Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
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<strong>Lebensmittelwerbung</strong><br />
Bei der Bevorzugung bestimmter Lebensmittelprodukte auf dem Frühstückstisch<br />
ist zu bedenken, dass kindliche Konsumenten sich nicht grundsätzlich<br />
gesund ernähren wollen, sondern <strong>für</strong> andere als physiologische Argumente<br />
besonders zugänglich sind (vgl. Diel 2000). Häufig spricht Werbung indirekt<br />
auch Eltern als zweite Zielgruppe an und verspricht das Beste <strong>für</strong> das Kind.<br />
Eltern sind durch Werbung durchaus beeinflussbar, da sie Snacks als zugehörig<br />
zum Alltag präsentiert bekommen (Diehl, 2000c). Nach Diehl (2001) ist<br />
außerdem der Glaube an die Qualität und den Gesundheitswert von Lebensmitteln<br />
ohne weitere Differenzierung weit verbreitet. Zusätzlich gewinnt der<br />
Bequemlichkeitswert <strong>für</strong> die Zubereitung an Bedeutung. In Unkenntnis ernährungsphysiologischer<br />
Charakteristika der Produkte nutzen Kinder trotzdem<br />
diese Botschaften, um ihre Eltern zum Kauf zu bewegen. Auf diese Weise<br />
nutzt die Werbeindustrie Kinder gezielt als Einkaufshelfer. Dieses Verstrickungsverhältnis<br />
zwischen Eltern und Kindern unter Berücksichtigung der besonderen<br />
Situation des Ernährungswissens von Kindern gilt es daher vor dem<br />
Stand der Literatur zu deskriptiven Wirkungsmodellen zu erfassen, um die<br />
Kommunikationssituation explizit zu machen. Werbestrategien wie Bildkommunikation,<br />
Merchandising, On-Pack (Zugaben), Gestaltung des Verpackung,<br />
Nutzung von Vertrauenspersonen, Metaphern müssen also immer <strong>für</strong> beide<br />
Zielgruppen betrachtet werden. 5<br />
3.1.5 Zwischenfazit - Ernährung<br />
Unabhängig von der Frage, wie hoch die exakte Häufigkeit in Deutschland<br />
sein mag, kann kein Zweifel daran bestehen, dass es in allen industrialisierten<br />
Ländern eine besorgniserregende Zunahme von Übergewicht und Adipositas<br />
im Kindes- und Jugendalter gibt. Diese Kinder sind aufgrund der bereits frühzeitig<br />
nachweisbaren Stoffwechselstörungen, die langfristig u.a. Herzinfarkt<br />
und Schlaganfall begünstigen, die Patienten der Zukunft.<br />
Bei der Diskussion der Ursachen von Übergewicht und Adipositas im Kindesund<br />
Jugendalter muss man an erster Stelle die Frage der Energiebilanz erörtern.<br />
Ein Mensch, der konstant mehr Energie zuführt als er verbraucht, wird<br />
die überschüssigen Kalorien v.a. in Form von Körperfett wegspeichern und<br />
deshalb an Gewicht zunehmen wird. Bei Kindern und Jugendlichen hat sich<br />
offensichtlich in den letzten Jahrzehnten eine Veränderung der Energiebilanz<br />
5 Derzeit existiert kein umfassendes interdisziplinäres Modell, das Ernährungsverhalten erklärt. Verschiedene<br />
Disziplinen erforschen aus verschiedensten Perspektiven die Faktoren, die die Konsumentenwahl<br />
beeinflussen. So werden langfristige Faktoren wie soziale Herkunft, Lebensstil, Status, Angebot, Wissen<br />
und Produkteigenschaften den kurzfristigen Motiven der spontanen Wahl wie Genuss, emotionale Wirkung,<br />
Gewohnheiten, pseudowissenschaftliche Gründe und magische Zuweisungen gegenübergestellt.<br />
Im Versuch, Marketingstrategien zu entwickeln, werden Entscheidungsmodelle, Wirkungsmodelle und<br />
Konsumententypisierungen erstellt. Der Typus, der auf Kinder häufig zutrifft, dürfte der „Variety Seeker“<br />
sein, der auf der Suche nach viel Abwechslung neugierig und ohne kognitive Kontrolle angebotene<br />
Snacks und Süßigkeiten ausprobiert. Zudem ist eine Verschiebung von tatsächlichen Produkteigenschaften<br />
zugunsten des Produktimage zu beobachten (vgl. Riepe, 2003).<br />
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