Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
99<br />
Hannover gewählt, da hier sogar soziale Abwertungstendenzen<br />
zu verzeichnen waren, worauf die<br />
Stadt die Satzung aufgehoben hat.<br />
Kaum oder gar keine Wirkungen sind in Gebieten mit<br />
hoher Entwicklungsdynamik zu erwarten. Hier sind<br />
Satzungen nach § 172 BauGB oft schon nach kurzer Zeit<br />
ohne tatsächliche Wirkung. Selbst wenn die vorhandene<br />
Bevölkerung wie in der Spandauer Vorstadt gehalten<br />
werden kann, so lässt sich auch erkennen, dass<br />
dieser Zustand nicht lange anhalten wird. Durch die<br />
erhebliche bauliche Entwicklung wurde die Bewohnerzahl<br />
stark erhöht, so dass sich die Struktur erheblich<br />
verändert hat. Gleichzeitig hat sich das Umfeld so stark<br />
gewandelt, dass die Verankerung der Altbewohner<br />
„weggebrochen“ ist.<br />
Folgerungen für die Stadtentwicklungspolitik:<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt sich festhalten, dass die Satzungen,<br />
mit Augenmaß angewendet, gute Ergebnisse erzielen<br />
können, der Wirkungsweise <strong>des</strong> Instruments wie<br />
dargestellt auch Grenzen gesetzt sind. Insbesondere in<br />
den häufig – so auch in Berlin – beobachtbaren Situationen,<br />
in denen ganze Stadtteile eine Aufwertung<br />
erleben, zu denen die Sanierung eines Quartiers nur<br />
einen gewissen Beitrag leistet, wird eine Milieuschutzsatzung<br />
höchstens gewisse dämpfende Wirkungen<br />
erzielen. Hier besteht die Verantwortung einer ausgewogenen<br />
Stadtentwicklungspolitik darin, sich nicht<br />
leichtfertig auf einen gesamtstädtisch ausgeglichenen<br />
Wohnungsmarkt zu verlassen, in dem weniger zahlungsfähige<br />
Bewohner in ganz anderen Stadtteilen<br />
preiswerte Wohnungen finden können, <strong>und</strong> sie<br />
dadurch tendenziell zu einer Aufgabe wichtiger<br />
sozialer Bindungen zu zwingen. Vielmehr geht es<br />
darum, gerade in größeren Städten auch auf Stadtteilebene<br />
durch einen sinnvollen Mix von Strategieelementen<br />
wie unterschiedlicher Aufwertungsgrade, einer<br />
Sicherung von Belegungsbindungen <strong>und</strong> von kommunalen<br />
Beständen sowie einem engagierten Einsatz <strong>des</strong><br />
verfügbaren hier beschriebenen Rechtsinstrumentariums<br />
weiterhin Angebote für Angehörige möglichst<br />
unterschiedlichster Bevölkerungsschichten zu machen.<br />
Sozialraum-Monitoring: Gentrifizierungserscheinungen<br />
sind vor allem in Großstädten ein Thema der<br />
Kritik durch eine aufgeklärte Öffentlichkeit. Ihr kommt<br />
eine wichtige „Warnfunktion“ zu, auf die beispielsweise<br />
in Berlin im Zusammenhang mit dem Programm<br />
„Soziale Stadt“ durch die Einführung eines Sozialraum-<br />
Monitorings eingegangen wurde. Ergebnisse eines<br />
solchen Monitorings zeigen, dass Aufwertungserscheinungen<br />
keineswegs auf Sanierungsgebiete allein<br />
beschränkt sind, sondern stadtteilbezogen auftreten.<br />
Interessanterweise scheinen sich in Deutschland stark<br />
von Migranten geprägte Quartiere – nicht zuletzt<br />
wegen der Situation an Schulen – einer übermäßigen<br />
Aufwertung zu widersetzen. Es würde an dieser Stelle<br />
zu weit führen, auf dieses Phänomen <strong>und</strong> die Möglichkeiten<br />
<strong>des</strong> Programms „Soziale Stadt“ näher einzugehen.<br />
Auffällig ist jedenfalls auch, dass mittel- bis<br />
langfristige soziale Prägungen <strong>und</strong> Stigmatisierungen<br />
eine große Beharrungswirkung besitzen. Dies zeigen<br />
etwa die Sanierungsgebiete ohne Aufwertungstendenzen<br />
in Berlin, zu deren Entwicklung neben hohen<br />
Migrantenanteilen auch Wohnungsgr<strong>und</strong>risse <strong>und</strong><br />
Lagemerkmale beitragen.<br />
Einschätzung von Gentrifizierungskritik: Den<br />
Kritikern an den Gentrifizierungswirkungen der<br />
Sanierung muss in diesem Zusammenhang entgegnet<br />
werden: Alle Erfahrungen deuten darauf hin, dass zu<br />
einer sozial verträglichen Stadtentwicklungspolitik<br />
immer eine engagierte Bestandspolitik gehört. Vor<br />
allem eine familiengerechte Sanierung, die nach der<br />
Familiengründungsphase einen Verbleib im Quartier<br />
attraktiver macht, ist ein wichtiges Stabilisierungselement,<br />
das die in Innenstadtrandquartieren beobachtbare<br />
hohe Fluktuation – von Kritikern immer wieder als<br />
Symptom, Begleiterscheinung oder auch Mitverursacher<br />
von Gentrifizierungstendenzen genannt – ein wenig<br />
dämpfen kann. Sollte sich zudem als Alternative zur<br />
gängigen Bestandspolitik eine Vernachlässigung von<br />
sanierungsbedürftigen Quartieren einstellen, so könnte<br />
dies kontraproduktive soziale Wirkungen haben, wenn<br />
sie mittelfristig deren Abriss <strong>und</strong> damit der Umorientierung<br />
auf Neubaumaßnahmen Vorschub leisten würde.<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung