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Nummer 4/2008 - waldegg.spoe.at - SPÖ

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Nr. 4 / <strong>2008</strong> www.Waldegg-Aktuell.<strong>at</strong><br />

Seite 13<br />

Waldegger Chronik<br />

Eine Serie von OSR Josef Mliner<br />

Die „Kapelle am Hals“ und die B 21<br />

Um den Anforderungen des immer stärker werdenden Verkehrsaufkommens<br />

zu genügen, wurde im Laufe des Jahres <strong>2008</strong> auch<br />

der Felseinschnitt beim Waldegger Hals für die Bundesstraße<br />

bedeutend erweitert. Diesem großen Bauvorhaben musste leider<br />

die Kapelle am Hals weichen.<br />

Der Waldegger Hals war jahrhundertelang der Eingang in das<br />

obere Piestingtal. Die Straße musste, dem Laufe der Piesting<br />

flussaufwärts folgend, dieses Hindernis umgehen. Darauf<br />

weist schon der Name Mandling hin. Sie hieß im Altslawischen<br />

mon(i)lica oder mon(i)nica, was soviel wie Gegend am<br />

S<strong>at</strong>teldach oder S<strong>at</strong>tel<br />

bedeutet.<br />

Ernst K<strong>at</strong>zer schreibt<br />

(1), dass schon zur Zeit<br />

der Römer eine Straße in<br />

unser Tal geführt h<strong>at</strong>. Sie<br />

wird sogar oft als „Römerstraße“<br />

bezeichnet,<br />

weil man beim Bau der<br />

„Gutensteiner Comercialstraße“<br />

1808 öfter<br />

römische Münzen fand.<br />

Dabei ist aber zu bedenken,<br />

dass vor allem die<br />

Einheimischen diese<br />

den n<strong>at</strong>ürlichen Gegebenheiten<br />

entsprechende<br />

Wegverbindung benützten.<br />

Als Trägerin des<br />

Die „Kapelle am Hals“ ca. um 1990<br />

Wirtschaftslebens wird sich die einheimische Bevölkerung<br />

selbstverständlich der römischen Geldwährung bedient haben.<br />

Aber es lässt nicht jeder römische Münzfund auf eine römische<br />

Besiedlung schließen.<br />

Früher soll ein nicht befahrbarer Saumweg als Abkürzung für die<br />

Straße durch das Schwarzviertel über den Hals geführt haben.<br />

Beim Bau der Comercialstraße wurde 1808 ein erster Hohlweg<br />

in den Felsen am Hals gesprengt.<br />

Es gab besonders im 18. Jahrhundert über den schlechten<br />

Zustand der Piestingtalstraße Beschwerden. Ernst K<strong>at</strong>zer<br />

schreibt in dem Buch „Holzkohle und Eisen“: „Ihre Instandhaltung<br />

wurde von der zuständigen Grundherrschaft durch<br />

Robotleistungen der Untertanen bestritten und diese scheinen<br />

unzulänglich gewesen zu sein. So wurde der Dorfrichter von<br />

Wopfing, Franz Kuderer, 1786 von seinem Grundherren, dem<br />

Grafen von Heussenstein, aufgefordert, Leute für die Wegrobot<br />

zu stellen. Bei Nichtbefolgung des Befehles wurde allen Beteiligten<br />

die Vorführung in Fußeisen in Aussicht gestellt.“<br />

Die Straße über den Hals mit dem neuen Hohlweg war aber<br />

sehr steil und schwierig zu befahren und gefürchtet, weil sich<br />

von der „Zugmayer Leitn“ oft viele zentnerschwere Felsstücke<br />

lösten und auf die Straße stürzten. Erst mit dem Bahnbau 1877<br />

erreichte die Straße dort ihr heutiges Niveau.<br />

110. Folge<br />

Herr Ing. Hans Georg Mössner stellte mir ein Gedächtnisprotokoll<br />

über ein Gespräch mit Geistl.R<strong>at</strong> Pfarrer Gerhard Hackl<br />

zur Verfügung, nach dem der Pfarrgemeinder<strong>at</strong> von Waldegg<br />

den Abtrag der Kapelle ursprünglich ablehnte. Dieser Beschluss<br />

wurde widerrufen, weil sich die Straßenverwaltung bereit<br />

erklärte, dafür eine neue Kapelle am Biedermeier-Radweg<br />

gegenüber dem heuten Standort am Hang des Kressenberges<br />

zu errichten. Herr Mag. Robert Schmid stellte dafür auf seinem<br />

Grund ein Pl<strong>at</strong>zerl zur Verfügung. Die Pläne dafür stammen von<br />

Herrn Ing. Josef Grabner. An der alten Kapellenstelle soll ein<br />

Erinnerungskreuz errichtet werden.<br />

Bevor der Felseinschnitt durch den „Hals“ gesprengt wurde,<br />

zweigte die von Oed kommende Straße in einer scharfen Rechtkurve<br />

in das Schwarzviertel ab. An dieser markanten Stelle ist<br />

schon in der Schweickhartschen Perspektivkarte (1830) eine<br />

Kapelle eingezeichnet. Das Jahr ihrer Errichtung ist aber leider<br />

heute nicht mehr festzustellen. Bei dieser alten Kapelle empfing<br />

früher, als die Verstorbenen noch im Sterbehaus aufgebahrt<br />

wurden, der Pfarrer von Waldegg den Leichenkondukt aus Oed.<br />

Die Kapelle war bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts auch<br />

St<strong>at</strong>ion der Fronleichnamsprozession. Auch Wallfahrer wurden<br />

hier empfangen und verabschiedet.<br />

Ein Holzkreuz aus dieser Kapelle, das aus dem 18. Jahrhundert<br />

stammen soll, wurde bei einem Einbruch in die Kapelle gestoh-<br />

Der Rohbau der neuen Kapelle<br />

am Radweg<br />

Quellen:<br />

Ast/K<strong>at</strong>zer, „Holzkohle und Eisen“<br />

Chronik der Pfarre Waldegg<br />

Schriftliche Aufzeichnungen von Ing. Hans Georg Mössner<br />

len, konnte aber sichergestellt<br />

werden und wird<br />

seither im Pfarrhof aufbewahrt.<br />

Die Tür der alten Kapelle,<br />

eine besondere<br />

Schmiedearbeit, soll in<br />

der neuen Kapelle Verwendung<br />

finden.<br />

Der Rohbau der neuen<br />

Kapelle am Radweg<br />

steht schon. Vielleicht<br />

lädt sie manchen Radfahrer<br />

zu einem Aufenthalt<br />

und zu einer kurzen<br />

Besinnung ein.<br />

Wir haben unter unseren<br />

Mitbürgern einen<br />

Holzschnitzer, der weit<br />

über unsere Gemeindegrenzen bekannt ist: Herrn Karl Wanzenböck.<br />

Ein schönes Holzkruzifix von ihm soll die neue Kapelle<br />

zieren.<br />

Ihr Einweihed<strong>at</strong>um ist noch nicht festgesetzt.

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