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Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte

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<strong>Lebensmittelwerbung</strong> Endbe-<br />

richt<br />

1<br />

Ziele und Aufgabenstellung des Projekts<br />

1.1<br />

Problemstellung<br />

Angesichts stark zunehmender Fälle von Fettleibigkeit und Typ-II-Diabetes bei<br />

Kindern und Jugendlichen besteht Einigkeit über den Handlungsbedarf. Um<br />

diesen Handlungsbedarf auszuloten hat das BMVEL eine gemeinsame Initiative<br />

mit verschiedenen Akteuren begonnen, die Einfluss auf die Ernährungssituation<br />

von Kindern haben. Es wurden vier Arbeitsgruppen gebildet. Die Arbeitsgruppe<br />

„Wirtschaft“ beschäftigt sich unter anderem mit der Rolle der Werbung,<br />

um einen Maßnahmenkatalog zu erstellen, der in den darauf folgenden<br />

zwei Jahren umzusetzen ist.<br />

Als besonders problematisch erscheint in diesem Zusammenhang, dass eine<br />

ganze Reihe von Produkten spezifisch auf die Zielgruppe Kinder zugeschnitten<br />

ist und auch entsprechend konsumiert wird, ohne dass Hersteller ausreichend<br />

auf die Risiken einer zu zuckerreichen bzw. fettreichen Ernährung hinweist,<br />

sondern im Gegenteil die Produkte als gesunden Beitrag <strong>für</strong> die Ernährung<br />

von Kindern darstellt. Viele dieser Produkte weisen eine hohe Energiedichte<br />

und zusätzlich eine hohe glykämische Last (Blutzuckerwirksamkeit von Kohlenhydraten)<br />

auf. Kinder, die beispielsweise den von vielen Konsumenten als<br />

„gesund“ bewerteten Früchteriegel Fruity von Schwartau als Zwischenmahlzeit<br />

verzehren, nehmen eine erhebliche Menge an Kalorien ohne nennenswerten<br />

Sättigungseffekt auf. Das erhöht die Gesamtkalorienaufnahme des Tages<br />

erheblich. Bei den heutigen Bewegungsgewohnheiten führt dies zur Zunahme<br />

an Körpergewicht und schließlich Fettleibigkeit. Die glykämische Last erhöht<br />

bei häufigem Verzehr solcher Lebensmittel zusätzlich das Risiko von Diabetes<br />

in frühem Alter. Problematisch ist folglich, dass weder die Rezeptur noch die<br />

Packungsgrößen Rücksicht auf die Verzehrgewohnheiten der betroffenen<br />

Zielgruppe nehmen.<br />

Geht man davon aus, dass die Hersteller von Lebensmitteln nicht nur gehalten<br />

sind, keine Produkte auf den Markt zu bringen, die akut gesundheitsschädlich<br />

(etwa toxisch) wirken, sondern auch die langfristigen physiologischen Wirkungen<br />

aus dem Verzehr der von ihnen vermarkteten Produkte zu berücksichtigen<br />

haben, so ergibt sich daraus eine besondere Verantwortung der Lebensmittelindustrie.<br />

Dies gilt – entsprechend allgemeiner rechtlicher Grundsätze –<br />

jedenfalls immer dann, wenn den Produzenten ein „überlegenes Wissen und<br />

Können“ zu Gebote steht, über welches ihre Kunden nicht oder nicht in diesem<br />

Maße verfügen. Wer eine solche Überlegenheit zum eigenen Vorteil und<br />

zum Schaden anderer ausnützt, verletzt allgemeine Fairnessgebote, die<br />

zugleich die Grundlage zivil- und strafrechtlicher Normen bilden. Er ist vielmehr<br />

gehalten, den (potenziellen) Käufern seiner Produkte die Informationen<br />

4

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