Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
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<strong>Lebensmittelwerbung</strong><br />
zur Verfügung zu stellen, die diese benötigen, um eine eigenverantwortliche<br />
Entscheidung treffen zu können.<br />
Ausgehend von dem „Menschenbild des Grundgesetzes“ 1 und dem Grundsatz<br />
zivilrechtlicher aequitas ergibt sich eine Pflichtenstellung der Hersteller,<br />
dem Konsumenten eine souveräne, die Folgen des Verzehrs angemessen<br />
berücksichtigende Entscheidung zu ermöglichen. Der Hersteller muss den<br />
Kunden die <strong>für</strong> eine eigenverantwortliche Entscheidung erforderlichen<br />
Informationen in einer Weise vermitteln, die auf die<br />
Wahrnehmungsmöglichkeiten des Kunden Rücksicht nimmt. Dies gilt umso<br />
mehr, je größer sich die Differenz in “Wissen und Können” zwischen<br />
Hersteller und Kunden im Einzelfall darstellt. Bei der Kundengruppe “Kinder<br />
und Jugendliche” sehen sich die Hersteller von Lebensmitteln damit einer<br />
besonderen Verantwortung ausgesetzt.<br />
Eine die Konsumentensouveränität achtende Produktvermarktung muss daher<br />
die intellektuelle Verarbeitungskapazität und die Kommunikationsbedingungen<br />
der Zielgruppe berücksichtigen.<br />
Für die Zielgruppe Kinder bedeutet dies, dass die <strong>für</strong> sie hergestellten und<br />
vermarkteten Produkte die Folgen <strong>für</strong> den Organismus soweit berücksichtigen<br />
müssen, wie sie aus typischen Ernährungsgewohnheiten entstehen können.<br />
Der folgende Bericht zeigt daher nach der Darstellung des Untersuchungsaufbaus<br />
zunächst die Analyse des aktuellen Kenntnisstands der Ernährungswissenschaft,<br />
des rechtlichen Rahmens und der Werbepsychologie auf. Davon<br />
ausgehend werden die Ergebnisse aus der Analyse der aktuellen Werbesituation<br />
in Bezug zur Bewertung der beworbenen Lebensmittel gesetzt. Werbung<br />
umfasst hierbei Werbeanzeigen, Fernsehspots und Produktpräsentation im<br />
Internet, zusätzlich die Aufmachung und Verpackung. Anschließend werden<br />
die daraus entwickelten Strategien der Lebensmittelpolitik diskutiert. Diese<br />
führen zu einer Empfehlung im Sinne einer responsiven Regulierung. Es werden<br />
Maßnahmen dargestellt, die vom schonensten Eingriff ausgehend die<br />
stufenweise Ausweitung eines der Problematik angemessenen verantwortlichen<br />
Handelns der betroffenen Lebensmittelhersteller zum Ziel hat.<br />
1.2<br />
Aufbau der Untersuchung<br />
Die Untersuchung stellt zunächst den rechtlichen Rahmen der Lebensmittelpolitik<br />
und die aktuellen Erkenntnisse der Ernährungswissenschaft dar. Die Energiedichte<br />
und das Problem der glykämischen Last in Verbindung mit den Packungsgrößen<br />
stehen hierbei im Vordergrund der ernährungsphysiologischen<br />
Beurteilung der Produkte.<br />
1 BVerfGE 4, 7 ff. und 15 f. Siehe auch Führ, Eigen-Verantwortung im Rechtsstaat, 177 f. und 229 ff.<br />
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