Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte

Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte

11.11.2012 Aufrufe

Lebensmittelwerbung Endbe- richt involvierten Betrachtern ausgeht, kommt der emotionalen Wirkung über den peripheren Weg der Beeinflussung eine sehr wichtige Rolle zu. In dem speziellen Fall der Kinder kann man anhand der Literatur und der Meinung der befragten Experten feststellen, dass Kinder eher wenig involvement mitbringen, sich von stärkeren Reizen physisch und emotional stimulieren lassen, also eher über den peripheren Weg erreichbar sind. Botschaften zur gesunden Ernährung werden von Kindern nur dann wahrgenommen, wenn sie plakativ, in eingängigen Slogans oder starken Bildreizen verpackt präsentiert werden. Kinder müssen ohnehin nicht überzeugt werden, entsprechen also prinzipiell nicht dem Bild des informierten Verbrauchers, der einen extensiven Kauf tätigt. Die Kompetenz hierzu entwickelt sich erst sehr spät im Alter von ca. 12 Jahren. Kinder können zudem ihre Einstellung zu dem Produkt schwer davon trennen, wie ihre Einstellung zur Werbung ist. Beides ist untrennbar, was für die Lebensmittelwerbung entscheidend ist. Die Werbung gefällt Kindern dann, wenn sie auch das Produkt mögen und umgekehrt. Die informative Seite von Werbung vor Kindern ist somit uninteressant aus Sicht der Werbetreibenden. Kinder können somit sehr viel stärker in das Verhaltensmodell der impulsiven Käufer eingeordnet werden als Erwachsene. Die Werbewirkung durch den Werbespot ist daher für die Kaufentscheidung nicht so ausschlaggebend wie der spontane Wunsch im Supermarkt. Hier spielen die Erwachsenen eine entscheidende Rolle, da die Produkte mit gesundheitsbezogenen Aussagen, die unten einzeln beschrieben werden in der Regel nicht von Kindern allein am Kiosk gekauft werden, sondern beim Familieneinkauf mitgenommen werden. Die Werbung reagiert darauf, wie im folgenden Abschnitt gezeigt wird. Dies ist deshalb ein zentraler Punkt für die spätere Institutionenanalyse. Die Werbung für Lebensmittel richtet sich seltener an Kinder direkt, die Tendenz ist abnehmend. Viel häufiger werden Erwachsene, insbesondere Eltern angesprochen, denen allerdings in der Rechtsprechung ein verantwortlicheres Handeln unterstellt wird. 3.3.3 Strategien der Lebensmittelwerbung „Werbung lässt sich als versuchte Verhaltensbeeinflussung mittels besonderer Kommunikationsmittel definieren“ (vgl. Kroeber-Riehl, 2000: 31) Eingesetzte Werbemittel: Schlüsselbilder: Bilder erzeugen Kontakt und aktivieren schneller den stimulus-response. Sie können Informationen vermitteln, die durch Sprache schwer oder gar nicht zu erzeugen wären. Die geringere gedankliche Kontrolle fördert zudem noch die Überzeugungskraft der Bilder. Visuelle Grundmotive werden nach ihrer Bedeutung strategisch eingesetzt, um die Positionierung passend zum Lebensstil der Zielgruppe zu erreichen. Dabei sollten Clichés vermieden werden, um in 76

Lebensmittelwerbung dem übersättigten Markt eine innovative Erlebniswelt zu erzeugen. Geeignet scheinende Erlebnisse und Trends werden in Leitbilder umgesetzt, die das Erlebnis emotional beim Betrachter erzeugen sollen. Das Schlüsselbild, das idealerweise immer wieder verwendet wird, ist der visuelle Kern der Botschaft. Sie sollten daher möglichst klar, einprägsam und anpassungsfähig sein. Neben einprägsamen Slogans, die die inhaltliche Integrationsklammer darstellen, und akustischen Bildern dienen besonders die Schlüsselbilder als Verstärker der Integration der Botschaft. Im Falle von Lebensmittelwerbung kann das Schlüsselbild der guten Mutter, die für ihr Kind nur das Beste will, beispielsweise als Verstärker der Botschaft der gesunden Lebensmittelprodukte wirken. Ebenso wirkt das Bild des aktiven, sozial eingebundene Kindes, das die Produkte verzehrt, verstärkend. Es kann das Konzept des sozialen Lernens ansprechen, indem dieses Schlüsselbild durch die Werbung mit dem Produkt in Verbindung gebracht wird. Bilder dienen als emotionale Speicher und werden daher als Königsweg der emotionalen Positionierung aufgefasst (vgl Kroeber-Riehl, 2000: 118). Prägnante Verpackungen dienen am point of sale ebenfalls als Integrationsklammer, da sie das innere Bild der Marke wiederspiegelt. Visuelle Ankerreize auf der Verpackung können diesen Effekt noch verstärken. Aktivierungstechniken: Werbung bedient sich zur Aktivierung der Betrachter häufig drei Arten von Reizen, • den physisch intensiven Reizen (laut, bunt) • den emotionalen Reizen (Kindchenschema, Sexualität) und • den überraschenden Reizen (Verfremdung, Widersprüche). Indirekte Bildumsetzung: Die indirekte Bildumsetzung erfolgt durch das Auslösen von Assoziationen. Freie Bildassoziationen werden ganzheitlich verarbeitet. Bildanalogien stellen Ähnlichkeiten her unterlaufen die kognitive Kontrolle und sind wirksamer als sprachliche Informationen bei der Vermittlung von Produkteigenschaften. Metaphern haben eine weitgehend feste Bedeutung. Das Verständnis bei der Zielgruppe muss allerdings vorausgesetzt werden und auf ein passendes Verarbeitungsschema treffen. Emotionale Konditionierung: Bei der Konditionierung wird ein neutraler Reiz (Marke, Produkt) mit einem emotionalem Reiz gekoppelt. Die Zuordnung der positiven Emotionen zum Produkt erfolgt bei starken emotionalen Reizen nebenher und unbewusst. Starke emotionale Reize erzeugen beispielsweise: Archetypen Abbildung von Körpersprache Schemata 77

<strong>Lebensmittelwerbung</strong> Endbe-<br />

richt<br />

involvierten Betrachtern ausgeht, kommt der emotionalen Wirkung über den<br />

peripheren Weg der Beeinflussung eine sehr wichtige Rolle zu.<br />

In dem speziellen Fall der Kinder kann man anhand der Literatur und der Meinung<br />

der befragten Experten feststellen, dass Kinder eher wenig involvement<br />

mitbringen, sich von stärkeren Reizen physisch und emotional stimulieren lassen,<br />

also eher über den peripheren Weg erreichbar sind. Botschaften zur gesunden<br />

Ernährung werden von Kindern nur dann wahrgenommen, wenn sie<br />

plakativ, in eingängigen Slogans oder starken Bildreizen verpackt präsentiert<br />

werden. Kinder müssen ohnehin nicht überzeugt werden, entsprechen also<br />

prinzipiell nicht dem Bild des informierten Verbrauchers, der einen extensiven<br />

Kauf tätigt. Die Kompetenz hierzu entwickelt sich erst sehr spät im Alter von<br />

ca. 12 Jahren. Kinder können zudem ihre Einstellung zu dem Produkt schwer<br />

davon trennen, wie ihre Einstellung zur Werbung ist. Beides ist untrennbar,<br />

was <strong>für</strong> die <strong>Lebensmittelwerbung</strong> entscheidend ist. Die Werbung gefällt Kindern<br />

dann, wenn sie auch das Produkt mögen und umgekehrt. Die informative<br />

Seite von Werbung vor Kindern ist somit uninteressant aus Sicht der Werbetreibenden.<br />

Kinder können somit sehr viel stärker in das Verhaltensmodell<br />

der impulsiven Käufer eingeordnet werden als Erwachsene.<br />

Die Werbewirkung durch den Werbespot ist daher <strong>für</strong> die Kaufentscheidung<br />

nicht so ausschlaggebend wie der spontane Wunsch im Supermarkt. Hier spielen<br />

die Erwachsenen eine entscheidende Rolle, da die Produkte mit gesundheitsbezogenen<br />

Aussagen, die unten einzeln beschrieben werden in der Regel<br />

nicht von Kindern allein am Kiosk gekauft werden, sondern beim Familieneinkauf<br />

mitgenommen werden. Die Werbung reagiert darauf, wie im folgenden<br />

Abschnitt gezeigt wird. Dies ist deshalb ein zentraler Punkt <strong>für</strong> die spätere<br />

Institutionenanalyse. Die Werbung <strong>für</strong> Lebensmittel richtet sich seltener an<br />

Kinder direkt, die Tendenz ist abnehmend. Viel häufiger werden Erwachsene,<br />

insbesondere Eltern angesprochen, denen allerdings in der Rechtsprechung<br />

ein verantwortlicheres Handeln unterstellt wird.<br />

3.3.3<br />

Strategien der <strong>Lebensmittelwerbung</strong><br />

„Werbung lässt sich als versuchte Verhaltensbeeinflussung mittels besonderer<br />

Kommunikationsmittel definieren“ (vgl. Kroeber-Riehl, 2000: 31)<br />

Eingesetzte Werbemittel:<br />

Schlüsselbilder:<br />

Bilder erzeugen Kontakt und aktivieren schneller den stimulus-response. Sie<br />

können Informationen vermitteln, die durch Sprache schwer oder gar nicht zu<br />

erzeugen wären. Die geringere gedankliche Kontrolle fördert zudem noch die<br />

Überzeugungskraft der Bilder. Visuelle Grundmotive werden nach ihrer Bedeutung<br />

strategisch eingesetzt, um die Positionierung passend zum Lebensstil<br />

der Zielgruppe zu erreichen. Dabei sollten Clichés vermieden werden, um in<br />

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