Download - Fachgebietes Ãkonomie des Planens und Bauens ...
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5 Impulse für die Stadtentwicklung<br />
die von der Stadt Kassel gemeinsam mit der kommunalen<br />
Wohnungswirtschaft initiiert wurde. Ziel der<br />
Sanierung war darüber hinaus eine Imageverbesserung<br />
der ehemals stigmatisierten Wohnsiedlung. Allerdings<br />
sind diese Gebiete besonders bei sehr homogener<br />
Altersstruktur der Bewohner genauer zu betrachten,<br />
wenn hier ein altersbedingter Austausch der Bevölkerung<br />
gravierende Veränderungen mit sich bringt.<br />
In Gebieten mit zu erwartenden oder einer bereits<br />
stattfindenden Verschlechterung der sozialen Rahmenbedingungen<br />
ist die Verbesserung der Sozialstruktur<br />
das wichtigste Ziel, Gentrifizierungstendenzen sind<br />
hier nicht vorrangig. Die Maßnahmen zur Verbesserung<br />
der Sozialstruktur erfolgen in der Regel indirekt<br />
über bauliche Maßnahmen im Wohnungsbestand<br />
(Modernisierung/Neubau), die Aufwertung <strong>des</strong><br />
Wohnumfel<strong>des</strong> <strong>und</strong> die Verbesserung der wohnungsbezogenen<br />
Infrastruktur oder im Nachgang über das<br />
Programm Soziale Stadt. Auf diese Weise wird versucht,<br />
die Gebiete für neue, „höherwertige“ Klientel attraktiv<br />
zu machen. Die vorgenannten Wege wurden beispielsweise<br />
in den Mittelstädten Hameln, Soest <strong>und</strong> Neumarkt<br />
i.d. Oberpfalz beschritten, erfolgten aber<br />
teilweise erst nach einer allmählichen Bedeutungszunahme<br />
<strong>des</strong> Themas Wohnen im Zuge der Sanierung.<br />
Dagegen ist der Fall Duisburg typisch für ein Gebiet,<br />
das so starken Entwicklungshemmnissen durch<br />
Strukturwandel, Stigmatisierung <strong>und</strong> selektive<br />
Abwanderung ausgesetzt ist, dass beim Versuch einer<br />
Stabilisierung zu anderen Instrumenten gegriffen<br />
wurde, insbesondere aus den Programmen Soziale<br />
Stadt oder Urban. Vergleichsfälle gibt es auch in<br />
anderen Städten. Sie liegen meist, aber nicht ausschließlich<br />
in großstädtischen innenstadtnahen Altbaugebieten<br />
mit Vergangenheit als Arbeiterquartier oder<br />
peripheren westdeutschen Großsiedlungen. Sie sind<br />
nicht selten nachhaltig stigmatisiert durch ihren hohen<br />
Anteil von Einwohnern mit Migrationshintergr<strong>und</strong>, so<br />
dass die Sanierung in Verbindung mit anderen Instrumenten<br />
bis heute keine durchgreifende Veränderung<br />
der Sozialindikatoren gebracht hat.<br />
Uneinheitliche Entwicklungen sind nicht zuletzt auf<br />
die heterogenen Ausgangsbedingungen im Quartier<br />
zurückzuführen. So lassen sich beispielsweise in<br />
Mannheim gleichzeitig sowohl Aufwertungstendenzen<br />
in für Subkulturen attraktiven unsanierten denkmalwerten<br />
Bereichen als auch Gebiete mit selektiver<br />
Abwanderung <strong>und</strong> schwierigen Sozialindikatoren<br />
beobachten. Diese hier vorzufindende innere Differenzierung<br />
ist nicht untypisch für größere Altbauquartiere<br />
<strong>und</strong> ließe sich in anderen Städten außerhalb der<br />
Fallstudienkulisse ebenfalls nachweisen.<br />
Langzeitwirkungen der Behutsamen Stadterneuerung<br />
<strong>und</strong> der Wohnungspolitik<br />
Sozialer Wohnungsbau, soziale Wohnraumförderung<br />
<strong>und</strong> zunehmender Rückzug der Förderung auf<br />
öffentliche Maßnahmen: Fragt man nach der Durchsetzung<br />
einer sozialverträglichen Sanierung sowie der<br />
Verstetigung der Erfahrungen <strong>und</strong> <strong>des</strong> in der Sanierung<br />
diesbezüglich Erreichten, muss auf die veränderte Rolle<br />
<strong>des</strong> Sozialen Wohnungsbaus nach der deutschen<br />
Vereinigung <strong>und</strong> den Übergang zu einer sozialen<br />
Wohnraumförderung eingegangen werden. Der<br />
traditionelle Soziale Wohnungsbau sollte in der Zeit <strong>des</strong><br />
allgemeinen Wohnungsmangels vor allem das Wohnungsangebot<br />
ausweiten <strong>und</strong> auch für eine soziale<br />
Durchmischung von Quartieren sorgen. Für die<br />
Entwicklung als gemischtes, für breite Schichten bezahlbares<br />
Wohnquartier ist die Idee der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Belegungsbindungen von Bedeutung. Sie lebt im<br />
Konzept der sozialen Wohnraumförderung weiter, das<br />
sich stärker auf den vorhandenen Wohnungsbestand<br />
bezieht <strong>und</strong> sowohl Wohnraumversorgungsproblemen<br />
entgegenwirken als auch einen Beitrag zur Stadtentwicklung<br />
in benachteiligten Quartieren leisten soll.<br />
Private Investoren oder kommunale Wohnungsunternehmen<br />
können durch eine entsprechende Förderung<br />
preiswerte Mietwohnungen für Haushalte mit Zugangsschwierigkeiten<br />
zu Wohnungen, vor allem in innerstädtischen<br />
Gebieten, zur Verfügung stellen. Die Förderung<br />
reicht von Mietwohnungen über die Modernisierung<br />
von vorhandenem Wohnraum bis hin zur Bildung von<br />
selbst genutztem Wohneigentum.<br />
Während nach Abschluss der Sanierungsmaßnahme<br />
die Belegungsbindungen nach <strong>und</strong> nach wegfallen,<br />
lässt sich in den Sanierungsgebieten gegen Ende der<br />
1990er Jahre teilweise eine Abwendung der Förderung<br />
von Sanierungen privaten Wohnraums hin zu einer fast<br />
ausschließlichen Finanzierung der Erneuerung <strong>des</strong><br />
öffentlichen Raums <strong>und</strong> der öffentlichen Infrastrukturen<br />
beobachten. Dies lässt sich nur indirekt in einen<br />
Zusammenhang mit den im Zuge der Wiedervereini-<br />
Langzeitwirkungen <strong>und</strong> Effektivierung der Städtebauförderung