />

Nachdruck vorliegenden 15 brandenburgischen<br />

Blätter veranschaulichen das Gebiet der Mark<br />

Brandenburg in ihren Regionen Altmark, Mittelmark,<br />

Prignitz, Uckermark und Neumark mit<br />

ihren jeweiligen Kreisen. Es ist heute sicherlich<br />

immer noch ungewöhnlich, einzelne Blätter eines<br />

solchen Kartenwerkes aus seinem Gesamtverband<br />

herauszulösen und sie gesondert nachzudrucken.<br />

Doch es kann angenommen werden,<br />

dass schon zum Zeitpunkt ihrer Herstellung daran<br />

gedacht war, sie auch einzeln zu verkaufen.<br />

Da der Erwerb eines Atlasses kostenaufwändig<br />

war, bot der Vertrieb von Einzelblättern die Möglichkeit,<br />

auch kleinere Stückzahlen abzusetzen.<br />

Deutlich wird das an der Anordnung der Karten.<br />

<strong>Als</strong> erstes Blatt erscheint die Übersichtskarte von<br />

Brandenburg. Ihr sind die anderen Karten inhaltlich<br />

zugeordnet, und es ergibt sich ein geschlossener<br />

Bereich.<br />

Ein zweiter wichtiger Punkt, der zu ihrer Neuausgabe<br />

führte, ist der Platz, den sie in der kartographischen<br />

Darstellung der Mark Brandenburg<br />

einnehmen. Die Karten vermitteln ein anschauliches<br />

Bild von ihren Kreisen und Ämtern im<br />

ausgehenden 18. Jahrhundert. Sie stehen am<br />

Übergang von den ersten wissenschaftlich fundierten<br />

Aufnahmen des Reichsgrafen Samuel<br />

von Schmettau und dessen Sohn aus der Zeit<br />

von etwa 1750 – 1787 zur systematischen Landesaufnahme,<br />

die Carl von Decker in den Jahren<br />

nach 1816 vornahm. Gleichzeitig gehören<br />

sie zu den frühesten, bewusst als Kartensatz<br />

konzipierten Kreiskarten. Sie zeigen die historische<br />

Situation unseres Landes im Vorfeld der<br />

Besetzung durch die Truppen Napoleons und<br />

der im Resultat der Befreiungskriege erfolgenden<br />

Neuordnung der Provinz Brandenburg. Die<br />

Karten geben die Lage der Orte überwiegend<br />

zutreffend wieder und vermitteln einen Eindruck<br />

von der Landschaft in der Zeit um 1800. Sie ermöglichen<br />

die Lokalisation heute nicht mehr existenter<br />

gewerblicher und industrieller Anlagen wie<br />

beispielsweise Eisenhämmer, Wind- und Wassermühlen,<br />

Schneide- und Papiermühlen. Sie<br />

machen daher die seither eingetretenen Veränderungen<br />

nachvollziehbar und bieten Ansätze für<br />

Untersuchungen vielfältiger Art bis hin zu Fragen<br />

des Umweltschutzes und der Renaturierung.<br />

Dennoch sind sie keine topographischen Karten<br />

im engeren Sinne. Vielmehr geben sie darüber<br />

hinaus Auskünfte über die rechtliche Stellung der<br />

Orte und ihre kirchliche Zugehörigkeit. Insofern<br />

tragen sie Züge administrativ-statistischer Karten<br />

und Atlanten. Alle Karten sind daher eine wertvolle<br />

Quelle für das bessere Verständnis der<br />

Vergangenheit. Sie bieten in ihrer Darstellung<br />

eine Fülle von Informationen zu geographischen,<br />

wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verhältnissen<br />

und veranschaulichen Phänomene, die<br />

ansonsten mit vielen Worten nur schwer oder gar<br />

nicht verdeutlicht werden könnten. Der Betrachter<br />

der Pläne wird zudem erkennen, dass die<br />

Kartographen mit ihrer Gestaltungskraft kleine<br />

Kunstwerke geschaffen haben, die auch ästhetischen<br />

Ansprüchen meisterhaft genügen.<br />

Die LGB hat langjährige Erfahrungen damit, historische<br />

Karten zu faksimilieren und durch den<br />

Druck der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen.<br />

Die Herstellung der Reproduktionen trägt dazu<br />

bei, dass die wertvollen Originale im BLHA geschont<br />

werden und besser erhalten bleiben. Das<br />

Zusammenwirken der beiden Einrichtungen ermöglicht<br />

zudem, dass alle Interessenten, Historiker<br />

und Liebhaber der Geschichte, die sich mit<br />

dem frühneuzeitlichen Kurfürstentum Brandenburg<br />

befassen, die Karten eingehend studieren<br />

können, ohne das Archiv besuchen zu müssen.<br />

Die repräsentative Mappe mit den Kartenblättern<br />

im Format DIN A3 und einem sechzehnseitigen<br />

Beiheft zur Erläuterung des Nachdrucks (Autor:<br />

Udo Gentzen, BLHA) sind bei der LGB oder über<br />

den Internetshop Geobroker für 30 Euro zu erwerben.<br />

(Dr. Klaus Neitmann, Direktor BLHA, Potsdam)<br />

ermessung Brandenburg 2/2012<br />

53

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!