Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Lebensmittelwerbung</strong><br />
wird nicht mehr ganz so stark thematisiert (vgl. Hastings, 2003). Die Ausnahme<br />
davon bilden die klassischerweise <strong>für</strong> kleine Kinder beworbene Lebensmittel-Produkte.<br />
Hier zeigt sich nach wie vor die Tendenz zu subtil und direkt<br />
gesundheitsbezogenen Aussagen.<br />
Das Politikfeld der Werbungskontrolle ist durch das Instrument freiwilliger<br />
Selbstverpflichtungen in Verbindung mit Ordnungsrecht geprägt. Das gilt<br />
nicht nur <strong>für</strong> Deutschland (vgl. ZAW 1998, 1999, 2000; Stein 1999), sondern<br />
auch <strong>für</strong> andere Mitglieder der Europäischen Union (vgl. Boddewyn 1991,<br />
EASA 1996). Dabei spielen Kinder als Adressaten eine gewisse Rolle wie die<br />
Regeln des Deutschen Werberates zeigen. Allerdings greift der Werberat in<br />
seiner Selbstregulierung kaum die seit geraumer Zeit geführte Diskussion um<br />
die Werbekompetenz von Kindern auf (Charlton et al. 1995, Hansen 1995),<br />
obwohl von rechtlicher Seite eine explizite Berücksichtigung der erst reifenden<br />
Medien- und Werbekompetenz Rechnung zu tragen ist (Engels 1995, Hoffmann-Riem/Engels<br />
1996 und Hoffmann-Riem et al. 1995).<br />
Die Sonderforschungsgruppe Institutionenanalyse hat von 1998 bis 2000 die<br />
freiwillige Selbstverpflichtung der deutschen Werbewirtschaft in Bezug auf<br />
Kinder als Adressaten von Werbung näher untersucht. Da<strong>für</strong> wurde sowohl<br />
eine qualitative Befragung von relevanten Akteuren in der Werbewirtschaft<br />
durchgeführt (Schnier 1999 und Bizer 1999) als auch eine empirische Analyse<br />
der Einhaltung der Werberegeln <strong>für</strong> Kinder anhand von Kinderzeitschriften<br />
untersucht (<strong>Becker</strong> 1999 und <strong>Becker</strong> 2002). Die Analyse geht von bestimmten<br />
entwicklungspsychologischen Voraussetzungen bei Kindern aus, die Werbung<br />
ausnutzt. Die Berücksichtigung dieser Voraussetzungen dient als Grundlage<br />
der Bewertung von Verstößen gegen die Werberegeln.<br />
Eine qualitative Befragung eruierte die Anreizsituation der Werbetreibenden<br />
sowie der Werbeagenturen im Rahmen einer Institutionenanalyse, um die<br />
Lenkungsbeiträge einer Vielzahl von Lenkungsinstrumenten abzuschätzen.<br />
Den rechtlichen Rahmen <strong>für</strong> die Bewerbung von Lebensmitteln bilden das<br />
Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz sowie das Produkthaftungsrecht.<br />
Neuere Zielvorgaben <strong>für</strong> gesundheitsbezogene Werbeaussagen enthält<br />
der Vorschlag der Europäischen Kommission <strong>für</strong> eine so genannte "Health<br />
Claims“-Verordnung.<br />
Im Kern beinhaltet der rechtliche Rahmen der <strong>Lebensmittelwerbung</strong> drei Säulen:<br />
den Schutz vor Täuschung, den Schutz der Gesundheit und die damit in<br />
Zusammenhang stehende Kennzeichnungspflicht. Die Claims-Verordnung<br />
konkretisiert diese Vorgaben weiter. 2<br />
Die Produkthaftung mit dem Ergebnis aus dem wohl prominentesten Fall der<br />
Kindertees in Deutschland entwickelte einen Ansatz, der eine zielgruppenspe-<br />
2 http://www.bundestag.de/parlament/gremien15/a10/protokolle/Anlagen_zu_Protokollen/<br />
adrs_15_10_340_2.pdf und http://www.nutriinfo.de/news_messagedetails.php?nmid=830<br />
7