Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte

Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte

11.11.2012 Aufrufe

Lebensmittelwerbung Endbe- richt Der Mechanismus der Insulinresistenz stellte also unter Hungerbedingungen eine sinnvolle Einrichtung dar, um Unterzuckerungen (Hypoglykämien) und damit einer Leistungseinschränkung des zentralen Nervensystems vorzubeugen. Unter unseren heutigen von Bewegungsmangel gekennzeichneten Lebensbedingungen führt dieser Mechanismus der Insulinresistenz jedoch bei gleichzeitiger stark erhöhter Kohlenhydratzufuhr zu einer Begünstigung von Übergewicht, Adipositas und Typ 2-Diabetes. Abb. 12 34 genetische Disposition Bewegungsmangel Muskelschwund Insulinresistenz � Quelle: eigene Darstellung kompensatorische Hyperinsulinämie Diabetes metabolisches Syndrom Hohe Kohlenhydratzufuhr / hoher Glykämischer Index erhöhter Substratdruck verminderte Fettoxidation vermehrte Fettspeicherung In Fett-und Muskelzellen Hyperlipidämie: VLDL⇑, TG⇑, HDL⇓, small-dense LDL ⇑, pp-freie FS ⇑ Adipositas 3.1.3 Der Einfluss der Ernährung auf das Risiko für Übergewicht und Adipositas Energiedichte der Nahrung und Kalorienaufnahme Die Appetitregulation des Körpers wird – wie oben ausgeführt – von Hormonen aus dem Magen-Darm-Trakt sehr fein gesteuert: Der Füllungszustand des Magens ist dabei das wichtigste Signal. Dehnungsrezeptoren in der Magenwand vermitteln dem Hungerzentrum im Hypothalamus (entwicklungsgeschichtlich alte Hirnregion, die den Hormon-Haushalt des Menschen steuert), ob der Magen voll oder leer ist. Dies geschieht über den Botenstoff Ghrelin, der bei leerem Magen verstärkt ausgeschüttet und dessen Produktion bei gefülltem Magen vermindert wird.

Lebensmittelwerbung Wie viel Kalorien ein Kind bis zur Sättigung aufnimmt, hängt primär von Gewicht und Volumen der Mahlzeit ab und nicht von deren Kaloriengehalt. Die Energiedichte einer Mahlzeit, gemessen in kcal/100g (kcal/100g), entscheidet deshalb darüber, wie viel Energie dem Körper bis zur Sättigung (fallender Ghrelin-Spiegel meldet: „Der Magen ist voll.“) zugeführt wird. Lange Zeit galt das Dogma, es sei v.a. fettreiche Nahrung, die zu einer zu hohen Kalorienaufnahme führe. Der werbestrategische Hinweis von katjes, dass ihre Fruchtgummis kein Fett enthalten, baut auf dem bereits angesprochenen Halbwissen auf, dass asuschließlich Fett verantwortlich für Gewichtszunahme ist. Dass gleichzeitig der enthaltene Zucker eine hohe Energiedichte erzeugt, wird dadurch verschleiert. Richtig ist, dass 1g Fett ca. 9,3 kcal Energie enthält, 1g Eiweiß bzw. 1g Kohlenhydrate nur je 4,2 kcal. Essen besteht aber keineswegs nur aus Fett, Eiweiß und Kohlenhydraten, sondern auch aus Wasser und Ballaststoffen. Für die Energiedichte einer Mahlzeit ist auch der Gehalt an Wasser und Ballaststoffen sehr wichtig. Lebensmittel mit hohem Ballaststoff- und Wassergehalt haben ein hohes Gewicht und Volumen, gleichzeitig aber relativ wenig Kalorien. Zu dieser Lebensmittelgruppe gehören Obst, Gemüse und Salate. Ihre Energiedichte liegt weit unter 100 kcal/100g. Mahlzeiten mit hohem Gemüseanteil können durchaus einen hohen relativen Anteil an Kalorien aus Fett aufweisen und dennoch eine niedrige Energiedichte haben. Beispiel: 1 kg gemischtes Gemüse (340 kcal) im Wok in 5 EL Olivenöl (529 kcal) zubereitet bringen es auf eine Gesamtenergiedichte von ca. 84 kcal/100g, obwohl der Fettanteil in Energieprozenten bei 61 %en liegt. Die durchschnittliche Energiedichte der deutschen Ernährung liegt bei ca. 160 kcal/100g. Erreicht man bei einer Ernährungsweise eine Energiedichte von < 125 kcal/100g, ist es praktisch unmöglich, selbst bei regelmäßiger vollständiger Sättigung an Gewicht zuzunehmen. „Kompakte“ Lebensmittel mit einem hohen Kohlenhydratanteil und/oder einem hohen Fettanteil bei gleichzeitig geringem Ballaststoff- und Wassergehalt können eine Energiedichte von mehr als 500 kcal/100g aufweisen. Einige Lebensmittel für Kinder, beispielsweise happy hippo fallen in diese Kategorie. Der relative Fettanteil der Nahrung ist für die Kalorienaufnahme nicht von Bedeutung, wenn die Energiedichte der Nahrung konstant gehalten wird. Er steigert dagegen sehr die Energieaufnahme, wenn mit steigendem Fettgehalt auch die Energiedichte zunimmt. Dies hat sich in kontrollierten Ernährungsstudien bestätigt, bei denen Energiedichte und Fettgehalt von der Diätküche manipuliert wurden (s. Abb). (Prentice & Jebb, 2003) Es wurde in drei Experimenten bei 6 bzw. 7 Probanden ein Fettanteil von 20, 40 und 60% im Hinblick auf die Kalorienaufnahme bei Ernährung „ad libitum“ (Essen zur freien Verfügung bis zur Sättigung) 35

<strong>Lebensmittelwerbung</strong> Endbe-<br />

richt<br />

Der Mechanismus der Insulinresistenz stellte also unter Hungerbedingungen<br />

eine sinnvolle Einrichtung dar, um Unterzuckerungen (Hypoglykämien) und<br />

damit einer Leistungseinschränkung des zentralen Nervensystems vorzubeugen.<br />

Unter unseren heutigen von Bewegungsmangel gekennzeichneten Lebensbedingungen<br />

führt dieser Mechanismus der Insulinresistenz jedoch bei gleichzeitiger<br />

stark erhöhter Kohlenhydratzufuhr zu einer Begünstigung von Übergewicht,<br />

Adipositas und Typ 2-Diabetes.<br />

Abb. 12<br />

34<br />

genetische<br />

Disposition<br />

Bewegungsmangel<br />

Muskelschwund<br />

Insulinresistenz �<br />

Quelle: eigene Darstellung<br />

kompensatorische<br />

Hyperinsulinämie<br />

Diabetes metabolisches Syndrom<br />

Hohe Kohlenhydratzufuhr /<br />

hoher Glykämischer Index<br />

erhöhter Substratdruck<br />

verminderte Fettoxidation<br />

vermehrte Fettspeicherung<br />

In Fett-und Muskelzellen<br />

Hyperlipidämie: VLDL⇑, TG⇑, HDL⇓,<br />

small-dense LDL ⇑, pp-freie FS ⇑<br />

Adipositas<br />

3.1.3<br />

Der Einfluss der Ernährung auf das Risiko <strong>für</strong> Übergewicht und Adipositas<br />

Energiedichte der Nahrung und Kalorienaufnahme<br />

Die Appetitregulation des Körpers wird – wie oben ausgeführt – von Hormonen<br />

aus dem Magen-Darm-Trakt sehr fein gesteuert: Der Füllungszustand des<br />

Magens ist dabei das wichtigste Signal. Dehnungsrezeptoren in der Magenwand<br />

vermitteln dem Hungerzentrum im Hypothalamus (entwicklungsgeschichtlich<br />

alte Hirnregion, die den Hormon-Haushalt des Menschen steuert),<br />

ob der Magen voll oder leer ist. Dies geschieht über den Botenstoff Ghrelin,<br />

der bei leerem Magen verstärkt ausgeschüttet und dessen Produktion bei gefülltem<br />

Magen vermindert wird.

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