Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
Becker, Krieger - Lebensmittelwerbung für Kinderprodukte
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Verbot von <strong>Kinderprodukte</strong>n mit kritischer Energiedichte<br />
Eingriff in die Rechte der Akteure darstellen und nicht nur die Werbetreibenden<br />
treffen, die Kinder als Zielgruppe haben. Da Kinder aber extrem betroffen<br />
sind durch die durch Fehlernährung ausgelösten gesundheitlichen Probleme,<br />
ließe sich ein solcher Eingriff durchaus rechtfertigen. Allerdings wäre er zu<br />
beschränken auf Produkte mit einer Energiedichte von über 300 kcal/100g. Da<br />
viele Eltern Kaufentscheidungen nicht vollständig informiert treffen, sondern<br />
zum Beispiel im guten Glauben handeln, <strong>Kinderprodukte</strong> seien gesünder zusammengesetzt<br />
als vergleichbare Produkte <strong>für</strong> Erwachsene, könnte ein solches<br />
Verbot kurzfristig eine Wirkung auf Spontankäufe und limitierte Kaufentscheidungen<br />
entfalten. Allerdings sind am entscheidenden point of sale nicht<br />
nur <strong>Kinderprodukte</strong> erhältlich, so dass es eine nachhaltige Reduzierung unwahrscheinlich<br />
scheint.<br />
Das Problem dabei ist die Definition von <strong>Kinderprodukte</strong>n, die nicht eindeutig<br />
bestimmbar ist. Die Analyse der Werbung zeigte bereits, wie schwierig die<br />
Bestimmung der Zielgruppe Kind im Zusammenhang mit einem bestimmten<br />
Produkt ist. Zusätzlich stellen Hersteller wie ferrero bereits einzelne Produkte<br />
gezielt auf junge Erwachsene ein. Werbung und Aufmachung ist auf Erwachsene<br />
bezogen, wie aus den Beispielen oben erkenntlich. Bueno, hanuta, duplo<br />
und sogar Milchschnitte und pingui sind nicht mehr klassischerweise <strong>für</strong> Kinder<br />
gemacht.<br />
Da das Verbot nicht auf Lebensmittelprodukte mit hoher Energiedichte insgesamt<br />
auszudehnen wäre, besteht wenig Aussicht auf Erfolg dieser Maßnahme.<br />
Ein weiterer Effekt der Maßnahme ist der Eingriff in die Entscheidungsfreiheit<br />
der Konsumenten. Wie in Studien belegt werden kann, werden sogenannte<br />
verbotene Früchte umso interessanter <strong>für</strong> Kinder (vgl. Bethesda, 1999,<br />
www.kidsource.com). Solange also Ausweichmöglichkeiten auf vorhandene<br />
Produkte bestehen, könnte der Wunsch nach derartigen Produkten sogar<br />
noch verstärkt werden. Ein Produktverbot müsste zudem auf europäischer<br />
Ebene geregelt werden, da ein ausschließlich auf Deutschland bezogenes Verbot<br />
den freien Warenverkehr behindern würde und damit europarechtswidrig<br />
wäre. Der Eingriff ist ferner als unverhältnismäßig zu bewerten, da ein Produktverbot<br />
die Lebensmittelhersteller in ihrer unternehmerischen Freiheit und<br />
der Ausübung ihres Gewerbebetriebes stark einschränken würde. Um solche<br />
Eingriffe zu rechtfertigen, müssen aus rechtlicher Sicht extreme Gefährdungen<br />
vorliegen. Derzeit ist aber von einer extremen Gefährdung noch nicht auszugehen,<br />
auch wenn die Entwicklung besorgniserregend ist.